Dienstag, 24. Dezember 2019

Jenseits der Blogroll - 12/2019


Pünktlich zum Anbruch der Festtage die monatliche Sammlung an Links und Lesestoff. Für alle, die Zeit zum Lesen übrig haben. Ich wünsche schöne Feiertage allerseits, ob und wie auch immer im einzelnen begangen.

Politik. Stefan Sasse über die gefährliche Nähe der 'Werte-Union' zur AfD.

"Mein Lieblings-Vergleich für Gauland und seine Spießgesellen ist Alfred Hugenberg. Der hielt sich auch für einen ungeheuer cleveren politischen Akteur, der in der Lage war, ein ungenutztes rechtsradikales bis rechtsextremistisches Reservoir zu aktivieren und unter Kontrolle zu halten. Bekanntlich war er das nicht. Und an der AfD haben sich mittlerweile diverse Hobby-Bürgerliche die Finger verbrannt, die dachten, den wilden Drachen des Rechtsextremismus zu reiten und in homöopathischen Dosen zu kanalisieren. 'Experten' wie der Werte-Union hängen dem gleichen Irrglauben an." (Sasse)

Gegen Rechtspopulismus und Fake News hilft nur radikale Umverteilung der Macht von oben nach unten, meint George Monbiot.

Constantin Seibt: Der politische Troll.

"Noch vor kurzem bedeuteten schlechte Organisation und schlechte Manieren den gesellschaftlichen Tod. Heute sind sie der Motor für eine steile politische Karriere." (Seibt)

Ein schöner Weihnachtsgruß von Dr. Deutsch.

Kultur. Derek Scally, Deutschland-Korrespondent der 'Irish Times', über das deutsche Subventionstheater. Nachdem ich letztes Jahr im Rahmen der Ruhrfestspiele einmal ein Brecht-Projekt von Thomas Ostermeier bestaunt habe (Typ B), dachte ich, trotz abgeschlossenen Germanistikstudiums und obzwar mir bei Brecht nicht als erstes einfällt: Imperativ, zweite Person Plural, nur so: Hä? Und kam mir vor wie ein halber Analphabet. Nun ja, vielleicht werde ich dereinst, sagen wir, in zwanzig Jahren, mich damit dicketun können, damals, 2018, einem Meilenstein europäischer Theatergeschichte live und in Farbe beigewohnt zu haben. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Stefan Pannor über Weihnachten in Entenhausen. Vor allem Carl Barks‘ Weihnachtscomics um Donald Duck und Verwandtschaft sind keineswegs kitschige Kuschelware, sondern meist bitterböse, teils sozialkritische Anti-Weihnachtsgeschichten, die zuerst überhaupt nicht veröffentlicht wurden.

"Vergesst Woodstock!", meint Uli Krug und erinnert an fünf musikalische Jubiläen, die 1969 relevanter waren. Unter anderem, wie King Crimson im Hyde Park die Rolling Stones verdammt alt aussehen ließen.

Letztens wurde wieder die 'Schwarzwaldklinik' staffelweise irgendwo wiederholt. Man bekam das mit, erinnerte und fragte sich, wieso die Leute alle damals derart verrückt danach waren, dass sie Protagonisten der Serie für reale Personen hielten. Georg Seeßlen lieferte vor Jahren schon eine plausible Erklärung.

Lutz Herden über Bernhard Wickis großartige Joseph Roth-Adaption 'Das Spinnennetz' von 1989, die heute aktueller ist denn je.

Harald Nicolas Stazol erzählt, wie es einst war, ein schwuler Mitschüler des früheren FAZ- und heutigen 'Welt'-Bloggers Don Alphonso zu sein.

(Update: Der Ende November erschienene Artikel ist nicht mehr verfügbar. Statt dessen musste eine Gegendarstellung veröffentlicht werden. Das Universum ist also wieder im Gleichgewicht.)

Vielleicht taugt diese schöne Weihnachtsgeschichte von Lucas Schoppe als Ersatz: Die seltsamen sechs Könige.

Musik. Zum Fest. Bestes Weihnachtslied ever.


(Video im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Anklicken generiert keine Cookies.)

Kulinarisches. Severin Corti testet sich durch den Wiener Christkindlmarkt – köstlich!

Jörn Kabisch zeichnet die Geschichte der kulinarischen Verfeinerung der taz-Redaktion nach. Die fast auch meine sein könnte.

Apropos taz: Ulli Hannemann wird zwischen den Jahren gemästet. Und wehrt sich nicht.

Tobias Haberl über das Rätsel der allgegenwärtigen wiederbefüllbaren Wasserflasche. Auch für mich ein Mysterium, das sich allein durch Marketingstrategien erklären lässt.

Das Rezept. Ein lieber, mir bekannter Mensch und Freund des guten Lebens, der einst im Dreiländereck zu den Niederlanden und Belgien prägende Jahre durchlebte, meinte mal, die belgische Küche sei qualitätsmäßig der französischen gleichzusetzen, aber "versauter". Zum Beispiel Flämische Karbonade. Ein Schmortopf, ähnlich Bouef Bourgignon, aber angesetzt mit belgischem Bier, Gewürzkuchen und Dijon-Senf. Dazu werden traditionell Fritten gereicht. Suchen Sie nicht nach einem 'Originalrezept', das gibt es nicht. Man muss sich durchprobieren. Hier sind schon mal zwei: Eins von den Food Professionals und eines aus der Abtei Scourmont, wo auch das berühmte Trappistenbier Chimay gebraut wird.

(Lookin‘ at you, Chefkochmützen!)




4 Kommentare :

  1. Kein Wort zu Herman L. Gremlitza?

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    1. Mit Worten wird er auch nicht wieder lebendig.

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  2. Danke für die Lektüretipps und schöne Feiertage. Ich freue mich auf den Bretter-Content 2020.

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  3. Ohhhhh! Und Wiglaf Droste ist wiederauferstanden, weil....
    https://fliegende-bretter.blogspot.com/2019/05/wiglaf-droste-1961-2019.html

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