Soso, schnöde Taxis zu bauen, ist den feiiinen Herren bei Mercedes-Benz also nicht mehr fein genug. Ich habe in meiner unendlichen Naivität gedacht, bei allen Schattenseiten seien die Produktpalette und das Understatement immer das unbestreitbar Coole an Mercedes-Benz gewesen. Dass man eine solide, unauffällige Mittelklasseschüssel wie den W 124 als bezahlbaren 2 Liter-Diesel mit 72 PS, aber auch als 5 Liter-Achtzylinder mit über 320 PS bekommen konnte, ohne dass der Heizölferrari deswegen billig und die Schleuder deswegen protzig gewirkt hätten. Oder dass Taxikutscher bis vor einiger Zeit durchaus auch in S-Klassen mit Basisausstattung herumdieseln konnten, ohne dafür aus strunzreichem Hause kommen oder geerbt haben zu müssen.
ich liebe die festen Flaschendeckel, die Vorstellung, dass es da draußen erwachsene Menschen gibt, die seit Monaten jeden Tag wütend werden, weil sich ihre Limonadenflaschen leicht verändert haben, gibt mir das Gefühl, dass ich mein Leben doch ganz gut unter Kontrolle hab
— E L H O T Z O (@elhotzo) October 28, 2024
Kleine Quizfrage für alle, deren kleine Welt untergeht bzw. für die es ein weiteres Indiz für den linksgrüninduzierten Untergang Deutschlands ist, dass sie den Deckel nicht mehr von den Getränkebehältern bekommen: Wann wurde noch mal die gesetzliche Grundlage für die EU-Regelung zu Tethered caps vom deutschen Bundestag verabschiedet? Richtig, im März 2021! Und, wer regierte da im Bund? Naaa? Kleiner Tipp: Es war nicht die Ampel.
"Pete Wells, langjähriger Gastrokritiker der New York Times, schmiss seinen Traumjob nach zwölf Jahren hin. Warum? Er leidet an Übergewicht, Schlaflosigkeit, einer Fettleber, katastrophalen Blutwerten und schleichendem Alkoholismus." (Eva Biringer)
Mann, Mann, Mann, wie sich die Zeiten ändern. Früher wären eine Fettleber bis zur Milz, ein Gewaltranzen und astronomische Cholesterinwerte Grundvoraussetzungen gewesen, um überhaupt Journalist zu werden. Plus sechzig Zichten pro Tag. Der Times-Kolumnist Giles Coren berichtete vor Jahren einmal von seinen ersten Erfahrungen als Praktikant in der Fleet Street der frühen Achtziger. Da habe es zu den allseits akzeptierten Gepflogenheiten gehört, sich mittags ein mehrere hundert Gramm schweres Steak (rare) oder die vergleichbare Menge Roastbeef mit wuchtigem Rotwein reinzuschrauben. Mindestverzehr: drei Flaschen Rioja auf zwei Personen. Proper Lunch hieß das. Abends sei es dann noch auf ein paar (d.h. mindestens 10) Pints in den Pub gegangen.
Man sollte hier daran erinnern, dass das die Zeit war, in denen sich als Börsenmakler und Investmentbanker verdächtig machte, wer nicht 100 Gramm Nasenata pro Woche wegschnorchelte. Und wer jetzt sagt: Na ja, die Frau Bieringer ist halt eine Frau, die sind eben achtsamer als die toxischen Kerle und passen besser auf auf sich auf -- no. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen nähert sich derjenigen von Männern inzwischen langsam aber sicher an.
Die Wirtschaft anzukurbeln wäre eigentlich ganz einfach: Mit großangelegten Investitionsprogrammen. Auf Kredit. Ja, Schulden. Das heißt: Der Staat vergibt Aufträge an private Firmen. Die kaufen Material, stellen Leute ein, beauftragen Lieferanten etc. Wodurch dann Geld verdient wird, das wiederum in den Wirtschaftskreislauf zurückfließt. Das sogar mehrfach. Weil Menschen, die ordentliche Jobs zu ordentlichen Löhnen haben, auch mehr konsumieren. Und auch die Ergebnisse der Investitionen brächten die Volkswirtschaft voran. Weil der Verkehr besser flösse, die Kinder besser ausgebildet würden, die Menschen dank pünktlicher und häufigerer Züge mobiler wären etc. Das ist doch nicht schwierig zu begreifen.
Man könnte auch sagen, die momentane Konjunkturflaute ist das Ergebnis, das man bekommt, wenn man 20 Jahre lang glaubt, Binnennachfrage sei unnütz, weil man ja - Tusch! - Exportweltmeister ist.
Dummerweise haben wir einen neoliberalen Ideologen mit destruktiver Ader im Finanzministerium sitzen. Der nicht rafft oder raffen will, dass es die kommenden Generationen eben genau nicht entlastet, wenn dringend notwendige Investitionen nicht getätigt werden. Und viele, darunter nicht wenige, die ihre Immobilie selbstverständlich ganz oder teilweise auf Kredit finanzieren, klatschen brav Beifall, weil Schulden böse sind und sie immer noch nicht kapieren, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, ob man langfristige Investitionen per Kredit finanziert oder für laufende Kosten auf Pump bezahlt. Welche Schwäbische HausfrauTM würde ihren Kindern ein zwar schuldenfreies, dafür komplett runtergerocktes Häusle mit riesigem Investitionsstau vererben; mit kaputtem Dach, leckenden Wasserleitungen und undichten Fenstern und dann sagen: Sehet emal, habe isch eusch nicht toll endlaschded?
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Das Schöne an Kulturkämpfen ist, dass sie sehr inklusiv sind. Auch bildungsferne Milieus können mitmachen, haben sogar gewisse Vorteile. Identifizieren, wer der Böse ist und dann immer feste druff kann jeder Vollidiot. Je indolenter, desto besser. Und wenn man kritisiert wird, gilt die schöne Devise: Haste Kummer, mach die Opfernummer!
Ich danke von Herzen dafür, das inzwischen leider viel zu selten verwendete Attribut "indolent" endlich mal wieder lesen zu dürfen!
AntwortenLöschenWeiterhin danke ich der Europäischen Kommission für ihre wegweisende Richtlinie, nach der die Verschlusskappen von Einweg-Getränkeverpackungen nunmehr in fester Verbindung mit ihrem Behältnis zu stehen haben. Auch ich liebe diese Verschlusskappen! Vor allem deswegen, weil ich mich jedesmal, nachdem ich sie zunächst angebrüllt und dann mit großer Geste abgerissen habe, durchaus besser fühle* als zuvor. Ein eben so simples wie großartiges Vehikel zum Abbau aufgestauter Aggressionen also, das mir und bestimmt auch vielen anderen permanent frustrierten Menschen die inzwischen doch recht mühselige bzw. langwierige Suche nach einem Psychotherapeuten erspart. Bzw. die mindestens ebenso mühselige Suche nach einem Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, und sei er so winzig wie ein Flaschenverschluss.
*Noch besser fühle ich mich übrigens, wenn ich die gesammelten Verschlüsse des Nachts ganz heimlich, still und achtsam in der Biotonne unserer Hausgemeinschaft versenkt habe.
Verschlusskappenschikane ist nach dem Verbot von Plastikstrohhalmen ein weiterer Meilenstein in der Reduzierung von Kunststoffmüll. Neee, hamwa gelacht.
Löschenarbeitet der Kiezneuro noch bei Mercedes ?
AntwortenLöschenKeine Ahnung. Aber der alte Holzmichl, der arbeitet nicht mehr.
LöschenFleet Street in den 80ern oder Bonetti Media in den 20ern - ich sehe keinen Unterschied.
AntwortenLöschenDie Bonetti Media Group wesentlich ist mächtiger!
LöschenDas ist richtig, Meister Yoda.
Löschen"Dummerweise haben wir einen neoliberalen Ideologen mit destruktiver Ader im Finanzministerium sitzen. Der nicht rafft oder raffen will, dass es die kommenden Generationen eben genau nicht entlastet, wenn dringend notwendige Investitionen nicht getätigt werden. Und viele, darunter nicht wenige, die ihre Immobilie selbstverständlich ganz oder teilweise auf Kredit finanzieren, klatschen brav Beifall, weil Schulden böse sind und sie immer noch nicht kapieren, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, ob man langfristige Investitionen per Kredit finanziert oder für laufende Kosten auf Pump bezahlt."
AntwortenLöschenSo geht´s aber nicht, dass den Konservierten - äääääääähhhh Konservativen - hier das Mantra der "Schwarzen Null" kaputt gemacht wird!
Einmal zum Fremdschämen bitte;-)