Dienstag, 27. Dezember 2022

Dilemma

 
Produzent/Regisseur/Obermotz James Cameron hat im Zusammenhang mit seinem Film 'Avatar' vor zwölf (!) Jahren mal etwas zweifellos sehr Dummes gesagt. Und weil ja immer irgendwo irgendwer wegen irgendwas beleidigt ist, soll man nun, so verfügen's Indigene in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldet, dessen neuen Film 'Avatar 2' auf gar keinen Fall ansehen. Weil: rassistische Kackscheiße. Howgh! Nun brauche ich dafür aber gar keinen Großen Häuptling, der mir das befiehlt. Weil ich mich deutlich zu alt fühle, mir 192 Minuten (plus Trailer) meiner Restlaufzeit den Hintern plattzusitzen, um eine öde, dröge, von computergenerierten Riesenschlümpfen gespielte Predigt über mich ergehen zu lassen.

"Auf diesem Niveau bewegt sich die ganze schier endlose Aneinanderreihung spektakulärer und kitschig-schöner Unterwasserbilder und sinnloser Action-Szenen voller leuchtend bunter Kuschelnatur und schmutzig-zerstörerischer Technik. Auf der einen Seite die kalt-rationale Wissenschaft, die nicht nur kein Gewissen hat, sondern der wahren Erkenntnis sogar im Weg steht. Auf der anderen Seite die warm-weich esoterische Naturromantik, in der Mutter Eywa für alles sorgt, wenn man sie nur lässt. Auf der einen Seite die Edlen Wilden, die im Einklang mit ihrer Umwelt leben und deswegen nur Glück kennen." (Johannes Kaufmann)

Ich bin schon beim ersten Teil, in den ich mich damals hatte hineinschleifen lassen, auf halber Strecke fast eingeschlafen. Da war ich zwölf Jahre jünger. Jetzt wäre wohl schlimmeres zu befürchten. (Obwohl: Bei den ganzen Handyleuchtern, Quasselstrippen und Chipsfressern und mit was für gesellschaftsunfähigem Gelichter die Kinosäle dieser Republik inzwischen noch so bevölkert sind, käme es auf einen Schnarcher wie mich wohl auch nicht mehr an.)

Andererseits triggern im Befehlston geschnarrte Unterlassungsbefehle wie der von Häuptling Geplatztes Kondom bei mir zuverlässig einen antiautoritären Reflex: Jetzt schon mal grade erst recht. Und sei es nur, um dich richtig auf die Palme zu bringen. War schon damals, 1997, so, als Aktivistinnen der Welt verbieten wollten, Adrian Lynes 'Lolita'-Verfilmung anzuschauen. (Der Film konnte erst mit einem Jahr Verspätung in US-Kinos anlaufen.) Da hieß es dann, niemand brauche den Film zu sehen, denn der sei eh schlecht. Und ich dann so: Moment mal, Mylady, darüber, ob ein Film gut oder schlecht ist, würde ich immer noch gern selbst entscheiden, wenn’s beliebt.

Man kann sich übrigens auch einen schlechten Film anschauen, um daraus zu lernen. Etwa, inwieweit sich ein Regisseur da an Nabokovs Vorlage verhoben hat (was Lyne übrigens wirklich hat). Aber so viel Dialektik dürfe bei diversen Aktivisten wohl zu Programmabstürzen und explodierenden Köpfen führen.

Außerdem würde solche Typen gewinnen zu lassen, letztendlich dazu führen, dass die Welt nur mehr bevölkert wäre von dauerbeleidigten unentspannten, ignoranten, autoritären Säcken, die andauernd anderen was verbieten müssen. Glaubt wirklich jemand, diese Welt würde zu einem freundlicheren Ort, wenn dergleichen Aktivisten das Sagen bekämen?  Also doch 192 Minuten Hintern plattsitzen? Und Kopfschmerzen von den Trailern kriegen? Weiß noch nicht.







4 Kommentare :

  1. Also doch 192 Minuten Hintern plattsitzen?

    sagenwamaso; ins kino geh ich dafür auf keinen fall. wenn das teil irgendwann auf meiner lieblings"pirate"streaming-site in 3d verfügbar ist...maybe and only then. storywise interessiert mich der film nicht die bohne, die wikipedia-zusammenfassung reicht mir um maximales desinteresse zu provozieren.

    AntwortenLöschen
  2. "Andererseits triggern im Befehlston geschnarrte Unterlassungsbefehle wie der von Häuptling Geplatztes Kondom bei mir zuverlässig einen antiautoritären Reflex: Jetzt schon mal grade erst recht."

    Vielleicht ist genau das Sinn dieser Aktion - Generieren von Aufmerksamkeit per Sidekick - sei´s auch "negative";-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hm, könnte man manchmal fast meinen. Aber ich glaube, bei solchen Mega-Produktionen geht es vor allem darum, niemanden vor den Kopf zu stoßen. Die Aufmerksamkeit wäre daher eher gern genommener Nebeneffekt.

      Löschen
    2. Wobei heutzutage anscheinend auch nichts mehr gemacht werden kann, ohne dass sich irgendjemand auf den Schlips getreten fühlt. Die Empöreria lauert an jeder Ecke und gelassen geht gar nicht. Stattdessen wühlen manche echt wie die Trüffelschweine, um irgendwo irgendetwas zu finden, mit dem sich diffamieren lässt. Manchmal wird es echt übertrieben und wenn dann selbst solcher Konsumkitsch für und gegen alles herhalten muss?! Wenn bei wirklichen Problemen mal auch alle so auf der Matte stünden.

      Zu meiner Schande muss ich nun auch noch gestehen, dass ich noch nicht einmal den ersten Teil gesehen habe und einiges Andere auch nicht, was so in dieser Machart die letzten Jahre im Kino und auf diversen Portalen gelandet ist, weil es eher außerhalb meines Interesses liegt:-(

      Löschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.