Mittwoch, 11. Dezember 2019

Ronny des Monats - Dezember 2019


Weihnachtszeit ist ja bei Ronny & Co traditionell Hysterikerzeit. Weil, einschlägiger Wahrnehmung zufolge, ein jahrhundertealter Brauch nach dem anderen auf dem Altar von Umvolkung und Politischer Korrektheit geopfert wird. Jüngstes Beispiel: Die Augsburger Uniklinik hat dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum im Foyer aufgestellt. Sicher, das beruhte nach Angaben des Krankenhauses auf einer Feuerschutzvorschrift, aber was sind schon Fakten gegen eine solch schöne Steilvorlage, seinen Rassismus, seine Xenophobie und maßlosen Überfremdungsängste, wie grotesk auch immer, rauszuposaunen.

Natürlich war auch sonst viel los. So bin ich dank des rundum empfehlenswerten Blogs 'Die lockere Schraube' jüngst auf die faszinierende Welt der bräunlich müffelnden Esoterik gestoßen, die mir bis dato nur theoretisch bekannt war. Freuen Sie sich schon mal auf ein paar echte Perlen!

Die letzten Top 5 des Jahres:

Platz 5: Verquastes aus der Eso-Ecke
Was Mozarts 'Zauberflöte' mit ISIS zu tun hat.
Der Lispel-Nazi bringt uns bei, warum Demokratie Moppelkotze ist.
Oder ein anderer Wahnwichtel, der uns erklärt, wieso die Kommunisten an allem schuld sind.

"Wer an die Überlegenheit der 'arischen Rasse' glaubt, fühlt sich automatisch auch zu anderem Schwachsinn hingezogen – das war in den 30ern und 40ern des vergangenen Jahrhunderts so und ist es heute noch." (Hannes Stein)

Platz 4: Nicht nur Volkslehrer schnöde vom Lehren abgehalten.
Manchmal fragt man sich ja: Meinen die das ernst? Sind die echt so naiv? Glauben die ehrlich, man könnte Jugendliche indoktrinieren, indem man mit ihnen eine KZ-Gedenkstätte besucht und ihnen in einer Tour erzählt, sie sollten bloß nicht alles glauben, was hier zu sehen sei? Scheint der als 'Volkslehrer' bekannt gewordene Nikolai Nerling jedenfalls geglaubt zu haben. Listen, Weltmeister der Pädagogik: Pubertanten finden grundsätzlich erst mal alles doof, uncool und langweilig, was Erwachsene ihnen sagen (so wie die meisten Pubertierenden es auch voll laaangweilig und doof finden, wenn eine - Klischee, jetzt -  dauerbetroffene Sowi-Lehrerin sie durch eine solche Gedenkstätte schleift und erhobenen Zeigefingers zum Betroffensein nötigen will). Da muss noch nicht mal der Staat eingreifen und eine Geldstrafe wegen Volksverhetzung verhängen. Eine für Dummheit hätte auch gereicht. So wie bei der Bratpfanne, die den kompletten Oberkörper mit Nazi-Symbolen vollgestochen hat und den bei einem Schulfest ganz schmerzfrei in die Sonne hielt. Und sich jetzt, schluchzbuhu!, voll missverstanden fühlt.

(Apropos Insignien: Das hier wurde von amazon nach Protesten aus dem Programm genommen. Und das so kurz vor Weihnachten. Da bekäme der Begriff 'Schrottwichteln' doch eine ganz neue Bedeutung….)

Platz 3: Bundeswehr, Retro-Style 
Ende November wurde auf dem offiziellen Instagram-Account der Bundeswehr das Bild einer Wehrmachtsuniform mit Eisernem Kreuz, 'Verwundetenabzeichen' sowie Reichsadler mit Hakenkreuz gepostet. Und damit auch jeder kapiert, wir irre ironisch das gemeint war, wurde das noch mit der Bemerkung "retro" versehen. Kapierste, vastehste, ey? Iss garnich Naaatzi, iss bloß retro, ey.

Dazu könnte man einiges anmerken. Belassen wir‘s bei diesem Zitat:

"Die Ziele »heterogene Truppe« und »Freiwilligenarmee«, wie es sie seit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht 2011 gibt, lassen sich nicht gleichzeitig erreichen. In einer liberalen Gesellschaft zieht ein hierarchisch organisierter Arbeitsplatz, an dem das Personal mit Waffen hantiert, autoritär veranlagte Persönlichkeiten an. […] [So] entsteht eine Armee, in der die Glorifikation des Nationalsozialismus zum komödiantischen Repertoire zählt. In der Psychoanalyse ist das Erkennungsmerkmal des autoritären Charakters seine Unreife. Und schreit der mittlerweile gelöschte Bundeswehr-Post nicht nach Adoleszenzproblemen?“ (Dorian Baganz)

Platz 2: Jaja, die 'Bürgerlichen'
Ich finde es ja immer wieder lustig, von was Mitglieder jener Partei, die aus einem ganz bestimmten Grund besonders vehement darauf pocht, 'bürgerlich' zu sein und nichts anderes, sich immer so angesprochen fühlen. Zum Beispiel die Abgeordnete Malsack-Winkelmann...

Platz 1: Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!
Beamte der in Cottbus stationierten 3. Einsatzhundertschaft der Brandenburger Bereitschaftspolizei sollen ihre Sympathie mit einer in Cottbus bekannten rechtsextremen Gruppe bekundet haben. Die Beamten sollten eine von Rechtsextremen beschmierte Wand übermalen, dort sollen sie die Initialen "DC" für 'Defend Cottbus' und deren Erkennungssymbol, einen Krebs, hinterlassen haben. Ihre Begründung: Die Farbe habe nicht ausgereicht. So ein Zufall aber auch...


Und der Ehrenronny zu Weihnachten geht dieses mal…

(Nein, altautonomer, immer noch nicht an Chris Tall, mit dem plane ich mich extra zu befassen.)

… an: Den Heiligen Martin von Rheidt. - Für seinen heldenhaften Einsatz zur Verteidigung des christlichen Abendlandes.

Zwar ist es um meine Bibelfestigkeit eher so lala bestellt, aber die Nummer mit dem Heiligen Martin von Tours bekomme ich, kindliche Prägung sei Dank, noch halbwegs auf die Kette: Der in Amiens stationierte römische Offizier Martin soll der Überlieferung nach heimlich Christ gewesen sein (im 4. Jh. noch keine ungefährliche Sache) und musste das mit der Nächstenliebe gut verinnerlicht haben. So heißt es, er habe eines Tages, als er vor den Toren der Stadt eines vor Kälte bibbernden Bettlers gewahr wurde, seinen warmen Mantel mit dem Schwert geteilt und dem Frierenden die Hälfte abgegeben. Ganz ohne Sprüche wie: "Im Römischen Reich muss niemand erfrieren!", "Such dir nen Job, du Penner!", "Das ist ein christliches Fest!", oder: "Dann gehen Sie doch zur Tafel!" Wow!

Zur Erinnerung an diesen Akt der Menschlichkeit werden jedes Jahr im November massenhaft Gänse massakriert und ins Rohr geschoben. Derweil ziehen die Kinder des Sprengels, mit Laternen bewehrt und unter Absingen frommen Liedguts, hinter einem mehr oder weniger überzeugend als Römer verkleideten Reitersmann durch die Straßen und bekommen zum Abschluss vom Martin-Darsteller ein kleines Geschenk. In der Regel einen Weckmann ('Stutenkerl'). Für die Kurzen ist das der offizielle Beginn der alljährlichen Weihnachtsvorfreude.

Dem Darsteller des heurigen Rheidter Umzuges muss da irgendwie eine andere Überlieferung vorgelegen haben, denn er soll ein anwesendes muslimisches, Kopftuch tragendes Mädchen angeblafft haben mit den Worten, dies sei ein "christliches Fest". Hm, wiewohl das ja für sich gesehen nicht völlig falsch ist, frage ich mich schon: Habe ich da was missverstanden? Hat man uns damals fälschlicherweise nicht was vom Heiligen Martin, sondern was von dessen Pferd erzählt? Nächstenliebe nur mit Taufschein? Was, wenn dem Mädchen seine Religion nicht anzusehen gewesen wäre. Wäre der Liebe Gott dann böse geworden und hätte das Überreichen mittels Blitzschlag verhindert? Fragen über Fragen...






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