Taucht irgendwo der Begriff 'Niedergang' auf, dann ist das ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass man es mit halbgarem Quark und/oder Propaganda zu tun hat. Nehmen wir die aktuelle Rififi-Nummer im Louvre, wo, ähnlich wie vor ein paar Jahren im Grünen Gewölbe in Dresden, ein paar äußerst wertvolle und unersetzbare Preziosen entwendet wurden. Das bedeutet gewiss so einiges. Sicher weiß man aber eigentlich nur, dass da offenbar welche, die für die sichere Unterbringung der Klunker verantwortlich sind, ihren Job wohl eher so mittel gemacht haben. Alles weitere ist zunächst Spekulation.
Weil aber die Nachfrage nach 'Einordnung' offenbar unendlich ist, wird nun tiefgründig räsonniert, was das wohl nun wieder zu bedeuten hat. So heißt es erwartbar, dass es sich dabei um ein sicheres Zeichen, gleichsam eine Metapher für den No-Na-Niedergang der stolzen République française, wenn nicht gar Europas handeln müsse. Jenes Frankreichs übrigens, das noch vor kurzem gefeiert wurde für den erfolgreich gewuppten Wiederaufbau eines zentralen Kultbaus und die Organisation der Olympischen Spiele. So was geht mitunter schnell. Eben noch Organisationsweltmeister, sind die Nachbarn im Westen plötzlich die Schuldenkönige Europas und Meister des politischen Chaos. Und jetzt lassen sie sich auch noch die Kronjuwelen mopsen. Wie es denn gerade so passt. Und alle so: Tss, tss, da sieht man's wieder.
Die Links und Fundstücke der letzten Wochen:
Politik. Slavoj Žižek über Trumps Umbau der USA.
"[...] Trump hat die Demokratie auf stalinistische Art umdefiniert. Wahre Freiheit bedeutet bei ihm Diktatur, totale Kontrolle. Und er hat das vollbracht, was die Linke seit zwanzig Jahren wollte: Faktisch hat er den globalen Kapitalismus in seiner aktuellen Form zerstört und Importe eingeschränkt. Das Wirtschaftssystem, das die USA seit der Nixon-Ära 1973 etabliert hatten, ist beendet. Aber die neu entstehende Ökonomie, in der Tech-Bosse über unsere Infrastruktur und unser Wissen herrschen, sieht noch schlimmer aus als der alte Neoliberalismus." (Žižek, a.a.O.)
Was Satire noch taugt in Zeiten wie diesen, fragt Georg Seeßlen.
Interview mit Reem Hazan, Palästinenserin mit israelischer Staatsbürgerschaft, zu Trumps Friedensplan.
Herfried Münkler analysiert die sich momentan dramatisch ändernden Machtverhältnisse im Nahen Osten.
Frank Stauss über das Versagen der Wirtschaft. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, gell? Wenn’s nicht läuft, ist es grundsätzlich immer 'Staatsversagen'. Oder es sind die gierigen Gewerkschaften. Die Wirtschaft ist nie schuld. Doch.
"Die größten Probleme unserer Wirtschaft wurden von unserer Wirtschaft verursacht. Durch Fehlplanung, Missmanagement, Realitätsverweigerung, Innovationslähmung, Kundenbetrug und einseitige Marktabhängigkeiten. Namentlich in der Automobilindustrie und ihren Zulieferbetrieben. Keines der Probleme dieses bedeutenden Industriezweigs werden [sic] durch Sozialreformen und Bürokratieabbau gelöst. Es sind Probleme, die durch schlechtes Wirtschaften entstanden sind und auch nur dort gelöst werden können." (Stauss, a.a.O.)
Chris meint: Quid pro quo!
Horst Schulte zur Causa Julia Ruhs.
Thiemo Heeg zur Bahnkrise. Wer via Kollege Kümmerle geht, liest ohne Paywall.
Kultur/Gesellschaft/Gedöns. Arno Frank über Patriarchat-Mann, den Superhelden in Adiletten. Hihi.
Wo wir gerade dabei sind: Bei Apokolokynthose wird eine Kolumne von Tara Louise Wittwer zum Thema Frauen und Lesen seziert. Nun ist es ja erfreulich und gut, dass Lesen, Bücher lesen zumal, momentan wieder in ist. Das Problem ist Wittwers einseitiges Abfeiern einer ganz bestimmten Art des Lesens, des immersiven Binge Reading nämlich, bei dem es allein um Eskapismus geht, darum, sich in andere (Fantasie-)Welten zu träumen und 'mitzufiebern' etc. Das geht zwar selbstverständlich in Ordnung, ignoriert aber ziemlich viel von dem, was Literatur jenseits von 'Spannung' und 'Eintauchen' in Traum- bzw. Gegenwelten irgendwie relevant macht. Böse Zungen, patriarchale vermutlich, würden das 'oberflächlich' nennen.
Der Postillon listet die gängigsten Selbstbezeichnungen auf Social Media auf. Kicher.
Hannemann zu Ritualen im Alter. Fun fact: Unsereins wird genauso werden. No chance. Kein Entkommen. Machen Sie sich keine Illusionen.
Musik. Man übertreibt sicher nicht, wenn man die kanadische Band Rush zu den einflussreichsten überhaupt zählt. Die Liste von Musikern, die Rush als Vorbild bzw. Inspiration nennen, ist schier endlos. Als Drummer Neil Peart 2015 starb, schien das Ende gekommen. 2026 aber nimmt Anika Nilles Platz am Schlagzeug. Allen dürfte sonnenklar sein, dass ein Genie wie Peart nicht zu ersetzen ist, daher dürfte es spannend werden, was Anika und die beiden Veteranen so zustande bringen. Kleine Ironie am Rande: Peart hatte wegen seiner akademischen Herangehensweise den Spitznamen 'Professor', Nilles ist ist tatsächlich so was wie Professorin für Schlagzeug. Als Erinnerung daran, wie groß das Trio mal war und hoffentlich bald wieder ist, eignet sich vielleicht 'Limelight' am besten.
"Der Song ist eine Stadionhymne und das Mitsing-Highlight bei jedem Rush-Konzert. Schaut man aber genauer hin, entpuppt sich das Stück als ein haarsträubend kompliziertes Labyrinth unterschiedlicher Metren und Rhythmen. Es geht los mit einem Riff im 7/8-Takt. Der erste Vers suggeriert einen 3/4-Takt, der zweite und dritte einen Wechsel von 4/4 und 2/4. Der vierte Vers markiert die Rückkehr zum 3/4, dann folgt ein 4/4, und das 7/8-Riff kehrt zurück. Der Refrain ist im 3/4-Takt, dann folgt eine Art Bridge im 4/4 und das 7/8-Riff ist wieder da. Und nun geht das Ganze wieder von vorne los." (Nik Brückner)
(Video im erweiterten Datenschutzmodus. Anklicken generiert keine Cookies.)
Sport. Letztes Jahr ist Günter Netzer 80 geworden. Aus diesem Anlass ist noch bis Februar eine Multimedia-Ausstellung im Fußballmuseum Dortmund zu sehen.
Essen/Trinken/gut leben. Die Currywurst wurde entweder in Berlin oder in Hamburg erfunden, so will es die Geschichtsforschung. Der Ruhrpott als dritte Currywursthochburg (wer noch nie eine von Dönninghaus in Bochum gegessen hat, darf eigentlich nicht mitreden) kam später. Jetzt aber behaupten sie in Duisburg: Wir haben's erfunden!
Chef Klink über den deprimierenden Zustand der französischen Küche Anno 2025. Niedergang.
Eine Erinnerung an die Erbswurst von Christiane Cantauw. Die durfte interessanterweise immer 'Wurst' heißen, obwohl sie kein Fleisch enthielt (nur in der gelben Variante waren, so meine Erinnerung mich nicht täuscht, ein paar Mikrogramm Räucherspeck enthalten). 2018 stellte Knorr die Produktion wegen zu geringer Nachfrage ein. Niedergang!
Das Rezept. Huhn geht immer. Sagte ich schon? Egal. Die Flattermänner haben den unbestreitbaren Vorteil, dass sie, außer bei vegetarisch/vegan Lebenden, quasi keinen Nahrungstabus unterliegen und meist auch von allen gemocht werden. Sicher sind Vorbehalte gegen die Massen(qual)haltung der armen Federviecher berechtigt, aber inzwischen ist in Supermärkten, sogar bei Discountern, immer öfter Bioware zu finden bzw. welche mit Qualitätssiegeln, die zumindest halbwegs tiergerechte Haltung bescheinigen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Huhn mit so ziemlich allem funktioniert. Von pur, nur mit Pfeffer und Salz aus dem Ofen bis hin zu höllenscharfen, komplex gewürzten Currys. Alles ist möglich. Die momentane Herbstzeit ist Pilzzeit und Huhn geht selbstverständlich auch hervorragend mit Pilzen. Bei Herrn Westerhausen heißt das Poulet à la creme et chanterelles (Huhn mit Pfifferling-Rahmsauce). Hat man keine Pfifferlinge zur Hand, dann nimmt man halt Champignons, Steinpilze oder so. Wird jeweils ein wenig anders schmecken, aber auf jeden Fall gut sein. Nur eines geht nicht: französische Küche light.
"Horst Schulte zur Causa Julia Ruhs"
AntwortenLöschen... schlechter Journalismus bleibt schlechter Journalismus.
Mein Tipp: Sendungen einfach auf offensichtliche Voreingenommenheit abklopfen. Kann so schwer nicht sein. (hat da gerade jemand Lügenpresse gerufen?)
Gruß Jens