Sonntag, 10. September 2023

Vermischtes und Zeugs (LX)


Es ist schon verwunderlich, in welchem Maße die deutsche Journaille immer noch nicht begreift, dass man Rechten mit klassischen journalistischen Mitteln nicht beikommt und jeder Versuch in diese Richtung zum Scheitern verurteilt ist. Die Rechte hat nämlich im Umgang mit Medien ein perfektes, quasi unknackbares Catch-22 konstruiert, bei dem sie immer gewinnt: Bekommen sie Gegenwind, wird damit ihr Opfer- und Widerstandsnarrativ bedient. Dann beklagen sie unter allgemeinem Applaus ihrer an Fakten weitgehend uninteressierten Anhängerschaft weinerlich, von den 'Systemmedien' ganz böse diffamiert zu werden. Gelingt es ihnen hingegen, ein Interview oder eine Talkshow zu trollen, werden sie von ihrer Anhängerschaft ebenfalls gefeiert, weil sie’s den 'Systemmedien' aber mal so richtig gezeigt haben.

***
 
***

"Der Trend geht eindeutig in die Richtung: Die dümmste Botschaft gewinnt. Das war früher anders. Die begabten Demagogen Franz Josef Strauß und Peter Gauweiler wollten noch zeigen, dass sie die Gescheiteren sind, zitierten Sinnsprüche auf Latein oder referierten finanzpolitische Theorien. Vorbei: Inzwischen benötigt man im Wahlkampf Aussagen, die so platt sind, dass man das eigentlich selbst mit einem IQ knapp über dem Gefrierpunkt wahrnehmen müsste." (Franz Kotteder)

Man muss noch nicht einmal Online-Kasperklapsen wie TikTok besuchen, um einen Eindruck zu bekommen, in welchen Tiefen der Diskurs inzwischen angekommen ist. Obwohl ich die Funktionen mit den automatischen Vorschlägen und dem Autoplay deaktiviert habe, kriege ich auf YouTube immer wieder Videos, über die es etwa heißt: "XX ZERLEGT YY!!!". Dahinter verbirgt sich normalerweise nichts, bei dem auch nur der Schatten eines Argumentes durchs Bild huscht, geschweige denn Witz und Esprit. Statt dessen sind das meist endlose, öde Schimpftiraden, die von der Fanblase mit hämischen Tränenlach-Smileys und "Sauber zerlegt!!!" quittiert werden. Es gibt Zeiten, in denen es das beste war, dergleichen nicht ernst zu nehmen und das wegzuignorieren. Dummerweise leben wir aber nicht im Age of Aquarius, sondern im Zeitalter der anbrechenden Gegenaufklärung.

***

Der einfachste Job der Welt ? Nachfolger von Hansi Flick. Den mentalitätslosen Dortmunder Sauhaufen rausschmeißen, so viele Spieler mit deutschem Pass von Bayern, Bochum, Heidenheim, Freiburg, Union Berlin, Köln und Frankfurt aufstellen wie man kriegen kann und - von Otto Rehhagel lernen, heißt siegen lernen - ein Schreihals sein. Damit sollte zumindest ein Unentschieden oder ein unglückliches 0 : 1 gegen Japan locker machbar sein. Sechsstelliges Gehalt, Dienstwagen, yeah!

***

Ich mag ja originelle Verbotsschilder (mein Lieblingsverbotsschild ist übrigens das hier).


***
 
Apropos Flick: Beim DFB ist es ja üblich, dass leitende Angestellte, die diverse Nationalmannschaften in die Grütze coachen und in der Vorrunde ausscheiden, nicht etwa achtkantig gefeuert werden, sondern es ihrerseits den Arbeitgeber beizeiten wissen lassen, ob sie gnädigst weiter zu machen gedenken mit Mist bauen oder nicht. Auch beim Grimme-Institut im benachbarten Marl scheint das so üblich zu sein. Das ist der Laden, der einmal pro Jahr diese Medienpreise vergibt, die eigentlich eine gute Idee sind, weil sie Anspruch und Qualität belohnen wollen, inzwischen aber arg angestaubt sind und außerhalb der Medienbranche kaum noch wen interessieren. Frauke Gerlach, Direktorin des ehrenwerten Hauses, hat im laufenden Jahr bereits ein Defizit von 323.000 Euro angehäuft. Im nächsten Jahr sollen die Gehälter steigen, da wird dann eine halbe Million Minus erwartet. Aber sie kann sich, wie sie in einem Interview meinte, durchaus eine dritte Amtszeit von fünf Jahren vorstellen. Soso.

Man verstehe mich nicht falsch: Für einen Teil der Miesen kann Frau Gerlach nichts. Zum Beispiel dafür, dass die Betriebskosten für das baufällige, schwer zu heizende Gebäude aus den Fünfzigern im letzten Jahr durch die Decke gegangen sind. Ich wäre auch durchaus dafür, dem Institut den Etat zu erhöhen. Eine halbe Mille mehr für ein Kulturinstitut mit ein paar Planstellen -- hey, das sind Beträge, die bei der Bundeswehr kaum jemandem auffielen. Andererseits finde ich es auch nicht grotesk abwegig, von einer leitenden Angestellten mit 150.000 Euronen Jahressalär aus Steuermitteln so etwas wie eine Gegenleistung zu erwarten. Zum Beispiel, das Institut in der Öffentlichkeit wieder relevanter zu machen. Wofür sie bislang zehn Jahre Zeit hatte. Und nein, man muss nicht immer nur schnelle Erfolge wollen, schon klar.

Wir lernen: Leistungsprinzip ist nur was für die niederen Chargen. Ab einer gewissen Fallhöhe verdient man's einfach.








2 Kommentare :

  1. Mit Rechten reden? Klares NEIN. Die ÖR-TV-Ansztalten insbesondere ihre Talkshows tregane nicht unerheblich zum Aufwärtstrend der AfD bei.

    https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/studie-afd-einladen-macht-staerker/

    Fazit: Interviews und Auftritte rechtsextremer Akteure im Fernsehen führen dazu, dass ihre Ansichten und Statements eine höhere Zustimmung in der Bevölkerung erzielen. Die „Entzauberung“ rassistischer, rechtsextremer und falscher Statements, welche durch solche Auftritte angestrebt werden soll, findet also überhaupt nicht statt. Im Gegenteil.

    AntwortenLöschen
  2. "mit Rechten reden?" Nö, die sind entweder abgehängt und dazu doof, oder wollen Nazis sein (ggf. waren ihre Eltern ebenso abgehängt und doof und dadurch Nazis).

    Es gibt "Abgehängte" die keine Nazis sind. Und es gibt Doofe die keine Nazis sind. Und es gibt doofe Abgehängte, welche trotzdem nicht AfD (Nazis) wählen.
    Kommt auf die Sozialisation an — denke ich.
    Mal sehen, was die Frau Wagenknecht so hinbekommt.

    Btw: wenn jeder Journalist für den Begriff "brutaler Angriffskrieg" 5 Euro bezahlen müsste, wäre die Ukraine bis ins nächste Jahrtausend reicher als alle Golfstaten zusammen — so rein gefühlt so ...

    Gruß
    Jens

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.