Montag, 17. Mai 2021

Felix Austria

 
"Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Wien. Dort passiert alles zehn Jahre später." (u.a. Gustav Mahler und Karl Kraus zugeschrieben)

Dass Österreich gerade besonders von Arbeitslosigkeit betroffen ist, dürfte unter anderem daran liegen, dass ganze Teile des Landes vom Tourismus abhängen. Und der liegt nun einmal größtenteils darnieder. Nun hat der ÖVP-Wirtschaftsbund kürzlich ein Positionspapier vorgelegt, in dem gefordert wird, den Druck auf Arbeitslose zu erhöhen. Konkret, das Arbeitslosengeld, das in etwa mit dem hiesigen ALG I vergleichbar ist, zu kappen. Weiterhin soll die Höhe des Arbeitslosengeldes mit Dauer des Bezuges sinken. Auch sollen Zumutbarkeitsgrenzen für Fahrzeiten abgesenkt werden.

Déjà-vu, anyone? Es geht noch weiter!

Die Notstandshilfe, die ungefähr vergleichbar ist mit der ehemaligen Arbeitslosenhilfe hierzulande (zeitlich unbegrenzte Bezugsdauer, Vermögen und Erspartes werden nicht angetastet bzw. angerechnet), soll gleich ganz abgeschafft werden. Wer länger arbeitslos ist, soll nach den Vorstellungen des Wirtschaftsbundes nur mehr die so genannte Mindestsicherung erhalten, für die man erst Erspartes und Vermögen verbrauchen muss.

Déjà-vu, anyone? Es geht noch weiter!

Laut Kurt Egger, dem Generalsekretär des Wirtschaftsbundes, hätten momentan viele Unternehmer, vor allem in der Tourismusbranche Probleme, Mitarbeiter zu finden. Er findet, es könne doch nicht sein, dass "in Zeiten einer Wirtschaftskrise mit Rekordarbeitslosigkeit Tausende offene Stellen unbesetzt sind." Ableitung: Arbeitslos sein ist ein Luxusdasein, man muss den Druck erhöhen, dass das faule Pack auch für weniger zur Erwerbsarbeit schreitet.

Wo habe ich das alles bloß schon mal gehört? Grübel, grübel. Moment, gleich hab ich’s...

Immerhin, es wird nicht offen über einen Niedriglohnsektor nachgedacht. So wie einst bei uns in Deutschland. Sie erinnern sich? An das Jobwunder, das einsetzte, nachdem man massenhaft Langzeitarbeitslose mittels Sanktionen in mies bezahlte Drecksjobs gedrängt hatte. Bevor dann die Welt unterging wegen des (immer noch nicht existenzsichernden und vor Altersarmut schützenden) gesetzlichen Mindestlohns. In Österreich braucht man das aber gar nicht erst zu fordern, da ein gesetzlicher Mindestlöhne im alpinen Nachbarland nur für tarifgebundene Arbeitsverhältnisse existiert. Ein Niedriglohnsektor in bestimmten Branchen würde also ganz von selbst entstehen.

"Was mich an solchen asozialen Vorschlägen aber richtig fuchsig macht, ist das Menschenbild dahinter. Diese Vorschläge kommen ja von Menschen mit fetten Gehältern, die dauernd steigen, von Managern, die sich dauernd Phantasie-Boni ausschütten. Die denken offenbar: Reiche muss man mit Geld überschütten, damit sie motiviert sind, morgens aufzustehen, Arme dagegen müsse man Geld wegnehmen, um sie zu Leistung zu motivieren." (Robert Misik)

Ehrlich, liebe österreichische Nachbarn, manchmal seid Ihr nicht leicht zu durchschauen. Sobald jemand Sauce auf ein Schnitzel gibt, geht ihr auf die Barrikaden und geißelt das, nicht zu unrecht übrigens, als teutonische Unsitte. Angesichts solcher Küchenunfälle ist diese Reaktion schon sehr verständlich.  Ergibt ja auch rational Sinn. Wieso eine wunderbar rösche, fluffige Panier sofort wieder einweichen? Das ist in etwa so, als würde man einen hochkarätigen Champagner so lange schütteln, bis die ganze Kohlensäure raus ist.
 
Man muss es ja nicht vorsätzlich machen wie dieser Kappeskopp hier:


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(Rätselhaft indes bleibt mir, wie man dann so was bei sich dulden kann, ohne auf der Stelle die Kavallerie in Marsch zu setzen, aber egal.)

Wieso ihr also, werte, mit gewissen antideutschen Reflexen ja durchaus ausgestattete Nachbarn, in dem, was inzwischen alles 'Sozialpolitik' heißt, uns offenbar jede Schweinerei unbedingt nachmachen wollt -- tja, das... Das weiß ich wirklich nicht.





4 Kommentare :

  1. ... "Reiche muss man mit Geld überschütten, damit sie motiviert sind, morgens aufzustehen, Arme dagegen müsse man Geld wegnehmen, um sie zu Leistung zu motivieren."

    Nun ja — meistens überschütten die sich meistens selber mit Geld und der Neid ist ja wohl anthropologisch in uns verankert. Bzw. einen Großteil seiner Zeit in Besprechungen zu verbringen und daraus das Recht abzuleiten ganz ganz wichtig zu sein und deshalb sei ein 6-stelliges Einkommen vollkommen ok.

    Gruß
    Jens

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  2. Der Alpen-Lindner zieht den sozialpolitischen Kahlschlag mit wem durch? Mit den Grünen. Auch das ist eine erstaunliche Parallele zu D.

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    1. Da liegt ein neuer Comic in der Luft: Super-Wastl und die säumigen Sandler. Oder so.

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    2. ;o)

      Ich warte noch auf Vollzug der Vorschläge. Super-Wastl kämpft ja an vielen Fronten. In welchem Konzernvorstand wird er einmal enden?

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