Die italienische Nationalmannschaft ist ein Phänomen: Nicht
nur, dass mit ihnen bei großen Turnieren fast immer zu rechnen ist, scheinen
sie doch auch von Skandalen in der heimischen Seria A völlig unbeeindruckt. Im
Gegenteil, je schlimmer Wettskandale, Korruption, zerbröselnde Stadien und
Gewaltprobleme der Fans, desto mehr scheint das die Squadra Azzurra zu
motivieren.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Donnerstag, 28. Juni 2012
Freitag, 22. Juni 2012
GER - GRE: Rückblick - Ausblick - Tipp
Rückblick
Die Griechen haben sich in der Vorrunde als die Defensiv- und Konterkünstler erwiesen, als die sie 2004 von allen unerwartet Europameister geworden sind. Während der Gruppenphase haben sie sich nie aus der Ruhe bringen lassen und eine optimale Chancenauswertung gezeigt. Das unterscheidet sie von der deutschen Mannschaft, die eher offensiv aufgestellt was und etliche Chancen vergab. Wer seine Chancen nicht verwertet, bekommt irgendwann die Quittung, heißt eine alte Fußballweishei und das Beispiel Holland zeigt, dass da etwas dran ist. Weil sehr defensive Gegner in der Regel äußerst konterstark sind, war die deutsche Mannschaft auch gut beraten, eher vorsichtig vorzugehen und nicht zu versuchen, Tempofußball zu spielen.
Sonntag, 17. Juni 2012
GER - DEN: Rückblick - Ausblick - Tipp
Rückblick
Das in weiten Teilen überzeugende 2:0
gegen die Niederlande ist nicht allein durch die spielerische Klasse
der deutschen Mannschaft entstanden, die sich im Gegensatz zum ersten
Spiel gegen Portugal sichtbar steigern konnte. Genau so wichtig waren
eklatante Schwächen und Nachlässigkeiten der Niederländer. Die
niederländische Mannschaft ist neben der spanischen die mit den
meisten Superstars europäischer Topclubs in ihren Reihen und hat
bisher im ganzen Turnierverlauf enttäuscht. Vor allem die schlampige
Abwehrarbeit kam einem Stürmertyp wie Mario Gomez entgegen. Zwischen
der zwanzigsten und siebzigsten Minute konnte der Eindruck aufkommen,
dass Oranje eigentlich keinen Bock mehr auf Fußball mehr hatte und das
Spielen weitgehend einstellte. Dass die Niederländer in den letzten zwanzig
Minuten dann besser ins Spiel fanden, lag nicht nur an ihrer offensiveren
Ausrichtung durch die Hereinnahme von Huntelaar, sondern auch daran,
dass die deutsche Mannschaft das Tempo heraus nahm und den Vorsprung
nach Hause schaukeln wollte. Das ist bei einem Turnier an sich
vernünftig, nur ließ leider die Konzentration ein wenig nach,
sodass das zu einer gefährlichen Sache wurde.
Mittwoch, 13. Juni 2012
GER - NED: Rückblick - Ausblick - Tipp
Rückblick
Für den oberflächlichen Zuschauer war am Samstag der Fall klar: Ein müdes Gewürge mit glücklichem 1:0-Ausgang. Nur durch die Mitte, mehr Glück als Verstand, die deutschen Rumpelfußballer sind zurück. Laaangweilig! So kann das nicht weiter gehen, da durfte man mehr erwarten und so weiter. Wenn Löw hinterher meinte, es sei ein taktisch gutes Spiel gewesen, dann mit Recht. Der Mann ist, im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger, kein Dummschwätzer. Denn aus taktischer Sicht lieferte das Spiel mindestens drei wichtige Einsichten.
Samstag, 9. Juni 2012
Vorschau und Tipp für heute abend
Die Teams: Deutschland
ZonalMarking, Nestor der
Fußball-Blogger, hat sich festgelegt: Deutschland ist Top-Favorit
auf den Titel. Das schmeichelt zwar und der Mann versteht eine Menge
mehr vom Fußball als ich, aber trotzdem habe ich Bauchschmerzen.
Grund: Die mehr als wacklige Verteidigung. Zwar ist Phillip Lahm
immer noch ein herausragender linker Außenverteidiger, vielleicht
einer der besten der Welt, aber in der Innenverteidigung rappelt es
gewaltig. Der in der Bundesliga überragende Mats Hummels hat bislang
enttäuscht und der erfahrene Mertesacker hat in letzter Zeit außer
seiner Erfahrung nicht viel vorzuweisen gehabt. Überhaupt, die
Dortmunder. Dass Löw mit ihrem Einsatz vorsichtig ist und lieber auf
die Bayern setzt, ist verständlich, denn die BVB-Spieler haben
bisher im Nationaltrikot nicht das gezeigt, was ihre Leistung in der
Liga versprochen hat.
Donnerstag, 7. Juni 2012
Scheißrotgold
Wenn man es nicht ins Stadion schafft,
dann ist Fußball gucken per TV am schönsten in einem überschaubaren
Kreis netter, nicht allzu fanatischer Menschen, von denen zumindest
einige ein wenig Ahnung von und Liebe zu dem haben, was da auf dem
Rasen abgeht. Fachsimpeln und Diskutieren gehören zum Fußball
wie Bratwurst und Bier. Daher kann man das bei entsprechendem Wetter
verbinden mit einer kleinen Grillparty, das eine oder andere Fässchen
Gerstengebräus dazu. Auf keinen Fall jedoch: Fahnen, Schminke und
andere lächerliche Devotionalien. Hymnengesinge mit aufstehen ist erst recht
verpönt. Zu prägend ist die Erinnerung an die Siebziger, an die Breitners und Netzers, die während des Einigkeitundfreizeit-Songs vor den Augen der Welt demonstrativ Kaugummi kauten.
Donnerstag, 24. Mai 2012
Wie versprochen: Eine Lobeshymne
Es gibt Anblicke, die fräsen sich förmlich ins Gedächtnis ein. "Die Weltpremiere! Und Tschüss auf Mallorca" - so drohte RTL einmal vor Jahren die Ausstrahlung einer viertklassigen Eigenproduktion an. Allzu inflationär werden abgeschmackte Jubelattribute verbraten a'la: "atemberaubend!", "brillant!", "Meisterwerk!", "Meilenstein!", "Sternstunde!" oder "bahnbrechend!". Im Fall der BBC-Serie Sherlock sind sie ausnahmsweise angemessen. Sherlock ist allerbestes Fernsehen auf der Höhe der Zeit und seinen Möglichkeiten. Die Abenteuer des soziopathischen Superdetektivs und seines getreuen Dr. Watson in die Gegenwart zu verlegen, ist eine radikale und großartige Idee, die dem Altbekannten jeden musealen Staub gründlichst aus der Jacke schüttelt.
Mittwoch, 23. Mai 2012
Filme im Original
Sie sterben nicht aus. Kommt ausnahmsweise etwas wirklich sehenswertes im hiesigen Fernseh, das das Einschalten der Glotzmaschine lohnt und das ursprünglich nicht deutschsprachig ist, kommen sie aus ihren Löchern geschissen: Die Huchwiegebildeten, die bei so einer Gelegenheit mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks und in mehr oder weniger leicht herablassendem Tonfall sogleich darauf hinweisen, sie sähen sich fremdsprachige Filme ja grundsätzlich nur im Original an.
Dienstag, 22. Mai 2012
Return of the Tabubrecher
"Seine Thesen sind nur ein Mix aus Statistik und Vorurteilen" (Nils Minkmar, FAZ, 21.5.2012)
Zu Sarrazin fällt mir nichts ein. Der Mann hat seine Fangemeinde und er wird sie auch dieses Mal bestens bedienen. Bei seinen brüllvollen Lesungen wird es wieder zugehen wie in der Schalker Nordkurve. Auf den Kern heruntergebrochen, leiert der Ex-Bundesbanker eigentlich immer nur die gleichen zwei Thesen herunter: 1. Früher war alles besser, 2. Es steht schlimm um Deutschland. Dabei sind seine Thesen in all ihrer Schlichtheit gar nicht so sehr das Problem, sondern das Getöse, das seine Anhänger veranstalten. Einen Vorteil hat die ganze Sache diesmal: Das, was uns in nächster Zeit ins Haus steht, kommt nicht mehr überraschend.
Samstag, 5. Mai 2012
Schluss mit dem Doktor-Getue!
Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl ist
bekanntlich über alle Maßen stolz auf seinen Doktortitel. "Für Sie bin ich der Herr Doktor Kohl!", pflegte er in bräsigem
Pfälzisch zu blaffen, wenn es galt, sich bei unbotmäßigen
Pressbengels Respekt zu verschaffen. Er erinnerte dabei an eine späte Kopie von
Heinrich Manns Diederich Heßling, der das auch gern tat. Dass sich
im Übrigen hartnäckig das Gerücht hält, Umfang und
wissenschaftliche Bedeutung von Kohls Doktorarbeit - dass sie unter Verschluss gehalten wird, ist wirklich ein Gerücht - verhielten sich
antiproportional zu der Bedeutung, die er selbst der Sache zugemessen
hat, verleiht der Sache eine zusätzliche pikante Note.
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