"Da mich aufgrund meiner prominenten Nebentätigkeit als Nacktmodell für Granu Fink die Mehrheit der Leser auch unbekleidet kennt, wissen sie, dass ich nach wie vor einen überaus definierten Körper habe. Nur die Definition hat sich mit der Zeit gewandelt. [...] Es gelingt mir leider nicht immer, das aktualisierte eigene Bild vor Augen zu haben, diesen wurmstichigen Sarg aus Fleisch, der einst ein knackiges Bübchen war. Oft denkt man innen jung, und ist dabei doch außen alt." (Ulli Hannemann)
Es begab sich letztens, dass der untere Rücken trotz leidlich regelmäßigen Gesportels und einigermaßen gerader Körperhaltung arg zu zwicken begann. Also deutlich ärger als sonst gelegentlich schon mal. Autofahren? Aua! Schuhe anziehen? Eines der letzten großen Abenteuer der Menschheit! Das Alter. Das Sitzen. Der Verschleiß. Wärme? Half nicht. Diclo-Gel? Half nicht. Ibuprofen? Nope. Also den nächstbesten wirbelsäulenkundigen Orthopäden aufgesucht. Zu meiner Überraschung bekam ich auch fix einen Termin. Der Heilkundler zuppelte ein wenig an mir rum, vermutete was von einem "blockierten Kreuzgelenk" und brummelte was von "weitere Diagnostik", bevor er die Bühne schnell wieder verließ.
Aha. Ich bekam zwei Überweisungen, einmal in eine Kernspin-Röhre, einmal zur Neurologie. Wenn's knarzt im Gebälk, muss halt Kollege Facharzt ran, hilft nix. Ein Rezept für ein Schmerzmittel bekam ich auch. Ibuprofen, das alte Vielzweckschlachtross, sei für jemanden wie mich, der seinen Blutdruck medikamentös einstellt, gar nicht gut, erfuhr ich. Also bekam ich etwas anderes verordnet. Das trieb mir den Blutdruck aber erst recht in lichte Höhen, weswegen ich das Zeugs nach ein paar Tagen absetzte. Zum Glück ließen die Schmerzen bald nach.
Für die MRT wurde ein Termin für mich vereinbart (wofür, wie ich später erfuhr, beide Beteiligten mit der Kasse abrechnen können), einen beim Neurologen sollte ich mir selbst besorgen. Die freundliche Fachangestellte gab mir noch den heißen Rat, es am besten über den Facharztservice meiner Krankenkasse zu versuchen. Nun gut. Da ich bislang, anders als zahlreiche gesetzlich versicherte Leidensgenossen, nie ein großes Problem hatte, einen Facharzttermin zu bekommen, konnte es so schlimm ja wohl nicht werden. Dachte ich. Narr, der ich war!
Nachdem ich fünf Praxen in der Stadt und den Nachbarstädten abtelefoniert und fünf Mal jeweils eine halbe Stunde in der Warteschleife verbracht hatte, bevor ich entnervt auflegte, hatte ich beim sechsten Mal Erfolg. In gewisser Weise. Die nächsten Termine seien erst im September zu bekommen, wurde mir fernmündlich mitgeteilt. Das Facharztproblem schien nun auch bei mir angekommen zu sein. Und ich gehöre vermutlich noch zu den Privilegierten, da ich im Ballungsraum wohne und nicht irgendwo auf dem Land, wo schon der nächste Supermarkt eine halbe Stunde Autofahrt entfernt liegt.
Natürlich hätte ich versuchen können, einen Termin über eine dieser Arzt-Apps zu bekommen. Aber dummerweise arbeitet so ziemlich jede Praxis mit einer anderen. App zum Doc. Doctolib. Doktor.de. Die ich jeweils hätte installieren müssen, ein Konto hätte anlegen müssen etzetera. Keinen Bock, also doch die Krankenkasse angerufen. Zu meiner Überraschung bekam ich schnell einen lebenden Menschen ans Rohr und schilderte mein Begehr. Die freundliche Dame frug dies und jenes, also was genau auf der Überweisung stünde, wie es denn zeitlich aussähe bei mir, wie mobil ich sei etzetera. Man versprach, sich zu kümmern. Gestern lag ein Brief der Gesetzlichen im Kasten, dem im entnahm, man habe einen Termin für mich. Im September. Bei der Praxis, die ich eh schon kontaktiert hatte. Na super.
Eine Frage aber treibt mich wirklich um: Woher haben die bei der von mir erfolgreich kontaktierten neurologischen Praxis eigentlich gewusst, dass ich Kassenpatient bin? Die hatten überhaupt nicht gefragt. Meist hört man ja von Telefonaten, in denen es heißt: "Ach, Sie sind privat versichert? Moooment... Ich sehe gerade, übermorgen ist zuuufällig gerade was freigeworden..." Und jetzt frage ich mich, woher die wussten, dass ich bloß eine schnöde GKV-Karte im Portemonnnaie spazieren trage. Hatten die mich schon per Drohne getrackt? Gibt es irgendwas an meiner Stimme, das mich verraten hat? Habe ich gar mit einer KI gesprochen?
Was zur Hölle geht hier vor?
Ach so, wie war es in der Röhre? Sagen wir, es war eine interessante Erfahrung. "Interessant" im Sinne von: Hab ich jetzt mal gemacht, brauch' ich nicht unbedingt wieder. Zu Klaustrophobie neige ich nicht, außerdem ist das wohl nicht mehr so dramatisch, weil die Dinger mittlerweile hinten offen sind und man herausschauen kann. Ansonsten war das größte Problem, zirka 15 Minuten absolut still liegen zu müssen. Den Furz, der schätzungsweise nach 5 Minuten mit Macht Bahn sich brechen wollte, habe ich noch wegmeditiert bekommen. Aber als ein paar Minuten vor Schluss die Nase anfing zu jucken, wurde es fies. So war es der schönste Moment, als die Prozedur vorbei war und ich mich endlich kratzen konnte.
Das tut schon beim Lesen weh. Alles Gute mit dem "Gebälk".
AntwortenLöschenMein Mitgefühl! Es ist, was Fachärzte angeht, wohl flächendeckend so. Seit vielen Monaten versuche ich einen Hautarzttermin für einen Krebscheck zu bekommen - über DoctoLib, dann per Überweisung "mit Code", was auf eine Seite der GKV führt, wo es auch mit Code im Umkreis von 100 km KEINE TERMINE gibt. Nun habe ich - nolens volens als "Selbstzahler" - einen Termin im Juli (über DoctoLib). Mit der Anmerkung, dass die von der Kasse bezahlte Variante (nur mit "geschultem Auge") sowieso nicht mehr zeitgemäß sei.
AntwortenLöschenHautärzte haben ihre Tätigkeit weitgehend hin zu den Schönheitsbehandlungen verschoben, die sind ja auch sooo viel einträglicher!
Niemand sollte sich wundern, dass die Notaufnahmen stets überlastet sind: Was sollen die Leute auch machen, die aus guten Gründen meinen, es müsse JETZT etwas passieren - und nicht erst in ein paar Monaten?
Da scheine ich ja echt Glück mit meinem Dermatologen zu haben. Arbeitet computergestützt mit Scanner, Termin binnen weniger Wochen kein Problem.
LöschenAua, Kreuzbein ist noch deutlich fieser als Lendenwirbel, sagt die leidliche Erfahrung - gute Erholung und freundliche Physio sind gewünscht! Das Gesundheitssystem scheint nur noch so zu tun als funktioniere es - die Vereinbarung von Arztterminen für sich selbst und die Anvertrauten ist bisweilen ein Vollzeitjob, leider unbezahlt.
AntwortenLöschenVielen dank für Mitgefühl und Genesungwünsche. Die Schmerzen sind so weit weg, dass eigentlich alles wieder normal läuft und ich nur noch Probleme habe, den linken Schuh wie gewohnt anzuziehen. (Schon gut, regelmäßiger Schwimmer zu sein, das hat enorm geholfen.) Mal schauen, vielleicht spreche ich einfach mal auf gut Glück mit dem MRT-Befund beim Orthopäden vor.
LöschenZum 50-jährigen Jubiläum als Langstreckenläufer bekam ich im vergangenen Jahr einen MRT-gesichertem Bandscheibenvorfall. 6 Wochen lang fadenförmige Schmerzen bis in den kleinen Zeh. Stehen, Liegen, Sitzen nur schwer möglich. IBU 800 half nicht. Erst Tilidin erlaubte mir scherzfreie Episoden, Dann nach 6 Wochen war der Spuk spontan vorüber. Ursache: Langstreckenläufer und Ausdauerradler vernachlässigen ihre Rumpfmuskulatur. Da genügt es dann, nur mal einen Kasten Mineralwasser vom Auto in die Wohnung zu schleppen.
LöschenHeute gehören Liegestütz, Situps und Planks zu meinem Bewegungsprogramm.
Der Spaß fängt erst richtig an, wenn die Qualität der medizinischen Betreuung mit ins Spiel kommt. Ich fahre derzeit zur Nachsorge anderthalb Stunden mit der Bahn nach Neuruppin (ist nur alle Vierteljahre). Das Chaos in der total überlasteten Berliner Klinik, wo ich bisher war, ist der Gesundheit abträglich.
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