Freitag, 9. Februar 2018

Das kleine Grokodil


"Außenpolitische Stabilität wird innenpolitisch mit der endgültigen Aushöhlung der Volksparteien erkauft. Wer noch Kritik an der 'Groko' loswerden möchte, der sollte das bald tun: Die aktuelle wird vermutlich die letzte sein, die noch eine eigene Mehrheit hat." (Richard Volkmann)

Ex-Kanzlerkandidat und Ex-100-Prozent-Parteivorsitzender Machtin Chulz hat es doch noch um Haaresbreite verbockt, sich echte Meriten zu erwerben. Er hatte eine echte Chance, "Großes für den Glaubwürdigkeitsverlust von Politikern" (Bettina Gaus) zu leisten. Das hätte er zweifellos auch getan, wenn er tatsächlich nach der x-ten Kehrtwende binnen eines Jahres noch das Amt des Außenministers angetreten hätte. Tut er nun nicht. Warum ist mir übrigens egal. Sorgen um ihn wird man sich wohl nicht machen müssen. Unter denen, die nun zu Minister/innen aufsteigen, werden schon welche sein, die ihren Platz auf der Landesliste für ihn freimachen und ihm dadurch zu einem Bundestagsmandat verhelfen werden.

Dienstag, 6. Februar 2018

Elitesündenböcke


'Elite' war früher mal eine Joghurtmarke. Die gibt es nicht mehr. Elite aber ist inzwischen zum arg zweischneidigen verbalen Schwert mutiert, so rein semantisch. Einerseits ist es als Präfix vielen eine willkommene Hilfe beim alltäglichen Dicketun und Selbstüberschätzen. Etwa weil sie ein Profil bei 'Elitepartner' unterhalten, jenem Paarungsportal derer, die sich selbst schon ein Stück weit zu den gebildeten Ständen zählen und daher gern eine/n scharfe/n und/oder zahlungskräftige/n Akademiker/in abkriegen würden. Andererseits ist Elite als Substantiv, hier vor allem im Plural, also im Aggregatszustand der 'Eliten' mittlerweile zum Universalwatschenmann geworden für alles, was so schief läuft.

Samstag, 3. Februar 2018

Chefgekoche


"Schlecht kochen ist keine Kunst, das kann jeder. Aber auch noch stolz darauf sein, das bringen nur deutsche und englische Hausfrauen fertig." (Wolfram Siebeck) 

So ziemlich jeder hat so seine guilty pleasures. Dinge, die eigentlich nicht gehen, die man aber trotzdem mal macht. Und sich hinterher ein wenig schlecht fühlt deswegen. Beim Essen etwa. Auch ich bin nicht frei davon. Gut, Dosenravioli kriege ich beim besten Willen nicht mehr durch den Hals, aber so hin und wieder mal ein 'Original italienisches Spaghettigericht' für 70 Cent, obwohl das mit Pasta nur sehr am Rande zu tun hat. Kindheitserinnerungen. Es kommt durchaus vor, dass ich - shocking! - ein paar Spritzer Maggi an eine Dosensuppe gebe. In meinem Kühlschrank befinden sich Dinge wie Tomatenketchup (wenn auch aus dem Bioladen) und Majonaise. Überhaupt koche ich zwar so oft es geht aus frischen Zutaten, aber nicht so oft, wie ich das gern täte. Der selige Paul Bocuse möge sich meiner erbarmen. Und selbstverständlich hat auch jeder das Recht auf so was. Wieso auch nicht? Wir sind alle keine Heiligen und es gibt immer Idealvorstellungen und Realitäten. Alles fein bis hierher.

Mittwoch, 31. Januar 2018

Überschätztes Mitgefühl


Mitgefühl kann etwas Wunderschönes sein, keine Frage. Ein lieber Mensch, ob nahestehend oder nicht, der ahnt, dass es einem schlecht geht und ohne viel Federlesens im richtigen Moment das Richtige sagt und tut, kann ein Segen sein. 

Wenn Mitgefühl jedoch zur bloßen Floskel verkommt, zum spottbilligen Marketingmittel, aus dem rein gar nichts folgt, wird es eklig. Neulich gab mein smartes Endgerät wieder einmal den Geist auf und weigerte sich, hochzufahren. Muss daher eingeschickt und repariert werden. Dauert. Das ist umso ärgerlicher, als dass das bedeutet, sich danach längere Zeit mit dem Wiederherstellen diverser Daten befassen zu müssen. Ja, natürlich hätte ich mal ein Backup machen müssen. Nur reicht bei einem Android-Gerät ein reines Backup mithilfe der Hersteller-Software nicht wirklich aus. Denn das sichert nur Kontakte, Telefonate, SMS ("Was ist eine SMS, Opa?") sowie Mediendateien. Alles andere, also diverse Apps, Whatsapp/Threema etc., muss extra in irgendwelchen Clouds abgelegt, wofür weitere Benutzerkonten mit neuen Passwörtern angelegt werden müssen etc. Aus 'mal eben schnell ein Backup machen' wird da leicht mal ein abendfüllendes Programm. Also lässt man es schon mal. Dummerchen.

Montag, 29. Januar 2018

Re: Inbus-Ingvar


"Doch es gab auch den anderen Kamprad. Der sich noch bis in seine späten 20er in Nazikreisen bewegte. Der nichts dabei fand, dass politische Gefangene in der DDR für sein Unternehmen ausgebeutet wurden und Kindersklaven in Pakistan Ikea-Teppiche knüpften. Der seinen Lieferanten Bedingungen diktierte, die eine anständige Bezahlung ihrer Beschäftigten unmöglich machte. Und der das Land, mit dessen Farben er Ikea schmückte, schon 1973 verließ, weil er in Schweden keine Steuern zahlen wollte. Eigentlich wollte er nirgendwo Steuern zahlen und ließ seinen Konzern entsprechend verschachtelt konstruieren. Doch das Bild dieses Kamprad hatte nie eine Chance gegen die gelungene Inszenierung des anderen." (Reinhardt Wolff)

Samstag, 27. Januar 2018

Es solo un poema


"Fünfzig Jahre nachdem der beste Teil der akademischen Jugend aus dem Zombiefriedhof Nachkriegsdeutschland ein erträgliches Gebilde zu formen begann, müssen sich Studierende wieder »barbarischen Schwachsinn« (Christoph Hein), pardon, andichten lassen." (Ambros Waibel)

Man muss gelegentlich daran erinnern, was an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin eigentlich genau geschehen ist. Das muss einem nicht passen, aber man sollte vielleicht respektieren, dass die Entscheidung, Eugen Gomringers Gedicht auf der Südfassade zu übermalen und gegen ein anderes zu ersetzen, zuvörderst einmal Sache der Hochschule und damit zu respektieren ist, sofern alles mit rechten Dingen zugegangen ist dabei. Natürlich kann man eine Menge Kritisches anmerken zu dieser Entscheidung. Man kann sie etwa heillos überzogen nennen. Oder finden, dass es wichtigeres gibt. Das wäre im übrigen auch meine Lesart. Wenn der AStA es als Hauptproblem identifiziert hat, dass die Gegend um den Platz vor der Hochschule eine sei, in der sich Frauen eh schon unwohl fühlten und das Gedicht da lediglich verstärkend wirke, dann darf man selbstverständlich fragen, wieso dann nicht jenes Hauptproblem angegangen wird.

Freitag, 26. Januar 2018

Jenseits der Blogroll - 01/2018


Die letzte Woche eines jeden Monats ist ja seit neuestem Netzwerk-Zeit. Links zu interessanten Sachen, auf die ich so gestoßen bin und gern verbreitet sähe. (Das muss übrigens nicht immer brandaktuelles  Zeug sein, sondern kann auch mal Patina angesetzt haben.) Die letzten Tage standen leider sehr unter dem Eindruck des völlig unerwarteten Verlusts des Kollegen und Mitbloggers Charlie. Ich mag da nichts groß aufwärmen - was ich dazu öffentlich zu sagen hatte, habe ich letztens gesagt - aber hier noch einmal auf Worte anderer Blogger hinweisen, etwa auf die von Arbo, Schirrmi, Pantoufle und flatter - Chronistenpflicht, traurige. Wer einen weiteren Nachruf gefunden hat und gern publik gemacht hätte, ist selbstverständlich herzlich eingeladen, das per Kommentar zu tun.

Dienstag, 23. Januar 2018

Non scholae... (2)


Hey, verbeamtete Lehrer, die sich beim Bundesverfassungsgericht ein Recht auf Streiken einklagen wollen,

ich mag wirklich nicht auf euren durchaus zahlreichen Privilegien herumhacken oder auf der Tatsache, dass ihr automatisch jene Gehaltserhöhungen, die eure, exakt die gleiche Arbeit tuenden, aber deutlich weniger verdienenden angestellten Kolleginnen und Kollegen erstreiken, bequemerweise auch bekommt. Ich will auch nicht die blöde Leier anstimmen, von wegen: Augen auf bei der Berufswahl. Dass niemand gezwungen wird, ein Beamtenverhältnis einzugehen, das per Definition eben kein Angestelltenverhältnis ist. Dass euer Dienstherr das mit dem Deal Unkündbarkeit plus andere Vorzüge gegen Streikverbot im voraus immer völlig offen handhabt und dass man ein Beamtenverhältnis auch wieder aufheben kann, wenn's denn gar so sehr drückt.

Sonntag, 21. Januar 2018

Ein paar Worte


Natürlich soll man über Tote nur Gutes sagen, ihnen zumindest keine Schmähungen hinterherrotzen, doch betreibt man sicher keine Leichenschändung, wenn man sagt, dass der am Donnerstag überraschend verstorbene Charlie nicht immer ein einfacher Charakter war. Seinen Hass auf das herrschende System konnte ich noch gut verstehen, nicht zuletzt wegen der Kämpfe, die er als chronisch Kranker mit dem Jobcenter auszufechten hatte. Wie er sich aber des Öfteren förmlich verbiss in einzelne Leute, etwa andere Blogger, darunter welche, die politisch gar nicht mal so auseinanderlagen mit ihm, ging mir meist deutlich zu weit.

Samstag, 20. Januar 2018

No words.


Am heutigen Samstag, dem 20. Januar 2018, postete der altautonome zu Charlies letztem Beitrag auf dem Narrenschiff folgenden Kommentar: