Dienstag, 11. Oktober 2022

Ronny des Monats - Oktober 2022


Wieder einmal ist es Zeit, den Ronny des Monats zu verleihen. Und fast hätte es hier ein echtes Novum gegeben. Beinahe nämlich wäre der ukrainische Oberkommandierende Walerij Saluschnyi hier geehrt worden. Der ist jetzt nämlich mit einem Hakenkreuzarmband gesichtet worden. Auf Twitter! Das ist der Beweis: Die ukrainische Armee ist eine Nazitruppe. Heureka, Putin hat recht! Es lebe der neuerliche heroische Abwehrkampf des gedemütigten Russlands gegen den Hitlerfaschismus des Westens! Hurra!

Hm, abgesehen davon, dass es berechtigte Zweifel an der Echtheit des Fotos gibt, denke ich, dass ein ranghoher ukrainischer Offizier folgendes wissen bzw. man ihm so viel Intelligenz und taktisches Geschick zutrauen sollte, dass er folgendes weiß:

  • Seit Kriegsbeginn zielt Russische Propaganda unter anderem darauf ab, die ukrainische Regierung als Naziregime zu framen, die ukrainische Armee als Nazi-Terrortruppe.
  • Auch als überzeugter Nazi/Faschist wäre es in der gegenwärtigen Situation also keine gute Idee, das allzu offen publik werden zu lassen.
  • Das könnte nämlich die Stimmung im Westen zum Kippen bringen, von dessen Waffenlieferungen und sonstigen Hilfen man existenziell abhängt.
  • Kameras sind heute überall, das kontrollierst du nicht.
  • Ergo: Besser peinlich genau darauf achten, keine Naziinsignien oder -symbole offen Gassi zu führen, auch nicht aus Versehen (und erst recht sollte man nicht so brunzdoof sein, das auch noch selbst zu posten).

Das ist alles keine Raketenwissenschaft und offenbart aufs Neue die ganze Eindimensionalität so genannter 'kritischer Geister': Sie suchen vor allem danach, dass sich irgendwo einer verplappert, nicht aufpasst, ihm der Hosenstall offensteht etc. und gehen so allzuleicht Propaganda auf den Leim. Macht aber viel weniger Arbeit und liefert viel schneller befriedigende Resultate als sich wirklich intensiv in Themen einzuarbeiten.

Noch einmal: Eine ordentliche Verschwörung wie Watergate wurde aufgedeckt, weil nachts ein wirklich geheimes Dossier in einer Tiefgarage übergeben wurde, und nicht, weil Oberschurke Kissinger nach dem fünften Bourbon einer Reporterin versehentlich was irre Verräterisches ins Mikro gelallt hat, während die Kameras liefen.

Die Top 5:

Platz 5: Bring Farbe in dein Leben!
Zum Beispiel mit ein paar Farbbeuteln auf das Gebäude der deutsch-israelischen Gesellschaft in Berlin

Platz 4: Arme Samariter
Einen 'sozialen' Beruf ergriffen zu haben, bewahrt oder schützt erst einmal vor überhaupt nichts. Etwa vor Rassismus.

Hmmmm...


Platz 3: Schweineköpfe vor Moscheen waren gestern,…
… heute dürfen es gern auch mal ein paar Steine in die Synagogenfenster während Jom Kippur sein.  So wie jetzt in Hannover. Es könnte natürlich auch eine Kastanie gewesen sein, wurde vereinzelt ventiliert. Nun ja.

Platz 2: "Aber wir dürfen auf keinen Fall den Linksextremismus vergessen!"
-- so ventilierte es CDU-Mann Peter Patt in einem Gespräch vier Jahre nach den Ausschreitungen von Chemnitz. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie passt das ins Gesamtbild.

Platz 1 und Ronny des Monats geht an: Holger Winterstein (AfD Thüringen)
Zitieren wir zwecks Laudatio die Kolleginn:en vom volksverpetzer (muss ich es nicht tun):

"Es gibt bekanntlich für alles Grenzen. Die AfD will ihr Land den Interessen des Diktators Putin unterwerfen, greift Medienvertreter:innen ebenso an wie die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Dieser Rechtsextremist aus Thüringen jedoch überschreitet nochmals tolerierbare Grenzen. Holger Winterstein fand es eine tolle Idee, einen Triumphpost in den sozialen Medien hochzustellen. Auf dem Holocaust-Mahnmal posierend schrieb er »Der Zeitgeist ist nur eine kurze Erscheinung«. [...]

Er schrieb auch: »Bald wird es Mahnmale gegen dumme und Volks- und heimatfeindliche Politik geben müssen«, was juristisch betrachtet durchaus eine Holocaust-Relativierung darstellen könnte. Darauf zu Recht heftig kritisiert, rechtfertigt Winterstein sich allen Ernstes damit, er sei nicht auf einer Sehenswürdigkeit gestanden, sondern »nur auf Bauklötzen« und das Denkmal würde ohnehin als »öffentliches Klo« benutzt."


Danach hatte ich das Bedürfnis mich zu waschen. Bah! Ein schönes Beispiel nebenbei, dass man ja gar nichts mehr sagen darf.

Und der Ehrenronny des Monats geht an: 


Die Kaufland AG
Wenn man es nicht besser wüsste, dann könnte man beim Betrachten von deren Online-Shop, pardon, nein, Entschuldigung, deren Amkabel-Laden im Weltnetz glatt auf die Idee kommen, dort könnten sich Ronny und Co. zuverlässig mit Dingen des täglichen Bedarfs eindecken. Interessant ist zudem, dass man, so ist zu vernehmen, bei Kaufland offenbar sehr schnell damit ist, antifaschistisches Material aus dem Shop zu löschen. Das sei aber ganz und gar eine Täuschung, gab deren Social Media-Team auf Nachfrage zu Protokoll, man lehne jegliche Form von Extremismus ab. Aha. Na dann ist ja alles gut. Oder?







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