Freitag, 31. August 2018

Jenseits der Blogroll - 08/2018


Überschattet von aktuellen Ereignissen, kommt die allmonatliche Linksammlung dieses Mal erst zum Ultimo. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: Es hat sich wirklich verdammt viel angesammelt dieses Mal. Mag daran liegen, dass ich Urlaub hatte und damit auch mehr Zeit zum Lesen. Aber immer dran denken: Man muss das nicht alles lesen. Kein Druck! 

Zuvor aber noch ein wichtiger Hinweis (danke, Claudia!): Es führt wohl kein Weg daran vorbei, sich als Blogger näher mit dem geplanten neuen Rundfunkstaatsvertrag zu befassen. Regelmäßige Leser dieser kuscheligen Ecke im Netz wissen, dass Kulturpessimismus mir auf den Sack geht, dass ich normalerweise nicht zum Schwarzsehen neige, eher zurückhaltend bin mit Kurzschlüssen wie 'Zensur!' oder 'Beschneidung der Meinungsfreiheit' und mich darob auch schon mal anlege mit wem. Wenn aber das stimmt, was da im Gespräch ist, könnte der Vertrag in dieser Form wohl wirklich das Ende der Bloggerei bedeuten, wie wir sie kennen. Dann wäre nämlich auch ich gezwungen, eine Rundfunklizenz zu beantragen (die mir jederzeit wieder entzogen werden könnte). Wieder stellte sich die Frage: Ist das den Spaß noch wert? Ich bin da noch am Anfang, bin juristisch nicht wirklich qualifiziert und auch bei der als ebenso tödlich für Kleinblogger geltenden DSGVO ist der ganz große Weltuntergang bislang ausgeblieben. Trotzdem scheint mir da erhöhte Wachsamkeit geboten.

Die Links. Politik und Zeitgeschehen. Jörg Wimalasena über #Metwo als Elitendiskurs und fehlende Verteilungsfragen. Mein Reden, auch bei #Metoo.

Die linke Sammlungsbewegung 'Aufstehen!' wird wohl nicht funktionieren, meint Stefan Laurin. Man muss es immer wieder betonen: Wie die teils absurde Züge annehmende Identitätspolitik, ist eine maximal offene Einwanderungsgesellschaft ursprünglich kein linkes, sondern ein liberales Projekt. Ähnlich der Frage, wo Israelkritik aufhört und Antisemitismus anfängt, entwickelt sich das zu einer der kaum zu kittenden Sollbruchstellen innerhalb der Linken.

Thomas Fischer über das Urteil im Fall Staufen, gesundes Volksempfinden und dessen mediale Begleitung. Lesenswert wie immer. Beeindruckend auch wieder die Ausdauer und Geduld, mit der Fischer sich ins Getümmel mit seinen Kommentatoren wirft. Vorbildlich!

Sascha Lobos Wörterbuch Rechts - Deutsch. Treffend, aber leider nicht nur witzig.

Was das heiß dieses Jahr? War DAS heiß? Schon, aber nicht so extrem wie es medial gepusht wurde. Jörg Kachelmann verbittet sich Gefasel vom 'Rekordsommer' und klärt auch über andere Missverständnisse auf. Trotzdem bin ich gottfroh, dass die Bullenhitze vorbei ist.

Wirtschaft. Alles super in der Abstiegsgesellschaft! Katharina Herrmann über einige Bücher zur momentanen Arbeitswelt.

Ein immer noch aktueller, von mir gern unterschriebener Aufruf, Bücher nicht online einzukaufen, sondern beim örtlichen Buchhändler. Zumindest aber, die vermeintlichen Vorteile des Online-Einkaufs noch einmal gründlich zu reflektieren.

Chris hätte da mal eine Frage an die Mainstreamökomen.

Thomas Pany über den naiven Glauben an die Wundertätigkeit von Chefs, die angeblich proportional mit der Höhe ihrer Bezüge zunimmt.

Kultur. Bei Chris Kurbjuhn herrschen sommerpausenbedingt gerade Steve McQueen-Wochen. Schönes Projekt. Schön finde ich auch, dass ein hier nicht unbekannter Gastautor mit bislang zwei Beiträgen zum Thema mit von der Partie ist: Der Mann hinter dem Mythos und Mehr als Action: The Getaway.

Jean-Michel Jarres Album 'Oxygène' von 1976 gehört, so befinden's die Progmusik-Nerds von den Babyblauen Seiten, in jede gut sortierte Musiksammlung. Hugh! (Sie kennen 'Oxygène' nicht? Schnickschnack, natürlich kennen Sie! Zumindest das hier.) Dem stimme ich so weit zu, würde das aber auf das meines Erachtens noch einen Tick bessere Nachfolgealbum 'Equinoxe' von 1978 ausdehnen. (Sie kennen 'Equinoxe' nicht? Schnickschnack, natürlich kennen Sie! Zumindest das hier.) Am Sonntag, den 24., ist der Elektropop-Pionier, nebenbei Sohn des Komponisten Maurice Jarre, 70 geworden. Im Interview mit Alex Gernand erweist er sich als angenehmer, entspannter, witziger und nur milde spleeniger Typ. So möcht' man alt werden. Bon anniversaire! (Spoiler: Die Vorlage für das legendäre 'Oxygène'-Cover hatte seine damalige Frau Charlotte Rampling einst in einer Pariser Galerie aufgetrieben.)

Schön? Eingängig? Ja, schon, irgendwie. Und auch wieder unglaublich schräg. Nur eines ist wirklich sicher: Wer es einmal gehört hat, vergisst es nicht. Christina Dongowski mit einer Hommage an 'Wuthering Heights' von Kate Bush.

Essen. Die amerikanische Firma Wework ist ein Coworking-Anbieter mit 6.000 Mitarbeitern, der in Berlin aktuell vier Standorte betreibt. Wework ließ verlauten, nur noch Mitarbeiter einzustellen, die vegetarisch essen, es wird in der Firma selbst nirgends mehr Fleisch serviert und Spesenabrechnungen werden nur anerkannt, wenn der Gast fleischlos bewirtet wurde (eine Einladung an alle Betrüger dieser Welt). Nach Angaben der Firma geschieht das, um den CO2-Fußabdruck der Mitarbeiter zu verringern. Dass eine Firma beim Catering eine strikt fleischlose Linie fährt, finde ich völlig unproblematisch. Wer zahlt, schafft an, und wer ein Problem hat damit, soll halt die nächste Dönerbude aufsuchen. Den Erziehungsanspruch aber, diese latente Übergriffigkeit, Mitarbeitern in ihre privaten Entscheidungen hineinregieren zu wollen, finde ich gruselig.

"Wer sich vegan ernährt, lebt vielleicht nicht das richtige Leben im falschen. Er versucht es aber wenigstens. Und hat offensichtlich Spaß dabei. Und tolle Cholesterinwerte. Er wird ewig leben. Und dabei besseren Sex haben! Und als wäre das nicht schon schlimm genug, fordert er Rücksicht und Entgegenkommen. Wer's am Grillabend gerne halal, koscher oder vegan hätte, der nervt. Und nervt umso mehr, als er sich dabei auch noch weigert, einen freudlosen und abgehärmten Eindruck zu machen. Als Fleischesser bekommt man allmählich eine Ahnung davon, warum Anhänger der antiken Götter diese Urchristen so gerne ans Kreuz genagelt haben. Dieses aufreizende Grinsen, diese Seligkeit! […] An einem Satz wie »Ich bin Veganer!« erkennt man den Extremisten, der seine schrulligen Ernährungsgewohnheiten zur Identität hochgejazzt hat und dafür Applaus erwartet, Applaus oder das Kreuz." (Arno Frank)

Und was tun wir? Wir kochen. Dagegen an. Bzw. wir werden kochen. Dank des bereits hier mehrfach erwähnten Herrn Klink (Eintrag vom 17. August) bin ich nämlich auf die Regensburger 'Wurstkuchl' aufmerksam geworden sowie auf die Tatsache, dass sie einen Online-Shop hat. Und eben gestern ist das Paket angekommen. Ich werde berichten. Wer nicht so lange warten mag, kann sich schon mal scheinbar ganz einfache Spaghetti Aglio e Olio e Peperoncino bereiten - komplett fleischlos.



19 Kommentare :

  1. Wenn der Rundfunkstaatsvertrag kommt, gehen wir einfach ins Darknet. Als "Don Rosarios Linkstübchen" + "Bonetti Weltfunk & More".

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    1. Vorsicht, ich könnte darauf zurückkommen...

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    2. Dann könntest du auf deiner Seite auch noch Waffen und Drogen verkaufen. Endlich käme finanziell ein bisschen Zug in die Butze ;o)

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  2. Klasse Hommage an einen Klassesong, von Christina Dongowski, guter Linktip.

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  3. Wirklich beängstigend, daß unternehmen sich zu volkserziehern aufschwingen und ihren mitarbeitern vorschreiben wollen, wie sie sich zu ernähren haben. Komisch ist allerdings, daß WeWork als begründung die verbesserung der CO2-bilanz und die rettung von 15.507.103 tieren bis 2023 nennt.

    Wie soll das gehen? Was machen die denn dann mit den tieren? Leben die dann selig bis an ihr natürliches ende auf einem riesigen gnadenhof? Das wäre dann aber negativ für die CO2-bilanz, denn so lange sie leben, tragen sie zum CO2-ausstoß bei, da wäre es schlauer, die in jungen jahren zu essen. Oder meinen die, daß es dann eben ein paar millionen tiere weniger gibt? Dann wäre das mit dem »tiere retten« aber gelogen, denn tiere, die es gar nicht gibt, können wohl kaum gerettet werden. Es ist aber auch immer so hakelig, wenn man etwas gutes tun will!

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  4. "Schön finde ich auch, dass ein hier nicht unbekannter Gastautor mit bislang zwei Beiträgen zum Thema mit von der Partie ist: Der Mann hinter dem Mythos und Mehr als Action: The Getaway."

    Wer ist Ralf Stiegler? Kenn ich nicht und habe ihn noch nie bei Dir gelesen..?

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  5. "ein hier nicht unbekannter Gastautor"?

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    1. Ich bin verwirrt. Du schreibst erst "ein hier bekannter" Gastautor, und fragst später, wer das sein soll?

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    2. Wird das hier ein Verhör oder was? Mäßige gefälligst mal deinen Tonfall.
      Gibt es einen Grund, warum das so irre wichtig ist für dich?

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  6. Welchen Tonfall soll ich denn mäßigen?
    Hab ich Dich irgendwie angegriffen?
    Wenn ja, womit?

    Bin einfach nur neugierig...

    Keep calm.

    Warum bist Du angepisst?

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    1. Wenn ich Sachen nicht verstehe, frage ich halt nach.

      Ist das nicht ok für Dich?

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    2. Ich ward nur moderat irritiert ob der Vehemenz deines Nachfragens. Und wenn ich mich bedrängt fühle, dann kann ich schon mal angepisst reagieren, pardong.

      Ich hatte mir nur erlaubt, 2 und 2 zusammenzuzählen. Möglicherweise lag ich da falsch. Dann nehme ich alles zurück.

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    3. Wenn Du meine Fragen - aus welchen Gründen auch immer - nicht beantworten willst, dann sag es halt.

      Ist dann auch ne Antwort.

      Ich muss nicht alles verstehen.
      Das wäre dann so ein Fall.

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    4. Stefan, ich hab Dich ein bisschen verscheißert.
      Tut mir leid, es war halb Neugierde, warum Du meine Texte mir zuordnen konntest.
      War ein wenig ein Experiment, wie Du reagierst.
      Tatsächlich bin ich Ralf Stiegler.

      Nix für ungut! ;-)

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    5. Ich unterstelle Dir den Humor, mir das nicht übel zu nehmen.
      Ich selbst war irritiert, dass Du mich identifiziert hast, und da habe ich mal blöde nachgefragt.

      War nur n Joke, und ich hoffe Du bist mir nicht böse deswegen...

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    6. No problem, so was halte ich wohl noch aus. :-)

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