"Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen." (Primo Levi)
Gedenken am Mahnmal der hiesigen Synagoge zum 80. Jahrestag. (Wegen des heutigen Sabbatabends schon gestern.) Präsenz zeigen. Etwas mehr los als letztes Jahr. Polizei war heuer auch anwesend, wenngleich dezent und glücklicherweise war Kampfmontur nicht nötig. Die Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit hielt eine kurze Ansprache und zitierte Primo Levi. Der Bürgermeister, obwohl politisch nicht mein Lager, hielt wie jedes Jahr eine kurze Ansprache, an der es nichts zu meckern gab. Kein Gendenkpathos, durchaus klare Worte gegen rechts. Aufrechter Demokrat, kein Zweifel. Letztes Jahr hatte der Kantor der Jüdischen Gemeinde das El male Rahamim noch hier am Ort der zerstörten Synagoge unter freiem Himmel rezitiert. Dieses Jahr nicht. Schade.
(Fun fact: Der gekachelte Fifties-Klotz im Hintergrund ist das Finanzamt.)
An gutem Willen mangelt es nicht, definitiv. Allenthalben, spürbar, mit Händen zu greifen. Aber ob das reicht?
Ähnlich äusserte sich auch Hannah Arendt zum Thema Konzentrationslager und dem dort stattgefundenen industrieellen und geplanten Ermorden von Juden und anderen Menschen, die nicht in die nationalsozialistische Ideologie passten und der Aussage "Nie wieder!" nach dem Krieg.
AntwortenLöschenWenn so ein Tabu einmal gebrochen wurde, dann kann es wieder gebrochen werden. Ähnlich wie es in der "Banalität des Bösen" beschrieben wurde, wird es auch dann wieder auf der Basis der "Vernunft" daherkommen und ein Gutteil der Täter hat dabei nie einen Menschen direkt ermordet, sondern nur Verwaltungsakte begangen.