Montag, 16. August 2021

Kapitulation. Bankrott. Verrat.


"Aus der Geschichte der Völker können wir lernen, dass die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben." (Georg Wilhelm Friedrich Hegel)

Wenn Feuilletonisten die 'Sinnlosigkeit des Krieges' bzw. die 'ganze Sinnlosigkeit des Krieges' anprangern wollen, dann greifen sie gern zum historischen Vergleich. Ziehen Parallelen. Kramen zum Beispiel die Schlacht von Verdun hervor. Dort gingen sich Deutsche und Franzosen von Februar bis Dezember 1916 auf das Grausamste an die Gurgel. Am Ende waren zirka 700.000 tot, verwundet, verstümmelt, traumatisiert. Ergebnis: Die Front verlief nach zehn Monaten ziemlich genau wieder dort, wo man im Februar angefangen hatte. Herzlichen Glückwunsch!

Als eine internationale Koalition im Gefolge des 11. September 2001 in Afghanistan einzumarschierte, weil man das Taliban-Regime verdächtigte, Osama bin Laden und andere Al Quaida-Bosse zu beherbergen, schien die Sache sich gut anzulassen. Die Taliban waren mithilfe örtlicher Warlords bald entmachtet, man machte sich daran, das Land wieder aufzubauen. Besonders in Deutschland betonte man besonders eilfertig, dass da keine kämpfende Truppe unterwegs sei, sondern vielmehr Entwicklungshelfer, Brunnenbauer und Ausbilder, die eben auch Tarnanzüge trugen. Ein fataler Selbstbetrug.

Als auf dem Höhepunkt des Selbstbetrugs Deutschlands damals ranghöchste Protestantin Margot Käßmann es in ihrer Neujahrspredigt 2010 wagte zu sagen, gar nichts sei gut in Afghanistan, zog sie sich den Zorn großer Teile der politischen Klasse zu, die ihr Defätismus und Naivität vorwarfen. Und nun? Frau Käßmann mag viel Frommes geschwurbelt haben in ihrem Berufsleben, aber in dem Punkt hat sie recht behalten. Fast genau zwanzig Jahre nach dem Einmarsch der Koalition, im August 2021, nach etlichen zehntausend Toten, lautet das Ergebnis: Die Taliban haben die Macht wieder übernommen. Herzlichen Glückwunsch!

Armeen zu unterhalten ist sicher nicht schön, aber so lange es immer wieder Akteure in der Weltpolitik gibt, die einen ohne militärische Drohkulisse im Rücken nicht ernst nehmen, ein notwendiges Übel. Auch die Armee einzusetzen kann unter Umständen als ultima ratio infrage kommen. Es ist komplett illusorisch zu glauben, die Welt würde nur einen Deut friedlicher, wenn Deutschland aus der NATO austräte, die Bundeswehr abschaffte oder per Unterfinanzierung zur reinen Lachnummer degenerieren ließe. Demilitarisierung allein mag gut gemeint und von edlen Absichten getragen sein, ist aber kein politisches Konzept.

Auch ist die deutsche Empörung darüber, dass internationale Handelswege von bewaffneten Kräften notfalls mit Gewalt freigehalten werden müssen (ein entsprechendes Bekenntnis hat Horst Köhler einst das Amt gekostet), wenn schon nicht schizoid, dann zumindest verlogen. Viele von denen, die das unmoralisch finden, wären sofort auf den Barrikaden, wenn ihre dank freier internationaler Handelswege spottbilligen Konsumgüter Made in China oder die in Bangladesch gefertigten Billigklamotten deutlich teurer oder gar nicht erst lieferbar wären. Ist wie mit Bio-Lebensmitteln: Bis zu 50 Prozent der Deutschen behaupten artig, regelmäßig welche zu konsumieren. Die tatsächlichen Marktanteile sprechen eine andere Sprache. Macht sich halt gut.  

Setzt man die Armee für etwas anderes als zur reinen Verteidigung in Marsch, dann sollte man sich genau im Klaren sein, warum und wozu. Es muss ein klares Ziel geben, das mit den vorhandenen Mitteln erreichbar ist. Und spätestens wenn es erreicht ist, schlägt die Stunde der Politik, die eine einigermaßen kohärente Idee haben muss, was weiter zu geschehen hat. Wenn dann welche am Werk sind, die nicht wissen, was sie eigentlich genau wollen, geht es schief. Immer. 

Der aktuelle Afghanistan-Krieg wurde begonnen kurz nach der Jahrtausendwende, als die Militarisierung der US-Politik einen Höhepunkt erreicht hatte. Neokonservative Falken quatschten den ungebildeten, außenpolitisch weitgehend ahnungslosen George W. Bush in militärische Abenteuer hinein und machten ihm weis, nach siegreichem Feldzug würde alles gut und die Demokratie würde sich ausbreiten. Tat sie nicht. 

Die großartigsten militärischen Siege bringen einem nichts, wenn man sie politisch nicht zu nutzen versteht. Bestes, da berühmtestes Beispiel: Hannibal. Hat die gefürchtete römische Armee ein ums andere Mal blutig gedemütigt. Aber der brillante Taktiker, vielleicht der brillanteste aller Zeiten, hatte keine Strategie. Die hatten die Römer. Deswegen verlor Hannibal am Ende trotz all seiner Siege den Krieg. Zwei Generationen später waren vom einst prächtigen Karthago nur noch rauchende Trümmer übrig. Hannibal hatte für seinen Italienfeldzug kein erkennbares Ziel gehabt, außer Rache für die demütigende Niederlage im ersten Punischen Krieg. Wenn er die Römer erst einmal besiegt hätte, glaubte er, würde sich alles weitere schon finden. Tat es nicht.

Apropos erster Weltkrieg: Auch Erich Ludendorff dachte 1918, ein Loch in die Front hineinzuhauen, würde genügen, alles weitere fände sich dann. Tat es nicht. Das Loch wurde zwar hineingehauen, man brachte der Entente eine Reihe schwerer Niederlagen bei und verlor am Ende trotzdem. Nicht nur, weil die Kräfte erschöpft waren, sondern weil die Militärs keinen Plan hatten, was man mit den taktischen Erfolgen machen sollte. Sie hielten Politik für verzichtbar und hatten die Regierung in Berlin weitgehend kaltgestellt. Einem Georges Clemenceau war das nicht passiert. Mahnende Beispiele allesamt.

Ziel der Afghanistan-Kampagne war ursprünglich, Osama bin Laden zu fangen, den maßgeblichen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001. Die USA fühlten sich gedemütigt und wollten Rache. Was machen, wen bestrafen. Weil das allein nicht rechtfertigte, ein ganzes Land, zumal eines, das die USA im völkerrechtlichen Sinne gar nicht angegriffen hatte, mit Krieg zu überziehen, zog man gegen das Taliban-Regime zu Felde. Man verkündete, Afghanistan von Joch der frommen Fanatiker, die bin Laden beherbergt hatten, befreien zu wollen. Und die Frauen von der Burka. Beides gelang recht schnell. Um Osama bin Laden aufzuspüren und zu liquidieren, bedurfte es am Ende einer besseren Polizeiaktion. Allerspätestens damit gab es keinen Grund mehr für ein Engagement in Afghanistan und man hätte die Sache beenden müssen. Aber man hatte keinen Plan.

Jener 'Westen', dessen Gerede von humanitären Werten und Menschenrechten spätestens nach dem moralischen Totalbankrott von Guantanamo und Abu Ghraib auf der halben Welt zur bloßen Lachnummer geworden war, eierte auch in Afghanistan herum. Irgendwie wollte man da wieder raus, brachte es aber nicht zuwege. Man verlegte sich aufs Nation Building, wohl auch aus Ratlosigkeit. Schließlich war es der außenpolitisch komplett unbedarfte, zu weitsichtiger strategischer Planung unfähige Donald Trump, der sich von den Taliban für ein paar wolkige Zusagen um den Finger wickeln ließ und sich verpflichtete, Afghanistan binnen Jahresfrist komplett zu räumen. Das war kein 'Deal', wie der notorische Lügner angab, sondern eine Kapitulation, die unabsehbare Folgen haben wird. Der unrühmliche Abzug aus Kabul ist nicht das Vietnam unserer Zeit. Es ist schlimmer.

Denn damit "[...] reißen die [USA die] Fundamente ihrer globalen Macht aus freien Stücken selber ein, nämlich die Gewissheit, dass es etwas nützt, auf ihrer Seite zu stehen. Wer auf der Welt soll jetzt noch dem Westen vertrauen? Das Debakel von Kabul ist eine Schande und der Schaden unermesslich." (Dominic Johnson) Viele, gerade Linke, mögen sich mehr oder minder klammheimlich freuen über diese Selbstverzwergung der Amerikaner. Dafür gibt es jenseits reiner Schadenfreude leider keinen Grund. Antiamerikanismus ist ein Ressentiment und kein politisches Konzept. Absolut nichts deutet darauf hin, dass das, was kommt, wenn die USA als Hegemon wegfallen, besser, zivilisierter oder friedlicher sein wird.

"Erwartet euch nicht zu viel vom Weltuntergang." (Stanisław Jerzy Lec, 1977)

Wir haben es mitverkackt. Es ist Teil westlicher Hybris zu glauben, eine politische Kraft wie die Taliban sei nichts weiter als eine Ansammlung verpeilter "Kameltreiber" (Moster), die unfähig sind zu strategischer Analyse und Planung. So wie man schon den Vietcong für Hobbykrieger in Flipflops gehalten hatte. Islamisten auf der ganzen Welt, die natürlich die strategischen Fehler und Versäumnisse des Westens genauestens verfolgen, werden durch den Sieg der Taliban erheblichen politischen Auftrieb erhalten. All jene vor allem jungen Menschen in Afghanistan, die sich Hoffnungen gemacht hatten auf Menschenrechte, Emanzipation, Bildung, Demokratisierung wurden verraten und im Stich gelassen. Sie werden sich ihre Gedanken machen und ihre Konsequenzen ziehen. Der nächste Bankrott.

Die Kabinette Merkel haben den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr 2005 von der Vorgängerregierung quasi geerbt. Man tut Angela Merkel aber sicher nicht unrecht, wenn man davon ausgeht, dass auch sie, hätte sie 2001 vor der Entscheidung gestanden, einem Einsatz der Bundeswehr ohne Zögern zugestimmt hätte. Viel anders machen konnte man nicht die Jahre über, die Operationen standen unter dem Kommando der US-Truppen. Das Verhalten gegenüber den afghanischen Ortskräften aber, die den Bundeswehreinheiten jahrelang Lebensversicherung waren, wegen ihrer Kollaboration mit dem Feind auf Todeslisten der Taliban landeten und nunmehr ihrem Schicksal überlassen werden, ist zutiefst beschämend. Wie auch das zynische Herumprahlen mit Abschiebungen nach Afghanistan.

Einmal dort, hätte man entweder schnell wieder raus gemusst oder man hätte es zu Ende bringen müssen. Das Land aufbauen, entwickeln, organisieren, mitverwalten, polizeilich und militärisch absichern. Das hätte noch Jahrzehnte gedauert, wäre teuer und unpopulär gewesen. Ein Generationenprojekt. Aber ein stabiles, friedliches, weltlich regiertes, funktionierendes Afghanistan wäre eine echte Chance gewesen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die wurde ohne Not vertan, indem man auf halber Strecke umdrehte. Das wird uns einholen. Denn das Ende des Afghanistan-Einsatzes ist nicht das Ende des Krieges, in dem wir uns seit 2001 befinden.



Es ist nicht üblich, dass hier zwei Beiträge an einem Tag erscheinen. Die Lage rechtfertigt aber eine Ausnahme, wie ich meine. Ein paar Stimmen von Kolleginn/en:

Claudia Klinger: Das Afghanistan-Desaster
Stefan Sasse: Der große Verrat
Horst Schulte: Mitgefühl, Empathie. Alles gut und schön.
Matthias Eberling (Kiezschreiber): Dschihad: 1 - Westliche Werte: 0 






11 Kommentare :

  1. ... "1842 retreat from Kabul" bei Wikipedia sagt alles entscheidende dazu.

    Gruß
    Jens

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  2. Um Osama bin Laden zu kriegen wäre eine "bessere Polizeiaktion" sehr wahrscheinlich ausreichend gewesen und vor allem billiger.
    Wollte man aber nicht, es ging eben um "überlegende Werte" und da wollte man nach 09/11 die muslimische Welt in Geiselhaft nehmen, die in Form der Taliban represäntiert wurde (so glaubte man zumindest).
    Wir erinnern uns noch alle an Bush's jr. "wer nicht für uns ist, ist gegen uns".
    Afghanistan ist ein klassisches Beispiel das sich ein dichotomisches Weltbild, gepaart mit maßloser Selbstüberschätzung und einem überheblichen eurozentristischen Kulturalismus, bitter rächt.

    Fred

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  3. Es geht weder um Menschenrechte, noch um Demokratie, noch um mehr Schulen und Bildung, sondern um imperiale Interessen: 1) Bodenschätze, 2) Trassen für Pipelines, 3) Geostrategische Überlegungen (inmitten des „eurasischen Schachbretts“, Brzezinski), 4) Profitinteressen der Rüstungswirtschaft, 5) Existenz der NATO.

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    1. Gar so naiv bin ich auch nicht. Natürlich sind Menschenrechte, Freedom & democracy etc. Bonbons, mit denen das verkauft wird (die Sowjetunion versuchte übrigens 1979ff. das Land mit ähnlichen Versprechungen auf sozialistische Annehmlichkeiten zu befrieden). Und dass Krieg immer ein Geschäft ist, nun ja, das ist weiß Gott nichts neues. Mir geht es darum, dass mit der kampflosen Übergabe Afghanistans das letzte Feigenblatt weg ist.
      Übrigens empfehle ich auch, sich mit der 'Greater Middle East Theory' nach 1991 zu befassen, die reicht weit über Brzezinskis Eurasisches Schachbrett hinaus.

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  4. Siewurdengelesen18. August 2021 um 11:33

    Eine Bundesrepublik ohne Armee ist aus meiner Sicht trotzdem besser.

    Bezogen auf´s Ganze wurde die Bundeswehr ähnlich wie die NVA doch eher aus militärstrategischen Gründen aus der Taufe gehoben und beide Armeen auch recht schnell in die jeweiligen Bündnisse NATO und Warschauer Vertrag eingebunden. Anders hätten sich wahrscheinlich auch die Aufenthalte der Truppen der ehemaligen Alliierten zur Zeit des kalten Krieges in einem zurecht und nur angeblich demilitarisierten Land kaum begründen lassen. Wobei da die Frage eher gewesen wäre, ob unter dieser Doktrin der Wille der beiden deutschen Völker überhaupt eine Rolle gespielt hätte.

    Die Wende hätte eine Chance sein können, beide deutsche Armeen inklusive der ausländischen Truppen sukzessive zu reduzieren bis zum endgültigen Abschaffen inklusive eines dazu passenden Wehrgesetzes. Bis heute ist aktuell kein uns umgebendes Land eines, welches ein Interesse an einer militärischen Intervention haben könnte und das ist m.E. der einzige Grund für den Behalt einer "Verteidigungsarmee".

    Ein zeitgleicher Austritt aus der NATO nach dam Ende des Warschauer Vertrags hätte selbst bei Vorhandensein einer Bundeswehr die Frage nach einem Einsatz wie im ehemaligen Jugoslawien oder später in Afghanistan gar nicht mehr aufkommen lassen. So hingegen wurde sicher nicht ohne Druck der Waffenindustrie und anderer Kriegstreiber die Bundeswehr in ein bereits damals Abenteuer mit ungewissem Ausgang gedrängt. Und exakt dieser nicht vorhandene Plan und Sinn hätte Grund genug sein müssen, die Bundeswehr nicht nach Afghanistan zu schicken, weil m.E. keiner der Verantwortlichen über die Zeit wirklich definieren konnte, was wir dort bezwecken. Das war den meisten Soldaten vor Ort sicher bewusst. Netter Kommentar dazu...

    Ob speziell bei Afghanistan wegen 9/11 tatsächlich der Bündnisfall galt oder ob es eine rein US-amerikanische Angelegenheit war, bei der die NATO nur analog zum Irak mit hineingezogen werden sollte, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Aus meiner Sicht steht da ein klares Nein und daran ändert auch die Umtaufe zur UN-Mission ISAF nichts.

    Um so trauriger muss es auch für die dort eingesetzten Soldaten sein, dass quasi zwanzig Jahre Einsatz nahezu völlig für den Allerwertesten waren.

    Zu den ideologischen Problemen der Bundeswehr gibt es hier noch ein wenig Input eines Soldaten selbst, wobei ich mit einigen seiner Aussagen ebenfalls nicht konform gehe. Aber das führte hier zu weit. Welche Blüten das teilweise hervorbringt, ist ja gelegentlich beim Entdecken von Einzelfällen zu lesen.

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    1. Das halte ich für hochgradig spekulativ. Was soll denn eine Abschaffung der Bundeswehr bringen? Sagen dann alle anderen Länder ob dieses leuchtenden pazifistishcen Vorbildes: Ui, die Deutschen haben keinen Bock mehr auf Militär, jetzt machen wir auch nicht mehr mit, oder was?
      Dass wird z.Zt. nur von Staaten umgeben sind, die uns militärisch nix wollen, muss nicht immer so bleiben, politische Verhältnisse können sich sehr schnell ändern. Was wird z.B. aus dem potenziell instabilen Russland, wenn Putin nicht mehr da ist? Wenn eine Nachfolgeregierung, vielleicht gar eine durch Putsch an die Macht gekommene Militärjunta, auf weitere militärische Expansion setzt? Eine einmal abgeschaffte Armee wieder aufzustellen, dauert mindestens Jahre. Sich dann immer nur auf die anderen zu verlassen, dürfte da kaum eine Lösung sein.
      Ein entmilitarisiertes Deutschland dürfte zudem kein allzu gutes Standing mehr bei den ost-/mitteleuropäischen Ländern haben. Die werden sich im Stich gelassen fühlen, denn die Erinnerungen, als sowjetische Panzer durch die Straßen rollten, sind dort noch recht frisch. Ein Grund, warum vor allem diese Länder die NATO-Osterweiterung betrieben. Die sahen in Jelzin nämlich nicht den lustigen Tanzbären, sondern wegen ihrer frischen Erinnerungen eine handfeste Bedrohung ihrer frisch gewonnenen politischen Unabhängigkeit. Würde Deutschland da ausscheren, könnte das dem rechten Nationalismus weiteren Auftrieb verschaffen.

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    2. Was soll denn eine Abschaffung der Bundeswehr bringen?
      Man könnte das Geld für die Verbesserung der Lebensqualität ausgeben, statt sich gegenseitig kaputtzuschießen, um dem Anderen etwas abzujagen. Also 'den Kuchen für Alle größer machen' oder so ähnlich.

      Sagen dann alle anderen Länder ob dieses leuchtenden pazifistishcen Vorbildes: Ui, die Deutschen haben keinen Bock mehr auf Militär, jetzt machen wir auch nicht mehr mit, oder was?
      Das beliebte Argument: wenn "wir" es nicht machen, macht es jemand anderes? Na und?

      Dass wird z.Zt. nur von Staaten umgeben sind, die uns militärisch nix wollen, muss nicht immer so bleiben, politische Verhältnisse können sich sehr schnell ändern.
      Welches (materielle) Interesse sollte es denn jetzt geben, 'unsere' Gebiete zu besetzen?
      Würde es mir unter dieser Besatzung schlechter gehen?
      Ich wundere mich btw. auch, dass die NATO-Staaten kein Interesse mehr an den afghanischen Rohstoffen zu haben scheinen. Kalkulieren die damit, dass die Produktion eh in China stattfindet und dann sollen die Chinesen sich auch selber um die Rohstoffe kümmern?

      Ein entmilitarisiertes Deutschland dürfte zudem kein allzu gutes Standing mehr bei den ost-/mitteleuropäischen Ländern haben. Die werden sich im Stich gelassen fühlen, denn die Erinnerungen, als sowjetische Panzer durch die Straßen rollten, sind dort noch recht frisch. Ein Grund, warum vor allem diese Länder die NATO-Osterweiterung betrieben.
      Sollten solche Gefühle überhaupt eine relevante Rolle spielen, wäre es komisch, wenn man sich dann nicht an die deutschen Panzer erinnern wollte, und die Separatismus-Kriege nach dem Zusammenbruch des Ostblocks.
      Die Kooperation mit NATO-Staaten hat doch eher wirtschaftliche Gründe und teilweise kann man ja auch ganz gut mit Russland (wie z.B. Ungarn).

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    3. Der Kuchen wird aber nicht größer. Die Bundeswehr ist seit 1990 von 600.000 auf 180.000 geschrumpft. Hat das die allgemeine Wohlfahrt befördert? Glaube kaum. Würde das passieren, wenn die 180.000 auch noch weg wären? Glaube kaum.
      Ob es Ihnen unter fremder Besatzung schlechter gehen würde, kann man nicht sagen. Ich würde das eher nicht ausprobieren wollen (zumal Russland auch nicht mehr für Sozialismus steht).
      Insgesamt ist es m.E. eine eher herzige Idee zu glauben, mann könne sich aus einer hochgradig vernetzten Welt quasi verabschieden und sich eine Insel der Seligen bauen. Haben in der Geschichte schon einige versucht. Klappte, wenn überhaupt, immer nur, bis der nächste Krieg ausbrach.

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  5. "Was soll denn eine Abschaffung der Bundeswehr bringen?" Das verhindert einen 3. Weltkrieg unsererseits. Das ist nicht viel, aber mehr als mit einer Armee.
    Was verhindert die Absetzung von Maas, Scheuer, Seehofer, Spahn, Altmaier, Giffey, Akki und VDL? Nur der Tod.
    Was verhindert...usw., usf.
    Verhindern wäre Prophylaxe. Das kommt in Deutschland nicht vor. Lieber Karies bis zur Endzeit.

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    1. "Das verhindert einen 3. Weltkrieg unsererseits." -- Ja und? Wenn es einen solchen gibt, ist es ziemlich egal, ob ma da mittun wollte oder nicht.

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  6. Siewurdengelesen19. August 2021 um 13:32

    Vieles ist spekulativ beim Thema Armee.

    Einiges wurde bereits genannt, ich ergänze aber ein paar weitere Punkte.

    Ein Austritt aus der NATO und Abzug aller Alliierten hätte z.B. das Ende der Airbase in Ramstein zur Folge. Das über diese ein Grossteil der US-Logistik - u.a. auch für den Afghanistan-Einsatz - bei ihren Kriegen läuft und viele Drohneneinsätze, ist kein Geheimnis. Sicher hätten die USA andere Wege gefunden, aber auch diese haben nicht endlos Geld und eine BRD müsste sich für diesen Fall nicht noch eine moralische Mitschuld geben. Weiterhin wären dadurch auch die US-amerikanischen Atomwaffen verschwunden, die kein Mensch braucht. Stattdessen biedert sich die Bundesrepublik an, errichtet noch ein NATO-Logistikzentrum und müht sich darüber weiter, eine echte Kriegsnation zu werden.

    Link 1

    Link 2

    Link 3

    Kostet wahrscheinlich auch nix genau wie anderer Schmodder, der dazu dient, diese 2% vom BIP plus X für´s Militär auszugeben neben den ganzen anderen sich immer wieder verteuernden Hobbys unserer Kriegsminister wie Drohnen, Eurofighter und dergleichen mehr. Dieses Geld ist in zivilem Katastrophenschutz wie THW und Feuerwehr statt bei den Konzernen sicher sinnvoller angelegt, wie man jüngst erst wieder erlebt hat. Immerhin ist da die Bundeswehr mal zu etwas Sinnvollen im Einsatz, wird aber auch gleich wieder massig für Eigenwerbung genutzt genau wie deren Einsatz in der Pandemie, nachdem man jahrelang das Gesundheitswesen kaputt gespart hat.

    Käme als Nächstes noch der Umweltschutz dazu. Ich bin mir relativ sicher, dass es viele Menschen im Umfeld von Kasernen sehr angenehm empfänden, wenn nicht mehrmals in der Woche Tiefflieger über´s Dach hämmern oder anderweitig Flurschaden betrieben wird wie das Abfackeln eines Moores. Die Verbräuche militärischen Geräts sind ohnehin jenseit von Gut und Böse, aber vielleicht gibt´s ja dank der Grünen bald die klimaneutrale Version. Die Manövergelände liessen sich sicher auch sinnvoller nutzen.

    Bei den osteuropäischen Staaten wurde bereits auf den damit in Aussicht gestellten und verbundenen materiellen Vorteil hingeweisen und es mag sein, dass bis zu einem gewissen Punkt der Schutz vor einer russischen Aggression ein Grund war und ist. Dabei sehe ich aber keinen Unterschied zwischen der möglichen Gefahr von russischer Seite und der Provokation durch die NATO bei ihrem demonstrativen Schaulaufen durch wiederholte Grossmanöver speziell in diesen Staaten. Deeskalation sieht für mich anders aus.

    Das hat irgendwie etwas vom geringeren Übel, denn beschlossen haben diese Mitgliedschaften in der NATO in erster Linie wieder die jeweiligen Politiker. Sehr wahrscheinlich sähen die Einwohner aber weder die einen noch die anderen fremden Soldaten im eigenen Land, sondern gar keine.

    Und zum Glück ist die Bundeswehr so "klein". Das sich so etwas schnell ändern kann und die Voraussetzungen siehe oben schleichend geschaffen werden sollen, ist nicht neu. Sollte es tatsächlich zu einem konventionellen Krieg kommen, hätte sie imho keine Chance; bei einem wahrscheinlicheren unkonventionellen schützt diese sowieso niemanden. Und ganz spitz gesagt: Wie nach dem ersten Weltkrieg Soldaten als Teil einer revolutionären Bewegung zu sehen, ist bei dieser Bundeswehr erst recht nicht gegeben. Insofern brauchen wir also auch aus dieser Warte heraus keine Armee.

    Dann hat auch die Bauernfängerei an den Schulen endlich ein Ende, bei der Kinder und Jugendliche unwissend als neues Kanonenfutter geködert werden.

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