Donnerstag, 25. August 2016

Horror im Verborgenen


Ein seltsames Volk, dies. Teile lassen sich noch von jeder Bullshit-Bedrohung, die man ihnen hinwirft, wie Islamisierung, Überfremdung, Flüchtlinge etc. ins Bockshorn jagen, halten aber echte, dringende Probleme wie den Klimawandel für bloße Propagandalügen. Das Fiese ist ja: Während es diesem, unserem Planeten ziemlich egal sein dürfte, ob die Deutschen irgendwann tatsächlich in einem Kalifat aufgehen oder mangels Vermehrung aussterben, ist es die Klimaerwärmung definitiv nicht. Und die Empfehlung der geliebten Regierung, einen Essens- und Wasservorrat für 14 Tage anzulegen, lässt in den Köpfen einiger offenbar gleich Bilder von Steckrübenwintern und vor der Tür stehenden Russen erblühen. Verstehe das einer.

Dabei sagt man ja, der wahre Horror lauere mehr oder minder gut versteckt im Verborgenen. Wenn das so ist, dann, uiuiuiuiui, sollten wir alle uns aber warm anziehen. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, wer Bastian Yotta ist. Macht nichts, wusste ich bis gestern auch nicht. Ich würde am liebsten sagen, Sie haben nichts verpasst. Aber von vorn: Als man beim Privatsender PRO7 eines Tages sah, welch sagenhafte Quoten sich einfahren lassen, wenn man einfach nur eine pervers reiche, protzige Prollsippe beim Danebenbenehmen filmt, da kratzte man offenbar alle Kreativität zusammen und dachte sich wohl: Hoppla, so was brauchen wir auch! Ist schließlich viel billiger, als einen weiteren 'Familie Flodder'-Spielfilm zu produzieren. Und so trieb man eben jenen mit dem Pseudonym Bastian Yotta nebst dessen mammal optimierter Lebensgefährtin auf.

Wenn ich sage, dass ich durchaus noch Fernsehen schaue, dann bedeutet das nicht, dass ich mich so vor gar nichts ekele. Sämtliche privaten Vollverblödungsanstalten sind auf meiner Fernbedienung irgendwo sehr weit hinten angesiedelt. Daher weiß ich über Herrn Yotta nur das, was in der Online-Abteilung des Nannen-Gedenkblattes in gewohnt verlogener Doppelmoral (Pfui Teufel, guck sich einer den an! Wir berichten daher besonders ausführlich) so über ihn berichtet wird. Dem ist zu entnehmen, dass der gebürtige Bayer in die USA ausgewandert ist, mit irgendetwas angeblich absurd viel Geld gemacht hat und seither hauptberuflich auf ganzdicke Hose macht. Mein Haus, meine Yacht, meine Alte, die Monstertitten meiner Alten, außerdem hat jeder, der mich kritisiert, bloß einen Neidkomplex und so totenöde weiter.

Eigentlich müsste so jemand auf der Stelle Phantasien in einem auslösen, in denen zerstochene Reifen, Enteignungen und Steine kloppende Chaingangs vorkommen. Tut er aber nicht, denn dafür ist der Typ einfach zu stumpf und zu offensichtlich auf reiches Arschloch getrimmt. Zum Anecken bräuchte er einen Funken Charisma, es bräuchte eine Ahnung, dass er auch noch irgendetwas anderes gelernt hat im Leben als sich für den Größten zu halten. Sich mit dem Gummihammer vor die Rübe donnern zum Beispiel. Wenn man solche Nichtigkeiten, dergleichen letzte, erbärmliche Zuckungen des Spätkapitalismus überhaupt zur Kenntnis nimmt, dann mit der üblichen Mischung aus Befremden, Belustigung und Aufstoßen. Wenn, ja wenn, da ganz am Anfang des investigativen Artikelchens nicht dieser eine fiese Satz stünde:

"Mit Bastian Yotta ist es ein bisschen so wie mit Donald Trump: Anfangs findet man es mitunter noch ganz unterhaltsam, was da von sich gegeben wird, weil es sich einfach abhebt von der Masse."

Bamm, Musik aus, Saal dunkel Spot an! Denn da hört der Spaß auf. Das ist nicht lustig. Wir alle wissen, wie die Geschichte des in puncto Selbstherrlichkeit durchaus vergleichbaren Donald Trump weiterging. Bitte nicht! Gnade! Nicht dass auch diese Blitzbirne noch auf die Idee kommt, sich als Bundeskanzler zur Wahl zu stellen oder schlimmeres. Ganz ehrlich: Sollen wir tatsächlich Angst bekommen, weil unsere geliebte Regierung uns anempfiehlt, einen Essens- und Wasservorrat für zwei Wochen anzulegen und angesichts solch drohenden Horrors ruhig bleiben?


7 Kommentare :

  1. Welchen Klimawandel? Den menschengemachten? Gibt es wirklich nicht.

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  2. Wir sollten keinen Notvorrat an Wasser, Essen, Medikamenten, Batterien und Taschenlampen anschaffen, weil die Regierung es empfiehlt, sondern weil es naiv ist, zu glauben, in Deutschland würde nie niemals auch nur irgendwann, irgendetwas passieren. Niemand hier ist unverwundbar. Es muss nicht immer gleich Krieg oder ein Terroranschlag sein. Ein dreitägiger Stromausfall, Überschwemmungen oder andere Infrastrukturen, die lahmgelegt sind, genügen bereits. Gerade weil Wasser, Strom, Gas etc. seit Jahren privatisiert und somit dem Profit unterworfen werden, und sich niemand darum bemüht, die Infrastruktur ordentlich in Schuss zu halten, ist das nur eine Frage der Zeit, bis mal was zusammenbricht. Ausquetschen bis nichts mehr geht, lautet doch die Devise. Hier sollten wir mal nach Südamerika (Brasilien, Argentinien etc.) schauen. Die haben mit sowas schon öfters Erfahrungen gemacht.

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  3. Hab mal meine Küchenschränke, Kühlschrank etc. inspiziert. Ohne besondere Vorratshaltung halte ich locker 10 Tage durch (zumal 10 Tage fasten für einen durchschnittlichen Menschen kein Problem darstellt). Lediglich beim Wasser würde es hapern. Aber direkt an meinem Fenster fliest ein Bach der geradewegs aus einer Quelle im Wald kommt. Hätte da keine Sorge mich in der größten Not zu versorgen.

    Völlig schleierhaft ist mir allerdings warum gerade 10 Tage? Bei einem Terroranschlag bleibt der Strom vielleicht für einen Tag weg. Selbst bei einer Brunnenvergiftung wären sicher innerhalb 48 Std Tanklaster mit Wasser vor Ort. Krieg? Die letzten Kriege (1914 und 1939) dauerten ein paar Tage länger. Und da bei einem Konflikt mit (Russland?) sicher auch das Atomarsenal ein Thema wäre wüste ich nicht ob es wirklich erstrebenswert ist mit aller Gewalt zu überleben...

    @aristo
    Die katholische Kirche wollte auch nicht glauben, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Dem Sonnensystem war das wumpe. Die Daten sprechen eine ganz klare Sprache und von einer "Verschwörung" von 95% der Wissenschaftler aus zu gehen (zumal in einer von Öl- und Autokonzernen mit dominierten Welt, die die Wissenschaft und Politik mit finanzieren) halte ich für so albern wie Chemtrails.

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    1. Ich käm dank Pasta, Reis und getrockneten Hülsenfrüchten wohl auch ein paar Tage rum. Ein Wasservorrat lässt sich leicht in Form von ein paar zusätzlichen 1,5l-Mineralwasser-Sixpack anlegen. Kein Problem also.
      @epikur: Alles richtig, es geht ja auch nur um die hysterische Reaktion einiger angesichts einer stinknormalen Empfehlung der Regierung.

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    2. @Wolfgang Buck, @ Stefam Rose:

      Hallo?
      Hängt Eurer beider Beruhigungsgrad davon ab, wieviel Nudeln, Wasser, Konserven, Bargeld, ... ihr noch im Hause habt?
      Und, das mag ich mal provozierend anmerken:
      Beruhigt ein Nudel-, Reis-, Konserven- und Bargeldvorrat wirklich?

      Glaubt ihr wirklich, einer Notlage wäre mit Reis- und Nudelvorlagen beizukommen?

      Wenn bspw. das Stromnetz gehackt wird, dann nützt der ganze Scheiß gar nix!


      Terroranschläge?
      Kein Problem, ich hab genug Nudeln und Reis?

      Der Ivan kommt?
      Kein Problem, ich hab genug Nudeln und Reis?

      Die Infrastrukturn bricht zusammen?
      Sorry, kann weder Nudeln noch Reis kochen.

      Man möge mir auch nur ein einzelnes Szenario benennen, in der ich nicht einkaufen kann - und in der mich eine 10-Tages-Ration retten könnte.

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  4. Widerspruch auf der ganzen Linie. Vorräte tun Not. Jetzt – gegen Sonntagabend – bemerke ich Schwund im Biervorrat. Huch?

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