Sonntag, 9. Dezember 2018

Ronny des Monats - Dezember 2018


So denn, Zeit für die letzte Ronny-Verleihung des Jahres. Weihnachten ist ja die Zeit der Weihnachtsmärkte und traditionsreicher christlich-abendländischer Symbolik wie blinkende Weihnachtsmannmützen und Glühwein mit Schuss. Da sind Ronny & Co. Immer besonders auf der Hut, dass wir hier nicht islamsiert und umgevolkt werden, weil etwa irgendwo ein 'Lichtermarkt' veranstaltet wird anstatt eines deutschen Weihnachtsmarktes. Neben vielem Schlimmem, das passiert ist und selbstverständlich vermeldet werden muss, lässt sich allerdings auch ein erfreulicher Trend feststellen. Nämlich der, dass es Teilen der rechten Szene offenbar sehr um das Amusement der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit bestellt ist. Zumindest wenn man sich die köstlichen Protestaktionen ansieht, die sie sofort zu veranstalten pflegen, wenn sie irgendwo einen Witz nicht verstanden haben.

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Wenn Kunst mal weh tut


Das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) hat bekanntlich das Projekt 'Soko Chemnitz', bei dem zur Denunziation von Nazis aufgerufen wurde, mit bestem Dank vom Netz genommen und enthüllt, dass es sich um einen 'Honeypot' gehandelt habe. Eine Falle, um möglichst viele der Angesprochenen zum Anklicken zu bewegen und so an ihre Daten zu kommen. Die Aktion sei, heißt es, umstritten. Zu recht. Und absolut nicht schlimm, im Gegenteil. Die bürgerliche Presse sieht das überwiegend anders. Deren Sturmgeschütz Jochen Bittner verstieg sich gar zu der rhetorischen Frage, ob die, die die Aktion des ZPS gutheißen, es auch als Kunst goutierten, wenn 'Identitäre' demnächst Bilder von Linksextremisten veröffentlichen würden. Aha.

Dienstag, 4. Dezember 2018

Untote


"Merz will Parteivorsitzender anstelle der Parteivorsitzenden werden, vermutlich dann auch Kanzler anstelle der Kanzlerin. Nach allem, was man bisher weiß, hat er sich zu diesem Zweck vorgenommen, erst die Partei, dann das Land in die Vergangenheit zu führen. Denn was er etwa über das Asylrecht sagt - und gar nicht so gemeint haben will -, hat er ganz genau so schon im Dezember 2000 gesagt, und dabei alles, was sich seitdem verändert hat, offenbar nicht mitbekommen. Das sollte man ihm nicht vorwerfen, denn er war damit beschäftigt, als Banker Millionen zu verdienen, was wiederum nichts Verwerfliches ist." (Jakob Augstein)

Was ist der Unterschied zwischen Friedrich Merz und dem völlig zu Unrecht verstorbenen Manfred Krug? Antwort: Manne Krug, der olle Crooner, hat’s irgendwann begriffen. Dass dem Volk massenhaft Aktien aufzuschwatzen nicht zu allgemeinem Wohlstand führt, sondern vielmehr dazu, dass ein paar wenige gewinnen und ziemlich viele mehr oder minder viel verlieren. Wie sollte es auch anders im herrschenden Wirtschaftssystem? Leider kann er nicht mehr widersprechen, aber Krugs Lernfähigkeit könnte unter anderem damit zusammenhängen, dass er während seiner Jugend, die er in der DDR verbrachte, mehr über Kapitalismus gelernt hatte als viele im Westen, wenn auch aus anderer Perspektive.

Sonntag, 2. Dezember 2018

In der Lindenstraßen-Diktatur


Es soll ja Leute geben hierzulande, die wähnen sich in einer Diktatur. In der man ohne Gerichtsverfahren ins Verlies geworfen wird und mit der linksgrünversifften Nazikeule eins übergebraten bekommt, bloß weil einem mal irgendwo rausgerutscht ist, was man mit Flüchtlingen am besten machen sollte. Ist natürlich Quatsch, also das mit der Diktatur. Bester Beweis: Frau Merkels Linienflug nach Buenos Aires, weil die Flugbereitschaft der örtlichen Streitkräfte mal wieder indisponiert war. Hefte raus, mitschreiben! Alle Diktaturen dieser Welt hatten und haben eines gemeinsam: In ihnen mag nichts, aber auch gar nichts funktionieren, bis auf die Armee. Diktaturen verfügen immer über hoch effizientes Militär. Deutschland über die Bundeswehr.

Mittwoch, 28. November 2018

Um der Menschlichkeit willen


Warum es lohnt, David Chazelles großartigen Film 'Aufbruch zum Mond' anzusehen

"Dass ich so was noch erleben darf!", war mein erster Gedanke, als der Film ausblendete und der Abspann einsetzte. Ich hatte mich zwei Stunden und zwanzig Minuten keine Minute gelangweilt, obwohl es die Nachmittagsvorstellung und ich müde von der Arbeit war. Ich war ehrlich berührt. Musste das erst mal verdauen. Was erwartet man, wenn man einen amerikanischen Film anschaut über Neil Armstrong und die erste Mondlandung 1969? Es gruselt einen bei dem Gedanken, was etwa ein Michael Bay aus diesem Sujet gemacht hätte. Ein nur mit viel Bier erträgliches, auf bloße Überwältigung angelegtes, nationalistisches Special Effects-, Propaganda- und Schnulzenspektakel wahrscheinlich. David Chazelle dagegen hat in 'Aufbruch zum Mond' fast alles anders gemacht und damit ein Meisterwerk abgeliefert.

Montag, 26. November 2018

Wir müssen reden - nicht!


Gibt immer wieder mal so Debatten, die ich nicht verstehe. Bzw. ich begreife nicht, wieso es sich überhaupt um Debatten handelt. Etwa die so heiß diskutierte Frage, ob man denn nun mit Rechten reden müsse oder nicht. Vasteh ick nich. Warum? Ich muss mit niemandem reden. Wie ich auch sonst nichts wirklich muss, außer irgendwann sterben. Ein Wildfremder, der mir in der Öffentlichkeit ein Gespräch über, sagen wir, Reichsflugscheiben aufzwingen will und meine Aufmerksamkeit zu erpressen trachtet mit dem Nichtargument, ich hätte sein wirres Gefasel gefälligst zu erdulden, da wir ja Meinungsfreiheit hätten, müsste je nach Tagesform mit kompletter Ignoranz oder einer deutlichen Abfuhr meinerseits rechnen.

Samstag, 24. November 2018

Jenseits der Blogroll - 11/2018


Die letzte Woche des Monats bricht an. Zeit für die monatliche Linksammlung.

Politik. Sind Sie auch so erleichert, dass Horst Seehofer sich nicht mehr jeden Tag zu Wort meldet? Puh, den sind wir erst mal los. Leicht verwirrter Opa mit Sprechdurchfall, wirkte immer ein wenig wie der peinliche Onkel, damals auf den Familienfeiern. Erzählte immer die gleichen abgestandenen Zoten. Keiner mochte ihn wirklich, aber niemand traute sich, ihn nicht einzuladen. Hätte auch nix genützt, er wäre trotzdem aufgekreuzt. Doch Obacht, meint Onkel Maike, auch schlechte Politiker haben eindeutig ihre Vorzüge.

Mittwoch, 21. November 2018

Deppen, Medien, Metaebene


"Auch vor dem Internet gab es in jedem Dorf einen Deppen, manchmal auch zwei. Durch das Internet können sich nun die Dorfdeppen untereinander austauschen und organisieren." (Jörg Kachelmann)

Wir lebten in einer Zeit zunehmender Wissenschaftsfeindlichkeit, so ist da und dort zu hören. Man kann da die Frage stellen, ob das in Zeiten der herrschenden Kommunikationsmöglichkeiten nicht auch ein Wahrnehmungsproblem sein könnte. Analog zum o.g. Zitat könnte man sagen: Leute, die Wissenschaft doof finden, hat es früher auch gegeben, aber dank Internet können sich heute alle Wissenschaftsdooffinder dieser Welt vernetzen. Definitiv ein Problem scheint es aber zu geben mit der medialen Aufarbeitung wissenschaftlicher bzw. vermeintlich wissenschaftlicher Erkenntnisse ("Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass..."). Die hat inzwischen Formen von Sensationsjournalismus angenommen, sodass es nicht mehr um Aufklärung geht, sondern offenbar nur noch darum, möglichst viele Säue möglichst klickzahlenträchtig durchs Dorf zu treiben.

Samstag, 17. November 2018

Mittelschicht und Mittelmaß


"Faustregel: Wer mehr als ein Flugzeug besitzt, ist wahrscheinlich nicht Mittelschicht." (Oliver Welke)


Will eigentlich noch irgendjemand Oberschicht sein? Oder sich dazu bekennen, Unterschicht zu sein? Ist übrigens gar nicht so abwegig. Es gab nämlich Zeiten, da war Proletariat schick, da wollte man dazugehören, wenn die Revolution um die Ecke kam. In den Siebzigern auch die Studenten aus gediegenem Hause, die von Mutti immer den Bundeswehrparka gewaschen kriegten, weil sie selbst nicht dazu kamen vor lauter Revolutionmachen (daraus sind später die Grünen entstanden). In den Achtzigern dann konnte es für viele gar nicht Oberschicht genug sein. Die Bürgerkinder begehrten, reiche Säcke zu werden. Kamen mit Aktenköfferchen zur Schule, wählten Wirtschaft-LK, drohten mit Papis Anwalt, gingen BWL studieren und träumten von einem Job als Broker, um alsbald herumzulaufen wie Gordon Gekko.

Donnerstag, 15. November 2018

Sabbaticals sind scheiße


Ha, Aufmerksamkeit generiert! Hab ich Sie drangekriegt. Vielleicht sollte man es differenzierter ausdrücken und sagen: Längere berufliche Auszeiten, allgemein als Sabbaticals bekannt, werden in der Regel maßlos überschätzt und je penetranter sie propagiert werden als Wundermittel gegen ausbeutungsbedingte Abgespanntheit und andere Gebresten, desto verdächtiger wird es.

Da wäre zunächst einmal das Problem, dass man sich so ein Sabbatical überhaupt erst leisten können muss. Will man während einer Auszeit nicht jeden Cent umdrehen, sollte man was gespart haben. Oder man muss, wie bei den bisher üblichen Modellen, einige Jahre auf einen Teil des Gehalts verzichten, um so eine Art Guthaben für das freie Jahr zusammen zu haben. Um auf einen Teil verzichten zu können, muss man allerdings erst einmal genug verdienen. Damit wären diejenigen, die vielleicht am dringendsten eine längere Pause bräuchten, nämlich die, die in krank machenden, mies bezahlten Drecksjobs ohne jegliche Aus-, geschweige denn Aufstiegschance festsitzen, von vornherein ausgeschlossen.