Sonntag, 25. Mai 2025

Jenseits der Blogroll - 05/2025


Ladys und Gentlemen, die Links und Fundstücke des Monats. Ein großes Thema war sicher die Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem und die Diskussion um ein Verbotsverfahren. Meinen Standpunkt dazu habe ich hier bereits offengelegt und überlasse das weitere den Kollegen. Dann war da der Start des Kabinetts Merz, der bislang ziemlich genau den Erwartungen entspricht. Man versucht, Problemen des 21. Jahrhunderts mit Rezepten des ausgehenden 20. Jahrhunderts zu begegnen, als läge die Hauptstadt der BRD immer noch am Rhein und habe die Welt sich seither nicht weitergedreht. Das bringt zwar nichts und wird krachend scheitern, streichelt aber die per Polykrise wundgescheuerte Seele des verzagten Michels.

Politik. Stefan Sasse zur Frage eines AfD-Verbotsverfahrens. Zum gleichen Thema Foroud Shirvani. Ergänzend Jonas Schaible.

Neu-Wirtschaftsministerin Katharina Reiche scheint sich nahtlos in diese Regierung Merz einzufügen, findet Maurice Höfgen. Ach ja, und Innenminister Dobrindt legt gleich mal los mit den Trump-Moves.

Der Eigentümer der Berlinskaja Prawda bringt jetzt unter dem Namen der ehrwürdigen, von Carl von Ossietzky und Siegfried Jacobsohn herausgegebenen 'Weltbühne', für die einst Tucholsky schrieb, ein Propaganda- und Schwurbeltraktätchen heraus. In der Erstausgabe heißt es so programmatisch wie geschraubt, man wolle sein ein "Stachel im Fleisch eines verspießerten Zeitgeists, der in Rüstungsmilliarden rechnet und die Jahre bis zum nächsten Krieg zählt." Das kann ja heiter werden.

Ein Klassiker von Droste zum Thema Patriotismus (Dank an Jens).

Tilman Baumgartel über den Einfluss "pseudointellektueller Antidemokraten" auf die US-Regierung. Früher hieß es, Provinz sei da, wo Lehrer als Intellektuelle gelten. Heute wissen wir: Die Welt ist am Arsch, wenn Leute wie Elon Murks für große politische Vordenker gehalten werden.

Holger Marcks zum Phänomen der Wokeness.

Interview mit Klaus Theweleit über die Rückkehr der Panzermänner (€). Ich fühlte mich selten nach so kurzer Lektüre so erhellt. (Weitere längere Auszüge ohne Paywall hier.)

"Aber das, was jetzt passiert, was Trump, Putin oder auch Le Pen oder Weidel machen, das hat eine Seite, die angstfrei scheint. Eine neue Sorte auftrumpfender Überlegenheit. Das zieht Leute an. Sie lügen und betrügen völlig unverblümt, sie verdrehen alles, wie es ihnen passt, und sie sind sicher, dass ihre Anhänger genau das wollen. [...] Die [Fernsehmoderatoren] glauben noch, wir könnten mit solchen Leuten argumentieren. Jedes Mal wieder reden sie auf die ein und rechnen denen vor: Das stimmt doch nicht, was Sie sagen, Frau Weidel. Aber man kann doch nicht mit Leuten argumentieren, die erstens wissen, dass es nicht stimmt, was sie erzählen, und die zweitens triumphieren, dass sie damit durchkommen. Sie wissen, dass ihre Anhänger das, was andere »Argumente« nennen, lächerlich finden." (Theweleit, a.a.O.)

Ergänzend dazu auch Chris.

Wann ist es eigentlich en vogue geworden, ein Arschloch zu sein? Fragt Onkel Michael. Mit Recht.

Kultur/Gesellschaft/Gedöns. Chris Schinke erinnert an die Fotorevolution vor 100 Jahren, als mit der ersten Leica die erste Kleinbildkamera auf den Markt kam.

Ulli Hannemann ist umgezogen und residiert nunmehr in Schöneberg. Soso. Der feine Herr!

Es normal zu finden, Kinder permanent zu verdreschen, zu misshandeln, anzubrüllen, einzusperren, sonstwie zu 'disziplinieren' und sich der Illusion hinzugeben, dergleichen habe einem selbst schließlich auch nicht geschadet (hat es), ist glücklicherweise weitgehend passé. Einige Milleus scheinen inzwischen aber beim diametralen Gegenteil angekommen. Die Edelbrut ist grundsätzlich hochbegabt und um jede ihrer diversen Hervorbringungen wird ein Bohei veranstaltet, als sei soeben ein verschollen geglaubtes Frühwerk von Michelangelo wieder aufgetaucht. Nicht nur als Kinderloser hat man seine Zweifel, ob das so förderlich ist in Sachen Resilienz und Frustrationstoleranz.

Hurra! Der Erfinder des Döner-Logos bzw. des Dönermanns, der uns milliardenfach von diesen Papiertüten entgegenlächelt, ist endlich enttarnt.

Musik. Tommy Engel war einst Sänger und Mitbegründer der Kölner Band Bläck Fööss, die wie viele Kölner Sänger:innen und Bands sich zunächst im Karneval einen Namen machte. 1992 gründete er mit Rolf Lammers und Arno Steffen die Band L.S.E. 1992 erschien auch gleich der bekannteste Song 'Sein lassen', der damaĺs bei WDR 2 rauf- und runterlief. Eine hektische Tour de force, die noch heute zu gefallen weiß, aber für Blutdruckpatient:innen nicht zu empfehlen ist. Die quietschbunte Neunziger-Optik des Videos ist noch einmal eine Nummer für sich.


(Video im erweiterten Datenschutzmodus. Anklicken generiert keine Cookies.)


Sport. Philipp Köster mit einer Liebeserklärung an den DFB-Pokal.

Essen/trinken/gut leben. Herr Minkmar verbrachte letztens einen Abend in der traditionsreichen Pariser Brasserie 'Le Sélect' am Boulevard Montparnasse. Neugierdehalber habe ich mal auf die Speisekarte geschaut. Man bekommt hier tatsächlich ein Drei-Gänge-Menu für 27 Euro, also für Pariser Verhältnisse quasi geschenkt. Dafür wird bei den Getränken kräftig zugelangt. Nichts unter 7, 8 Euro für 0,2 Liter. Glas Wein (15 cl): nicht unter 7,50 Euro. Ein halber Liter Kronenbourg 1664, weiß Gott ein eher plörriges Allerweltsbier: macht 11 Euro 90, Monsieur. Ka-ching! Nur für den Fall, dass mal wieder gestöhnt wird, wie brutal teuer die hiesige Gastro doch sei.

Die Wassermelone ist das neue Hakenkreuz. Glauben Sie nicht? Hat Doris Akrap zunächst auch nicht.

Jörn Kabisch über Hotelgäste mit E-Bikes. Ich finde E-Bikes übrigens toll. Je teurer, desto toller. Seit die so boomen, mache ich mir nämlich weit weniger Sorgen, dass mein Nicht-E-Bike geklaut werden könnte.

Das Rezept
. Mit dem Zubereiten von Auberginen habe ich mich lange schwer getan. Irgendwie wollte das nicht recht klappen. Briet ich sie in Olivenöl, saugten die Scheiben oder Stücke sich voll wie Badeschwämme. Kochte ich sie einfach mit, wurden sie matschig, blass und schmeckten so naja. Die Rettung kam in Gestalt einer Kolumne von Yotam Ottolenghi über das delikate und nahrhafte Nachtschattengewächs. Ottolenghi empfiehlt, die Auberginenstücke oder -scheiben mit Olivenöl zu bepinseln und im Ofen zu rösten. Das war der Stein der Weisen, die Route auf den Auberginen-Olymp.

Ich packe die zerkleinerte(n) Aubergine(n) in einen Gefrierbeutel, gebe Olivenöl und etwas Salz dazu und massiere das gut durch. Dann auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen, nach Geschmack ein paar Knoblauchzehen mit Schale und/oder ein paar Zweige Thymian dazulegen und für eine gute halbe Stunde bei 230°C in den Ofen. Einmal wenden. Das Ergebnis ist weniger fett und absolut köstlich. Die so vorbereiteten Auberginenstücke zum Beispiel in eine Ratatouille zu mischen, hebt diese auf ein neues Level. Sofern man nicht schon vorher alle wegschnabuliert hat.

Es ist übrigens nicht mehr nötig, Auberginen vorher zu salzen und abzuspülen, um die Bitterstoffe herauszuziehen, da man modernen Züchtungen, wie schon beim Spargel und bei Gurken, das Bittere größtenteils weggezüchtet hat. Und das Nervengift Solanin muss man auch nicht fürchten, so lange man keine unreifen Früchte verwendet. Jeder Tomatensalat ist gefährlicher.

Eine große Rolle spielen Auberginen in der sizilianischen Küche. Hier ein wundervolles Beispiel dafür. Pasta, Tomaten, Auberginen, Basilikum, dazu Käse, Käse und nochmals Käse. Kann eigentlich nichts schiefgehen. Außer, dass man zu wenig davon macht.








3 Kommentare :

  1. "Berlinskaja Prawda bringt jetzt" - so ist das hier?
    Na gut, viel Feind, viel Ehr.

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    1. Ich kann nicht beurteilen, wie es hier ist, aber als seit 1978 in Berlin lebender Mensch habe ich die Berliner Zeitung seit der Übernahme durch Herrn Friedrich als eher unangenehme Zeitung eingestuft. Ergibt bevorzugt soden sogenannten Querdenkern, der Linken, dem BSW und diesem ganzen verschwiemelten Verschwörertum eine Plattform, was ja wirtschaftlich wohl erfolgreich ist. Intellektuell empfinde ich das als abstoßend.

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    2. Dieses Land ist voll mit Zeitungen, die ich als unangenehm und intellektuell abstoßend einstufen würde. Die Berliner Zeitung gehört für mich eher nicht dazu. Sie "Berlinskaja Prawda" und die jüngste Neuauflage der Weltbühne ein "Propaganda- und Schwurbeltraktätchen" (ob da was dran ist, kann ich nicht beurteilen, ich hab nicht drin gelesen) zu nennen ist nun mal das gute Recht des Blogbetreibenden, es ist ja sein Blog, er kann hier so polemisch werden wie es ihm passt.
      Ein wenig kann ich übrigens beurteilen, wie es hier sonst so ist: man kann hier oft gute Texte lesen, und abweichende Meinungen in den Kommentaren werden zugelassen, allerdings gelegentlich kräftig abgebügelt. Diskussion ist immerhin möglich.
      Deshalb, und um auch ein wenig polemisch zu werden: Dass ausgerechnet von Seiten der RUHRBARONE der Berliner Zeitung vorgeworfen wird, sie diene "der Denunziation politischer Gegner", ist ja nun wirklich ein ganz mieser Glashaus-Steine-Witz. Und "Querdenker", Linke und BSW in toto als "verschwiemeltes Verschwörertum" zu denunzieren halte ich nicht gerade für eine intellektuelle Glanzleistung. Auch wenn es mich angesichts mancher Galionsfiguren (und Anhänger) dieser Vereine durchaus gewaltig gruselt. Das tuts aber auch, wenn ich Merz, Klingbeil & Co sehen muss.

      PS.
      Mein Medien-Favorit für das Prädikat "Unangenehm und intellektuell abstoßend" ist in diesem Monat übrigens "DIMENSIONS - Das Magazin von Rheinmetall".

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