McDonald’s ist mir seit langem weitestgehend egal. Das Angebot reizt mich schlicht nicht. Eine Zeitlang meinten einst die Zechbrüder nach getanem Gelage immer, auf dem Rückweg von der Kneipe unbedingt noch einen 'Royal TS' zu sich nehmen zu müssen. Beim ersten Mal orderte ich auch einen und konnte die Begeisterung für das Teil nicht nachvollziehen. Fortan nahm ich immer einen Kaffee. Mein letzter Besuch, bei dem ich was gegessen habe, liegt nun schon über 10 Jahre zurück und mein Fazit war, dass es ungefähr so geschmeckt hat wie es in der Bude gerochen hat. Alles irgendwie salzigfettigsüßlich halt. Wer’s mag.
Als hier in der bescheidenen Heimatstadt vor über 40 Jahren eine Filiale eröffnete, war das Getöse groß. Es gab Demos, Bürgerinitiativen, Unterschriftensammlungen. Von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen war die Rede, von vollgemüllter Fußgängerzone sowie davon, dass der Ami nunmehr unsere Kinder vergifte mit seinem fiesen Fastfood. Die Zähne würden den armen Kleinen bald schon ausfallen, wenn sie nur mehr lappige welsche Weichsemmeln mümmelten anstatt kerniges deutsches Graubrot. Und mit dem Kinderkriegen sei es auch bald Essig. Wegen des mit Hormonen vollgepumpten Chemiefleisches in den Burgern.
Mir und nicht wenigen pubertierenden Altersgenossen war das wumpe und wir pilgerten förmlich dorthin. Weil: McDonald’s war halt cool. Was aber nicht lange anhielt. Für den Burgerkonzern waren die frühen Achtziger in Westdeutschland eh keine einfache Zeit, denn da befand auch die Friedensbewegung sich auf ihrem Höhepunkt. Und bei der schwang meist eine ordentliche Portion Antiamerikanismus mit.
Ab den späten Neunzigern geriet Mäckes dann in den Fokus der Globalisierungsgegner. Das gipfelte in dem Film 'Super Size Me' (2004), in dem der Filmemacher Morgan Spurlock (1970-2024) sich einen Monat lang nur von McDonald’s-Maximenüs ('Super Size') ernährte, dabei etliche Kilo zulegte und schwere Nebenwirkungen erlitt. Unter anderem der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer hatte erhebliche Zweifel und mutmaßte wohl nicht zu unrecht, dass Spurlock medikamentös nachgeholfen haben müsse, wodurch sich nicht nur seine erhebliche Gewichtszunahme, sondern auch die anderen Symptome erklären ließen. Aber Fakten waren bekanntlich noch nie wichtig, wenn es gilt, für die edle Sache zu streiten.
Jetzt soll in der Nachbarstadt, noch bescheidener als die bescheidene Heimatstadt, eine McDonald's-Filiale eröffnen. Und tatsächlich stößt das im Jahr 2025 noch auf Widerstand. Als hätte Sauron persönlich angekündigt, eine Außenstelle von Mordor auf den Kirchplatz zu setzen. Dagegen wehrt sich eine unfreiwillige Allianz aus CDU, Grünen und Linken. Die CDU hätte den Laden gern etliche Kilometer außerhalb und andere Unternehmen angesiedelt, für die Grünen ist der Klopsbrater der böse Klimakiller, die Linken sehen die Leibeigenschaft kurz vor der Wiedereinführung und wettern gegen Billiglöhne, Ausbeutung und Uniformität. Anwohner befürchten Lärm und Müll. (Fun fact: der Laden soll in einem Gewerbegebiet errichtet werden.)
"Dass die Filiale am geplanten Standort mit Solaranlage, E-Ladesäulen und einem Fahrrad-Drive-in ausgestattet werden soll, wird gern verschwiegen. Und dass McDonald's inzwischen auf fleischlose Alternativen, Recycling-Initiativen und regionale Lieferketten setzt, passt offenbar nicht ins ideologische Raster. Wer McDonald’s heute noch behandelt, als sei das Jahr 1992, leidet unter akuter Betriebsblindheit." (Robin Patzwaldt)
Wie gesagt, ich bin alles andere als ein Fan des Großburgerbräters, aber wer sich heutzutage immer noch mit teils zugestaubten, teils schlicht falschen Argumenten dagegen stemmt, dass der Laden halt Teil der Alltagskultur geworden ist, was man gut oder schlecht finden kann, oder ihn für eine alleinige Wurzel allen Übels zu halten, muss sich fragen lassen, ob da nicht Ursache und Symptom durcheinander geraten. Die Firma mag kein Arbeiterparadies sein, hält sich aber an arbeitsrechtliche Vorgaben und zahlt Tariflöhne über dem Mindestlohn. In anderen Teilen der Gastronomie dürfte es weit ausbeuterischer zugehen. Die Zutaten werden möglichst von regionalen Herstellern geliefert und die Kontrollen sind streng. Die Wahrscheinlichkeit, sich was wegzuholen, dürfte nicht höher sein als bei einem kleinen inhabergeführten Imbissbetrieb.
Apropos: Sicher ist es auf Dauer der Gesundheit nicht zuträglich, täglich bei McDonald's zu essen. Das gleiche gilt aber für jede andere Imbissbude oder wenn man sich ausschließlich Fertiggerichte, Knabberzeugs, Süßkram und Zuckerlimos von einem beliebigen deutschen Supermarkt oder Discount reinschraubt. Der Unterschied: Das bedient weniger das antiamerikanisches Ressentiment des Bessermenschen, sondern jenes gegen das Prekariat, das sich, im Gegensatz zu einem selbst, nicht im Griff hat.
Mein absolutes Lieblingsargument ist ja seit langem, dass Mäckes angeblich die Esskultur mit einem standardisierten Massengeschmack zerstöre. Gewiss, der Laden bietet standardisierte, teils an lokale Essgewohnheiten angepasste Produkte feil. Die kann man mögen oder nicht. Aber was war denn das für eine Esskultur, die da so bedroht war? Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann sah die die einheimische einst, als gegen die Eröffnung einer Filiale hier im Sprengel demonstriert wurde, ungefähr so aus:
Deutsche Gasthäuser tischten neben Hausmannskost, die es im Prinzip auch daheim gab, Schnitzelvariationen (mit diversen Eimersaucen) mit Pommes, Ratsherrentopf, Kinderteller etc. auf. 'Gourmetküche' war, wenn ein Fleischbrocken mit eingemachter Ananas oder Dosenpfirsichen versehen, Sahne daran gekippt, mit Käse überbacken und/oder von weißbejackten Kellnern bei Tisch flambiert wurde. So was wurde bei uns damals in einem Etablissement namens 'Barbara-Keller' praktiziert und galt als Gipfel der Kulinarik. Aber auch dort kam das Gemüse aus der Dose. Uninspiriertes Gebrutzel, das eine Menge mit Schaumachen, dafür umso weniger mit gutem Essen zu tun hatte. Ferner: Halbe Hähnchen ('Gummiadler') aus dem Wienerwald, Currywurst, Pommes etc. aus Frittenbuden.
Von was für einer Esskultur sollte da die Rede gewesen sein, muss man rückblickend fragen. Oder anders: Konnte es einen wirklich wundern, wenn junge Menschen von so was angeödet waren und in jedem Bigmac eine Offenbarung sahen? Zumal sich das Essensangebot seitdem interessanterweise keineswegs verengt hat, sondern im Gegenteil deutlich breiter geworden ist. Trotz Em-Zeh-Donalds.
Übrigens sind es auch heute wieder die Jugendlichen, die die Sache ins Rollen bringen. In Waltrop sprach sich das Kinder- und Jugendparlament für den Bau der Filiale aus und hat auch eine Petition gestartet. Man kann den Kids nur viel Erfolg wünschen.
Apropos: Sicher ist es auf Dauer der Gesundheit nicht zuträglich, täglich bei McDonald's zu essen. Das gleiche gilt aber für jede andere Imbissbude oder wenn man sich ausschließlich Fertiggerichte, Knabberzeugs, Süßkram und Zuckerlimos von einem beliebigen deutschen Supermarkt oder Discount reinschraubt. Der Unterschied: Das bedient weniger das antiamerikanisches Ressentiment des Bessermenschen, sondern jenes gegen das Prekariat, das sich, im Gegensatz zu einem selbst, nicht im Griff hat.
Mein absolutes Lieblingsargument ist ja seit langem, dass Mäckes angeblich die Esskultur mit einem standardisierten Massengeschmack zerstöre. Gewiss, der Laden bietet standardisierte, teils an lokale Essgewohnheiten angepasste Produkte feil. Die kann man mögen oder nicht. Aber was war denn das für eine Esskultur, die da so bedroht war? Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann sah die die einheimische einst, als gegen die Eröffnung einer Filiale hier im Sprengel demonstriert wurde, ungefähr so aus:
Deutsche Gasthäuser tischten neben Hausmannskost, die es im Prinzip auch daheim gab, Schnitzelvariationen (mit diversen Eimersaucen) mit Pommes, Ratsherrentopf, Kinderteller etc. auf. 'Gourmetküche' war, wenn ein Fleischbrocken mit eingemachter Ananas oder Dosenpfirsichen versehen, Sahne daran gekippt, mit Käse überbacken und/oder von weißbejackten Kellnern bei Tisch flambiert wurde. So was wurde bei uns damals in einem Etablissement namens 'Barbara-Keller' praktiziert und galt als Gipfel der Kulinarik. Aber auch dort kam das Gemüse aus der Dose. Uninspiriertes Gebrutzel, das eine Menge mit Schaumachen, dafür umso weniger mit gutem Essen zu tun hatte. Ferner: Halbe Hähnchen ('Gummiadler') aus dem Wienerwald, Currywurst, Pommes etc. aus Frittenbuden.
Von was für einer Esskultur sollte da die Rede gewesen sein, muss man rückblickend fragen. Oder anders: Konnte es einen wirklich wundern, wenn junge Menschen von so was angeödet waren und in jedem Bigmac eine Offenbarung sahen? Zumal sich das Essensangebot seitdem interessanterweise keineswegs verengt hat, sondern im Gegenteil deutlich breiter geworden ist. Trotz Em-Zeh-Donalds.
Übrigens sind es auch heute wieder die Jugendlichen, die die Sache ins Rollen bringen. In Waltrop sprach sich das Kinder- und Jugendparlament für den Bau der Filiale aus und hat auch eine Petition gestartet. Man kann den Kids nur viel Erfolg wünschen.
… als die gegen Ende der achtziger Jahre die fertigen Salate rausbrachten — das war damals schon klasse für uns Nachtschichttaxifahrer. Gesund und lecker.
AntwortenLöschenGruß Jens
Das erste Gasthaus zum goldenen M habe ich in den späten 70ern betreten. Ich glaube, der weltweite Erfolg der Burger-Kette liegt in der Einfachheit, der Lässigkeit, der Atmosphäre, die sie bis heute von den üblichen Restaurants unterscheidet. Du isst mit bloßen Händen, du kannst in Bermuda-Shorts kommen, es gibt keine Kellner und es gab in den ersten Jahren nur das herrlich ungesunde Zeug, vor dem uns Mutti immer gewarnt hat: fettige Burger, Fritten und Cola – und sogar Bier (damals 1,40 DM für 0,4 l). McD in Mainz war eine Pilgerstätte wie ein schwer angesagter Plattenladen. Heute gibt es überall Burgerläden, die qualitativ einfach sehr viel besser sind. Dagegen kommt der gute alte „Viertel-Pfünder“ (damals für 3,20 DM, die Umbenennung in Royal werde ich dem Unternehmen nie verzeihen #VincentVega) nicht an.
AntwortenLöschenDas Informelle war sicher ein wichtiger Grund für den Erfolg. Man macht sich heute kein Bild mehr, wie steif und förmlich es in den Siebzigern teils noch zuging. Und ich glaube, das Bier war sogar vom Fass.
LöschenNieder mit dem widerwärtigen Kapitalistenfraß! Grilletta und Ketwurst, sie leben hoch!
AntwortenLöschenIch gehe nicht mehr zu McDonalds - aber nicht, weil ich sie völlig ablehne. Ein paar Mal im Jahr schadet das Zeug nicht. Ich bin aber vor Jahren mal in Konstanz an eine derart patzige und unfreundliche Bedienung geraten, daß ich die Bestellung stornierte und um die Ecke in die Nordsee-Niederlassung ging. Und seither... Ersatzweise gehe ich zu Kochlöffel - der ist genauso gut - oder auch schlecht - wie das große M.
AntwortenLöschenJetzt, da ich das lese und darüber nachdenke, gab es wohl drei Mc Donalds-Phasen in meinem Leben: 1) Als Jugendlicher ging man mit dem angehimmelten Mädchen nach dem Kinobesuch zu McD und nirgendwo anders hin. 2) Als Vater war McD immer mal wieder ein Ziel, weil Kinder nun mal da hin wollten - nicht oft, weil ungesund und so, aber ab und zu. 3) Heutzutage als Mensch mit einigermaßen stabilen Geschmacksnerven und Freude an echtem Essen macht man einen sehr weiten Bogen um dieses Etablissement; Ausnahme: Neulich bei der Rennrad-Ausfahrt ein kühles Getränk ziehen, weil weit und breit nichts anderes zur Verfügung stand und die Flasche leer war. Ansonsten gilt wie immer: Jeder wie er möchte …
AntwortenLöschenRichtig, die Angebetete zu McD ausführen! Tat ich auch mal. Wurde aber nix draus.
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