Samstag, 28. Dezember 2024

Gelächter


Hören Sie das vormittags auch immer, so zwischen zehn und halb zwölf? Das Gelächter meine ich. Denn jeden Vormittag, wenn das faule Bürgergeld-Pack sich endlich mal verkatert erhebt vom Fauteuil, lachen diese Faulenzer sich ja kaputt. Über unsereins Doofs, die jeden Morgen früh aufstehen und Tag für Tag Vollzeit schackern, um denen ihren anstrengungslosen Wohlstand zu ermöglichen. Und was ist der Dank? Lachen tun sie über uns! Glauben Sie nicht? Na hören Sie mal, das weiß doch jeder! Ich meine gut, ich selbst habe noch niemanden, der von Bürgergeld lebt, lachen gehört, aber meine Nachbarin kennt einen, der sich mal in der Schlange beim Bäcker mit einer unterhalten hat, die einen kennt, der beim Jobcenter arbeitet. Und der könne Sachen erzählen, habe er gesagt, wenn er die öffentlich machte, dann würde hier aber sofort Revolution sein. Das muss ja wohl genügen.  

Für mich als ökonomischen Laien ist es immer wieder faszinierend, wie wenig elementarste und für jedermensch problemlos verständliche wirtschaftliche Grundlagen nicht verstanden werden. Vor allem, dass es immer noch der Mehrheitsmeinung zu entsprechen scheint, ausgegebenes Geld sei 'weg', jeder Euro müsse vor dem Ausgeben erst einmal verdient werden und der Staat habe gefälligst zu wirtschaften wie eine Schwäbische HausfrauTM. Dieser Quatsch beruht auf der seit Jahrzehnten verbreiteten Lüge, ein Gemeinwesen sei dasselbe wie ein Privathaushalt und eine Volkswirtschaft dasselbe wie ein Einzelunternehmen. 

Was ist so schwer daran zu verstehen, Holgi, dass ausgegebenes Geld nur subjektiv 'weg' ist? Wenn man der Kassiererin im Supermarkt einen Schein rüberschiebt oder die Karte durchzieht und denkt: "Mist, wieder ein Fuffi weg, und der Monat hat noch drei Wochen!"?
Dass das Geld aber jetzt der Einzelhändler hat, der das aber auch nicht alles einsackt, sondern nur einen kleinen Teil?
Dass das Geld derjenigen, die von Bürgergeld leben, ebenfalls nicht in einem Schwarzen Loch verschwindet oder in deren Geldspeichern im Garten, sondern sofort zu 100 Prozent in den Wirtschaftskreislauf fließt? Auf die Konten von Vermietern, Energieversorgern, Telekommunikationsfirmen, Einzelhändlern etc.?
Ganz im Gegensatz zu dem Geld von Superreichen, das wirklich verschwindet übrigens. In Stiftungen, Anlagevermögen, in ausländischen Steueroasen und und und... Nein Holgi, Backen aufblasen ist kein Argument. Ausländer drangsalieren und Faulenzern Feuer unterm Hintern machen wird nicht helfen.

Was raffst du noch alles nicht? Dass das Gerede von den ständig steigenden Sozialleistungen Blödsinn ist? Zwar steigen die absoluten Aufwändungen tatsächlich kontinuierlich, aber im Verhältnis zum BIP ist die Sozialleistungsquote ziemlich konstant. Obwohl hunderttausende ukrainische Geflüchtete ins Bürgergeld integriert wurden übrigens. -- Quatsch!
Dass Kapitalismus bedeutet, aus geliehenem Geld (Schuuuldööön!) mehr Geld zu machen? -- Tss, das ist ja wohl das Dümmste, was ich je gehört habe! 
Dass auch die Schwäbische HausfrauTM einen Kredit aufnehmen, also Euros ausgeben würde (Schuuuldööön!!!), die sie noch gar nicht verdient hat, wenn das Dach ihres Schaffe-schaffe-Häusles undicht ist? Weil die Hütte andernfalls sehr bald gar nichts mehr wert wäre wegen Wasserschaden? -- Böh, das ist ja wohl was völlig anderes! 
Dass es absoluter Kokolores ist, in einer Wirtschaftskrise zu sparen und die Konjunktur so noch weiter abzuwürgen? -- Pff, linke Spinnereien!
Und falls dich das immer noch nicht überzeugt: Die USA haben in den letzten Jahren den größten Wirtschaftsaufschwung ever hingelegt und haben jetzt Vollbeschäftigung. Weil sie Schulden gemacht haben. -- Pah, die werden schon sehen, was sie davon haben. Wir wirtschaften hier jedenfalls ordentlich!
Dass die Summe von Einnahmen und Ausgaben in einer Volkswirtschaft immer Null ist? Dass es vier Akteure gibt in einer Volkswirtschaft (Staat, private Unternehmen, Privathaushalte, Ausland), von denen zwangsläufig sich welche verschulden müssen? Dass sich die letzten 15 Jahre das Ausland bei uns verschuldet hat? Weil wir 'Exportweltmeister' waren, was aber nicht an deutschem Fleiß lag, sondern daran, dass die deutschen Unternehmen sich mittels Lohndumping Wettbewerbsvorteile verschafft haben? -- Boah, du nervst!

"Dieses seltsame Geschäftsmodell kommt nun langsam an sein Ende. Die Exporte schwächeln, und die Deutschen Firmen verlieren den technologischen Anschluss. Der aktuelle Wahlkampf wäre eine gute Gelegenheit, um nach Lösungen zu suchen. Stichworte wären: Klimatechnologien, eine bessere Infrastruktur, Forschungsförderung. Diese Programme würden staatliches Geld kosten -- doch FDP und Union wollen es lieber verschleudern, um die Wohlhabenden zu beglücken." (Ulrike Herrmann)

Dass es überhaupt nichts bringt, Reiche noch reicher zu machen, in der Hoffnung, dann trickele etwas von ihrem Reichtum hernieder? Immer diese Neiddebatten, ey! Die haben sich ihren Reichtum schließlich hart erarbeitet! Und das könntest du auch schaffen, du musst halt das richtige gelernt haben und dich auch mal anstrengen. Aha. Danke für den Tipp, Holgi.



[image or embed]

— Pirja Paa (@pirjapaa.bsky.social) 23. November 2024 um 09:59


Und nein, Holgi, du wirst wahrscheinlich nicht demnächst wegen deiner harten Arbeit zur Oberschicht gehören, bloß weil dein Chef dir eine läppische Gehaltserhöhung spendiert hat, du zur Feier des Anlasses deine Frau zum Italiener eingeladen und du dir noch einen Designer-Wasserkocher geleistet hast. Du wirst als abhängig Beschäftigter weiterhin Teil der Arbeiterklasse sein, wenn auch ein minimalst privilegierterer, das aber nicht raffen. Dich stolz zur 'Mittelschicht' zählen, bloß weil du am Ende des Monats etwas Geld übrig hast und dein Reihenhäuschen in knapp zehn Jahren abgestottert haben wirst. Du wirst weiterhin CDU oder FDP wählen, die dir diese ganzen Bären aufbinden, und weil die behaupten, was von Wirtschaft zu verstehen. Das Gelächter der Reichen und Superreichen über einen wie dich, weil du ihnen brav ihr Luxusleben ermöglichst, hörst du nicht.

Aufmerksamen Lesys (leider habe ich Ignorant erst nach dem Tod des großen Hermes Phettberg bemerkt, dass er es war, der diese charmantest denkbare Form des Genderns bereits vor 30 Jahren erfunden hat) wird eventuell aufgefallen sein, dass die obigen Ausführungen von einem erhöhten Konsum der Arbeiten Maurice Höfgens geprägt sind. Wer gleiches tun möchte: Link zum Videokanal rechts. 

(Holgi wurde freundlicherweise als Leihgabe zur Verfügung gestellt von Bonetti Media Inc.)






9 Kommentare :

  1. Hier spricht Holgi: Du und Bonetti seid immer so gemein zu mir. Ich bin nicht so dumm wie ihr denkt. Ich weiß sehr viel über Aufzucht und Pflege von Würstenspringmäusen und habe mal ganz alleine bei meinem Daihatsu den rechten Außenspiegel ausgetauscht.

    AntwortenLöschen
  2. "Jeder, der arbeiten kann und will, bekommt einen auf seine Fähigkeiten angepassten und aufs Gemeinwohl ausgerichteten Job zu sozialverträglichen Konditionen", das wünscht sich der nette junge Herr Höfgen, falls Wikipedia mich nicht angelogen hat. Klingt soweit recht freundlich und irgendwie sozialistisch, wenn nicht gar kommunistisch angehaucht ("Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“). Vor allem letzteres käme mir sehr entgegen, denn ich bin eigentlich schon immer ein arger Faulpelz gewesen. Und schäme mich kein bisschen dafür.
    PS. Meine Bedürfnisse sind recht bescheiden.

    @ Andy Bonetti: Wo kann man diese leckeren "Würstenspringmäuse" herkriegen?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. @ unbeherrschbar

      Im selben Laden, in dem man auch diesen äußerst leckeren Kaninchenkaviar bekommt.

      Löschen
    2. Sollen frittiert als Snack lecker sein. XD
      @Bonetti: Gibt es von dem Außenspiegeltausch ein Video?

      Löschen
    3. @ Stefan

      Natürlich gibt es dazu ein mehrstündiges Tutorial auf YouTube. Erst benutzt Holgi den Werkzeugkasten, später den Verbandskasten.

      Kaninchenkaviar: Nur der schwarze KK ist echt, der rote ist in Wirklichkeit Nacktmullscheiße.

      Löschen
  3. "du musst halt das richtige gelernt haben"... also Juristerei und dann 'n bisschen Politik und dann zu Blackrock resp. im Windschatten der eigenen Partei die West LB für 2 Mio Jahresgehalt abwickeln …
    Gruß Jens (leider parteilos)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dass die WestLB gegen die Wand gefahren ist, dafür kann Merz nichts. Zu retten war das nichts mehr, nachdem man zur Jahrtausendwende im Investmentbanking sein Heil gesucht hat und die EU die Staatsgarantien des Landes NRW gestrichen hat. Übrigens alles unter einer SPD Landesregierung.

      Löschen
    2. Meines Erachtens wurde die WestLB unter Rüttgers Club in die Grube geschubst.

      Löschen
  4. ... ohne "Rüttgers Club" hätte der Sauerländer den Job ggf. erst gar nicht bekommen #einehandwaeschtdieandere
    Gruß Jens

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.