Samstag, 18. Juni 2022

Ehre, wem Ehre gebührt

 
"Das Titelblatt heißt Titelblatt, weil's Titten hat." (anonym, H. Nannen zugetraut)

Die kriegen ja alles raus. Absolut alles kriegen die raus. Jetzt haben die tatsächlich rausgefunden, dass 'Stern'-Gründer Henri Nannen nicht nur mehr oder minder fröhlich bei den Nazis mitgemacht hat. Nein, er soll sogar, jüngeren Recherchen zufolge, als Mitglied der Waffen-SS für ein übles antisemitisches Propagandapamphlet verantwortlich gewesen sein, das von der SS-Einheit 'Südstern' (wink, wink!) an der Italienfront verteilt wurde. Tja, und jetzt steht man da mit seinem Nannen-Preis und der Henri-Nannen-Journalistenschule. Und benennt erst mal um. Hoppala, hier müffelt's ja! Der Henri-Nannen-Preis soll in diesem Jahr einmalig unter dem Namen 'Stern-Preis' verliehen werden, bis einem was besseres eingefallen sei, so wurde verlautet.

Das mit dem Einfallen sollte auch dringend passieren, denn Nannen hatte 1938/39 zusammen mit Kurt Zentner auch das NS-Klatschblatt 'Der Stern' herausgegeben. Also Obacht!

Dabei werden die Meriten dieses Mannes viel zu selten besungen. Henri Nannen und dem 'Stern' kommt das Verdienst zu, dass auch heranwachsende Jungen in Haushalten, in denen keine erbaulichen Traktätchen wie 'Neue Revue', 'Praline' oder 'St. Pauli Nachrichten' herumlagen, wenigstens mal pro Woche dem einen oder anderen Bild einer nackten Frau ansichtig wurden. Internet war ja nicht und Youporn schon mal gar nicht. Groß Alternativen gab’s auch keine, wenn man keinen älteren Bruder hatte, der unverklemmt genug war, einen mit 18plus-Kram zu beliefern. Blätterte man als hormonell geschlagener Dreizehnjähriger beim Zeitschriftenhändler verstohlen in heißer Ware herum, konnte es mitunter peinliche Szenen geben. Aber 'Stern', der ging immer.

Ehre, wem Ehre gebührt.

Apropos antisemitisch: Die heurige Kasseler documenta 15 wird bekanntlich kuratiert von dem indonesischen Kunstkollektiv Ruangrupa. Mehrere Mitglieder bekennen sich offen zu der antiisraelischen Vereinigung BDS,  a.k.a. Kauft nicht beim Juden. Die "Kampagne versucht seit Jahren Israel durch kulturelle Boykotte zu delegitimieren, sie wurde in einer Resolution des Deutschen Bundestags als antisemitisch eingestuft." (Fanizadeh). Auf entsprechende Vorwürfe opferte das Kollektiv, das sei rassistisch und islamophob. Aha. Wäre es nicht klüger, die Kunstschau auch vorübergehend umzubenennen? Wie wäre es mit 'Mockumenta' oder so? 






1 Kommentar :

  1. ... guten Tag,
    die Diskussion zu dem Thema finde ich angemessen. Leider ist nach meinem Empfinden jedoch die Ursache mal wieder im sinkenden Empfindlichkeitslevel zu sehen (aka wokeness), wobei gleichzeitig natürlich auch der zunehmend reflexhafte "dann bist du ein Nazi" Ruf dazukommt. (Nazi kann man dann nach belieben durch islamophob oder Kapitalismusnutte oder USA-Freund ersetzen. Schwarz und weiß halt — ohne Zwischentöne.

    Gruß
    Jens

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