Sonntag, 7. Juli 2024

Vermischtes zur Eh-Em (VI) - Viertelfinale erledigt

 
Es ist das eingetreten, was zu befürchten war: Die beiden Mannschaften sind ins Halbfinale getrudelt, die sich bloß langweilig, leidenschafts- und ideenlos weiter verwaltet haben (Frankreich) bzw. sich trotz mittelmäßigster Leistungen als "untoter Turnierzombie" (Philipp Köster) durchgewurstelt haben (England). Das ist natürlich weder verboten noch verwerflich, das hat die BRD schon öfter so gemacht und sich dafür dann zur 'Turniermannschaft' geadelt. Es ist nur schade um den Sport. Natürlich ist es, wie gesagt, Quatsch zu erwarten, dass eine Mannschaft in einem Turnier von Anfang bis Ende brillant aufspielt, aber zumindest ein, zwei Spiele sollten meiner Ansicht nach dabei sein, bei denen man denkt: Wow, da haben die Champions auf dem Platz gestanden.

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Man soll niemandem eine Niederlage wünschen, aber das Ausscheiden der türkischen Mannschaft ist ein Glück. Nicht, dass sie sportlich das Weiterkommen nicht verdient hätten, aber die Art und das Ausmaß, in dem das von interessierten Akteuren politisch aufgeladen und noch angeheizt wurde, ist eine Schande. Lächerlich, wie der gesperrte Wolfsgrüßer Demiral kindsköpfisch meinte, jetzt werde er die Geste erst recht machen (hat er noch "Ätschi!" gesagt und mit dem Fuß aufgestampft?). Es ist beschämend, dass der türkische Fußballverband es nicht hinbekam, auch nur mit einem Wort zur Mäßigung aufzurufen. Sollten sich solche Vorkommnisse während der Qualifikation zur nächsten EM wiederholen (die FIFA ist da wohl nicht mehr zu retten), wäre über einen Ausschluss des türkischen Verbandes nachzudenken.  

Ja, aberaberaber, die Deutschen sind doch auch nicht besser, die haben doch versucht, der ganzen Welt ihre linksgrünschwulversiffte Regenbogenideologie aufzuzwingen und den Fußball damit politisiert. Ähhh, wie bitte? Ein Bekenntnis zu Solidarität und Toleranz ist dasselbe wie das zu einer faschistischen Gruppierung, die sich dafür feiert, schon diverse Massaker und Pogrome an Aleviten und anderen veranstaltet zu haben? Aha, interessant. Und jetzt bitte ganz schnell aus meinem Leben verschwinden.

Und nein, Ich bin da nicht neutral. Habe auch nicht die Absicht. Ich kann Faschisten nicht leiden. Es ist mir völlig egal, aus welchem Land, aus welcher Kultur sie kommen oder meinetwegen auch, welcher 'Rasse' sie sich zugehörig sehen (Faschistenärsche sind immer auch Rassistenärsche). Ich kann ihr Gepluster nicht ab und ihre weinerliche Doppelmoral auch nicht. Dass sie immer Schuldige haben müssen für ihr Zukurzgekommensein. Es ist mir nach wie vor unverständlich, wie man auf so etwas komplett Zufälliges wie die eigene Herkunft 'stolz' sein und ernsthaft glauben kann, man sei qua Geburt was ganz was Besonderes und es stehe einem Gottweißwas zu, ja, alle Welt müsse gefälligst in den Staub sinken vor ihnen für diese grandiose Leistung.

Danke an die Auswahl der niederländischen Nachbarn, dass sie diese Geisterbahn beendet haben. Und schade für alle türkischen Fans, die nur fröhlich und friedlich feiern wollten, die sich für die Fascho-Kackbratzen und Randalierer heftigst geschämt haben (sind mir mehrfach begegnet) und um ein schönes Turnier gebracht wurden.

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So. Spanien. Mit dem Abstand von zwei Nächten muss ich sagen: Das knappe Ausscheiden der deutschen Mannschaft ging insofern in Ordnung, als dass es die Kräfteverhältnisse durchaus korrekt widerspiegelte. Es war eben keine hundertprozentige Augenhöhe, sondern die Spanier waren den berühmten Tick besser. So ein Spiel kann an bestimmten Tagen anders ausgehen, ist es hier aber nicht. Daran hätte auch ein gegebener Handelfmeter nichts geändert.

Und, war es nun ein Elfmeter oder nicht? Die einen sagen so, die anderen so und alle haben sie irgendwie recht. Was wohl auch daran liegt, dass die Handspielregel inzwischen ungefähr so kompliziert ist wie Quantenmechanik und man ganze Bücher vollschreiben kann darüber. Klar ist nur: der Schiedsrichter hat nicht gepfiffen, das lässt sich begründen und damit basta. Zumal man gegen die Dänen noch von einem mehr als strittigen Handelfmeter profitiert hat. Außerdem sollte nicht vergessen werden, dass ein zentrales Problem der DFB-Truppe immer noch ihre unterirdische Chancenauswertung ist.

Auch diese Schiedsrichterleistung war, gelinde gesagt, wenig konsistent. Ein Referee, der ein halbes Kartenspiel verbraucht, zeigt damit, dass er die Partie nicht wirklich im Griff hat und nicht gut kommuniziert. Man kann auch nicht sagen, dass Taylor einseitig für die Spanier gepfiffen hat. Erstaunlich, dass er Kroos nicht sofort mit Gelb verwarnt hat für sein überhartes Einsteigen und ihn nach seinem zweiten gelbwürdigen Foul kurz danach nicht vom Platz gestellt hat. Überhaupt fällt auf, dass die Schiedsrichter bei dieser Europameisterschaft offenbar auch härtere Gangart durchgehen lassen.

Wer übrigens einen Schuldigen für das Ausscheiden sucht, sollte sich bei Niclas Füllkrug bedanken. Hätte der nämlich nicht den Ausgleich gegen die Schweizer gemacht, hätte man erst im Finale auf die Spanier treffen können. Aber die feinen Herren mussten ja unbedingt Gruppensieger werden.

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Die gute Nachricht? Ungestörte Nachtruhe, da kein Gehupe mehr.

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Ceterum censeo: Ein Endspiel der Spanier gegen die Niederländer nächsten Sonntag wäre erfreulich.









10 Kommentare :

  1. Siewurdengelesen7. Juli 2024 um 21:29

    Möge der Bessere des Tages gewinnen, wobei da meine Sympathien bei den jetzt Verbliebenen neutral sind und anhand des subjektiv Wahrgenommenen anscheinend Spanien und die Niederlande schon die besseren Finalaspiranten sind.

    Zum ideologischen Eigentor sowohl des türkischen Spielers als auch der "Fans" zeigt sich wiedermal, dass es Grütze ist, wenn Sport oder Anderes, was dem fairen Wttkampf dienen soll, ideologisch aufgeladen ist. Die Ausrede, dass es nichts zu bedeuten hat, ist ja wohl die billigste ever, denn dann hätte er sich das gleich schenken können. Danke für nichts und da stimme ich durchaus zu, dass es trotz der Leistung der türkischen Mannschaft eine Genugtuung ist, dass diese ausgeschieden sind.

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  2. „Die gute Nachricht? Ungestörte Nachtruhe, da kein Gehupe mehr.“SQD12555-^public viewing) mehr.

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    1. Huch!™
      Korrektur:
      ---
      […]
      … und keine öffentliche Leichenschau (engl.: public viewing) mehr.
      ---

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    2. Gibts schon noch hier (nennt sich 'KIA-Arena'). Kostet aber keinen Eintritt mehr, ist nicht überfüllt und die Atmosphäre sehr entspannt. Komme ich mit klar.

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  3. Endlich mal ein Text zur EM, dem ich uneingeschränkte Sympathie entgegenbringe.

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  4. "Die gute Nachricht? Ungestörte Nachtruhe, da kein Gehupe mehr"
    Yepp!

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  5. Zwei gute Nachrichten, in der Tat: kein blödes Gehupe mehr, und der Recep und die Emine und ihre Freunde mit dem Fascho-Fuchs hatten am Ende keinen Grund zum Jubeln und sind wieder in ihre Löcher gekrochen bzw. geflogen. Mögen sie dort bleiben, inschallah! Die mental besser belichteten türkischen Fans - ich meine, die waren in der Mehrzahl - tun mir aber schon ein bisschen leid.

    Was ich übrigens bis vor kurzem nicht wusste: Die deutsche Mannschaft hat nicht bloß ein EM-Viertelfinale verloren, sondern, viel schlimmer, dem ganzen deutschen Volk ist in diesem Zusammenhang sogar ein wichtiges Reflexivpronomen abhanden gekommen, jedenfalls teilweise. Dafür hat unsere Nation aber wenigstens - Krise ist immer auch Chance - einen neuen Lehrer gewonnen, der sich super mit Seelenforschung auskennt:
    "Wir haben ein bisschen vom Uns verloren", titelte ZEIT-Online nach dem Abpfiff des spanisch-deutschen Viertelfinales. Und pries den armen Julian Nagelsmann einen "Fußballlehrer, der dem Volk aus der Seele spricht".
    Wurde auch allerhöchste Zeit, dass mal wieder jemand was für die Nation bzw. deren Seele tut, von Frank-Walter hört man ja kaum noch was. Wie dem auch sei: Jesus war vorgestern, Frank-Walter war gestern, Julian ist heute. Kniet alle nieder, bzw. folgt der Sandale, äh, dem Fußballschuh!
    Aber ich für meinen Teil suche jetzt erstmal nach meinem UNS. Vielleicht ist es ja nur ins Klo gefallen, wie einst der Rasierpinsel in Ottos legendärem "Wort zum Montag"?

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  6. Dieser Kommentar gefällt mir fast ebenso gut wie der von Stefan. Danke für die humorvolle und stimmige Einordnung.

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    1. Einordnen wollte ich eigentlich gar nix, lieber Herr Schulte, das überlass ich lieber den professionellen Einordner*innen von Tagesschau & Co. dennoch herzlichen Dank fürs Kompliment! Und einen besonderen Dank auch an den Blogbetreiber, der mein längliches Geschreibsel hier duldet.

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