Reiseimpressionen (13)

Rupertiwinkel, Salzburger/Berchtesgadener Land. 2019, vor der Seuche, war ich zuletzt in dieser schönen Ecke. Dass Salzburg im August Festspiele hat und auch voll ist mit italienischen Gästen, war mir bekannt. Aber so voll mit Touristen und Selfiemachern aus aller Welt, vor allem Amerikaner und Fernost, habe ich es noch nie erlebt hier. Nun ja, es ist halt ein Hotspot, wer das nicht will, muss im Herbst oder im Frühjahr kommen. Ich kann mich erinnern, als nicht mehr Kind und noch nicht Pubertand mit den Eltern mal herbstens hier gewesen zu sein. Habe ich durchaus in angenehmer Erinnerung. Sollte ich bei Gelegenheit wiederholen, denke ich.

In der Altstadt war es manchmal schon etwas arg rummelig, aber in der Konditorei Fürst, the one and only Home of the Mozartkugel, brauchte ich nur gut 5 Minuten auf einen Sitzplatz zu warten. Das ist quasi nichts.

Überhaupt ist die Klage, Salzburg lebe eigentlich nur für die sechswöchige Festspielsaison im Sommer und verfiele danach für zehneinhalb Monate in eine Art Winterschlaf, wohl so alt wie die Festspiele selbst. Schon in Erich Kästners 1938 erschienenem Roman 'Der kleine Grenzverkehr' ist die Rede davon. Apropos: 'Der kleine Grenzverkehr' wurde zwei Mal verfilmt, 1943 und 1956. In der letzteren Verfilmung pendelt die Hauptperson Georg Rentmeister immer mit einem Bus der Firma Albus von Reichenhall nach Salzburg und zurück. Albus bedient noch heute die Maxglaner Route in die Stadt hinein, allerdings mit etwas moderneren Fahrzeugen.

Und wieder eine Trakl-Gedichttafel gefunden. Über die Stadt sind insgesamt 10 Stück verteilt, darauf jeweils eines seiner Gedichte mit Bezug zum Ort. Ohne systematisch auf die Pirsch zu gehen, habe ich jetzt vier beisammen (St. Peters-Friedhof, Mirabellpark, Waagplatz, Hellbrunn). Nur mit den Benennungen nach ihm hinken sie noch etwas hinterher, was aber auch daran liegen mag, dass man hier eine recht große Auswahl an prominenten Namenspatronen hat. Was nicht nach Wolfgang Amadeus Mozart benannt ist, ist es nach Ernst Mach, Paracelsus oder Christian Doppler.

Doppler ist übrigens ein Name, der hier durchaus vorkommt. Im Ainringer Ortsteil Adelstetten, ca. 10 km von Salzburg, befindet sich seit Generationen ein Gasthof Doppler in einer ehemaligen Zollstation.  

Jo Griaß Gott, i hätt' gern ein paar Pronomen bittschön.

Fürstbischof Markus Sittikus zu Hohenems war wohl das, was man heute einen Technikfreak nennen würde. Den Park seines Lustschlosses Hellbrunn bei Anif ließ er mit den technisch anspruchsvollsten Wasserspielen der damals bekannten Welt ausstatten. Gern lud er, so heißt es, in lauen Sommernächten Gäste zum Diner am steinernen 'Fürstentisch'. Irgendwann zu vorgerückter Stunde bekamen die Anwesenden auf ein geheimes Zeichen des Bischofs hin einen scharfen Strahl kalten Wassers mitten ins Vergnügungszentrum. Was wird das immer ein Hallo gewesen sein! Ein arger Scherzkeks war er also auch, der Pfaff'.

Bekanntlich ruinierte der bayerische 'Märchenkönig' Ludwig II. einst die Staatskasse mit seinen Schlösserneubauten. Weil die Schlösser aber, vor allem Neuschwanstein, zu weltbekannten Sehenswürdigkeiten wurden, bescheren sie dem Freistaat Bayern bis heute Milliardeneinnahmen, die die Kosten längst x-fach wieder eingespielt haben. Hohenems’ Vorgänger Wolf Dietrich von Raitenau hatte ein Faible für die damals topaktuelle, avantgardistische italienische Barockarchitektur. Und so ließ er das mittelalterliche Salzburg bis auf ein paar Kirchen komplett wegreißen und mithilfe von importierten italienischen Architekten im Stile des heißesten barocken Scheißes neu bauen. Heute treten sich hier die Touristen auf die Füße.

Stuttgart 21 ist ein Schiss dagegen. Nur ob das auch mal irgendwann Weltkulturerbe wird, ist halt noch die Frage.