Hinter dem nicht selten auch von Journalist:innen vorgebrachten Vorwurf, Politiker:in XY habe "das Land gespalten" und der daraus ableitbaren Forderung, Politiker:innen hätten gefälligst das Land zu "einen", steckt nicht nur intellektuelle Bequemlichkeit, sondern auch antidemokratische Gesinnung. Darin äußert sich eine problematische Sehnsucht nach furzgemütlicher Folxgemeinschaft und geistigem Gleichschritt. Damit es immer schön kuschelig ist. Schwierig, wenn zirka ein Viertel der Wahlberechtigten einer in Teilen gesichert rechtsextremen Partei zuneigen, mit denen ich ums Verrecken nicht kuscheln mag. Zumal es das Normalste, wenn nicht Trivialste von der Welt ist, dass ausnahmslos jedes Problem mindestens zwei Seiten hat und es immer mehr als eine Meinung dazu gibt. Weiterhin beklagen diejenigen, die von Spaltung barmen, meist nichts anderes, als dass die böse Regierung es gewagt hat, etwas zu tun, was ihnen irgendwie gegen den Strich geht.
beliebteste Vornamen in Deutschland laut der Heckscheiben-Aufkleber in meiner Straße:
— E L H O T Z O (@elhotzo) September 1, 2025
Lina, Noel, Theo, Amalia, Sylt, Sören, Mia, Nordschleife Nürburgring, Luca, ich bremse nicht für Klimakleber, Ida, Grenzgänger, Böhse Onkelz, Linus, 100% ungeimpft, Livia, Hetz mich nicht
"Es ist richtig und wichtig, dass Abitur machen und studieren kann, wer immer das will. Je mehr Leute nun aber Abitur machen, desto grösser ist das Stigma für die, die keines haben. Statt immer mehr Abiturienten zu entlassen, die nicht wissen, in welchen Jahrhunderten Goethe lebte, bitte mehr Sekundarschülerinnen, die es nach der zehnten Klasse wissen – das wäre eine gute Forderung, wenn die Klassenkämpfe nicht sowieso auch in der Schule ausgetragen würden und das Wort «Bildungsprivileg» anzeigt, worum es geht." (Stefan Gärtner)
Nach dem blamablen 0:2 (0:1) gegen die slowakische Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation, war der Fall für Medien und 70 Millionen Co-Trainer klar: Julian Nagelsmanns Stuhl wankt heftig. Gegen die Nordiren gab es gestern immerhin etwa 20 halbwegs okaye Minuten, inklusive einem genialen Freistoß von Florian Wirtz (72.), was immerhin für ein über weite Strecken mühsames 3:1 (1:0) reichte. Natürlich wirkt es rückblickend peinlich, dass Nagelsmann vorab den WM-Titel als Ziel ausgegeben hatte. Ein anderer Teil der Wahrheit ist aber, dass ihm nur ein zusammenimprovisierter B-Kader zur Verfügung stand und im modernen, athletischen und taktikbetonten Fußball mit 'deutschen' Ackergaul-Tugenden (rennen, kämpfen, Wille, Kameradschaft, treten, Rasen umgraben, Manniflanke-Ichtor) allein nur mehr wenig zu reißen ist.
Ja, die Spanier, momentan die wohl beste Nationalmannschaft der Welt, haben die türkische Mannschaft mit 6:0 paniert. Andererseits ist die die von Taktiknerd Tuchel trainierte englische, die, wie immer seit 1970, von den heimischen Medien zum Favoriten gestempelt wird, über ein müdes 2:0 gegen Fußballgigant Andorra nicht hinausgekommen. Ja gut, sie haben zu null gespielt. WM-Qualifikationen, das geht im Glanze von Titeln oder auch nur ordentlich gespielten Turnieren oft unter, sind meist arg krampfige Angelegenheiten. Die Male, in denen Teams, die später im Turnier durchaus reüssierten, sich haarscharf noch gerade so qualifizierten, sind nicht eben selten. Erinnert sich noch jemand, wie die deutsche Mannschaft in der Quali zu EM 2004 89 Minuten brauchte, um ein Tor gegen die Halbamateure von den Färöern zu schießen?
Zumal WM- und EM-Qualifikationen für die Spieler und deren Vereine keine Frage der Ehre sind, sondern vor allem mal eine höchst lästige Sache. Ob es einem gefällt oder nicht, ist Profifußball ein Multimilliardengeschäft und die Clubs, wo ein Großteil der Einnahmen generiert werden, sind die Zentren dieser Galaxie. Und sie mögen ihre teuren Spieler verständlicherweise nur ungern freistellen Man stelle sich vor, zum Beispiel einer wie Nick Woltemade, für den ein Club wie Newcastle gerade 90 Mille hingelegt hat, wird bei der Quali von einem Gegner umgetreten und fällt ein paar Monate aus. Die Spieler werden aus ihren diffizilen Trainings- und Spielroutinen herausgeholt, müssen sich umstellen usw.
Herr Rau hat da einen interessanten Gedanken aufgetan:
Das Paradoxe ist ja, dass bei uns auch erneuerbare Energien, Wärmepumpen, Elektromobilität etc. von Rechten und Konservativen erfolgreich zu exklusiven Spleens einer kleinen, urbanen 'links-grünen' Elite geframt worden sind, die allen 'Normalos' diesen Lebensstil aufzwingen will, während Deutschland gleichzeitig in all diesen Bereichen im internationalen Vergleich auf einem der letzten Plätze ist.
Kunst am Bau. In Marl. Die Stadt hat nämlich auch schöne Ecken. Man muss sie nur finden.
Kleine Funfacts zum Thema Teilzeitarbeit: Eine Bekannte arbeitet in einer Firma, die gerade stramm auf Sparkurs ist. Zur Zeit werden verstärkt ältere Mitarbeiter:innen gefragt, ob sie sich nicht vorstellen können, zwecks Senkung der Personalkosten in Teilzeit zu wechseln. Aber deutsche Arbeitnehmer:innen sind ja bloß faul und bequem. Apropos Ältere: Viele Verträge für private Zusatzrenten werden mit dem 65. Lebensjahr fällig. Wer so was laufen hat und noch bis 67 arbeiten muss, wird sich also überlegen, es etwas ruhiger angehen zu lassen, die letzten Erwerbsjahre in Teilzeit zu gehen und die Gehaltseinbuße mit der Zusatzrente auszugleichen.
Zum Sieg gegen Nordirland nur eine Ergänzung: Als Amiri von Mainz 05 eingewechselt wurde, hat er ein Tor gemacht, zwei gelbe Karten gegen die Ulster-Renegaten sowie den Freistoß, den Wirtz reingedübelt hat, rausgeholt. Noch Fragen, Hauser?
AntwortenLöschen"immer mehr Abiturienten entlassen, die nicht wissen, in welchen Jahrhunderten Goethe lebte"
AntwortenLöschen... wenns aktuell stimmen sollte — auweia.
Land der Dichter und Denker. Eine lustige Vorstellung, dass deutsche Abiturienten Klopstock für nen Baseballschläger halten.
Gruß Jens
Deutschland kann gar nicht oft genug gespalten werden. Mein Tipp: die anfallenden Einzelteile sorgfältig prüfen und nach dem Aschenputtel-Prinzip verfahren: Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
AntwortenLöschenSiehe dazu auch Chlodwig Poth (Titanic): "Die endgültige Teilung Deutschlands - das ist unser Auftrag."