Mittwoch, 28. September 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXII)


Dass mit dem Menschenbild im herrschenden Kapitalismus irgendwas nicht stimmt, sehen wir am Verhältnis zum Geld. Denkt jemand darüber nach, Arbeitslosen und Armen in Zeiten, da die Lebenshaltungskosten sprunghaft steigen, 50 lumpige Euros mehr zu überweisen, zumindest zeitweise auf sinnloses Drangsalieren zu verzichten und das dann 'Bürgergeld' zu nennen, hat das kleinbürgerliche Lager Schaum vorm Mund: Pfuibah, falsche Anreize! Keine Motivation zur Arbeitsaufnahme! Wenn es aber um Spitzengehälter, Kapitalrenditen, Steuersenkungen bzw. Steuergeschenke für Reiche geht, sieht die Sache anders aus: Die können gar nicht genug irgendwo reingeschoben bekommen, um ihnen irgendwie schmackhaft zu machen, einen Finger zu rühren ("Kapital ist ein scheues Reh.", "Unter fuffzich Mille stehe ich morgens gar nicht erst auf.").

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Großbritannien hat ja seit kurzem eine Regierung, die so bunt und divers besetzt ist wie noch keine zuvor. Und exakt die hat jetzt die asozialsten, brutalst neoliberalen Gesetze seit Margaret Thatcher verabschiedet. Kann es sein, dass irgendwas faul ist an dem Konzept "Wenn erst einmal alle unterdrückten und diskriminierten Minderheiten ausreichend repräsentiert sind und mitreden, dann wird die Welt eine bessere"?

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So viel zum Thema evangelikale Christen und ihre Bibelfestigkeit.


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Ja isses denn...? Immer weniger Deutsche haben, heißt es, Lust zu arbeiten. Ei der Daus, wie kommt denn das? Frage: Warum gehen Menschen eigentlich arbeiten? Wegen Selbstverwirklichung? Sinnstiftung? Aus Langeweile? Aus Lust und Freude? Der sozialen Kontakte wegen? Für den sozialen Aufstieg? Aus Angst vor dem Jobcenter? Mag alles ein, ist teils auch sicher so. Ich könnte aber wetten, die meisten gehen zuvörderst einer unselbstständigen Erwerbsarbeit nach, weil sie a) irgendwie ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen und b) gern genug Geld hätten, um sich über das reine materielle Überleben hinaus noch das eine oder andere extra leisten zu können. Ein bisschen Sinnstiftung, Zeitvertreib, soziale Kontakte pflegen etc. geht schließlich auch in Teilzeit. (Ich zum Beispiel kann mich auch sehr gut allein beschäftigen.)

"Wenn mein Glück aussetzt / Bin ich verloren." (Brecht)

Mein Energieversorger ist bei der Anhebung der Preise bislang noch eher moderat zu Werke gegangen. Würde es den geliebten Stadtwerken nun gefallen, den monatlichen Abschlag noch einmal um 100-150 Euro zu erhöhen, dann näherte sich mein verfügbares Nettoeinkommen ungefähr dem an, was so als 'Bürgergeld' im Gespräch ist. Ich arbeitete dann also zuvörderst, um zu heizen und staatliche und private Rentenversicherungen zu bedienen (wobei letztere sich ob der steigenden Leitzinsen natürlich auch ins Fäustchen lachen). Was noch? Auto? Brauch ich nicht wirklich. Habs nicht weit zur Arbeit, einkaufen geht auch per Picnic/Flaschenpost. Ist ein bisschen teurer, aber hey, neue Bremsklötze vorn haben letztens 150 Tacken gekostet. Klar, paar Rücklagen sind zum Glück da, aber irgendwas sagt mir, es ist besser, die erst mal nicht anzugreifen.

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Wir haben gestern Abend in der Kneipe ein kleines Referendum abgehalten. 16 Personen waren anwesend, 14 Gäste, eine Servicekraft und der Wirt. 14 waren dafür, dass die restlichen 25 Liter im Fass den Gästen gehören sollen, einer war dagegen, eine Enthaltung. 87,5 Prozent! Ein sonnenklares Ergebnis. Bei 100 Prozent Wahlbeteiligung. Demokratie à la Russe.

Was Onkel Wladi mit seinem lustigen Referendumskarneval in der Ostukraine erreichen will, ist klar: Sobald er die betreffenden Regionen für russisch erklärt hat, wäre jegliche ukrainische Offensive in diese Richtung nach seinem Verständnis des Völkerrechts ein Angriff auf russiches Staatsgebiet. Das wiederum würde ihm die Legitimation für eine Generalmobilmachung verschaffen, dafür, in Russland das Kriegsrecht auszurufen und endlich von Krieg reden zu können (den dann freilich die Ukraine angefangen hätte). It's 1941 all over again. Besieht man sich die bisherigen Erfolge der Teilmobilmachung und die euphorisch-patriotische Stimmung in der Bevölkerung, beschleichen einen aber doch gewisse Zweifel, ob das wirklich eine so gute Idee ist.

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Bitte übrigens um Entschuldigung, wenn es momentan mit dem Freischalten von Kommentaren etwas dauert. Google kriegt es irgendwie nicht hin, mich da zeitnah zu informieren. 







4 Kommentare :

  1. UK: Man verpasst dem Neoliberalismus einfach eine neue Lackierung und alle sind zufrieden. Ich möchte, dass eine lesbische schwarze Rollstuhlfahrerin die nächste Steuererhöhung präsentiert!

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    1. Mittlerweile warnt ja sogar schon der IMF davor. Gab es in der Form auch noch nicht, glaube ich.

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    2. "Wir haben gestern Abend in der Kneipe ein kleines Referendum abgehalten"
      Klasse, dabei wäre ich gerne Schriftführer gewesen.
      Letzte Frage dazu: geheime oder offene Wahl?

      Gruß
      Jens

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    3. Offen natürlich. Es hatte schließlich niemand was zu verbergen.

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