Dienstag, 25. Oktober 2022

Jenseits der Blogroll - 10/2022


Die Links und Fundstücke des Monats. Dieses Mal steht das politische Chaos in Großbritannien zunächst im Fokus. Gut, die Dreiviertelmilliarde Pfund wird das Vermögen des ehemaligen Hedgefond-Managers und aktuellen, von einer Handvoll Parteimitgliedern gewählten britischen Premierministers Rishi Sunak geschätzt, sind Peanuts gegen das, über das die Royals so verfügen. Aber das Vermögen seines Schwiegervaters soll sich auf knapp zwei Milliarden Pfund belaufen. Kann also durchaus passieren, dass es demnächst bei der wöchentlichen royalen Audienz heißt: "Oi, pass auf, was du sagst, Segelohr, wir kaufen hier den ganzen Laden und du fliegst als erster raus!"

Sonntag, 23. Oktober 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXIV)


Auch ohne ausgemachter Fan der amtierenden Bundesregierung zu sein, fragt man sich zuweilen: Was muss die eigentlich machen, damit nicht mindestens ein Preßbengel am Tag was in der Art "Ogottogottogott, ist die Ampel am Ende?" schreibt? Müssen sich Lindner, Habeck und Scholz allmorgendlich in rosa Yogaklamotten zur gegenseitigen Fußreflexzonenmassage treffen? Ihre gesamte Freizeit nebst Familien in trauter Eintracht zusammen verbringen, jeden Werktag ins Resto, am Wochenenden in Kurzurlaub? Gleichschritt?

Samstag, 22. Oktober 2022

Popkulturelles

 
Ein schönes Beispiel dafür, wie Popkultur funktioniert, ist folgendes: Der berühmte New Yorker Juwelier Tiffany & Co. hat 2017 im vierten Stock ein Café eröffnet. Warum erst 2017, fragt sich da. Wenn es denen bloß ums Geld gegangen wäre, dann hätten sie das doch schon vor Jahrzehnten machen können. Ich denke, die hatten einfach keinen Bock mehr, jeden Tag Legionen von Internetopfern zu erklären, dass man bei Tiffany nicht frühstücken kann und dann doofe Tripadvisor-Kommentare zu kassieren wie: "Sind extra nach New York, um bei Tiffany zu frühstücken. Das ist gar kein Café, sondern irgend so ein Schmuckgeschäft. Drecksladen, minus 5 Sterne!!!1!11!!!".

Donnerstag, 20. Oktober 2022

Kipppunkte

 
Damals, 1979, hat niemand ahnen können, dass der Epochenumbruch, der da losging, im Jahr 2022 noch immer andauern und kein Ende absehbar sein würde. Momentan knabbern wir nach wie vor am Zerfall der bipolaren Welt ab 1989/91. Eine USA als stärkste Militärmacht konkurriert mit China als stärkster Wirtschaftsmacht. Dahinter die Regionalmacht EU mit der meisten 'Soft power' in Form der weltweit höchsten Kaufkraft und Rechtssicherheit. Dahinter wiederum die Regionalmächte Russland mit dem (nominell) stärksten Atomwaffenarsenal sowie den meisten fossilen Ressourcen und Indien, das ebenfalls über Atomwaffen verfügt, aber zehnmal mehr Einwohner hat als Russland.

Sonntag, 16. Oktober 2022

Schmähkritik des Tages (62)


Heute: Stefan Gärtner über Bildungsgeschwätz

"Wären alle so gebildet, wie das die Rede von der Bildungsrepublik meinen müsste, um kein Geschwätz zu sein, würden sie vielleicht Fragen stellen, die nicht ins Konzept passen, nach Besitz, Macht und wie das zusammenhängt und ob ein Geländeporsche wirklich mehr als eine Geschmacklosigkeit ist, und wenn der Karosseriebaumeister aus der DDR, bei dem ich zu meinen Oldtimerzeiten Stammgast war, mir ungefragt mitteilte, das wisse ich doch sicher, dass die Schulbildung in der DDR besser gewesen sei, hatte er insofern recht, als die Bildungsrepublik mit dem Wissen beginnen müsste, worauf die Gesellschaft, in der man lebt, beruht. Die westliche Antwort, die ungefähr «Rechtsstaat» und «Freiheit» lautet, unterschlägt nämlich, was im Osten Grundwissen war: dass Herrschaft unmittelbar mit der Verfügung über die Produktionsmittel zu tun hat. Aber weder kann man alles wissen, noch soll sich eins für alles interessieren, etwa dafür, wie aussichtslos das mit der grünen Marktwirtschaft ist." (WOZ, 18. September 2022)

Samstag, 15. Oktober 2022

Die Scheinheiligen


Es hilft nichts, aber es muss. Ich tue jetzt etwas, was mir geradezu körperliche Schmerzen bereitet. Ich verteidige Angela Merkel. Ist aber nicht das erste Mal, ich bekomme wohl Übung darin. So habe ich sie immer für ihre Entscheidung vom Sommer 2015 gegen Kritik in Schutz genommen und tue das immer noch. (Es ist mir übrigens völlig egal, ob Faschos und andere rassistische Arschgeigen Schaum vor dem Mund haben deswegen.) Gar nicht mal nur aus humanitären Gründen. Die Grenzen offen zu halten, war die richtige Entscheidung und hat damals vermutlich die EU gerettet. Weil Kurz und Orbán sich im Geheimen abgesprochen und mit einem Alleingang quergestellt hatten.

Dienstag, 11. Oktober 2022

Ronny des Monats - Oktober 2022


Wieder einmal ist es Zeit, den Ronny des Monats zu verleihen. Und fast hätte es hier ein echtes Novum gegeben. Beinahe nämlich wäre der ukrainische Oberkommandierende Walerij Saluschnyi hier geehrt worden. Der ist jetzt nämlich mit einem Hakenkreuzarmband gesichtet worden. Auf Twitter! Das ist der Beweis: Die ukrainische Armee ist eine Nazitruppe. Heureka, Putin hat recht! Es lebe der neuerliche heroische Abwehrkampf des gedemütigten Russlands gegen den Hitlerfaschismus des Westens! Hurra!

Samstag, 8. Oktober 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXIII)

 
Ein Problem an der grassierenden Multikrise ist, dass Regierende ihre teils ehernen Grundsätze größtenteils aufgeben müssen. Die Grünen liefern Waffen und machen Kratzfuß beim Ölscheich, die SPD verkauft Waffen an Saudi-Arabien, der FDP-Finanzminister nimmt Schulden auf, über die er sich zu anderen Zeiten das Maul zerrissen hätte. Nie war es so leicht, dagegen zu sein und Opposition zu machen wie momentan. Weil Fritze Merz aber noch nicht mal das hinbekommt, biedert er sich bei der AfD-Kientel an.

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Kaffeeklatsche

 
Disclaimer: Ich liebe Kaffee. Sehr. Er ist fester Teil meines Alltags, auf den ich nur sehr schwer verzichten könnte. Daheim habe ich eine Bialetti und eine French Press sowie für den Alltag eine regelmäßig entkalkte und gepflegte Padmaschine. Wobei meine Pads aus dem Bioladen kommen und das Resultat schon bei ausgemachten Vollautomatenfans Eindruck gemacht hat.

Sonntag, 2. Oktober 2022

Warum ausgerechnet jetzt?

 
Die Tage las ich Stefanie Flamms schöne Hypothese, der ganz und gar wunderbare Roman 'Tschick' des viel zu früh, dafür selbstbestimmt aus dem Leben gegangenen Wolfgang Herrndorf, sei mitnichten ein Jugendbuch. Vieles spräche dafür, dass 'Tschick' ein "Buch für Eltern und Lehrer war, die darin die intensive, nicht ganz ungefährliche Jugend fanden, die sie selbst gern gehabt hätten, aber nicht mal nachholen konnten, seit in den Neunzigerjahren alles nur noch Ironie und irgendwie meta war." Gefiel mir. Und irgendwie musste ich sofort daran denken, dass heuer eine Neuverfilmung von Erich Maria Remarques Antikriegsroman 'Im Westen nichts Neues' erscheint.