Ein Problem an der grassierenden Multikrise ist, dass Regierende ihre teils ehernen Grundsätze größtenteils aufgeben müssen. Die Grünen liefern Waffen und machen Kratzfuß beim Ölscheich, die SPD verkauft Waffen an Saudi-Arabien, der FDP-Finanzminister nimmt Schulden auf, über die er sich zu anderen Zeiten das Maul zerrissen hätte. Nie war es so leicht, dagegen zu sein und Opposition zu machen wie momentan. Weil Fritze Merz aber noch nicht mal das hinbekommt, biedert er sich bei der AfD-Kientel an.
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Eigentlich ist es ja einfach: Man trenne Werk und Person, basta. Gegen Roman Polanski etwa liegt in den USA immer noch ein Haftbefehl vor. Schmälert das seine Arbeit als Regisseur, die Relevanz seiner Filme? Ähnliches gilt für Woody Allen, in dessen Fall die Vorwürfe wegen Kindesmissbrauch umstritten bis wacklig sind. Wird eine Serie wie 'House Of Cards' dadurch schlechter, weil dem Hauptdarsteller privat unangemessenes bis strafbares Sexualverhalten vorgeworfen wird? Sicher nicht.
Soll man fürderhin Ulrich Seidls Filme boykottieren, auch die schon gedrehten, weil bei den Dreharbeiten angeblich Kinderdarsteller unangemessen behandelt wurden? Der Schauspieler Volker Bruch, einem breiten Publikum bekannt geworden als Hauptdarsteller der löblichen Serie 'Babylon Berlin', treibt sich, wie bekannt wurde, gern mal in Querdenker-Kreisen herum. Was seine schauspielerische Leistung natürlich nicht geringsten schlechter macht. Wird man selber Querdenker, wenn man sich 'Babylon Berlin' anguckt? Unwahrscheinlich.
Alles fein, aber wo ist da die Grenze? Wenn es einem Regisseur, der bekanntermaßen in der rechten Szene aktiv ist, gelingt, einen genialen Film zu machen?
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Letzte Woche beruflich im Weserbergland unterwegs gewesen. Zu arbeiten hatte ich in einem kürzlich wegen Personalmangels aufgegebenen Restaurant. Lost places.
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Für Leute vom Schlage eines Elon Musk bedeutet Liberalismus keineswegs, dass möglichst alle möglichst viele Freiheiten haben. Leute wie Musk sind Fans von Ayn Rand und glauben, diejenigen, die reich sind, hätten damit unter Beweis gestellt, bessere Menschen zu sein und sich damit das Recht erworben, die Welt zu beherrschen.
Jetzt wird es richtig kompliziert für Querdenker und Putin-Fans: Der ukrainische Präsident Selenskij, der ja der böse Nazi und Russenabmurkser ist, stellt sich nunmehr gegen Elon Musk, der ja der böse Superkapitalist ist, weil der ein paar Vorschläge zur Beendigung des Ukrainekrieges gemacht hat, die mit "herzig" noch einigermaßen höflich beschrieben sind (Vielleicht ist die Welt aber auch noch nicht bereit für so viel Genie).
Dear @elonmusk, when someone tries to steal the wheels of your Tesla, it doesn't make them legal owner of the car or of the wheels. Even though they claim both voted in favor of it. Just saying. https://t.co/0eEjCydqu1
— Gitanas Nausėda (@GitanasNauseda) October 3, 2022
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Salman Rushdie selbst gab einst den besten Kommentar ab zur Fatwa wegen seines Romans 'Die satanischen Verse': Wäre es tatsächlich seine Absicht gewesen, den Islam zu beleidigen, dann hätte er das in fünf Minuten erledigen können und hätte nicht fünf Jahre aufwändig für ein Buch recherchieren müssen.
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Mit der Meinungs- und Kunstfreiheit ist das ja eh voll lustig. Zum Beispiel im Hause Springer. Wenn welche sagen: "Ähhh, wir finden es jetzt nicht sooo dolle, wenn auf Volksfesten ein Song wie 'Layla' gespielt wird...", worüber man diskutieren kann, dann so: Woke Diktatur! Spießer! Kanzelkultur! Nichts darf man sagen! Freiheit der Kunst! Wenn aber ein Rapper sich erdreistet zu rappen, das Oktoberfest sei eine "Suff-Koks-Kotz-Vergewaltungs-Arie", worüber man ebenfalls diskutieren kann, dann fällt das glühende Bekenntnis zur Kunstfreiheit schon deutlich dezenter aus. Da heiß es dann: Pfui, Rosa! Deppen-Rapper! Und überhaupt: gar nicht wahr!
Wohl! Fun fact: Die offizielle Polizeibilanz des Oktoberfests 2022 weist auf: "244 Körperverletzungen, ein versuchter Totschlag, 55 Sexualdelikte, 3 Vergewaltigungen. Es flogen Bierkrüge, 35 mal war ein Maßkrug Tatwerkzeug bei einer Körperverletzung. Ebenso gab es Hitlergrüße und Bezugnahmen zum Nationalsozialismus sowie 184 Ermittlungsverfahren wegen Betäubungsmitteln – überwiegend Cannabis und Koks." (Joswig). Prozentual ist das, bezogen auf die Gesamtbesucherzahl, natürlich nicht wirklich viel. Aber nichts ist das eben auch nicht.
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Winkwink! Kleiner Reminder an die irre pazifistische Vergangenheit der taz. Wenn mal wieder irgendwo jemand von früher zu schwärmen beginnt.
Mit dem Stern über dem "i" ist auch der damalige Slogan der taz "Täglich eine linke radikale Zeitung" längst Geschichte.
AntwortenLöschen.... früher war alles besser:
Löschenhttps://www.spiegel.de/politik/edi-das-machen-wir-a-77db28e7-0002-0001-0000-000013855392
Alter Spontispruch aus den Achtzigern ... das Wasser ist trüb, die Luft ist rein, Franz-Josef muss ertrunken sein."
Gruß
Jens