Vermischtes und Zeugs (LXVI)

Dass sich bei uns auch ein Friedrich Merz zur Mittelschicht zählt, ohne schallend ausgelacht zu werden, liegt unter anderem an der höchst schwammigen Definition des Begriffes. Zur Mittelschicht könnte man grob all jene zählen, die die für ihren Lebensunterhalt nötigen Mittel überwiegend aus durch Arbeits-, Werk- und Dienstverträge geregelter selbstständiger oder nichtselbstständiger Tätigkeit beziehen (müssen), aus der sie wiederum so viele Einnahmen generieren, dass noch irgendeine Form von Vermögensaufbau möglich ist. Umkehrschluss: Wer am Ende des Monats keinen Cent übrig hat, ist so wenig Mittelschicht wie einer, der so viel hat, dass er von heute auf morgen das Erwerbsarbeiten komplett sein lassen könnte, ohne sich irgendwo einschränken zu müssen.

Ein weiteres Problem ist, dass mit Mittelschicht meist bloß ein bestimmter Lebensstil assoziiert wird. Etwa wenn ein mehrfacher Millionär in einem vergleichsweise bescheidenen Haus lebt, obwohl er sich ein viel größeres leisten könnte. Dabei ist es eine Frechheit, wenn irgendwelche Schwerreichen mit ihrer Bescheidenheit angeben und einen auf Mittelschicht machen. Sie setzen sich damit dreist in die gleiche Badewanne mit denen, die Vollzeit rackern und sich nach Abzug aller Kosten vielleicht noch einen Urlaub und eine kleine Zusatzrente leisten können, und sagen: Irgendwie sitzen wir doch alle im gleichen Boot.

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„warum haben die uns in der Schule nur unnützes Zeug beigebracht und nicht wie man eine Steuererklärung macht😡“

Ja sorry, dass du leider die Grundlagen von Kunst und Wissenschaft kennenlernen musstest, statt ohne Umwege zu einem Arbeitstier geformt zu werden, tut mir echt leid

— E L H O T Z O (@elhotzo) October 26, 2023

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In der Vorstellung einiger ist 'Der Westen‘ vermutlich auch schuld am Aussterben der Dinosaurier.

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In den Neunzigern jobbte ich neben dem Studium an einer Tankstelle. Da hatte ich einen türkischen Kollegen, dessen politisches Weltbild folgendermaßen aussah: Jedes Volk, das sich dem osmanischen Streben zur Weltmacht in den Weg stellte, müsse ausgerottet werden. Zuerst müssten Kurden und Juden dran glauben. Das sei vielleicht hart, aber unvermeidlich. Er meinte das völlig ernst. Widerspruch begegnete er mit dem Hinweis, wir Deutschen seien alle Nazis und Rassisten und hätten die Juden umgebracht, deswegen dürften wir uns nicht äußern dazu. Auf meine Frage, woher er diesen Blödsinn hätte, antwortete er, das habe er von seinem Vater und den respektiere er über alles. Das sei bei Türken so, und weil sie so viel Ehre und Respekt hätten, seien sie auch allen anderen Völkern überlegen.

Habe ich ihm widersprochen? Nein, nicht wirklich. Ich kam mit der durch nichts und niemanden zu erschütternden Selbstgerechtigkeit, mit der er seine Dumpfbackenparolen vertrat, schlicht nicht klar. Überforderte mich. Außerdem war ich der Meinung, es mit einem Einzelfall zu tun zu haben, der vermutlich auch innerhalb seiner Community als leicht gaga gälte und daher nicht repräsentativ wäre. Es waren die Neunziger, deutsche Neonazis zündeten von türkischen Familien bewohnte Häuser an, Recep Tayyip Erdoğan war Bürgermeister von Istanbul und Donald Trump bloß ein New Yorker Baulöwe, der gelegentlich in der Klatschpresse auftauchte. Bei seinen Deutsch-Hausaufgaben ließ der Kollege sich aber gern helfen von mir.

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Abt.: Der Praktikant darf auch mal. Aua.

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Vorausgesetzt, an dem, was man von Universitäten, vor allem US-amerikanischen (aber nicht nur) so hört, ist was dran, dann wird dort Teilen der Generation Z gewaltig ins Hirn geschissen. Das geschieht mit Humbug wie Intersektionalität, Critical Whiteness, Social Justice Theory oder Postcolonial Studies. Man verstehe mich nicht mis: Die dem zugrunde liegenden Theorien mögen achtbar sein, auch ist es sinnvoll und geht völlig in Ordnung, Dinge wie Machtstrukturen, Unterdrückung, Rassismus, Privilegien etc. systematisch zu untersuchen. Wenn dabei aber tumbes gegenaufklärerisches Schwarzweißdenken und geistiger Dünnpfiff herauskommt wie der, dass wer sich erfolgreich aus Unterdrückter ausgibt, grundsätzlich immer und überall recht hat und Unterdrücker Schnauze zu halten und gerade noch das Recht haben, sich für ihre Existenz zu entschuldigen, dann läuft irgendwas falsch.

Für mich sieht das eher nach einer Einladung an alle Schreihälse und autoritären Zwangscharaktere dieser Welt aus, die zufällig die richtige Hautfarbe und Herkunft, den richtigen Chromosomensatz u.a. und es beim Denken gern bequem haben. Beispiel: Die Palästinenser (wer ist das eigentlich genau?) sind Unterdrückte, haben daher immer recht und ein Anrecht auf unser aller Unterstützung. Dass aber eben diese Palästinenser, wenn sie erst einmal die lästigen Juden aus dem Weg geräumt und ihren Gottesstaat from the river to the sea gegründet haben würden, dort am nächsten Tag Essig sein würde mit Frauen-/LGBTQ+- und anderen Rechten, die den woken Social Justice Warriors doch so am Herzen liegen? Umpf, davon reden wir hier nicht.

Es mag übrigens nur mein persönlicher Eindruck sein, aber mir will scheinen, dass dieser 'postkoloniale' Budenzauber sich irgendwie nie gegen Russland mit seinen imperialistischen Kriegen und Drohungen gegen seine Nachbarn richtet, oder gegen China und seine Unterdrückung der Tibeter oder Uiguren.

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Antisemitismus bei Muslimen ist natürlich ein Problem, für hiesige Rechte aber auch ein Geschenk des Himmels. Die können jetzt sagen: Da! Das haben wir uns ins Land geholt! Hammsjaimmergesagt! Alle abschieben, sofort! -- und von ihrem eigenen Antisemitismus ('Globalisten', 'globale Elite', schwurbel) ablenken.