House: „Wenn ich es genieße, das Leben zu hassen, dann hasse ich es nicht, sondern genieße es.“Was immer man über Arztserien sagen kann, 'Dr. House' war anders. Zwar hat es in Literatur, Film und Fernsehen immer wieder Ärzte gegeben, die heimlich zur Flasche griffen, familiäre Probleme hatten oder sich am Medikamentenschrank bedienten, doch so ein körperliches wie seelisches Wrack wie Gregory House (Hugh Laurie) war noch nie da. Selbst ein hinkender Schmerzensmann, von starken Medikamenten abhängig und am Rande des Alkoholismus entlang balancierend, scherte er sich meist nicht um die menschliche Seite seiner Fälle. Zu seinem Credo gehörte: Neben weißen Kitteln werden Patientengespräche allgemein überschätzt, weil jeder Mensch lügt. Ärzte sind da, um Krankheiten zu heilen und nicht Menschen. Und Händchenhalten hat noch niemanden je wieder gesund gemacht.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Bye, bye, Doc!
Mittwoch, 28. November 2012
Gewolltes Staatsversagen
Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen, so lautet eine alte Weisheit. Sascha Adameks und Kim Ottos Buch 'Schön reich – Steuern zahlen die anderen' fiel mir in der Stadtbibliothek meines Vertrauens in die Hände. Es ist eines dieser Bücher, die keine großen intellektuellen Mühen bereiten, die aber deswegen alles andere als entspannend sind. Man liest es in einem durch, mit von Seite zu Seite weiter steigender Wut, weil man eigentlich nicht glauben möchte, was man da liest. Klar, man hatte immer geahnt, dass irgendwas schief läuft mit den Steuern. Hin und wieder fliegt ja auch mal was auf, aber damit hatte man dann doch nicht gerechnet. Adamek und Otto zeigen anhand von Fallbeispielen, wie es um die Steuermoral im Lande tatsächlich bestellt ist. Wann immer man geneigt ist, schwach zu werden und der Deutschland-geht-es-gut-Propaganda doch auf den Leim zu gehen, empfiehlt es sich, dieses Buch zur Hand zu nehmen. Als lohnbesteuerter Arbeitnehmer hat man vor Kopfschütteln bald einen steifen Nacken.
Montag, 26. November 2012
Ein Nicht-Vorbild tritt ab
Deutschland, Anfang der Neunziger. Der Kater wegen der Wiedervereinigung hatte noch nicht richtig eingesetzt und im Fußball dünkte man sich auf Jahrzehnte unbesiegbar. Eines jedoch trübte für nicht wenige das Glück: Seit Jahrzehnten hatte das Autoland Deutschland keinen siegreichen Formel-1-Fahrer mehr hervorgebracht. 1992 trat ein junger Mann aus Kerpen namens Michael Schumacher an, das gründlich zu ändern. Am Ende war Schumacher von 1994 bis 2004 insgesamt sieben Mal Weltmeister geworden.: So drückend war zwischenzeitlich seine Dominanz, so häufig seine Start-Ziel-Siege, dass auch die wahrlich nicht auf den Mund gefallenen Plaudertaschen von RTL ihre liebe Mühe hatten, dem durch ihn sterbenslangweilig gewordenen sonntäglichen Gekarre wenigstens ein Minimum an Spannung anzuquatschen.
Samstag, 24. November 2012
Grundsätzliches über das 'Freigeben' von Artikeln
Heute Vormittag erreichte mich zum wiederholten Male per Mail die Anfrage eines kommerziell arbeitenden Verlages, mit der Bitte, einen hier erschienenen Artikel für die Veröffentlichung auf ihrer Webseite und in ihrem Magazin "freizugeben". Mit anderen Worten: Man hätte gern einen Artikel von mir geschenkt, um dann in gewerblichem Rahmen damit Gewinne zu erwirtschaften. Wobei "freigeben" genau so ein anderes Wort für "schenken" ist wie: "Zehn Überstunden pro Monat sind bei uns inklusive."
Montag, 19. November 2012
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (2)
Kürzlich wurde hier schon einmal berichtet über Situationen, die auch den erfahrenen Konsumbürger an seinem Verstand zweifeln lassen. Natürlich hält auch die schillernde Welt der Mode diesbezüglich so einiges parat. Denn es ist doch ein Ärger mit den Alten, Armen, Hässlichen und Dicken. Man will einfach nur ganz entspannt jung, reich, schön und in sein, und überall treiben sie sich herum, das Auge beleidigend. Die Welt ist voll von unansehnlichen, faltigen Fattys, die einem durch ihre bloße Anwesenheit ein schlechtes Gewissen machen. Bestimmt sind sie nur neidisch, denn in einer Tour jammern sie herum, weniger vom Leben zu haben als die jungen, schönen Richtigmacher. Werden solche Neidhammel auch noch politisch, dann sind es meistens Sozialisten, die einem den schönen, hart erarbeiteten Wohlstand mit Gewalt abzunehmen trachten.
Donnerstag, 8. November 2012
Mehr Michelin-Männchen
Wem ein wenig an gutem Essen gelegen ist, wem es also nicht egal ist, was man selbst und Gevatter Mitmensch sich so tagtäglich durch die Futterluke schleust, müsste eigentlich hocherfreut sein über diese Nachricht: Wir sind endgültig im Gourmet-Himmel angekommen. 37, in Worten siebenunddreißig, neue Michelin-Sterne haben Deutschlands Weißmützen sich im letzten Jahr zusammengebrutzelt. Hurra! Deutschland ist nicht nur Exportweltmeister und im Fußball wieder wer, sondern endlich auch auf Augenhöhe mit den Mekkas des Genusses. Die Welt beneidet uns mal wieder. Hach, sind wir jetzt endlich alle ganz sinnliche Genussmenschen? Nö. Zumindest nicht mehr als vorher. Denn die Meldung ist nichts weiter als ein Beleg für nichtssagenden Stimmungsjournalismus.
Mittwoch, 31. Oktober 2012
Rückkehr des Großen Kürbis
Es ist wieder so weit: Das Fest des großen Kürbis ist da. Von bizarr bis gruselig herausgeputzte Kinder erpressen von den Nachbarn Süßigkeiten und nicht minder zurecht gemachte Erwachsene strömen in Scharen zu Halloween-Partys, auf denen sie die Nacht zum Tage werden lassen, um den folgenden Morgen des stillen Allerheiligen-Tages in gebührender Wortkargheit zu begehen. Schließlich sind auch die Supermärkte seit einiger Zeit nicht nur voller Weihnachtsgebäck, sondern auch voller Horror-Zubehör. Das gefällt nicht allen. So bezieht zum Beispiel in Polen die katholische Kirche mutig Stellung gegen das satanische Fest, an dem Okkultismus und Zauberei gehuldigt werde. Auch hierzulande ist man auf der Hut: Weil gewisse, sehr deutsche Dödel sich nicht nur in jeder freien Minute auf Traditionen besinnen, sondern auch sonst voll kritisch durchblicken, ist man in diesen Kreisen schwer um die einheimische Kultur besorgt. Von amerikanischem Kulturimperialismus wird da gern gemoppert. Müssen wir denn wirklich immer alles mitmachen, was von dort kommt? Und überhaupt sei das doch alles eh nur Kommerz und jappjappjapp.
Sonntag, 21. Oktober 2012
Willkommen im Mainstream, Homiez!
HipHop war vielleicht die dominierende Jugendkultur der letzten 15, 20 Jahre. Für Menschen, die qua eigener Sozialisation irgendeine Form von Rockmusik und einigermaßen normal geschnittene Hosen bevorzugen, war diese Zeit eine schwere Prüfung. Jugendliche, die im Englischunterricht keinen einzigen geraden englischen Satz über die Lippen bekamen, fuchtelten mit den Armen, machten unter obskuren Fingerverrenkungen einen auf Ganzböserjunge und parlierten dazu fließend kryptische Fachausdrücke in annähernd jenem Idiom, das ihnen doch eigentlich ein komplettes Rätsel war. Sie waren enttäuscht, wenn der Jugendrichter es wegen Dauerkiffen und/oder Graffittisprüherei bei einer Ermahnung beließ oder ihnen Sozialstunden aufbrummte, anstatt sie, wie ihre US-Vorbilder in den Knast zu stecken. Dazu trugen sie Kleidung, die sie in jedem anderen Jahrhundert vermutlich als Angehörige des fahrenden Volkes der Gaukler ausgewiesen hätte.
Dienstag, 16. Oktober 2012
Stating The Obvious
Die Bundesagentur für Arbeit ist ein sehr großer Laden. Dort gibt es viele Abteilungen. Eine davon heißt wahrscheinlich: 'Sonderarbeitsgruppe', nein, 'Task Force' klingt cooler: 'Task Force zum Herausfinden offensichtlicher Dinge' oder so ähnlich. Sollte das so sein, dann hat diese Truppe jetzt einen echten Coup gelandet: Die haben nämlich eine Allensbach-Umfrage in Auftrag gegeben, und die Demoskopiefüchse haben – wahrscheinlich dank der Anschaffung neuer, hypermoderner Computer – herausgefunden, dass viele Deutsche wenig schöne Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Empfängern hegen:
Freitag, 12. Oktober 2012
Unser langer Lauf von uns weg
Abt.: Sommerloch-Wiederholung
Da ich, wie bereits erwähnt, gerade mitten im Umzug stecke, habe ich nicht nur viel zu tun, sondern auch den Kopf ziemlich voll mit anderen Dingen. Daher werden hier in nächster Zeit ältere Beiträge ohne tagespolitische Bezüge, an die ich mich gern erinnere, in loser Folge wieder aufgewärmt werden (damalige Kommentare inklusive).
Vieles wäre wohl einfacher, wenn die wackeren Athener, die einst den persischen Invasoren eins auf die Mütze verpasst haben, eine Brieftaube zur Hand gehabt hätten. Oder ein Pferd. Aber nein, der Überlieferung zufolge mussten sie ja unbedingt einen antiken Urahnen von Dieter Baumann, Haile Gebrselassie und Achim Achilles per pedes losjagen, die freudige Nachricht in der Hauptstadt zu verkünden. Ein stinknormaler Soldat wäre das vermutlich in aller Ruhe angegangen, hätte nichts überstürzt und sich unterwegs, sobald er außer Sichtweite gewesen wäre, vielleicht an einem schattigen Plätzchen ein paar Mezedes und einen Schoppen Retsina gegönnt. Irgendwann am Abend wäre er ganz entspannt beim Bürgermeister aufgeschlagen, hätte ausführlich Bericht erstattet, einen Orden dafür bekommen und sich auf der Siegesfeier noch gepflegt einen hinter die Binde gekippt.
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