Mittwoch, 5. Januar 2022

Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (29)


"Ich blättere durch Möbelkataloge und frage mich, welches Geschirr mich als Person definieren könnte." (Tyler Durden in 'Fight Club')


Solange ich nicht betroffen bin bzw. mein engstes Umfeld, oder sich inhuman betätigt wird, gehen die persönlichen Gewohnheiten meiner Mitmenschen mich nichts an und interessieren mich auch nicht weiter. Es ist mir wumpe, was Menschen essen, lesen, was sie streamen, wie oft und mit wem genau sie sich auf welche Weise sexuell betätigen etc. Sie mögen mit ihren diesbezüglichen Entscheidungen glücklich werden oder eben nicht, ich habe da keinem was zu verbieten oder vorzuschreiben. Sich über so was das Maul zu zerreißen ("Geht ja gaaar nicht!"), ist was für Klatschtanten, in deren Leben absolut nichts (mehr) los ist und für unreife Menschen.

Sonntag, 2. Januar 2022

Zwischen den Jahren Konsumiertes


Gelesen: Martin Walker: Französisches Roulette

Bruno ermittelt wieder. Der jüngste dreizehnte Fall der Serie beginnt damit, dass ein alter, aber nicht uralter Bauer tot in seinem Haus aufgefunden wird. Wie sich herausstellt, hat er kurz zuvor noch sein Testament dahingehend geändert, dass seine leiblichen Kinder leer ausgehen, während der Betreiber einer Luxus-Seniorenresidenz absahnt. Wie immer zieht die Sache weite Kreise, und zwar bis in sinistre russische Oligarchenkreise hinein, eine alte Freundin taucht wieder auf, Brunos getreuer Basset Balzac bekommt eine Freude gemacht und erweist sich als würdig. Es wird wie immer auch ausgiebig ausgeritten, gekocht und gespachtelt. Mehr wird hier nicht verraten.

Freitag, 31. Dezember 2021

2021, abgehakt


Geburtstage habe ich mir noch nie merken können. So ist irgendwie völlig untergegangen, dass diese kuschelige kleine Ecke im unendlichen Netz heuer bereits zehn Jahre am Start ist. Hätte ich damals echt nicht gerechnet mit. Die zweite Bauchpinselei, die ich mir gönne, ist der alljährliche Rückblick auf die zehn meistgeklickten Beiträge des Jahres:

Dienstag, 28. Dezember 2021

Deutsche Billigesser, revisited


Es grüßt mal wieder von fern ein Murmeltier. Mit der Zuverlässigkeit eines alten Kübelwagens oder VW Käfer wird alle paar Jahre die Sau durchs Dorf getrieben, in Deutschland seien Lebensmittel zu billig, die Deutschen in toto ein Volk von Sparfüchsen und Billigfraßfressern. (Moment mal! Sau durchs Dorf treiben? Denkt denn keiner an das Tierwohl???!) Das war Quatsch und ist Quatsch. Die relativen Ausgaben der deutschen Privathaushalte für Lebensmittel bewegten sich 2014 im soliden europäischen Mittelfeld und unterschieden sich nur marginal von denen in Frankreich und Italien.

Freitag, 24. Dezember 2021

Jenseits der Blogroll - 12/2021

 
Dames und Heren, der Monat und das Jahr ist fast schon wieder zu Ende, daher hier ein letztes Mal, kurz bevor abermals ein Lockdown uns ereilt, Links, Fundstücke, Lesetipps und was mir sonst noch hervorhebenswert erscheint. Weil es eventuell gilt, ein paar ruhige Tage zu überbrücken, wie jedes Jahr mehr als üblich. Ich wünsche viel Spaß beim Stöbern, Lesen und Vermehren der gewonnenen Einsichten. Und natürlich schöne Feiertage, egal, ob und wie sie im einzelnen begangen werden oder auch nicht. 

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Schmähkritik des Tages (54)


Heute: Joachim Schulz über die "fiesen Balladen" von Phil Collins

"Das ist klanggewordene Folter, der Soundtrack eines Jahrzehnts, in dem die Hoffnungen der Achtundsechziger gestorben sind und Kohl, Thatcher, Reagan der Menschheit den Neoliberalismus brachten! Musik für Mädchen mit Dauerwelle und Jungs in Sakkos mit Schulterpolstern, die heute in Reihenhäusern leben und feuchte Augen kriegen, wenn der Gute-Laune-Sender, den sie immer hören, 'We don’t need another hero' spielt, weil sie das an einen warmen Abend im August 85 erinnert, an dem sie mit ihrer Clique ins Freibad von Groß Deppenstedt eingestiegen sind und unerhörterweise nackt gebadet haben!" (taz, 7.12.2021)

Dienstag, 21. Dezember 2021

Impfpflicht? Sinnlos.


Schadenfreude oder gar Häme verbietet sich angesichts des vermutlich vermeidbaren, von seiner Partei bislang diskret beschwiegenen Covid19-Todes des ungeimpften AfD-Abgeordneten Grimma. Ich bin auch erleichtert, dass zwei ungeimpfte, hier in der Blogroll vertretene Blogger, die sich die Seuche gefangen hatten, das wohl einigermaßen überstanden haben und wünsche alles Gute. Ihnen ernsthaft Long Covid oder Schlimmeres an den Hals zu wünschen ("Dann sehen sie mal, wie daneben sie liegen, harr harr.") bewegt sich moralisch auf der gleichen Stufe wie wenn Rechte einem wünschen, die eigene Partnerin/Ehefrau/Schwester/Tochter möge doch bitte von fremdländischen Intensivtätern gruppenvergewaltigt werden, dann sähe man mal, wie falsch man läge mit seiner naiven Multikulti-Gutmenschenduselei. So tief sollte man nicht sinken.

Samstag, 18. Dezember 2021

Gute Wahl!

 
"Wieder einmal bestätigt sich mein altes Postulat zu plebiszitären Methoden: Je weiter unten man die Entscheidungsträger sucht, desto mieser die Ergebnisse. Volksabstimmungen sind die Diktatur der Inkompetenz. Läßt man die Parteibasis Personalentscheidungen fällen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der/die Falsche ausgesucht." (Tammox)

Es gibt so Sprüche, mit denen wollen diejenigen, die sie absondern, als abgeklärt und weise rüberkommen, als über den Dingen stehend. "Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe, haha!“, ist so ein Beispiel. Oder: "Ach ja, Wissenschaft - die einen sagen so, die anderen sagen so.". Oder: "Wer heilt, hat recht.". Und: "Wenn Wahlen etwas verändern würden, dann wären sie verboten." Solche Sprüche zeugen aber nicht von Abgeklärt- und Weisheit, sondern bloß von Halbbildung, Zynismus und Denkfaulheit.

Dienstag, 14. Dezember 2021

Onomatopoetisches

 
Meine liebsten Onomatopoetika stammen von Comic-Urvater Wilhelm Busch ("Ach! - Die Venus ist perdü - / Klickeradoms! - von Medici!") und der großen Erika Fuchs ("Qualm, stink"). Weiters fand Francesco Ibanez für seine 'Clever & Smart'-Comics schöne Geräusche ("Muac!", "Cras!", "Pup, schwitz"). Im deutschsprachigen Raum tat sich Herbert Feuerstein im deutschen MAD u.a. mit "Lechz!" und "Bazoing!" hervor. Rötger 'Brösel' Feldmann spezialisierte sich in den 'Werner'-Comics auf Motorrad- ("Schigger, schigger, schigger", "öttel", "farz", "verschleiß", "klöter!"), Sauf- ("Schlork!") und Kotzgeräusche ("Hualp!"). Ralf König bereicherte die deutsche Sprache um das schöne "Türenklapp", das Einlegen einer Kassette in einen Videorecorder ("Opa, was ist ein...?") machte "klapper, rappel, schieb" und das für den Leser nicht sichtbare Geschehen des bei schwulen Metzgern geschätzten Horrorklassikers 'Der Frikadellenmörder von Manhattan' illustrierte er mit "stech, fetz, zerschneid!".

Sonntag, 12. Dezember 2021

Vermischtes und Zeugs (XII)


Ich erwähnte es, glaube ich, bereits: Das Lustige an Verschwörungsspralletten ist ja, dass sie sich, wenn ihre apokalyptischen Prophezeihungen mal wieder nicht eingetreten sind, eine noch beklopptere Geschichte aus den Rippen leiern müssen, um den Gaul am Kacken und ihre hohlraumversiegelten Anhänger bei der Stange zu halten.