Der vor allem durch die Fernsehserie 'Babylon Berlin' prominente Schauspieler Volker Bruch gilt mit Jan Josef Liefers als einer der wichtigsten Akteure dieser misslungenen allesdichtmachen-Aktion. In diesem Zusammenhang gab er dem Spiegel (wohl hinter der Bezahlschranke) zu Protokoll, "die Heftigkeit der Reaktionen auf 'Alles dicht machen' zeige ihm, »einen wunden Punkt getroffen« zu haben".
Autsch. Bitte nicht schon wieder!
Also schön. Reden wir nicht inhaltlich über diese Geisterbahn und deren Für und Wider. Der Worte darüber sind weiß Gott genug gewechselt. Auch nicht davon, dass der Herr Bruch dabei ist, Mitglied bei einer obskuren politischen Vereinigung namens 'Die Basis' zu werden, so er's nicht bereits geworden ist. Geht mich nix an. Soll er tun. Hier soll es einzig um den küchenpsychologischen Kokolores gehen, eine besonders heftige Reaktion sei grundsätzlich ein sicherer Indikator, etwas Heikles oder irgendeine tiefer liegende Wahrheit angesprochen zu haben.
Es gibt Reaktionen, die in der Tat hindeuten können auf etwas. Wenn bei der AfD und deren Umfeld wieder einmal Schnappatmung herrscht wegen einer aufgebauschten Falschmeldung, dann ist das durchaus ein Zeichen dafür, dass man das getrost ignorieren kann. Wenn wegen eines missverständlich formulieren Nebensatzes von Kevin Kühnert fast alle Wirtschaftsverbände geschlossen Krämpfe kriegen, dann wurde da wohl wirklich etwas angesprochen, über das man nicht gern redet. In ihrer sexuellen Orientierung nicht gefestigte Menschen, die sofort ausrasten und ins Überkompensieren verfallen, wenn sie etwa mit Homoerotischem konfrontiert sind, tun dies meist aus einem ganz bestimmten Grund.
So was gibt es, gar keine Frage. Aber eben nicht immer. Eine heftige Reaktion bedeutet erst einmal überhaupt nichts. Heftige Reaktionen lassen sich mit allem möglichen triggern. Auch mit Dingen, bei denen man gehörig falsch liegt. Wenn ich meinem Nachbarn in den Vorgarten scheiße und der sich deswegen aufregt, ist das kein Zeichen dafür, dass ich etwas irre richtig gemacht habe, gar "einen wunden Punkt getroffen" habe. Jemandem, der mir nichts getan hat, eine zu knallen und dann zu sagen: "Oh, das haben Sie wohl nicht so gern, wie? Die Wahrheit tut weh, gell?", ebenfalls eher nicht so.
Wie man auch nicht automatisch recht hat, wenn man 'gegen den Mainstream' ist. Oder sich auf irgendein angeblich 'uraltes Wissen' beruft. Oder jemandem schlicht gewaltig auf den Senkel geht. Wenn ein Flat Earther einem Astrophysiker zum fünften Mal erzählen will, die Erde sei in Wahrheit flach, da gäbe es ganz tolle YouTube-Videos drüber und auch ein Buch, dann könnte letzterem schon mal der Kragen platzen. Aber nicht, weil der Flat Earther irgendwie recht hat.
Und davon, dass übertrieben empörte Reaktionen auch als Mittel der politischen Debatte dienen, um den Gegner einzuschüchtern, habe ich noch gar nicht angefangen.
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