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Montag, 8. Januar 2024

Bauern und Bonzen

 
"Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) hat im Sommer zwei interessante Zahlen  veröffentlicht. Die erste: Das durchschnittliche Einkommen in der Landwirtschaft ist im Wirtschaftsjahr 2021/2022 um mehr als 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 gab es nach Angaben des Deutschen Bauernverbands sogar ein Plus von 45 Prozent. Die zweite interessante Zahl des BZL: Fast die Hälfte der Einkommen in der Landwirtschaft stammen aus öffentlichen Geldern.“  (Markus Becker)

Damit ist eigentlich schon alles gesagt, sollte man meinen. Man könnte noch ergänzen: Bauern jammern, wenn die Ernte schlecht war, weil dann die Erträge niedrig sind, und wenn die Ernte gut war, jammern sie auch, weil dann die Preise im Keller sind. Ansonsten: Zu hell, zu dunkel, zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken. Und: Bauern bekommen schon ab dem fünften Lebensjahr zu kleine Schuhe angezogen, damit sie beizeiten lernen zu jammern und zu klagen. Sicher, auch für andere (Klein-)Unternehmer ist das Glas grundsätzlich immer halbleer, alles wird immer schlimmer, es lohnt sich ja eigentlich kaum mehr, das alles. Man ist quasi dauerhaft am Bettelstab. Und schuld sind 'Die da oben'. Höre ich seit Jahrzehnten. Alles immer schlimmer, da können der dickste Benz und der modernste Fuhrpark vor der Tür stehen.

Samstag, 18. November 2023

Migrantisches (3)


Es gibt schon jetzt ganze Branchen, in denen quasi kein Personal mehr zu kriegen ist. Fast der gesamte Gesundheitsbereich. Gastronomie, Service. Aber nicht nur da. Kenne jemanden im Kreis Höxter, eine strukturschwache Gegend, nächster Autobahnanschluss 60 Kilometer entfernt. Dort steuern sie mit Riesenschritten auf Vollbeschäftigung zu. Ein Hersteller von Wärmepumpen dort sucht 30 bis 40 Montagehelfer, keine Vorkenntnisse erforderlich, 17 Euro pro Stunde aufwärts plus Schicht- und Wochenendzulagen. Nach sechs Monaten mehr. Findet keine. Jedenfalls nicht genug.

Samstag, 2. September 2023

Spaßige Kasse - The Sequel


Weil mein Wappentier bekanntlich ein Brontosaurus ist, der kurz vor dem großen Asteroideneinschlag noch genüsslich auf einer halben Tonne Blattwerk herumkaut, habe ich natürlich immer noch nicht das Geldinstitut gewechselt. So bin ich nach wie vor Kunde der örtlichen Spaßkasse, obwohl die mir in den letzten Jahren mehr und mehr Gründe geliefert hat, unzufrieden zu sein. Unter anderem ihre Geschäftspolitik, die offenbar dem Prinzip folgt: Service runter, Gebühren rauf. Letztens wollte ich eine höhere dreistellige Summe Bargeldes meinem Sparbuch überantworten. Ja, ich weiß, Sparbücher haben nur noch alte Leute und großzügige Ignoranten wie ich, die wegen der Kombination aus Inflation und quasi Nullzinsen unbedingt Geld verschenken wollen, aber das soll hier nicht unser Thema sein.

Donnerstag, 17. August 2023

Eine Chance, sich zu entspannen

 
Die Boomer werden sich erinnern. An den westdeutschen Fabrikatsnationalismus. Nur hierzulande, so ging einst die Fama, wurde akzeptable, sprich: allerhöchste Qualität produziert. Und so hatte, wer auf sich hielt, ausschließlich deutsche Elektrofabrikate im Hause. Grundig, Nordmende, Telefunken, Saba, Uher, Braun, Dual, Perpetuum-Ebner, Elac und wie sie alle hießen. Wer fotografierte, für den kamen, so er sich's leisten konnte, nur Rollei, Voigtländer, Agfa, Leica oder Minox infrage. Und wer es wagte, die treusorgende Hausfrau mit fremdländischer Weißware auszustatten, anstatt mit Constructa, Küppersbusch oder Miele, wie sich’s gehörte, den mochte der Blitz auf dem Klo treffen.

Samstag, 22. Juli 2023

Vermischtes und Zeugs (LVI)

 
Es ist immer wieder zutiefst befriedigend, wie Geschäftsmodelle sich selbst erledigen, sobald die Gier Einzug gehalten hat. Aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, war es nötig geworden, dass ich für Anfang August kurzfristig eine Bleibe im Berchtesgadener Land, Nähe Salzburg, benötigte. Zur Information: Im August herrschen in Bayern und Italien Sommerferien und Salzburg hat um diese Zeit Festspiele.

Dienstag, 4. Juli 2023

Die Bundesjugendspiele sind nicht das Problem


Jetzt werden also die Bundesjugendspiele in der bisherigen Form abgeschafft. Den Kindern ist das Trauma, eventuell nur eine Teilnehmerurkunde zu bekommen (die es zu meiner Zeit noch nicht gab), nicht mehr zuzumuten, heißt es. Also weg damit. Komisch, ich und die, mit denen ich so rumhing, haben die Bundesjugendspiele damals nie als Zumutung empfunden, sondern eher als nette Abwechslung vom Schulalltag. Typische Bundesjugendspiele sahen für unsereins ungefähr so aus:

Sonntag, 16. April 2023

Vermischtes und Zeugs (XLVIII)

 
'Wandel durch Handel' sei krachend gescheitert, hört man jetzt. Ach was! Nein! Doch! Ohhh! Mir will scheinen, bei diesem ganzen Wandeldurchhandel-Zinnober ging es wie so oft bloß darum, dass die Politik der Wirtschaft gefälligst auch im Weltmaßstab gute Geschäfte und fette Gewinne zu ermöglichen hat. Das Ziel war nie Weltfrieden, sondern Geschäftemachen. Howgh, Captain Obvious hat gesprochen! Das Narrativ, pardon, die Erzählung, friedlich Handel miteinander treibende Nationen bekriegten sich nicht mehr, kann also als so erledigt betrachtet werden wie die Trickle Down-Theorie und anderer neoliberaler Quark.

Mittwoch, 29. März 2023

Verwöhntes Pack!

 
Aus aktuellem Anlass sollte man beizeiten daran erinnern, dass das Streikrecht das einzige echte Druckmittel ist, über das Arbeitnehmer in Deutschland verfügen. Solange für die meisten die Alternativen zum aktuellen Job Arbeitslosigkeit oder schlechter bezahlte Jobs sind, zählt nämlich 'einfach kündigen und besseren Job suchen' nicht als Alternative und sitzt das Kapital immer am längeren Hebel.

Donnerstag, 16. März 2023

Vermischtes und Zeugs (XLV)

 
Jetzt haben die ja wieder was rausgefunden: Geld macht doch glücklich! Jahrelang wurde uns ja erzählt, ab einer gewissen Menge mache Geld nicht mehr glücklicher. Die Befürworter einer Reichensteuer müssten sich nun ein neues Argument suchen, so wird gleich geschwafelt. Bätschi! Moment mal. Kann es sein, dass es bei einer 'Reichensteuer' weniger darum geht, Reichen an ihr persönliches Lebensglück zu gehen, sondern vor allem darum, sie angemessen zu beteiligen am Steueraufkommen?

Mittwoch, 8. Februar 2023

Mind the gap!


Geschlecht ist eine Ursache für Lohnungleichheit. Das aber isoliert zu skandalisieren, wird das Problem nicht lösen.

Momentan wird wieder einmal viel über das Gender-Pay-Gap geredet. Immer noch skandalöse 18 Prozent weniger verdienten Frauen im Schnitt, heißt es. (Das bereinigte Gender-Pay-Gap, also jenes, aus dem Faktoren wie Teilzeitarbeit herausgerechnet sind, liegt seit vielen Jahren nur mehr im einstelligen Prozentbereich.) Erstaunlich ist, dass bei allen schlauen Analysen kaum je davon die Rede ist, dass nicht allein Geschlecht der große Graben ist, sondern auch, von welchem Wirtschaftssektor die Rede ist.

Montag, 8. August 2022

Vermischtes und Zeugs (XXVIII)

 
Inzwischen bin ich mir einigermaßen sicher, dass dieses Internet und vor allem die 'sozialen' Medien auf einer fundamentalen Fehleinschätzung beruhen: Der nämlich, dass Menschen prinzipiell gut seien, und wenn nur genügend Gute und Gutwillige versammelt seien, dann hätten die paar Arschlöcher und Deppen, die es halt immer irgendwo gibt, keine Chance. Schaut man sich diverse Ecken von Twitter an oder Kommentarspalten in diversen Medien, könnte man hingegen glatt auf die Idee kommen, diese Welt sei unrettbar verloren.

Montag, 30. Mai 2022

Gut konserviert


Konservative und Rechte, die politischen Gegnern vorwerfen, in Traumwelten zu leben, sollten sich zunächst vielleicht mit den Traumwelten befassen, in denen sie selbst leben. Nicht nur in Deutschland natürlich.

Nicht alle, aber auch nicht eben wenige Konservative und viele Rechte werfen anderen gern Spinnerei vor, leben ihrerseits aber erst recht in einer Traumwelt. Ihnen träumt, früher sei so ziemlich alles besser gewesen. Die Leute hätten sich nicht scheiden lassen, junge Menschen nicht zügellos rumgemacht, sonntags seien die Kirchen voll gewesen, die Frauen hätten noch nicht aufgemuckt, und wenn doch, dann durfte der Ehemann auch mal ungestraft Gewalt anwenden. (Überhaupt hat damals eine gesunde Watschen noch keinem geschadet.) Alle waren hetero und wenn mal einer von der Brücke sprang, weil er das dauernde Mobbing (das früher noch nicht so hieß, sondern 'Hänselei' oder so) nicht mehr ertrug, dann war er halt zu weich für diese Welt. Und eh selbst schuld. Musste ja nicht so aus der Reihe tanzen.

Freitag, 13. Mai 2022

Keinen billigen Exorzismus bitte

 
Ich muss hier was gestehen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in jüngeren Jahren auf einen wie Fynn Kliemann reingefallen wäre, ist einigermaßen hoch. Wäre mein jüngeres Ich in seinen Bannkreis geraten, mit Feuereifer wäre ich dabeigewesen im Kliemannsland. Hätte kostenlos oder gegen ein warmes Abendessen Arbeitsstunden gekloppt. Und wäre mächtig stolz drauf gewesen, Teil von etwas so Schönem zu sein. Hätte noch danke gesagt dafür.

Montag, 2. August 2021

Sommerloch: Glück durch Arbeit


2., durchgesehene Auflage

Über die Maßen nervig ist diese kreuzdämliche Leier vom Glück durch Erwerbsarbeit. Dieser von Karriereberatern bzw. -coaches gern gepredigte Humbug, mit ein bisschen gutem Willen und ein wenig (kostenpflichtigem) Coaching sei es quasi jedem möglich, eine erfüllende, den eigenen Neigungen und Stärken entsprechende Arbeit zu finden. Die Ratgeberliteratur ist voll von inspirierenden Geschichten über glückliche Strahlefressen, die öden Job gekickt haben, ihrem Herzen gefolgt sind und nunmehr als kernzufriedene Spaßbacken ihr Restdasein verbringen. Und der Restwelt damit nicht selten gehörig auf die Eier gehen. Das Problem ist ja nicht, dass es solche Menschen gibt, sondern dass suggeriert wird, jeder, bei dem das nicht so sei, mache gewaltig etwas falsch.

Montag, 17. Mai 2021

Felix Austria

 
"Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Wien. Dort passiert alles zehn Jahre später." (u.a. Gustav Mahler und Karl Kraus zugeschrieben)

Dass Österreich gerade besonders von Arbeitslosigkeit betroffen ist, dürfte unter anderem daran liegen, dass ganze Teile des Landes vom Tourismus abhängen. Und der liegt nun einmal größtenteils darnieder. Nun hat der ÖVP-Wirtschaftsbund kürzlich ein Positionspapier vorgelegt, in dem gefordert wird, den Druck auf Arbeitslose zu erhöhen. Konkret, das Arbeitslosengeld, das in etwa mit dem hiesigen ALG I vergleichbar ist, zu kappen. Weiterhin soll die Höhe des Arbeitslosengeldes mit Dauer des Bezuges sinken. Auch sollen Zumutbarkeitsgrenzen für Fahrzeiten abgesenkt werden.

Donnerstag, 8. April 2021

Taxi nach nirgendwo

 
Ist ihm nicht zu wünschen, aber es könnten für meinen alten Kumpel A. bald schwere Zeiten anbrechen. Der Mann bewegt sich seit uber 25 Jahren im Taxigewerbe. Erst Nebenjob als Funker in der Zentrale. Ein paar Jahre später bekam er einen Bandscheibenvorfall und konnte nicht mehr als Rettungsassistent arbeiten. So machte er seine Ortskenntnisprüfung und wechselte auf den Fahrersitz. Wollte er eigentlich nur für den Übergang machen, bis sich ein anderes fand, so der Plan. Jetzt karriolt er seit gut 20 Jahren durch die Gegend. Immer die Nachtschicht, zwölf Stunden, von 18 Uhr bis sechs in der Früh. Muss man für geboren sein.

Samstag, 19. September 2020

FC Monopoly

 
Preisbindungen gelten in Deutschland nur mehr für folgende Güter: Verlags- und Druckerzeugnisse, Tabakwaren, reine Kostenmieten im Sozialen Wohnungsbau, Taxifahrten und rezeptpflichtige Medikamente (die letzteren beiden eingeschränkt). Es gab Zeiten, da waren noch viel mehr Preise reguliert. Darunter die für Drogerieartikel und Fotofilme. 1974 änderte die sozialliberale Regierung das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) derart, dass viele Preisbindungen wegfielen. Betrieben wurde das von der SPD, die FDP protestierte, man vernimmt‘s mit Staunen, vehement. Begründung: das gefährde den freien Wettbewerb, weil kleine Anbieter dadurch zwangsläufig auf der Strecke bleiben müssten. Wann haben Sie sich noch gleich zuletzt dabei ertappt, der FDP recht zu geben?

Freitag, 3. Juli 2020

Programmatik, nostalgisch


Wem ein wenig nach Nostalgie ist, dem sei die Lektüre des Erfurter Programms der SPD von 1891 hiermit anempfohlen. Keine Sorge, es dauert nicht lange. Wer es liest, begreift auf einmal, wieso diese Spezialdemokratie einst eine geachtete, von einigen geradezu gefürchtete Partei war.

Diese kraftvollen Worte! Diese glasklaren Forderungen! Überhaupt, diese Klarheit in der Sprache! Sätze wie geschmiedet. Vor allem aber diese genau richtige Ansprache der Arbeiter (die oft gerade mal lesen und schreiben konnten): Kein paternalistisches Betütern, keine verschwurbelte Herrschafts- aber auch keine ('einfache') Quasi-Kindersprache. Und wie kurz das war! Konnte sich noch der müdeste Malocher nach Feierabend draufschaffen. Kein Zweifel, hier waren echte Könner am Werk.

Montag, 30. März 2020

Was ist der Trick?


Liebe…, sagen wir, vorsorglich agierende Zeitgenossen! Ich habe da mal eine Frage: In den letzten Wochen ist es euch ja gelungen, alle verfügbaren Klopapierbestände des Landes komplett aufzukaufen. Noch nicht einmal in Fachgeschäften für Hygieneware, die immerhin noch Seife führen, ist noch ein Fitzel zu bekommen. (Nebenbei: Ist euch eigentlich klar, dass eure bis unters Dach mit papiernem Arschwischkram vollgepfropften Häuser und Wohnungen im Fall eines Brandes die reinsten Fackeln sein werden? Ist mir gerade so eingefallen. Never mind.) Ist aber auch nix wirklich Neues.

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Uff d'r Deutsche Eisebahne...


"Bei ARD und ZDF sitzen Sie in der ersten Reihe." - mit dieser steilen These versuchten einst die öffentlich-rechtlichen Sender sich gegen die private Konkurrenz zu behaupten. Satire und Volksmund verballhornten das höchst gelungen zu: "Bei ARD und ZDF reihern Sie in die ersten Sitze." Dass nichts Gutes dabei herauskommen würde, wenn die Deutsche Bahn AG eine Vorlage auf den Fuß gezirkelt bekommt wie "Greta genießt‘s in vollen Zügen", war absehbar.