Sonntag, 2. Oktober 2022

Warum ausgerechnet jetzt?

 
Die Tage las ich Stefanie Flamms schöne Hypothese, der ganz und gar wunderbare Roman 'Tschick' des viel zu früh, dafür selbstbestimmt aus dem Leben gegangenen Wolfgang Herrndorf, sei mitnichten ein Jugendbuch. Vieles spräche dafür, dass 'Tschick' ein "Buch für Eltern und Lehrer war, die darin die intensive, nicht ganz ungefährliche Jugend fanden, die sie selbst gern gehabt hätten, aber nicht mal nachholen konnten, seit in den Neunzigerjahren alles nur noch Ironie und irgendwie meta war." Gefiel mir. Und irgendwie musste ich sofort daran denken, dass heuer eine Neuverfilmung von Erich Maria Remarques Antikriegsroman 'Im Westen nichts Neues' erscheint.

Freitag, 30. September 2022

Best of Nordstream 2


Angesichts der offenen Frage, wer denn nun die Lecks in die schöne Nordstream 2-Pipeline hineinsabotiert hat, kann man es, auch wenn schon der Hals weh tut, nicht oft genug sagen:

Mittwoch, 28. September 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXII)


Dass mit dem Menschenbild im herrschenden Kapitalismus irgendwas nicht stimmt, sehen wir am Verhältnis zum Geld. Denkt jemand darüber nach, Arbeitslosen und Armen in Zeiten, da die Lebenshaltungskosten sprunghaft steigen, 50 lumpige Euros mehr zu überweisen, zumindest zeitweise auf sinnloses Drangsalieren zu verzichten und das dann 'Bürgergeld' zu nennen, hat das kleinbürgerliche Lager Schaum vorm Mund: Pfuibah, falsche Anreize! Keine Motivation zur Arbeitsaufnahme! Wenn es aber um Spitzengehälter, Kapitalrenditen, Steuersenkungen bzw. Steuergeschenke für Reiche geht, sieht die Sache anders aus: Die können gar nicht genug irgendwo reingeschoben bekommen, um ihnen irgendwie schmackhaft zu machen, einen Finger zu rühren ("Kapital ist ein scheues Reh.", "Unter fuffzich Mille stehe ich morgens gar nicht erst auf.").

Montag, 26. September 2022

Italien ruckt


Der bisherige Witz des Jahres ist Giorgia Melonis Dementi, eine Faschistin zu sein. Denn wenn sie eine Faschistin wäre, so ihre Logik, dann würde sie das sagen. Der ist echt zu gut! Als wenn auch nur ein Faschist/Rechter/Nazi mit politischen Ambitionen seit 1945 jemals offen dazu gestanden hätte, einer zu sein. Stattdessen wird bloß doof rumgeschwurbelt : Allenfalls ist man "rechts", tritt irre mutig für "gesunden Patriotismus" ein, gegen "Genderwahn" und "politische Korrektheit", man ist "mit Sicherheit kein Nazi/Faschist, aber...", man "holt sich sein Land zurück". Und überhaupt: "Wie kommen Sie darauf? Sehen Sie hier vielleicht irgendwo ein Hitlerbärtchen und eine SA-Uniform? Sehen Sie? Haha! Und überhaupt, seit wann ist es ein Verbrechen, sein Land zu lieben?"

Samstag, 24. September 2022

Jenseits der Blogroll - 09/2022

 
Die Links und Fundstücke des Monats schon wieder. Dieses Mal ohne große Präliminarien. Das, was ich zum Thema Russland/Ukraine zu sagen habe, war die Tage hier schon Thema. Zu der italienische Polit-Blondine fällt mir noch nix ein und, ja, das Ende der documenta habe ich eher erleichtert zur Kenntnis genommen. Also, viel Spaß damit:

Mittwoch, 21. September 2022

Neues vom Iwan - Anfang vom Endspiel?


Was die mediale Begleitung des Ukraine-Kriegs angeht, gilt wohl mehr denn je, dass Seriösität sich am ehesten daran ablesen lässt, wie sehr sich entsprechend Qualifizierte in der Öffentlichkeit zurückhalten und sich auf das beschränken, was sie beherrschen. Dass Ralf Raths vom Panzermuseum länger keine Videos mehr zum Thema veröffentlicht hat, mag daran liegen, dass gerade die Dauerausstellung umgebaut wird. Oder dass er das, was so zu sagen ist, bereits gesagt hat. Empfehlenswert sind momentan zum Beispiel die Analysen von Oberst Reisner vom österreichischen Bundesheer, die sich dadurch auszeichnen, geradezu einschläfernd dröge und nüchtern zu sein und sich aufs Militärische zu beschränken. Zudem ist Österreich kein NATO-Mitglied.

Sonntag, 18. September 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXI)

 
In Puncto Doofheit nehmen identitäre Canceler und rechte Recken sich in der Tat nur wenig. Dennoch erscheinen letztere mir meist noch einen Tick mehr drüber. Momentan wird sich über die Disney-Neuverfilmung des Trickfilms 'Arielle' aufgekröppt, in dem die schwarze Schauspielerin Halle Bailey die Titelrolle spielt. Mein Lieblingsargument: Eine schwarze Arielle sei voll unrealistisch, denn unter Wasser käme gar nicht genug UV-Licht an, um so braun zu werden. Jetzt bin ich weder Film- noch Pigmentexperte, aber für einen Film, dessen Hauptfigur ein Fabelwesen ist, eine Meerjungfrau nämlich, und in dem Meerestiere sprechen, singen und tanzen können, ist 'realistisch' eventuell nicht sooo die Kategorie der Wahl, will mir scheinen.

Samstag, 17. September 2022

Hund und Katz'

 
Was ist der Unterschied zwischen Katzen und Hunden, abgesehen von offensichtlichen physiologischen Differenzen? Katzen müssen immer alles dürfen, Hunde müssen gefälligst sozialisiert sein. Der Halter eines Hundes, der sich eins von Nachbars Kaninchen schnappt, bekommt ein Problem, schlimmstenfalls kriegt die Justiz Arbeit. Katzenfans hingegen verbitten sich oft empört jegliche Einmischung, wenn es heißt, die Viecher killten jedes Jahr Millionen von Singvögeln und anderes Kleingetier, oder sie reden das Problem zur Bagatelle klein.

Dienstag, 13. September 2022

Ronny des Monats - September 2022


Wegen des nicht vollständig unerwarteten Ablebens des dienstältesten europäischen Staatsoberhauptes musste die allfällige Ronny-Verleihung für diesen Monat aus protokollarischen Gründen ein wenig hinten an stehen. Man weiß schließlich, was sich gehört und wann man den Vortritt zu lassen hat. Aber aufgeschoben ist bekanntlich, einer weiteren Platitüde zum Trotze, keineswegs aufgehoben. Und wie immer war aucch wieder eine Menge dabei, das es nicht in die Top 5 geschafft hat. Etwa die Meldung, dass in der CDU noch vor gar nicht langer Zeit intensive Kontakte zu Putins Partei 'Einiges Russland' unterhalten wurden und auch die jeweiligen Jugendorganisationen enge Kontakte pflegten. Russlandkuscheln wirft man ansonsten gern den vaterlandslosen Sozen vor. 

Samstag, 10. September 2022

Anflüge von Sympathie


Die am Donnerstag mit 96 Jahren final von ihren Funktionen entbundene Elizabeth Windsor, formerly known as Sachsen-Coburg-Gotha, besser bekannt als Königin Elisabeth II., war sicher keine Intellektuelle. Aber sie war eine kluge Frau, die sich keinen Illusionen hingab. Aus den wenigen privaten Äußerungen, die so durchsickerten, kann man herauslesen, dass sie ihre Rolle und die der britischen Monarchie keineswegs überschätzte, erst recht nicht sich selbst, und dass sie, mit Ausnahme Winston Churchills, mit Labour-Premierministern normalerweise besser klarkam als mit konservativen. Als sie 1953 den Thron bestieg, war Adenauer Kanzler, Harry S. Truman saß im Weißen Haus und Stalin im Kreml. Das letzte Staatsoberhaupt, das im Amt war, als ich zu Welt kam.