Samstag, 5. Februar 2022

Olympisches


'Olympia-Splitter' - so oder ähnlich hieß das damals, als Sportmoderatoren im Öffentlichrechtlichen noch zu 99 Prozent männlich und hetero waren und hässliche Pullover trugen. Alle paar Tage wurde ein Korrespondent mit einem Kameramann losgeschickt, um den Menschen daheim vor den Geräten Staunenswertes aus dem Austragungsland zu präsentieren. Dass man hier rohen Fisch und kalten, sauren Reis mit Stäbchen isst. Dass man hier links fährt, das Bier keinen Schaum hat, Städte 10 Millionen Einwohner haben, in denen es viele Arme gibt, die aber alle immer irre gut drauf sind und irgendwie alles anders ist als bei uns.

Donnerstag, 3. Februar 2022

Aus die Maus


Bekanntlich hat eine Schulbehörde des Landkreises McMinn County im US-Bundesstaat Tennessee untersagt, Art Spiegelmans Graphic Novel 'Maus' im Unterricht einzusetzen. Nun finde ich eine offene Diskussion darüber, wie viel an bildlicher Brutalität und Grausamkeit man Achtklässlern zumuten soll/kann/darf, nicht grundsätzlich falsch oder abwegig. Die Begründung(en) aber, die Tony Allman, Mitglied des zuständigen Gremiums abgab, sind eine Nummer für sich. Er verwies darauf, das Schimpfwörter wie "verdammt" oder "Schlampe" vorkämen sowie auf eine Nacktszene (in einem stark stilisiert gezeichneten Schwarzweißcomic wohlgemerkt).

Montag, 31. Januar 2022

'Der Russe' und wir


Putin. Russland. Ukraine. Iwan. Invasion. Puh! Wo fängt man da an? Vielleicht links und früher:

Es gibt Linke, die reflexhaft in den Nothelfer-Modus schalten, wenn irgendwo jemand sich überzeugend genug als Opfer der imperialistischen "Vereinigten Staaten von Bösemerika" (Ordenbandit) oder deren israelischen Handlangern geriert. Da wird sich auch mal mit einer Organisation wie der Hamas solidarisiert, bekanntlich eine Ansammlung ausgewiesener Menschenrechtsaktivisten, die, wenn sie das Sagen bekämen, ganz bestimmt Religionsfreiheit, Frauen-, und Minderheitenrechte hochhalten würden. Haben sie ganz doll und fest in die Hand versprochen. Und sie leiden doch so! Die Taliban sollen ja auch nicht so schlimm sein, ist jetzt zu hören. Echt jetzt! Dass die Taliban vielleicht gerade tonnenweise Kreide fressen, um irgendwie an internationale Hilfen zu kommen, weil Afghanistan komplett pleite ist, nun ja, das ist bestimmt bloß transatlantische Kriegstreiber-Feindpropaganda.

Samstag, 29. Januar 2022

Vermischtes und Zeugs (XIV)

 
Es gibt Länder, in denen sind Staatsgeheimnisse die Abschusscodes von Atomraketen. Oder die Baupläne streng geheimer Atom- und Brennstoffzellen-U-Boote. Aufmarschpläne. Neue Panzer. Irgendwas mit Militär und Krieg halt. In Österreich ist es die Faltung der Kaiserserviette. Jenes "Geheimnis [...], wie aus einem etwa einen Quadratmeter großen Stück Stoff ein kunstvoll gefaltetes Gebilde wird, in dem zwei Stück frisches Jourgebäck (ein Semmerl links, ein Salzstangerl rechts) Platz haben, das einer liegenden Lilie nachempfunden ist - und nur ganz kindische Menschen ein bisserl an ein männliches Gemächt erinnert." Felix Austria!  

Mittwoch, 26. Januar 2022

Römischer Ruin

 
Als katholisch sozialisierter Agnostiker hat sich lange etwas gesträubt bei mir, wenn Worte fielen wie 'Kinder****erverein' oder ähnliches. Zwar konnte ich mit dem Spirituellen nie viel anfangen, doch habe ich auch viele positive Aspekte kirchlichen Lebens kennengelernt. Mich kaum je beengt gefühlt, und unsittlich berührt wurde ich auch nie. Schade auch um all diejenigen, die dort immer noch mit Herzblut und Überzeugung arbeiten, nicht selten für niedrige Löhne. Ein nicht verknöchertes, am Religionsstifter orientiertes christliches Menschenbild ist ja nicht das allerschlechteste von allen.

Sonntag, 23. Januar 2022

Moppernder Molluske

 
Darf ich vorstellen? Squishy Nobones. Der Youtube-Kanal des krakeelenden Kraken mit dem Niedersachsen-Akzent, der auch bloggt, scheint ganz unterhaltsam zu sein. Hier arbeitet das wetternde Weichtier sich an Ivo Sasek ab, seines Zeichens Stifter und Chef einer Sekte namens Organische Christus Generation (OCG), Fan von Körperstrafen in der Kindererziehung, Anhänger antisemitischer Verschwörungstheorien, Buddy von Schlangenöldealer Jim Humble, und, man ahnt es, strikter Impfgegner:

Samstag, 22. Januar 2022

Jenseits der Blogroll - 01/2022


Zu den Fundstücken des Monats. Das mit Abstand traurigste war das, welches vom überraschenden Tod der Kollegin Mühlstein kündete. Zwar gab es keinen persönlichen Kontakt, doch bedeutete Mechthild als Mitbloggerin mir sehr viel. Wegen ihres scharfen Verstandes, ihres reflektierten, aber nie theorielastigen Linksseins (ich habe da viel von ihr gelernt und bin sehr dankbar) und wegen ihrer nie versiegenden Diskussionsbereitschaft. Ihr kultureller Horizont war riesig, vor allem aber war sie in diesen verückten Zeiten, in denen etliche Blogger sich leider ins Spralloland verabschiedet haben, eine unverdrossene Streiterin gegen jedwede Verschwörungsspinnereien und für Wissenschaftlichkeit. Diese Lücke wird bleiben. Möge sie in Frieden ruhen. (Einer dieser Momente übrigens, in denen ich als Agnostiker gern gläubig wäre).

Sonntag, 16. Januar 2022

Spatzen rasieren

 
Seit Jahren gehe ich während der Wintersaison am späten Sonntagvormittag eine Runde im hiesigen städtischen Hallenbad schwimmen. Schwimmschluss für Männer war immer 12:15 Uhr, weil sonntags ab 12:30 Uhr das wöchentliche Frauenschwimmen stattfindet. In Corona-Zeiten wurde die Öffnungszeit des Bades von 15:00 Uhr auf 14:00 Uhr vorverlegt. Wegen Desinfektion. Daher muss ich immer schon um 11:45 durch sein. Unerhört! Meine Grundrechte sind beschnitten und meine Menschenwürde ist besudelt. In den Staub getreten. Zerfickt. Atomisiert. Zur Strafe werde ich mir ein Pappschild mit einem ausgesucht doofen Spruch drauf basteln und damit in Anführungsstrichen vor dem Rathaus 'spazieren gehen'. Das wird das coronafaschistische Dreckssystem lehren!

Freitag, 14. Januar 2022

Schmähkritik des Tages (55)


Heute: Arno Frank über 'Die fabelhafte Welt der Amélie'

"Willkommen in »Die fabelhafte Welt der Amélie« mit neckischem accent aigu, einem hollywoodhaften Bilderbuch-Paris, wo selbst kleine Kellnerinnen sich traumschöne Appartements leisten können und immer irgendwo Sehenswürdigkeiten in der weichgezeichneten Gegend herumstehen.

In Erinnerung hatte ich die klebrige Niedlichkeitsmusik von Yann Tiersen, eine »starke Frau«, die murmeläugige Audrey Tatou als kindliche Göttin ihres Quartiers, mit schwarzen Herrenwinkern und ausreichend Freizeit, vermittels ausgeklügelter Streiche ihren Mitmenschen das Leben in etwas Märchenhaftes zu verwandeln.