Heute: Alte Zeitungen
Alle hacken ja gern auf den bösen Boulevardmedien herum. Dabei ist deren beruhigende Wirkung nicht zu unterschätzen. Eine Zeit nach jenem Elften September 2001 lustwandelte ich durchs Stadtzentrum. Da sprang mir die Schlagzeile eines Springerblattes ins Auge, derzufolge irgendeine Promi-Schnatze, deren Name hier nichts zu Sache tut, sich dazu bekannt hatte, sich die Lippen hat aufspritzen zu lassen. Als ich das sah, dachte ich nicht etwa: "Boah, was für ein belangloser Tinnef! Wer braucht das?" -- nein, ich dachte: "Ach, schau an, offenbar ist heute nichts wirklich Schlimmes auf der Welt passiert."
Nun ist das mit Zeitungen ja so, dass sie kaum noch einer liest. Das macht sich unter anderem dadurch schmerzlich bemerkbar, dass man heute keine 'Alten Zeitungen' mehr im Haus hat. So wie man auch keine Butterfahrten mehr macht. Oder nicht mehr lässig einen Eurocheque ausstellt, wenn man in der Kneipe gerade kein Bargeld zur Hand hat. Oder überhaupt einen Scheck. (Eurocheques waren aber neben einer goldenen Amex die Königklasse: Zehn Stück bekam man normalerweise. Wiesen einen als guten, vertrauenswürdigen Kunden aus.)
Alte Zeitungen, früher in so ziemlich jedem Haushalt eine Massenware, waren mal so etwas wie eine Allzweckwaffe. Sie waren schützende Unterlage bei diversen Heimwerker- und Bastelarbeiten, zerknüllt eine Trockenhilfe für vom Regen durchnässtes Lederschuhwerk, sie waren Kamin- und Grillanzünder, beim Umzug Packhilfsmittel für Zerbrechliches aller Art. Ganz Schmerzfreie sollen sich in der schmuddligen Epoche vor der Erfindung des Toilettenpapiers oder in Zeiten des Mangels auch rektal mit abgelegtem Druckwerk gesäubert haben.
Es galt, die Brüstung der Terrasse per Spachtel von den ausgetrockneten Hinterlassenschaften jener Tierart zu befreien, die meinethalben gern und möglichst bald aussterben darf: Stadttauben. Die finden das Geländer nämlich überaus geeignet als Latrine. Die umliegenden aus runden glatten Edelstahlrohren finden sie weniger angenehm. Tja, und jetzt hätte ich auf einmal eine alte Zeitung brauchen können, wäre als gutsituierter Bildungsbürger mit FAZ- oder Süddeutsche-Abo im Vorteil gewesen. Aber ich wurde doch noch fündig. Im Treppenhaus lag ein Exemplar des örtlichen Werbeblättchens herum. Also diese Umhüllung für diverse Werbeprospekte, deren alleinige Zustellung sich inzwischen immer mehr nicht nur aus Gründen der Müllvermeidung per Aufkleber höflichst verbitten.
Und wie ich das Blättchen so zur Hand nahm, war es plötzlich wieder da, das beruhigende Gefühl von damals. Meine Erleichterung darüber, dass Heidi Klum den Schleim-Preis abgesahnt hat, war gar groß. Nicht auszudenken, wenn et Heidi gar den Sahn-Preis abgeschleimt hätte oder schlimmeres.
Guten Tag,
AntwortenLöschenmit zerknüllten Zeitungen kann man die frisch geputzten Fensterscheiben wunderbar streifenfrei bekommen (funktioniert auch bei Autos ...)
Gruß
Jens
Raps! Also gibt es bald Rapsöl. Heute bei meinem Gewährsmann in Currywurstfragen: Er bunkert Sonnenblumenöl für die Fritteuse und hat allein für die Leihgebühr der Sonnenblumenölkanister bisher 320 Euro gelatzt. Kriegt er natürlich zurück, aber Wahnsinn ist es schon. Ich sach nur: Kriegspommes.
AntwortenLöschenFreedom fries! Gemacht mit Freedom oil. Vorausgesetzt, die angebauten Rapssorten eignen sich überhaupt dazu und wandern nicht in den Biodiesel...
Löschen@Jens: Kann ich nicht mitereden. Ich verwende mangels Zeitungen immer xmal gewaschene, abgelegte Geschirrtücher und nutze die Waschstraße.
Hab gestern auch 60 km abgebügelt. Strammer kalter Ostwind zwang mich, die Winterklamotten anzuziehen. Statt angesagten 18 Grad gefühlte 12 Grad. Unter 10 Grad bleibt die Kette kalt, das heißt, alternativ 2 Std. genüsslich joggen.
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