Samstag, 2. Januar 2016

Vorsätze und Rückblicke


Dagegen, zum neuen Jahr gute Vorsätze zu machen, ist ja prinzipiell nichts einzuwenden. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um diesen öden, puritanischen Selbstoptimierungs-Spießerkram. Es will mir nicht in den Kopf, wieso massenhaft Leute sich zu Neujahr etwas vornehmen, wovon sie eigentlich genau wissen, dass es ihr Leben definitiv unangenehmer machen wird, sie es daher höchstens vier Wochen lang durchhalten werden, sich somit nur unnötig unter Stress setzen und hinterher mit Sicherheit ein schlechtes Gewissen haben werden. Was soll das? Als regelmäßiger Schwimmer kann ich übrigens sagen, dass das keineswegs übertrieben ist. Jedes Jahr im Januar sind die Bäder brüllvoll, weil alle Welt gute Vorsätze macht. Ab Februar geht dann nach und nach alles wieder seinen gewohnten Gang.

In Ordnung finde ich es hingegen, konkrete, machbare Dinge für das anstehende Jahr zu planen, auf die man sich freuen kann, statt sich zu kasteien und zu bestrafen. Sich etwas fest vorzunehmen, das das eigene Leben oder das von Mitmenschen schöner macht zum Beispiel. So finde ich es auch durchaus in Ordnung, sich das eine oder andere Buch vorzunehmen, obwohl ich sonst durchaus spontan vorgehe bei der Auswahl meiner Lektüre. Stefan Sasse hat da eine schöne Liste zusammengestellt, aus der ich sicher was übernehmen werde. 'Ökonomie der Zerstörung' von Adam Tooze ist ein sicherer Kandidat. 'Zombie Economics' von John Quiggin klingt ebenfalls interessant. So wie 'I Was Wrong' von Andrew Sullivan, das gar als kostenloses Ebook zu haben ist. 'Warum Nationen scheitern' von Daron Acemoglu? Hmmm...

Vielleicht sollte ich auch endlich mal was von Thomas Pynchon lesen. Nach dem, was ich bislang so mitbekommen habe, ist Pynchon aber eher was für Nerds und Studenten. Arbeitnehmer mit Vollzeitjob sollten sich das eher für einen längeren Sommerurlaub aufheben. Oder ich wende mich erst einmal meiner eigenen Liste vom letzten Jahr zu. Da steht nämlich so einiges noch aus. Eigentlich fast alles. Bis auf Chandler. Immerhin. Auch wirklich gute Vorsätze scheinen a bitch zu sein.

Wie dem auch sei. Eines meiner lieb gewonnenen Rituale zum Jahresbeginn ist es, Charlie Brookers alljährlichen Jahresrückblick, der mittlerweile sogar bei BBC 2 ausgestrahlt wird, in der DuTube anzuschauen. Einer der ganz wenigen Jahresrückblicke, die ich gelten lasse. Britisch, zynisch, gut. Auch dieses Mal wieder mit den bewährten Sidekicks Philomena Cunk und Barry Shitpeas. Keine deutsche Version, keine Untertitel. Daher leider nur für des Englischen Mächtige. Die anderen haben - diskriminier, diskriminier - Pech gehabt.



Ach so. Frohes Neues!


2 Kommentare :

  1. Im Dezember gibt es jedes Jahr überall Rezepte, Brat- und Kochzeug zu kaufen und Tipps wie man tolles, überzuckertes Weihnachtsgebäck macht. Da wird eben gefressen. Im Januar dann bieten viele Discounter Sportgeräte an, Fitnesscenter locken mit Einstiegsangeboten und in den Massenmedien gibt es zahlreiche Artikel für Diäten und Abspecktipps. The same procedure as every year.

    Man könnte den Kreis ja durchbrechen und sich davon nicht so beeinflussen lassen. Aber das geht natürlich nicht.

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    1. Und es nimmt kein Ende. Eine Zeitlang pflegte ich ja auf die lästige Frage nach guten Vorsätzen zu antworten: "Mehr essen, mehr trinken, mehr rauchen, weniger arbeiten, weniger Sport." Bis vor ein paar Jahren wurde noch gelacht, inwischen werden eher die Nasen gerümpft.

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