Samstag, 23. November 2024

Jenseits der Blogroll - 11/2024


"Gut, dass endlich Schluss ist mit der Koalition. Dieses allumfassende, maßlose Ampel-Bashing wurde mir allmählich etwas anstrengend. Es sollte die vornehmste Pflicht des Satirikers sein, den Schwächeren beizuspringen, was in letzter Zeit aber zunehmend bedeutet hätte, die Regierung zu verteidigen, denn die Leute schimpfen ja schon auf die Ampel, wenn der Chip im Einkaufswagen klemmt oder das Klo überläuft." (Heiko Werning)

So denn, das Volk hat nunmehr die Wahl zwischen Olaf 'Papa Schlumpf kann auch anders!' Scholz, Friedrich 'Wenn ich Kanzler bin, schaffe ich ALLES, was die doofe Ampel eingeführt hat, wieder ab, ätschi!' Merz, Robert 'Wenn ich Kanzler bin, dann bin ich immer noch der Robert, ne' und Alice 'Widerlich! Keiner geht an mein Schnitzel!' Weidel. Möchten FDP und Linke vielleicht auch noch? Dabei ist das lustige an der kurrenten Situation ja, dass die Verfassung so etwas wie eine:n 'Kanzlerkandidat:in' gar nicht vorsieht. Theoretisch ist es möglich, dass einfach Abgeordnete und Listen gewählt würden und dann in der konstituierenden Sitzung des Bundestages nach der Wahl verschiedene Kandidatinn:en gegeneinander anträten, von denen schließlich eine:r gewählt würde. Wäre doch mal eine Abwechslung.

Die Links und Fundstücke des Monats:

Politik. Stefan Sasse über Wahlen, die nichts entscheiden.

Von Flucht und Flüchtenden. Pflichtlektüre.

Interview mit Adam Tooze über Trump und Extremismus.

"Studien wie der Michigan Consumer Attitude Survey zeigen, dass Konsumenten ihre ökonomische Situation je nach parteipolitischer Präferenz unterschiedlich wahrnehmen. Das Phänomen, dass es den Trump-Wählern »gefühlt« besser geht, sobald ihr Präsident im Amt ist, spricht Bände über die Wechselwirkung von Politik und subjektivem Empfinden in einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft. Letztlich könnte dies eine Art selbst erfüllende Prophezeiung sein, die einen Großteil der wirtschaftlichen Widersprüche verdeckt. Hier zählt weniger die reale Effektivität der Maßnahmen als vielmehr der Glaube daran, dass die Politik des »Chefs« den Aufschwung bringen wird. Etwas Ähnliches sehen wir mit der Migrantenfrage in Melonis Italien. Ihre Anhänger sind beruhigt, weil sie im Amt ist." (Tooze, a.a.O.)

Der Popanz vom unwürdigen, Bürgergeld abgreifenden Armen soll von den eigentlichen Problemen ablenken, meint Sebastian Friedrich.

Bernd Rheinberg verabschiedet Amnesty International.

"[Amnesty International] war früher mal parteiisch für die Freiheit, eine glaubwürdige Institution der Zivilgesellschaft und der politischen Öffentlichkeit. Jetzt inszeniert sie sich selbst bildmächtig als Mob der Gerechtigkeit, betreibt Geschichtsklitterung, befördert den Hass auf den Staat Israel und spielt den Terroristen von Hamas und Hisbollah in die Hände. Der Vertrauensverlust, der damit einhergeht, ist immens. Aber so sehen Organisationen aus, die geführt werden von Kampagneros, Betriebswirten und selbstgerechten und -gefälligen Lebenszeitaktivisten. Jetzt werden sie durch ihren Mangel an Glaubwürdigkeit moralisch fragwürdig und letztlich politisch sklerotisch." (Rheinberg, a.a.O.)

Bundespräsi Steinmeier hatte letztens Besuch in Bellevue von Marko Martin. Und fands nicht so dolle. Ein offener Brief von Ilko-Sascha Kowalczuk dazu (eigentlich lehne ich offene Briefe ab, aber keine Regel ohne Ausnahme).


Der Postwestfale Carsten Kubicki bedauert: Wir können nicht anders. Ist wohl so.

Interview mit Klaus Dörre zum Zustand der deutschen Autoindustrie.

Ja Schock und Graus! 41 Prozent der Journalisten sympathisierten in einer Befragung mit den Grünen!!! Alarm! Da isser, der lang gesuchte empirische Beweis für den linksgrünen Mainstream. Ein Thread von Andreas Püttmann dazu. Von 2022.

Schöner resignieren mit Leo Fischer.

"Das Problem ist vielleicht, dass man sich überhaupt Hoffnungen gemacht hat: auf den Parlamentarismus, auf die Zivilgesellschaft, auf die longue durée. Ungeachtet aller historischen Lehren hat man hierhin -- mal wieder! -- alle Ressourcen gerichtet, nur um -- mal wieder! -- verdutzt festzustellen, dass das Kapital sich nicht freiwillig entmachten lässt. Die Hoffnung, in den Prozessen etwas zu verbessern, machte im Prozess so viele Kompromisse nötig, dass irgendwann selbst von ganz links radikale Gesellschaftskritik nicht weiter kam als »bitte die Mieten nicht so stark erhöhen«." (Leo Fischer).

Kultur/Gesellschaft/Gedöns. Die Formel "Don’t feed the Troll!" hat sich erledigt. Denn Trolle wissen jetzt, wo der Supermarkt ist und können kochen.

Instagrammer essendiese über das Top-Reiseziel Essen und das Ruhrgebiet.

"Das Ruhrgebiet ist das, was München verachtet und Berlin gern wäre. Hier ist alles weniger gewollt. Wenn hier eine Kneipe abgefuckt ist, dann ist die auch wirklich abgefuckt. Und nicht wie in Berlin: abgefuckt, weil der Besitzer sich das als Konzept ausgedacht hat." (essendiese, a.a.O.)

Robin Patzwaldt über sein Jahr auf Tinder.

Musik. Der einstige Marillion-Sänger Fish wurde immer wieder mit Peter Gabriel in der frühen Genesis-Phase verglichen, hat aber stets abgestritten, dass Gabriel sein Vorbild gewesen sei. Seine wichtigste Inspiration sei Peter Hammill von Van der Graaf Generator gewesen. Der ist mit dem Jungs seit über 50 Jahren auf Tour. Und immer noch diese Stimme...


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Selbstverständlich möchte auch ich es nicht versäumen, dem Kollegen nachträglich zur erfolgreichen Vermählung zu gratulieren.

Da wir gerade beim Großen Gratulationscour sind: Die Kollegen Bonetti und Kurbjuhn begongten beide kürzlich das tausendste Blogpostjubiläum. Hui. Aber wartet nur ab, 'Vermischtes und Zeugs' hier geht auf die Hundert zu. Spürt ihr schon meinen heißen Atem im Nacken?

Und dass letzterer das Match gegen den Feind im Inneren für sich entschieden hat, freut mich über die Maßen.

Sport. SV Werder. Stabil.

Essen/Trinken/gut leben. "Noch vor dreißig Jahren gab es in Deutschland nur drei Sorten Kürbis zu kaufen - als Schweinefutter. Jetzt gibt es allerlei Kürbis-Rezepte. Muss das sein?"  -- fragt Luise Strotmann. Ich antworte: Nein, definitiv nicht.

Spiegel-Redakteurin Barbara Supp hat eine Woche in der Küche von Vincent Klinks 'Wielandshöhe' mitgeholfen.

Obacht! Martinsgans ist nazi!
Obacht! Migranten klauen Vitamine aus unserem Obst!

Das Rezept. Nils Minkmar hat mal sehr zutreffend bemerkt, man könne niemals genug Huhnrezepte haben. Das stimmt insofern, als dass kaum ein Lebensmittel so vielseitig verwendbar ist und man es normalerweise allen, die nicht vegetarisch bzw. vegan unterwegs sind, risikolos vorsetzen kann. Außerdem sind die Flattermänner auch nirgends mit kulturellen Tabus belegt und werden daher auf der ganzen Welt verspeist. Poulet Basquaise bringt Paprika und Huhn zusammen, was für sich bereits ein Match made in heaven ist. Dazu noch Tomaten, Knoblauch und Piment d’Espelette. (Der ist leider sauteuer, und lässt sich durch Chiliflocken guter Qualität auch nicht eins zu eins ersetzen.) Mehr nicht, Lack fertig. Ja, eigentlich ist das ein Sommeressen. Aber Hühner sind ganzjährig zu haben, Paprika und Tomaten auch. Ich wüsste also nicht, was dagegen spricht, im trüben Herbst ein wenig Sommer auf den Tisch zu bringen und einen gekühlten Rosé aus der Provence dazu zu nehmen. Richtig, gar nichts. Perfektionisten reichen Fougasse als Beilage. Baguette tut es natürlich auch.










3 Kommentare :

  1. Herzlichen Dank für die Erwähnung meines Aufsatzes!

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  2. Poulet Basquaise und Rosé gibt's bei mir auch ganzjährig. Beim Poulet bin ich mittlerweile dazu übergegangen, Hühnerteile und Sauce separat zubereiten, die Hühnerteile braten im Backofen, die Sauce wird in einer Pfanne gemacht, das ausgebratene Hühnerfett nebst Fleischsaft wird vor dem Servieren untergerührt. Der geschmackliche Unterschied ist relativ gering, die Haut bleibt so schön knusprig. Wenn man möchte, dass der Geschmack des Gemüses ins Hühnerfleisch eindringt, sollte man's sowieso vor der Zubereitung häuten.
    Beim Rosé bevorzuge ich zur Zeit (neben meinen üblichen Verdächtigen aus dem Seewinkel) solche aus der Primitivo-Traube, die sind doch sehr erfreulich.

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