Montag, 12. Februar 2018

Ronny des Monats - Februar 2018


"Wenn die Feministinnen um Andrea Nahles es erstmal hingekriegt haben, sich sexlos zu klonen, dann stecken sie uns nämlich alle mit falschen Vergewaltigungsvorwürfen in den Gulag und übermalen dann laut lachend unsere Kunst am Bau. Mit Menstruationsblut." (Peter Weißenburger)

So viel zu den Sorgen und Nöten Besorgter Bürger. Karneval ist auch wieder. Zwar soll dies keine Karnevalssonderausgabe werden, doch fällt auf, dass des Öfteren von rassistischen Ausfällen zu hören ist bzw. dass immer öfter faschistoid bis rassistisch auf Kosten von Minderheiten gescherzt wird. Einzelfälle noch, aber es häuft sich. Bereits an anderer Stelle wurde hier verhandelt, dass dem so weltoffenen Selbstbild der Jecken nicht zu trauen ist, zumindest nicht überall. Entgegen ihres Selbstbildes, sind Narren meist keine Widerstandskämpfer. Die Komiker vom Rhein etwa hatten kein Problem, das Niveau ihres Frohsinns zwischen 33 und 45 dem der Machthaber anzupassen. Karneval ist - Plattitüde voraus! - ein Spiegel der Gesellschaft. Und rückt die nach rechts, dann tut es auch der Karneval. Wundern sollte einen also gar nichts.

Die Top 5 des Monats:

Platz 5: U-Boot des Monats
Teufel, die sind aber auch geschickt bei der AfD (eine rechtsextreme, in Teilen rechtsradikale Partei, deren Mitglieder gern zur Weinerlichkeit neigen, wenn sie kritisiert werden)! Dort hält man den Islam ja gern für eine totalitäre Bewegung. Und da ist es natürlich ein ausgefuchster Plan, einen Undercover-Mann wie Arthur Wagner in den Laden einzuschleusen, indem man ihn zum Islam konvertieren lässt. Topidee! Nur ein kleiner Tipp: Undercover funktioniert nur, wenn's nicht auffällt!

Platz 4: Gourmetkritik a’la Zinnowitz
Im mecklenburgischen Zinnowitz warf ein 37jähriger betrunkener Mann einen so genannten 'Polenböller' gegen das Fenster eines Döner-Imbisses. Weil derartige Import-Feuerwerkskörper beträchtliche Sprengkraft zu entfalten vermögen, zerbarst die Scheibe, 1.500 Euro Sachschaden. der Werfer bekam - Strafe muss sein - ein paar Splitter ins Gesäß. Die Polizei erklärte via Twitter: Fall gelöst! Der Mann sei halt mit dem Essen nicht zufrieden und, na ja, auch betrunken gewesen. Aha. Parallelen zu ähnlichen Taten mit klar rechtsextremem Hintergrund? Nööö! Na dann. Kommen Sie, das machen Sie doch auch so, oder? Wenn Sie im Restaurant nicht einverstanden sind mit dem Aufgetischten, schmuggeln Sie dem Kellner beim Abräumen auch immer eine entsicherte Eierhandgranate unter die Serviette, nicht wahr?

Platz 3: Alles völlig harmlos (Vol. 23.576)
Sigbert Droese (AfD) verreist offenbar gern. Zum Beispiel nach Polen. Dort lag bekanntlich das 'Wolfsschanze' genannte Hauptquartier Hitlers. Der historisch Interessierte sah sich die Sache einmal an und ließ sich auch, die rechte Hand auf dem Herzen, fotofieren. Na kommen Sie, was soll schlimm daran sein, vor einem verrotteten Bunker zu posieren und die Hand aufs Herz zu legen. Der Mann ist schließlich keine 20 mehr. Kommen Sie mal in das Alter!

Platz 2: Christoph Berndt – Pyromane des Monats
Die Stadt Cottbus zählt rund 100.000 Einwohner. Zirka 4.300 Migranten leben dort, darunter Flüchtlinge. Das entspricht etwa 4,3 Prozent. Da kann man sich schon mal fremd im eigenen Land fühlen und die Hosen voll haben. Um Deutschland. Der oberste Hosenvollhaber ist Cristoph Bernd, ein an der Berliner Charité angestellter Arzt und Vorsitzender des Vereins 'Zukunft Heimat', der als rechtsextrem eingestuft wird, sich aber als Sprachrohr Besorgter Bürger inszeniert. Unter seiner Regie ist Cottbus zum neuen rechten Hotspot, pardon, nein, Entschuldigung, Heißpunkt der Nazion geworden. Immerhin: Die Besorgten machen Fortschritte. Latschen nicht mehr einem landesflüchtigen, vorbestraften Kleinkriminellen hinterher, weil sie Angst vor landesflüchtigen ausländischen Kleinkriminellen haben.

Der Ronny des Monats, verehrte Damen und Herren, geht wieder einmal ins Nachbarland Österreich:

Platz 1: Udo Landbauer (FPÖ)
Der Herr Landbauer war FPÖ-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Niederösterreich. Vor nicht allzu langer Zeit war der Herr Landbauer – er ist gerade über 30 - aktives Mitglied der Burschenschaft 'Germania zu Wiener Neustadt'. Die arbeitete mit einem Liederbuch, das angeblich 1997 überarbeitet worden ist. Dort finden sich unter anderem Lieder mit Versen, die hier nicht wiedergegeben werden sollen, aber unter anderem hier und hier nachgelesen werden können. Da möchte man gar nicht wissen, was in den älteren Auflagen so alles dringestanden hat. Das Lustige an der Sache ist nun nicht, dass es so was gibt (bei diesen deutschnationalen Burschenschaften erwartet man ja zuweilen nichts anderes), sondern der nonchalante Ton, in dem des Lesens Mächtige die Öffentlichkeit für dumm verkaufen wollen. Der Hobbyfechtverein kündigte an, eine Neuauflage zu erarbeiten, in denen Lieder, "die mit dieser unseligen Zeit verbunden sind, nicht mehr vorkommen". Ja, wirklich unselig aber auch! Wer hat das schon ahnen können. Das sind mir aber auch ein paar Schnellmerker.


Und auch diesen Monat erfolgt eine Honourable mention. Die gebührt:

Joachim Steinhöfel für die Reaktion des Monats
Man soll, wie's Stefan Niggemeier richtig anmerkte, nicht über jedes Stöckchen springen, das die AfD (deren Mitglieder gern zur Weinerlichkeit neigen, wenn sie kritisiert werden) einem so hinhält. Man muss sie auch nicht unnötig verteidigen. Aber man sollte klar benennen, wenn Kritik den Rahmen des Vertretbaren verlässt, keine Frage. So etwa im Falle der 'heute-Show', für die die Bezeichnung Satire-Sendung "einigermaßen irreführend" (Niggemeier) ist. Weil: "Größere Teile sind schlichte Comedy für Leute, die die Witze von Mario Barth mögen, aber nicht Mario Barth." (ebd.) Als besagte heute-Show sich nun lustig machte über einen AfD-Politiker, der einen Sprachfehler hat, sprang Joachim Steinhöfel, seines Zeichens Anwalt und Berufsrüpel, der sich selbst als "Liberal – Konservativ – Unabhängig" verortet, ihm wie folgt zur Seite:

"Kennen sie Oliver Welke? Ein teiggesichtiger Mann mit Bauchansatz, der in der Schule immer als letzter in die Fußballmannschaft gewählt wurde und jetzt, ganz folgerichtig, ab und zu im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bei Länderspielen Fußballern und Trainern Fragen stellen darf, die er für pfiffig hält. Weil er ja soviel von Sport versteht."

Er schließt mit den Worten:

"Welke und seine Helfershelfer sind moralisch derart degeneriert, dass sich selbst ein Straßenköter zu fein ist, an ihnen noch sein Bein zu heben." (ebd.)

Abgesehen davon, dass es durchaus möglich ist, früher ein guter Fußballer gewesen und danach ein wenig aus dem Leim gegangen zu sein (etwa weil eine Verletzung einen vom weiteren Sporteln abhält), kann man das kurz so zusammenfassen: Jemand beschwert sich (mit Recht) über persönliche Angriffe auf einen Politiker. Das tut er, indem er die betreffende Person persönlich angreift. Aha.

Wird aber gut angekommen sein bei einer politischen Kraft, die 'Rache' und 'Jagen' für  politische Kategorien und legitime Mittel des demokratischen Diskurses hält. Moment mal, war diese AfD (deren Mitglieder gern zur Weinerlichkeit neigen, wenn sie kritisiert werden) nicht die Partei, deren Co-Vorsitzende vor nicht allzu langer Zeit unter allgemeinem Applaus die Entsorgung der 'politischen Korrektheit' auf dem Müllhaufen der Geschichte forderte? Nu ja, man bekommt zuweilen eben, was man will.

Und wiewohl er in der Sache nicht ganz Unrecht hat, kann man schon mal fragen, ob jemand, der unter anderem solches kolportiert, über moralische Degeneriertheit anderer sich nicht lieber etwas dezenter halten sollte.





4 Kommentare :

  1. Die "heute-show" hat sich auf allen Kanälen im Netz für ihre Verarsche eines sprachbehinderten AfD-Politikers entschuldigt. Das wünsche ich mir vom parlamentarischen Arm des Neofaschismus auch mal.

    Herzliche Grüße

    Ein Fußballer, der aus dem Leim gegangen ist und trotzdem noch pfiffige Texte über Sport & More schreibt

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  2. "die Entsorgung der 'politischen Korrektheit' auf dem Müllhaufen der Geschichte forderte"
    Interessante Parallele zur NSDAP. Letztere war nicht denkbar ohne die Revolution von 1918, die ihnen selber aber zutiefst verhasst war.
    Die AfD wiederum wäre nicht denkbar ohne jene politische Korrektheit, die ihr selber ebenfalls zuwider ist.

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    1. Sagen wir, die Strategie der Viktimisierung dockt hervorragend am Mindset des sich belogen, betrogen und zu kurz gekommen Dünkenden Wutbürgers an. "Immer wird man falsch verstanden, in die rechte Ecke gestellt, in seiner Ausdrucksfreiheit vom linksliberalen, politisch korrekten Establishment gehindert." (Georg Seeßlen)
      @Sign're Bonetti: Stimmt schon, aber muss sich ja nicht auf das Niveau seiner Feinde herabbegeben, oder?

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  3. @Stefan
    Die Aussage von Seeßlen ist falsch und richtig zugleich, zulange wurde legitime Kritik an der pc in die rechte Ecke gestellt, was Rechten einen scheinlegitimen Raum gibt, um sich als einzige Anwälte der Kritiker zu verkaufen. Tatsächliches Ziel aber sind liberale und linke Werte an sich, sehe ich auch so.
    Beim Verhalten dogmatisch Korrekter sehe ich allerdings keinen Unterschied zum Wutbürger, auch, was eine gewisse Feigheit angeht- der dogmatisch Korrekte ist immer laut, wenn es gegen Werteliberale geht.
    Hat er es hingegen mit echten Rechten zu tun, wird er plötzlich ruhig und ward nicht mehr gesehen.
    Damit will ich ausdrücklich nicht den Wutbürger entschuldigen, im Gegenteil, diese Leute sind mir zutiefst zuwider.
    (Zielt auf die öffentliche, nicht die vorliegende Debatte)

    Das Ganze kommt dann im Karneval an, kann ich nur zustimmen.
    Leute, die auf Befehl lachen, denunzieren auch auf Befehl. Oder im vorauseilendem Gehorsam.

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