Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Samstag, 20. September 2014
Endlich. Shoppen. Können.
Seit ein paar Jahren gibt es in Dortmund ein Einkaufszentrum namens Thier-Galerie (der Name rührt daher, dass es auf dem Gelände der ehemaligen Thier-Brauerei steht). Dortmund hat gut eine halbe Million Einwohner, in der Galerie gibt es insgesamt 117 Geschäfte. Jetzt hat auch in meiner Heimatstadt nach gut zweijähriger Bauzeit ein nicht minder klotziger Konsumtempel eröffnet. Zum Vergleich: Mein Heimatstädtchen hat gut 115.000 Einwohner und in dem neuen Shoppingghetto befinden sich nicht weniger als 120 Geschäfte. Kawumm! Die umliegenden Städte können sich warm anziehen.
Sonntag, 14. September 2014
Tölen und Trottel
Immer wieder reizend, was aus Menschen wird, die so von der Menschheit enttäuscht sind, dass sie sich in eine absurde Liebe zu Tieren hineinsteigern, zum Beispiel zu Hunden. Dabei habe ich mit Hunden in der Regel kein Problem und komme mit fast allen zurecht. Gut, als ich zehn Jahre alt war, hat mich einmal ein Schäferhund, der im Park unserem Fußball hinterherjagte, versehentlich am Bein erwischt, weil das kleine Mädchen am anderen Ende der Leine nicht in der Lage war, ihn noch zu kontrollieren. Danach begegnete ich größeren Hunden ein paar Jahre lang eher reserviert, aber das ist längst überwunden. Sicher war es verantwortungslos, ein Kind einen so starken und offenbar kaum erzogenen Hund führen zu lassen, aber auf die Idee, alle Hundebesitzer deswegen über einen Kamm zu scheren, bin ich schon damals nicht gekommen.
Sonntag, 31. August 2014
Zur Verteidigung des Trolleykoffers
Zum Abschluss der Urlaubssaison eine kleine Apologie
Rollkoffer, auch Trolleys genannt, haben einen schlechten Ruf. Die Teile sind während der letzten Jahre zum Standardaccessoire jener Schlips-, Kragen- und Kostümbratzen geworden, die die ICEs und Flugzeuge dieser Welt in Legionsstärke bevölkern und die Nerven ihrer Umwelt nicht selten mit ihrem penetranten Wichtigsein maximalst strapazieren. Auch das Geräusch, mit dem er verzweifelt Schlaf suchende Anwohner von selbigem abhält, wenn er nächtens von vom Wochenendtrip heimkehrenden Partytouristen über das Katzenkopfpflaster Berliner In-Kieze gezerrt wird, ist für den Leumund des Trolleys nicht gerade hilfreich. Wer mit Trolley unterwegs ist, gilt entweder als karrierefixierter Schweinekapitalist oder als asozialer Ruhestörer.
Sonntag, 24. August 2014
Sendungsbewusst und von sich ergriffen
Gewiss, Typen, die vor Dummheit nur so stinken, die permanent auf Opiaten sein müssten, wenn Dummheit weh täte, weil sie sich sonst die ganze Zeit vor Schmerzen auf dem Boden wänden und sich auch keine Hemmungen auferlegen, die Welt daran teilhaben zu lassen, sind ärgerlich. Zwar gelten Jähzorn und Rachsucht als schwere Sünden, doch ist es selbstredend verzeihlich, wenn jemand Gewaltphantasien bekommt, der es mit einem dieser Intelligenz- und Empathieallergiker zusammentrifft - so lange es bei Phantasien bleibt, versteht sich. Doch so nervig solche Typen sein können, sie stechen vielleicht am unangenehmsten ins Auge, sind aber nicht das größte Problem. Man kann ja bekanntlich auf viele verschiedene Arten Unterschicht sein.
Sonntag, 17. August 2014
Reiseimpressionen (2)
Dachau
Wer nach Dachau kommt, will meist zur KZ-Gedenkstätte. Damit haben die Bewohner der Stadt sich inzwischen arrangiert. Sie ist weiträumig ausgeschildert, wie es im Verkehrsfunk immer heißt. Vor knapp 25 Jahren war ich schon einmal dort. Ein ehemaliger Schulfreund studierte damals in München und als ich ihn dort besuchte, sind wir mit der S-Bahn da hin gefahren. Es war ein trüber Wintertag, der Wind pfiff über das verlassene, weitläufige, verschneite Areal, auf dem wir fast die einzigen Besucher waren und die Krähen krächzten dazu. Die erhaltenen Gebäude waren so grau wie der Himmel und die Farbe blätterte ab. Die Ausstellung im Haupthaus war bescheiden und sah aus, als sei sie seit den Sechzigern nicht mehr überarbeitet worden. Trotzdem, die stille, ein wenig unheimliche Atmosphäre hat sich mir nachhaltig eingeprägt.
Reiseimpressionen (1)
Salzburg
Markartsteg, Fußgängerbrücke über die Salzach. Beim Bau haben sie damals einen Riesenfehler gemacht und für das Geländer eine Art Maschendrahtzaun verwendet. Nun konnten die Planer damals auch nicht ahnen, dass die Kombination Brücke plus gemeinhin als romantisch geltendes Ambiente von verliebten jungen Menschen irgendwann dafür genutzt werden würde, ihrer Liebe Ausdruck zu verleihen, indem sie namentlich gravierte oder bemalte Vorhängeschlösser an Brückengeländer hängen und den Schlüssel in den Fluss werfen. In Paris ächzen viele Brücken mittlerweile derart unter dem tonnenschweren Ballast, dass die eine oder andere einzustürzen droht und die Stadtverwaltung an die Vernunft des über alle Ohren verliebten Jungvolks appelliert. Man kann nur viel Erfolg wünschen.
Dienstag, 29. Juli 2014
Chronik einer Netzabstinenz (2)
Dienstag, 29. Juli
Am Ende ging es schneller als erwartet und ich will auch nicht unnötig langweilen. Nur froh, wieder online zu sein, tiefgründigeres alsbald wieder. Tja, sie haben es doch nicht geschafft. Die magische Marke von einer Woche Netzausfall haben sie um nur einen Tag gerissen. Wie der schon genannte Nachbar erzählte, waren heute zwei Techniker am äußeren Kabelschacht des Hauses zugange, weil der Anschluss, der ins Haus hineinführt, nicht richtig lag, fehlerhaft oder sonstwas war.
Sonntag, 27. Juli 2014
Chronik einer Netzabstinenz (1)
Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass sich hier seit einigen Tagen nichts mehr getan hat und ich auch nicht auf freundliche Kommentare reagiert habe. Keine Sorge, es ist alles in Ordnung und mir geht es gut. Es liegt an meinem Internetprovider. Seit Mittwoch ist hier nämlich tote Hose. Weil die unendlichen Ressourcen des Netzes mir zurzeit nicht zur Verfügung stehen und ich von vielen Nachrichten abgeschnitten bin, fehlt es daher ein wenig an Aufhängern und Quellennachweisen für Postings zu aktuellen Themen. Interessant übrigens zu merken, wie sehr man mittlerweile am Netz hängt, wenn es mal nicht zur Verfügung steht, aber das ist ein anderes Kapitel.
Was ich tun kann, ist, den unterhaltsamen Gang der Ereignisse zu protokollieren, das ganze auf einem USB-Stick zu speichern und über andere Rechner ins Netz zu stellen. Mir ist klar, dass solche Chroniken meist selbstreferentielle Frustbewältigung sind. Wen so was nervt, soll's halt nicht lesen. Es ist ein Lebenszeichen.
Mittwoch, 16. Juli 2014
Doch ein Nachklapp: Kirchen und Dörfer
Auch ich war Täter
Das kommt davon, wenn man immer alles groß und gigantomanisch haben will. Bis jetzt wurden Siegesfeiern des DFB grundsätzlich am Sitz des Verbandes in Frankfurt am Main zelebriert. Die siegreichen Helden präsentierten die errungene Trophäe auf dem Römerbalkon, ließen sich von den auf dem Römerberg versammelten Fans huldigen und feierten ein wenig mit ihnen. Dann ging es rein ins Rathaus, Eintrag ins goldene Buch, kurzes geselliges Beisammensein, Gläschen Sekt und aus die Maus. Draußen gab es Bratwurst, Bier und Ebbelwoi fürs Volk, eventuell noch ein wenig Partybeschallung. Gemessen an der Monstersause vom Montag, war das so rührend provinziell wie die alte westdeutsche Bundesrepublik eben war. Es gibt Momente, da sehnt man sich danach zurück.
Dienstag, 15. Juli 2014
Abschließendes zur WM
Stolz? Worauf?
Was der WM-Titel mit mir zu tun hat? Nichts. Ich habe nicht den geringsten Anteil daran, dass am Sonntag 14 von 23 Jungmillionären mit 1:0 gewonnen haben. Worauf sollte ich also stolz sein? Eine Nationalmannschaft ist streng genommen nichts weiter als ein Allstar-Team aus jenen, die in der Liga am besten gespielt haben, gerade fit sind und einen deutschen Pass haben. Während eines Turniers ist es die Mannschaft, die ich anfeuere, wenn sie schön spielt und vielleicht auch gewinnt und über die ich mich ärgere, wenn sie verliert bzw. sich mit unbeholfenem Gemauer zum Sieg wurstelt. Alles weitere, zum Beispiel jetzt auf die Idee zu kommen, stolz zu sein, weil die Kicker einen Bundesadler auf dem Leibchen haben, scheint mir absurd.
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