Mittwoch, 28. Mai 2025

Vermischtes und Zeugs (CXV)


Wussten Sie eigentlich, warum so viele Ikea-Möbel aus Kiefernholz sind? Weil schwedische Möbel halt aus Kiefer sind, denken Sie? Nope. Schwedische Möbel sind grundsätzlich nicht öfter aus Kiefer als anderswo. Es gab früher hier am Ort ein Fachgeschäft für exklusive skandinavische Möbel und Accessoires. Da war kaum was aus Kiefer, man musste extra danach fragen. Nein, Ikea ließ das meiste im ehemaligen Ostblock produzieren (gern auch von Häftlingen in DDR-Gefängnissen), das Holz kam aus endlosen Kiefernwäldern, die in Brandenburg anfingen. Und noch heute ist Kiefer eines der billigsten und am schnellsten wachsenden Hölzer.

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AfD fordert Abschiebung von Syrer, der an Hamburger Hauptbahnhof deutsche Frau attackiert hat www.der-postillon.com/2025/05/syre...

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— Der Postillon 📯 (@der-postillon.com) 26. Mai 2025 um 12:53

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Es ist über die Maßen beschämend, wie viel kreatives Potenzial in Deutschland einfach so vergeudet wird. Die Kinos sind voll mit Filmen aus dem Marvel-Multiverse. Kaum ein Jahr vergeht, in dem nicht irgendwelche neuen Superhelden hinzukommen bzw. irgendwelche Superheldengeschichten neu erzählt werden. Und bei uns? Wo bleibt die Realverfilmung von Durchfallmann?

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Die pauschale Forderung, deutsche Arbeitnehmer:innen sollten gefälligst mehr arbeiten (und nicht so faule Säcke sein), ist nicht nur autoritäres Gehabe, sondern geht am Kern des Problems vorbei. So dürften jene, die im produzierenden Gewerbe arbeiten und gerade von Arbeitsplatzabbau betroffen sind, diese Forderung als puren Hohn empfinden. Ebenso die, die vielleicht gern Vollzeit arbeiten würden, dies aber nicht können, weil zum Beispiel die Kinderbetreuung nicht anders funktioniert.

Ferner muss jemand, der jede Woche 50 Stunden auf Arbeit ist, nicht zwingend fleißig, geschweige denn produktiv sein. Und nur weil jemand 60 Stunden die Woche schuftet, muss das Ergebnis nicht notwendigerweise gewinnbringend sein. Die Gleichung 'Erhöhung der Arbeitszeit = Steigerung der Produktivität' funktioniert vielleicht in einer Arbeitswelt, in der ein Heer an austauschbaren Arbeitnehmer:innen stumpfe Tätigkeiten verrichtet wie den ganzen Tag Schrauben festzuziehen oder eine Smithsche Stecknadel nach der anderen herzustellen.

Volkswagen nützt es exakt überhaupt nichts, wenn es einen Feiertag weniger im Jahr gibt und jede:r Mitarbeiter:in statistisch eine Karre mehr im Jahr baut, wenn der Laden eh schon eine halbe Million Autos für die Halde produziert hat und die er nicht los wird. Ein:e mies gelaunte:r, lustlose:r Verkäufer:in kann 60 Stunden pro Woche im Laden stehen, wird aber weniger Umsatz generieren (und langfristig auch dem Unternehmen schaden) als ein:e hoch motivierte:r mit positiver Ausstrahlung und 'nur' 35 Wochenstunden.

Oder was ist mit Leuten, die eine Festanstellung in der Pflege aufgegeben haben, in Teilzeit bei einer Pflegeagentur angeheuert haben? Die wegen Angebot und Nachfrage jetzt besser leben und mehr verdienen als vorher? Will man die mit Sanktionen in Vollzeitjobs zwingen? Oder gilt Vertragsfreiheit am Ende nur so lange sie dem Kapital nützt? Das wäre ja... wäre das doch...

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Brigitte Macron, née Trogneux, Gattin des Präsidenten der République française, entstammt elterlicherseits einer traditionsreichen, in Amiens ansässigen Bonbonsieder- und Chocolatier-Dynastie. Deren Produkte sind aber nicht zu verwechseln mit den nicht minder berühmten Bêtises de Cambrai ('Dummheiten aus Cambrai') genannten Pfefferminzbonbons, die in der deutschen Übersetzung des Asterix-Bandes 'Tour de France' 'Backpfeifen' heißen. Nur dass niemand auf komische Ideen kommt.

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Keine Ahnung, wie der Blödsinn in die Welt kam bzw. wer auf den Trichter gekommen ist, es sei eine gute Idee, 'im Einklang mit der Natur' zu leben. Hier in der Stadt zeigt die Natur sich vor allem in Form von Kleidermotten, Lebensmittelmotten, Mäusen, alles vollkotenden Stadttauben, Schmeißfliegen, Stechmücken, Wespen, haufenmachenden Hunden und anderem lästigen Getier. Liebelein, ich bin keine Stadtpflanze aus Verzweiflung, weil ich keine naturnähere Wohnung gefunden habe, sondern weil ich nur in dem Maße Natur will, wie ich das für richtig halte, capisce?










7 Kommentare :

  1. Durchfallmann? Und wo ist sein treuer Sidekick Verstopfungsgirl? Da geht noch was!

    Btw, was Zeitarbeit in der Pflege angeht: Es gab ja schon in der Vergangenheit wiederholt Forderungen, dies einzuschränken oder zu verbieten, weil die Inanspruchnehmer ja so viel mehr für die Leiharbeiter als für das Stammpersonal ausgeben müssten. Der Tag, an dem das wirklich geschieht, werden eben noch mehr Pflegekräfte sich andere Gefilde suchen. Häuptling Schuss-ins-eigne-Knie winkt schon fröhlich.

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  2. "sondern weil ich nur in dem Maße Natur will, wie ich das für richtig halte, capisce?"
    uiuiui (vermute mal der Forist hatte vor kurzem Scheisse am Schuh und das danach wieder abzubekommen war die reinste Freude)
    Gruß Jens

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    1. Nö, der freundliche Blogger lebt seit einigen Jahren inmitten einer Taubenplage. Und hat die Tage vermutlich einmal zu oft gesehen, wie Hohlraumversiegelte die Viecher auch noch gefüttert haben.

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    2. Meinem Vaddern ist ähnliches Schicksal beschieden. Er wehrt sich mittlerweile erfolgreich mit einer Zwille und getrockneten Erbsen. Er betont zwar, dass er nur die Tauben ins Visier nimmt und nicht den taubenfütternden Nachbar, aber so gaaaanz glaube ich ihm nicht... ;)

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  3. Bitte die Geschichte mit den Häftlingen, die einst in den Kerkern des SED-Unrechtsstaates für die Firmen resp. die freien Bürger des benachbarten Rechtsstaates von früh bis spät sehr arbeitskostengünstig allerlei Begehrtes herstellten, bloß nicht dem Herrn Merz erzählen! Der kommt sonst noch auf Ideen ...

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  4. Siewurdengelesen29. Mai 2025 um 15:43

    Mehr Arbeit

    War doch klar, dass mit einem "konservativen" Kanzler so etwas wieder in Mode kommt. Die DGB-Gewerkschaften als Anhängsel der mitregierenden Umfallerpartei rücken derweil schon mal in vorauseilendem Gehorsam von der Schimäre 4-Tage-Woche ab.

    Leben in Einklang mit der Natur

    Um mich hier unbeliebt zu machen: Die menschlichen Eingriffe in natürliche Lebensräume und damit in die Gemeinschaften von Tieren und Pflanzen sind signifikant größer. Ich mag die Stadtbewohner als Kulturfolger wie Tauben, Ratten usw. inklusive ihrer Hinterlassenschaften auch nicht unbedingt. Gefüttert werden müssen die auch ganz sicher nicht. Aber die haben sich halt ihre "Nische" erobert und so aus der Erfahrung werden wir die nicht mehr los, sondern es funktioniert maximal und meist nur vorübergehend ein Vergrämen. Vielleicht arrangiert man sich da einfach damit.

    Wespen sind erst recht kein Problem, wenn die einen üblicherweise am Eisstand oder beim Genuss irgendeines eher süssen Gesöffs um einen herumfliegen, hält man entweder einfach still und deckt das Getränk ab oder macht einen "Opferteller" etwas abseits vom eigenen Gericht. Ich bin auch da froh über jedes Insekt und wir haben bei uns regelmässig sogar Hornissen und Erdbienen, die noch harmloser sind als Wespen.

    Mir ist jedenfalls selbst in der Stadt eine Parkanlage mit ihren Bewohnern zigfach lieber als eine laute und stinkende Betonwüste.

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