Kam mir die Tage so in den Sinn: Ist eigentlich mal aufgefallen, dass Klima'debatte' starke Parallelen aufweist zur Debatte um die Schädlichkeit des Rauchens? Ist sicher schon jemandem aufgefallen. Aber ich höre und lese halt so selten davon.
Etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist es wissenschaftlicher Konsens, dass ein klarer Kausalzusammenhang besteht zwischen Tabakrauch und dem Risiko für verschiedene Krebsarten, vor allem Lungenkrebs, dazu Herz- und Kreislauferkrankungen sowie diverse andere Gebresten. Etwas später stellte sich heraus, dass auch Passivrauchen nicht minder risikoreich ist. Das Argument "Wer keinen Krebs will, soll halt nicht rauchen, höhö! Hust!" entfiel also. Ab einem gewissen Punkt konnte kein Wissenschaftler, der ernst genommen werden wollte, das noch leugnen.
Und so kämpften die bestens vernetzten und hoch solventen Tabakkonzerne mit großem finanziellem Aufwand Rückzugsgefechte gegen die wissenschaftliche Evidenz und heuerten dazu die besten, gewieftesten PR-Leute an. Oft war zu hören und zu lesen, dass es schließlich auch kritische Gegenstimmen zum 'Mainstream' gäbe, die nicht ausreichend gehört würden. Rauchen wurde dargestellt als individuelle Entscheidung, für die jede:r die Freiheit haben müsse und eine genussfeindliche Sekte verbotsgeiler Gesundheitsnazis kein Recht habe, den Menschen da einfach Vorschriften zu machen. Merken Sie was?
Als ehemaliger Raucher erinnere ich mich übrigens noch gut, wie hilfreich diese Argumente bei mir lange waren, lieber doch noch nicht aufzuhören. Klar, ich wusste schon, dass die Qualmerei schädlich ist und mich schlimmstenfalls umbringen kann. Aber es gab da ja immer noch ein paar unerschrockene Wissenschaftler, die anderer Meinung waren. Und außerdem: Freiheit! Verdammte Gesundheitsspießer!
Ferner wurde argumentiert, dass es keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beweis gäbe. Was zum Teil sogar stimmt, denn die Gefahren des Rauchens mit randomisierten Doppelblindstudien zu belegen, ist nicht möglich, da man Menschen nicht willentlich Substanzen aussetzen darf, von denen man weiß, dass sie schädlich bis tödlich sind. Zudem ist es schwierig, ein Placebo für Tabak zu finden. Weiterhin sind die negativen Effekte des Rauchens vor allem Langzeiteffekte sind, die sich nicht sofort einstellen. Daher ist man auf epidemiologische Langzeitbeobachtungen angewiesen, die immer einen Rest Graubereich aufweisen. Nur fielen deren Ergebnisse aber samt und sonders derart eindeutig ausfielen, dass man nur noch schwer widersprechen konnte.
Ähnliches findet man auch in der Diskussion zu den Zulassungsstudien zu Covid19-Impfstoffen. Die Substanzen konnten nur auf Verträglichkeit und Nebenwirkungen geprüft werden und nicht auf Immunisierungsgrad. Denn dazu hätte man Menschen vorsätzlich mit einer potenziell tödlichen Krankheit infizieren müssen, darunter welche, denen man zuvor lediglich Placebos verabreicht hätte. (Nichts anderes besagt übrigens der Nürnberger Kodex.)
Das Zynische ist, dass die Lobbyisten und PR-Experten, die für die Tabakkonzerne unterwegs waren, durchaus wussten, dass Rauchen tödlich sein kann. In Christopher Buckleys nach wie vor lesenswertem Roman 'Danke, dass Sie hier rauchen' (Thank You For Smoking), der auch verfilmt wurde, trifft sich der Protagonist Nick Naylor, der im Auftrag der Tabakindustrie Propaganda für das Rauchen betreibt, regelmäßig mit einer Alkohol-Lobbyistin und einem Waffenlobbyisten. Der Club nennt sich M.O.D. ('Merchants Of Death', deutsch: T.A.G. - 'tödlich aber gut').
Im Roman ist Naylors zentrales Argument von bestechender Logik: Wieso sollte die Tabakindustrie, die doch davon lebt, dass möglichst viele Menschen rauchen, ein Interesse daran haben, ihre Kunden umzubringen? Daher seien - logischer Umkehrschluss -- eigentlich eigentlich die Gegner der Tabakindustrie die Bösen. Da sitzen die wahren Faschisten! Merken Sie was?
Die Antwort auf die Frage, warum Menschen so etwas tun, ist so platt wie vorhersehbar. Gier und Geld. Wer über Jahrhunderte und Jahrzehnte fett profitiert hat vom Verkauf von Tabakprodukten oder Verbrennen fossiler Brennstoffe, wird das nicht bleiben lassen, bloß weil ein paar Gesundheitsapostel und Ökospinner Panik verbreiten. Außerdem wird die Menschheit da bestimmt eine technische Lösung finden. Und wenn die Honorare und Gehälter nur stimmen, finden sich immer welche, die die nötigen Jobs erledigen. Eines immerhin sollte einem klar sein: Lobbyisten und professionelle Aktivisten handeln nicht unbedingt aus Überzeugung heraus, etwas richtiges oder sinnvolles zu tun, sondern sind im Zweifel sehr gut darin, diesen Eindruck zu erwecken.
Der Roman 'Danke, dass Sie hier rauchen' ist von 1998. Antiquarisch problemlos zu bekommen. Es gibt einiges über die Gegenwart zu lernen.
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