In den Siebzigern kursierte einer dieser Sprüche, die die Dummheit dieses oder jenes Menschen plastisch illustrieren sollten, nach Art von: Zu dumm, um einen Eimer Wasser umzukippen/eine Tür zuzuklappen/zum Scheißen etc. Es hieß, dieser oder jener sei so dumm, dass er, wenn die Rolltreppe plötzlich stehen bliebe, auf den Techniker warte und deswegen zu spät zur Arbeit käme. In den Achtzigern wurde ein politischer Witz daraus: Letztens war Stromausfall im Bonner Kanzleramt. 10 Menschen sind zwei Stunden im Aufzug steckengeblieben und Helmut Kohl auf der Rolltreppe. Kinder, was haben wir gelacht!
Wie etliche andere auch, nahm dieser Witz Bezug auf Kohls etwas tumbes und linkisches Auftreten, das ihn oft dümmer erscheinen ließ als er tatsächlich war und fügte noch eine Prise grotesker Überzeichnung hinzu. Denn natürlich war allen klar, dass wohl kein Mensch, der nicht amtlich betreut wird, ernsthaft so handeln würde. Ich meine, hey, komm...
Auftritt Donald Trump. Gut, er hat es letztlich ja geschafft. Aber es hat gedauert. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn Melania nicht vorausgegangen wäre.
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die Welt war objektiv besser, als verstrahlte Podcaster noch ausschließlich Internetfreaks waren und nicht Grund für mehrtägige Staatstrauer in den USA
— E L H O T Z O (@elhotzo) September 23, 2025
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"Eine Kultur, in der so viel Schiss, Opportunismus und vorauseilende Selbstfaschisierung am Werk sind, bietet leichte Beute für die kulturelle Revolution von rechts." (Georg Seeßlen)
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Es scheint immer noch welche zu geben, die aus der Tatsache, dass Unionsgranden gern mit Wirtschaftsgranden herumkumpeln, den Schluss ziehen, bei der Union sei man besonders wirtschaftskompetent. Dabei macht man gerade nichts anderes, als der deutschen Fossilwirtschaft noch ein paar Solala-Jahre zu bescheren, bis es dann so richtig brutal in den Keller geht. Die Schuld daran kann man dann den Grünen geben. Oh, und natürlich sieht man seine Ressentiments so schön bestätigt: Arbeitslose sind bloß faule Säcke, Klimapolitik ist linksradikales Teufelswerk, Cannabis ist ein tödliches Gift, während Alkohol 'Teil unserer Kultur'TM ist, Migration muss trotz historisch niedriger Geburtenrate und Arbeitskräftemangel dringend unterbunden werden, um die 'A'fD zu halbieren, die ganze Welt giert danach, Superdeutschland seine überteuerten Exportgüter auf Pump abzukaufen und etwas, das schon immer funktioniert hat, kann doch jetzt unmöglich schlecht sein. Ottomotoren und Faxgeräte zum Beispiel. Überhaupt ist jetzt ist mal Schluss mit dem ganzen linken Tüdelkram hier. Ach ja, und die Politik muss den Menschen auch unbequeme Wahrheiten zumuten. Also den anderen.
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Übrigens: Unter amtlicher Betreuung, früher: unter Kuratel zu stehen, bezeichnet man in Österreich mit dem wunderschönen Wort "besachwaltet". Aber dort gibt es ja auch Berufe wie "Hausbesorger" und "Exekutor".
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Fast alle Staaten sind auf Gewalt und blutigen (Bürger-)Kriegen gegründet. Die heutige Bundesrepublik gäbe es nicht ohne die totale Niederlage 1945. Die USA wurden als Folge eines Krieges gegen die Briten gegründet und führten noch bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Kriegen nach innen und außen, bis sie im wesentlichen in der noch heute bekannten Form stabilisiert waren. Frankreich? Die moderne Nation zählt den Sturm auf die Bastille, das Rübe-ab-Regime der Revolution und Napoleon, der fast ganz Europa eroberte, zur Gründungslegende. Paradoxerweise trifft das auch auf friedfertige und zivilisierte Länder zu. Die Schweiz? Der als Gründungserzählung der Eidgenossenschaft geltende Rütli-Schwur, war ein Bündnis gegen die Habsburger, die in einer Reihe von Kriegen besiegt werden konnten. Auch die so befriedeten skandinavischen und Benelux-Länder haben ihre Leichen im Keller. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel: Die Transformation der mittel- und osteuropäischen Staaten 1989/90, die staatsrechtlich quasi Neugründungen waren, da man sich neue Verfassungen gab, verlief mit einer Ausnahme (Rumänien) weitgehend gewaltfrei und friedlich. Auch die Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 verlief friedlich, allerdings griffen bereits einen Tag später die umliegenden Staaten Israel zum ersten Mal an.
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Adieu, Freibadsaison. *Sniff* Du bist immer so herrlich unkompliziert. Jetzt heißt es wieder, sich den Winter über mit zu vielen Menschen in ein 25-Meter-Becken in der Halle zu quetschen...
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Ich bin übrigens keineswegs kategorisch dagegen, einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Ich halte es da mit Vivian Balakrishnan, dem Außenminister von Singapur. Der sagte jetzt bei der UN-Vollversammlung, Singapur werde "einen Staat Palästina anerkennen, wenn es eine funktionierende Regierung hat, die Israels Existenzrecht anerkennt und kategorisch auf Terrorismus verzichtet". Sehe ich ähnlich. Ach, und wo wir gerade beim großen Palästina-Wettanerkennen sind: Warum erkennen die Regierungen Spaniens, Frankreichs, Großbritanniens et al. nicht auch einen katalanischen, baskischen, nordirischen oder kurdischen Staat an? Fragen über Fragen.
Wurden da einfach zu wenige Unschuldige ermordet/massakriert/gefoltert/vergewaltigt/als Geiseln genommen? Oder haben diese Staaten in spe das Pech, keine megasuperreichen Finanziers aus Katar hinter sich zu haben? Oder liegt es daran, dass die Palästinenser viele zehntausend Menschen auf die Straßen bringen, die ordentlich Lärm machen? Zumindest letzteres dürfte kein Argument sein. Schon im Kindergarten wurde mir nämlich beigebracht, dass wer am lautesten schreie, deswegen keineswegs recht habe.
Dieser Tage ist mir (nicht nur) ein Artikel untergekommen, in der "die Wirtschaft" die Arbeit der letzten Regierung lobt und auch während deren Amtszeit war die Resonanz entgegen den Krakeelern eher positiv.
AntwortenLöschenIn der jetzigen "wirtschaftskompetenten" Platzmützenregierung dagegen scheinen die Entlassungen und das Reduzieren der Produktionsbereiche speziell beim goldenen Kalb Auto und den Zulieferern eher noch mehr zu werden. An einer falschen Strategie der Autohersteller kann´s zum Glück nicht liegen.
Dasselbe trifft auf den Energiesektor zu; statt froh zu sein, dass wie mit den Erneuerbaren schon soweit sind, übt man jetzt wieder zugunsten der Lobby die halbe Rolle rückwärts, die blidlich in einem Aufklatscher enden wird und nur Geld verbrennt. Nur haben es dann eben die Unternehmen und nicht mehr der "Staat".
Selbstredend ist das ein auf´s Primitivste heruntergebrochenes Bild, aber ist es wirklich Zufall, dass die Wirtschaftsministerin mit Nachnamen Reiche heisst? Ich frage für einen Freund...
"... werde einen Staat Palästina anerkennen, wenn es eine funktionierende Regierung hat, die Israels Existenzrecht anerkennt und kategorisch auf Terrorismus verzichtet."
AntwortenLöschenMuß man sich direkt aufschreiben, so gut ist der.