Also Olympia. Natürlich kann man eine
Menge Kritisches über die Olympischen Spiele sagen und sich abwenden mit den Worten: "Guck' ich nicht!" Gern wird beklagt, dass der Geist des
Gründers, Pierre de Coubertin, längst verflogen ist und einer
ungehemmten Kommerzialisierung Platz gemacht hat. Das kann man, wie
gesagt beklagen, aber man sollte es sich gut überlegen. Denn die
Spiele sind ursprünglich aus dem Gedanken entstanden, die Jugend der Welt für den
imperialistischen Überlebenskampf zu stählen. Dann doch lieber
Kommerz. Man kann sich auch anders seinen Spaß machen: Zum Beispiel
kann man mitzählen, welche zusätzlichen Disziplinen diesmal von
Chinesen geentert werden und hochrechnen, wie viele Olympiaden es
noch dauern wird, bis bei ausnahmslos allen Siegerehrungen drei rote
Fahnen mit gelben Sternen gehisst werden und alle anderen
teilnehmenden Nationen das ganze aus Frust boykottieren.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Montag, 30. Juli 2012
Freitag, 27. Juli 2012
Susanne Lothar (1960-2012)
Zu Susanne Lothar fallen mir nur
Superlativ-Floskeln ein, wie sie von PR und Presse täglich
massenhaft verbreitet werden. Auch hatte ich kein persönliches oder gar freundschaftlichen Verhältnis zu ihr. Warum fühle ich mich dennoch genötigt,
hier einen Nachruf zu bringen, wenn mir nichts Kreativeres einfällt?
Weil ich bei ihr das Gefühl habe, eine prägende persönliche Begegnung gehabt zu haben mit einem faszinierenden Menschen. Ich hatte nämlich das Glück, diese zierliche, doch so große Frau einen unvergesslichen
Abend lang live im Theater erleben zu dürfen und selten hat mich etwas so berührt und durchgeschüttelt. Das ist jetzt ziemlich
genau zwanzig Jahre her. Die traurige Nachricht von ihrem frühen Tod brachte
vieles zurück. Doch bleibt vor allem tiefe Dankbarkeit.
Freitag, 29. Juni 2012
Verdient ausgeschieden
Vercoacht
Der 2:1-Sieg (2:0) Italiens war
verdient und ging völlig in Ordnung. Auf deutscher Seite hätte man
sich auch über eine 0:3- oder 0:4-Klatsche nicht beschweren dürfen.
Das wiegt umso schwerer, als dass Prandelli taktisch nichts anders
gemacht hat als in den Spielen zuvor und die italienische Mannschaft
daher im Vorfeld eigentlich gut auszurechnen gewesen ist. Sollten
sich beim DFB ein paar Leute mit Ahnung vom Fußball befinden, dann
wird Löw sich für seine taktische Einstellung und seine
Mannschaftsaufstellung zu Recht einige unangenehme Fragen gefallen
lassen müssen. Man bedenke, dass Roy Hodgson mit der spielerisch und taktisch
weitgehend überforderten englischen Elf Italien immerhin eine
Verlängerung abverlangt hat, indem er ganz simpel eine
4-4-2-Formation gegen eine 4-4-2-Formation hat spielen lassen. Wenn Löw unbedingt mit seiner Aufstellung überraschen wollte, warum nicht von
Anfang an mit zwei Spitzen, Reus und Klose, auflaufen? Warum keine
Mittelfeldraute mit Özil und Khedira als Vertikalachse? Wieso musste
unbedingt der sichtlich nicht fitte Schweinsteiger spielen?
Donnerstag, 28. Juni 2012
GER - ITA: Ausblick - Tipp
Die italienische Nationalmannschaft ist ein Phänomen: Nicht
nur, dass mit ihnen bei großen Turnieren fast immer zu rechnen ist, scheinen
sie doch auch von Skandalen in der heimischen Seria A völlig unbeeindruckt. Im
Gegenteil, je schlimmer Wettskandale, Korruption, zerbröselnde Stadien und
Gewaltprobleme der Fans, desto mehr scheint das die Squadra Azzurra zu
motivieren.
Freitag, 22. Juni 2012
GER - GRE: Rückblick - Ausblick - Tipp
Rückblick
Die Griechen haben sich in der Vorrunde als die Defensiv- und Konterkünstler erwiesen, als die sie 2004 von allen unerwartet Europameister geworden sind. Während der Gruppenphase haben sie sich nie aus der Ruhe bringen lassen und eine optimale Chancenauswertung gezeigt. Das unterscheidet sie von der deutschen Mannschaft, die eher offensiv aufgestellt was und etliche Chancen vergab. Wer seine Chancen nicht verwertet, bekommt irgendwann die Quittung, heißt eine alte Fußballweishei und das Beispiel Holland zeigt, dass da etwas dran ist. Weil sehr defensive Gegner in der Regel äußerst konterstark sind, war die deutsche Mannschaft auch gut beraten, eher vorsichtig vorzugehen und nicht zu versuchen, Tempofußball zu spielen.
Sonntag, 17. Juni 2012
GER - DEN: Rückblick - Ausblick - Tipp
Rückblick
Das in weiten Teilen überzeugende 2:0
gegen die Niederlande ist nicht allein durch die spielerische Klasse
der deutschen Mannschaft entstanden, die sich im Gegensatz zum ersten
Spiel gegen Portugal sichtbar steigern konnte. Genau so wichtig waren
eklatante Schwächen und Nachlässigkeiten der Niederländer. Die
niederländische Mannschaft ist neben der spanischen die mit den
meisten Superstars europäischer Topclubs in ihren Reihen und hat
bisher im ganzen Turnierverlauf enttäuscht. Vor allem die schlampige
Abwehrarbeit kam einem Stürmertyp wie Mario Gomez entgegen. Zwischen
der zwanzigsten und siebzigsten Minute konnte der Eindruck aufkommen,
dass Oranje eigentlich keinen Bock mehr auf Fußball mehr hatte und das
Spielen weitgehend einstellte. Dass die Niederländer in den letzten zwanzig
Minuten dann besser ins Spiel fanden, lag nicht nur an ihrer offensiveren
Ausrichtung durch die Hereinnahme von Huntelaar, sondern auch daran,
dass die deutsche Mannschaft das Tempo heraus nahm und den Vorsprung
nach Hause schaukeln wollte. Das ist bei einem Turnier an sich
vernünftig, nur ließ leider die Konzentration ein wenig nach,
sodass das zu einer gefährlichen Sache wurde.
Mittwoch, 13. Juni 2012
GER - NED: Rückblick - Ausblick - Tipp
Rückblick
Für den oberflächlichen Zuschauer war am Samstag der Fall klar: Ein müdes Gewürge mit glücklichem 1:0-Ausgang. Nur durch die Mitte, mehr Glück als Verstand, die deutschen Rumpelfußballer sind zurück. Laaangweilig! So kann das nicht weiter gehen, da durfte man mehr erwarten und so weiter. Wenn Löw hinterher meinte, es sei ein taktisch gutes Spiel gewesen, dann mit Recht. Der Mann ist, im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger, kein Dummschwätzer. Denn aus taktischer Sicht lieferte das Spiel mindestens drei wichtige Einsichten.
Samstag, 9. Juni 2012
Vorschau und Tipp für heute abend
Die Teams: Deutschland
ZonalMarking, Nestor der
Fußball-Blogger, hat sich festgelegt: Deutschland ist Top-Favorit
auf den Titel. Das schmeichelt zwar und der Mann versteht eine Menge
mehr vom Fußball als ich, aber trotzdem habe ich Bauchschmerzen.
Grund: Die mehr als wacklige Verteidigung. Zwar ist Phillip Lahm
immer noch ein herausragender linker Außenverteidiger, vielleicht
einer der besten der Welt, aber in der Innenverteidigung rappelt es
gewaltig. Der in der Bundesliga überragende Mats Hummels hat bislang
enttäuscht und der erfahrene Mertesacker hat in letzter Zeit außer
seiner Erfahrung nicht viel vorzuweisen gehabt. Überhaupt, die
Dortmunder. Dass Löw mit ihrem Einsatz vorsichtig ist und lieber auf
die Bayern setzt, ist verständlich, denn die BVB-Spieler haben
bisher im Nationaltrikot nicht das gezeigt, was ihre Leistung in der
Liga versprochen hat.
Donnerstag, 7. Juni 2012
Scheißrotgold
Wenn man es nicht ins Stadion schafft,
dann ist Fußball gucken per TV am schönsten in einem überschaubaren
Kreis netter, nicht allzu fanatischer Menschen, von denen zumindest
einige ein wenig Ahnung von und Liebe zu dem haben, was da auf dem
Rasen abgeht. Fachsimpeln und Diskutieren gehören zum Fußball
wie Bratwurst und Bier. Daher kann man das bei entsprechendem Wetter
verbinden mit einer kleinen Grillparty, das eine oder andere Fässchen
Gerstengebräus dazu. Auf keinen Fall jedoch: Fahnen, Schminke und
andere lächerliche Devotionalien. Hymnengesinge mit aufstehen ist erst recht
verpönt. Zu prägend ist die Erinnerung an die Siebziger, an die Breitners und Netzers, die während des Einigkeitundfreizeit-Songs vor den Augen der Welt demonstrativ Kaugummi kauten.
Donnerstag, 24. Mai 2012
Wie versprochen: Eine Lobeshymne
Es gibt Anblicke, die fräsen sich förmlich ins Gedächtnis ein. "Die Weltpremiere! Und Tschüss auf Mallorca" - so drohte RTL einmal vor Jahren die Ausstrahlung einer viertklassigen Eigenproduktion an. Allzu inflationär werden abgeschmackte Jubelattribute verbraten a'la: "atemberaubend!", "brillant!", "Meisterwerk!", "Meilenstein!", "Sternstunde!" oder "bahnbrechend!". Im Fall der BBC-Serie Sherlock sind sie ausnahmsweise angemessen. Sherlock ist allerbestes Fernsehen auf der Höhe der Zeit und seinen Möglichkeiten. Die Abenteuer des soziopathischen Superdetektivs und seines getreuen Dr. Watson in die Gegenwart zu verlegen, ist eine radikale und großartige Idee, die dem Altbekannten jeden musealen Staub gründlichst aus der Jacke schüttelt.
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