Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Mittwoch, 13. Mai 2015
Deutschlands Next Nichtzicke
Vor einiger Zeit habe ich mich hier für sauberen Trash im Fernsehen ausgesprochen und mich selbst zu gelegentlichem Konsum bekannt. Dafür habe ich teils Zuspruch erhalten, teils Kritik eingesteckt. Alles in Ordnung für mich, denn so lange man miteinander redet, ist alles gut. Trotzdem bleibe ich dabei, dass Fernsehen die Klugen klüger und die Dummen dümmer machen kann und dass es guten und schlechten Trash gibt. Guter erhebt lediglich den Anspruch, zu unterhalten und ein wenig abzulenken. Schlechter Trash manipuliert heimlich, hat miese Subtexte, pflanzt Menschen böse Narrative und destruktive Wertvorstellungen ein.
Sonntag, 3. Mai 2015
Bildungsfernsehen
Herr Pispers in Hochform. Immer, wenn ich fürchte, der Mann wird langsam alt und verliert sich in Redundanzen, dann dreht er erst so richtig auf. Immer wieder. Diese höchst erhellende halbe Stunde Aufklärung hatte die Tage schon Kollege Klaus Baum bei sich eingestellt. Für alle, die für sich beanspruchen, ein wenig durchzublicken und es noch nicht gesehen haben sollten, ergeht hiermit die als freundliche Empfehlung getarnte Anordnung: Ansehen, begreifen, lernen!
Montag, 13. April 2015
Aus der Welt der Wirtschaft
Endlich mal eine gute Nachricht für die noch junge Branche der Mindestlohn-Panikmacher. Bislang wollte ja auch nach 100 Tagen Mindestlohn keine ihrer Schreckensvisionen so recht eintreffen und von großen Jobverlusten ist bislang nicht viel zu spüren. Vielleicht zahlen viele Leute sogar brav etwas mehr für den Haarschnitt oder akzeptieren moderate Preiserhöhungen im Restaurant, wenn sie nicht das Gefühl haben, dreist über den Leisten gezogen zu werden. Jetzt aber könnte es doch noch knüppeldicke kommen, denn: Der Spargel wird teurer! Und da muss der Spaß sich doch endlich mal aufhören. Denn frischer Spargel aus der Region während der Saison hat in Deutschland mittlerweile fast schon Menschenrechtsrang.
Freitag, 10. April 2015
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (8)
"Der Deutsche bastelt gern und der Schwede hat's herausgefunden." (Jochen Malmsheimer)
Natürlich hätte ich es wissen müssen. Jeder Dödel mit mehr als einer Handvoll halbwegs normal vor sich hin tuckernder Gehirnzellen unter der Schädeldecke weiß das. Ist ein Besuch im bekanntesten schwedischen Möbelhaus der Welt zu normalen Zeiten schon nichts für jene, die eine Abneigung gegen Menschenaufläufe haben, so ist das zu gewissen Zeiten im Jahr eine noch schlechtere Idee als sonst. Zum Beispiel vor Weihnachten oder während der Ferien. Da haben nämlich nicht nur alle Lehrer Zeit, nein, auch die Eltern schulpflichtiger Kinder genießen bei vielen Arbeitgebern Vorrang bei der Urlaubsplanung. Deswegen haben auch sie Zeit und Gelegenheit, dem Laden einen Besuch abzustatten. Und zwar alle wie sie da sind. Mit der ganzen Familie. Mit Oma und Opa. Aber die sind Rentner und haben eh immer Zeit.
Montag, 6. April 2015
Die verschiedenen Gesichter des Mobs
Sicher, man sollte im Hinterkopf behalten, dass noch nicht abschließend geklärt ist, ob die Brandstiftung in einem als Flüchtlingsunterkunft vorgesehenen Haus in Tröglitz einen rechtsextremen Hintergrund hat. Wenn nur Teile der Bevölkerung des sächsischen Kaffs im Verein mit einigen Zugereisten in der jüngeren Vergangenheit nicht so vieles dafür getan hätten, dass dieser Verdacht so plausibel erscheint. Die Fairness gebietet natürlich trotz allem, viel Konjunktiv zu verwenden. Nach wie vor ist es sehr wohl möglich, dass das Feuer von einem durchgeknallten Einzeltäter ohne jeden politischen Hintergrund gelegt worden ist.
Freitag, 27. März 2015
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (7)
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn ich in bestimmte Situationen gerate, passiert es mir manchmal, dass mir Szenen aus Filmen und oder Comics in den Sinn kommen, die aus irgendwelchen Gründen einmal auf meiner körpereigenen Festplatte gelandet sind, weil sie einfach passen wie Arsch auf Eimer. Weil mich das, was ich da gerade erlebe, mich so daran erinnert und man das einfach nicht besser sagen kann.
In Ralf Königs modernem Klassiker 'Der bewegte Mann' zum Beispiel kommt folgende, gleichermaßen zeitlos gültige wie hochkomische Episode vor: Die Co-Hauptfigur Norbert Brommer möchte sich gemeinsam mit zwei Freunden einen schönen Abend machen und sich in einem Programmkino die Visconti-Verfilmung von 'Der Tod in Venedig' ansehen. Als die drei vor Ort ankommen, stellt sich heraus, dass es sich um ein stinknormales 08/15-Kino handelt, von dem mit Rigipsplatten ein kleines, hellhöriges Nebengelass mit winziger Leinwand fürs ambitionierte Minderheitenprogramm abgetrennt ist. Dort läuft 'Tod in Venedig', während im Hauptkino das heute völlig zu Unrecht vergessene Meisterwerk 'Ruckzuck ist die Fresse dick' von und mit Sylvester Stallone gegeben wird.
Sonntag, 22. März 2015
Tölen und Trottel reloaded
Einem verbreiteten Vorurteil zum Trotze, ist es nicht so, dass Fanatiker grundsätzlich humorlos wären, doch ist ihr Humor in der Regel ein armseliger und hinterhältiger. Lachen können sie wohl, aber nur dann, wenn es ihren Gegnern an den Hals geht. Sind sie hingegen qua Humor gefordert, auch mal über sich zu lachen, kann es schlimmstenfalls zu Aggressionen kommen. Das liegt, klar, an ihrer einseitigen Wahrnehmung der Welt, dass sie sich, resp. ihre Sicht auf selbige für die einzig Maßgebliche halten und daran, dass sie sich prinzipiell in der Defensive fühlen. Eine Zeit lang musste ich es beruflich mit einem Ultrafan des anderen, des königsblauen Vereins aushalten. Gewann sein Verein und verlor meiner, dann schien ihm die Sonne aus dem Hintern und alle mussten seine schalen Scherzchen ertragen. War es umgekehrt, dann kam man ihm besser nicht zu nahe.
Sonntag, 15. März 2015
Seltsamkeiten
"Schön ist wüst, und wüst ist schön.", so sagen's die Hexen beim ollen Shakespeare. Und in der Tat, manchmal scheint es, als ob die Dinge sich tatsächlich in ihr jeweiliges Gegenteil verkehren. Durchaus oft zu hören ist ja die Klage, der Jugend von heute fehle es eklatant an Allgemeinwissen. Nur scheint das inzwischen längst nicht mehr auf schluffige Youngster beschränkt zu sein. So hätte ich etwa nie gedacht, dass ich als kompletter unternehmerischer Laie und notorisch abhängig Beschäftiger mich einmal bemüßigt fühlen würde, Unternehmern etwas über elementarste marktwirtschaftliche Grundbegriffe beibringen zu müssen, weil diese offenbar immer weniger beherrscht werden.
Samstag, 21. Februar 2015
Bücher für den Neurotischen
Was für eine schöne Überraschung am Samstagvormittag! Den einzig wahren, von mir sehr geschätzten kiezneurotiker interessiert offenbar, was ich so zu lesen beabsichtige und schmeißt darob mit Stöckchen nach mir. Und dann noch mit einem, das mir deutlich sympathischer ist als das vorherige (nicht persönlich nehmen, Roger). Fünf Bücher soll ich aufzählen, die ich im Laufe dieses Jahres lesen möchte und dann fünf bei mir verlinkte Blogger nominieren, es mir gleichzutun. Das ist doch schon eher meine Welt! Finde ich eine schöne Idee, mache ich sehr gern.
Freitag, 13. Februar 2015
Sissi mit Handschellen
Unter der (vernichtenden) Kritik über den Film 'Fifty Shades Of Grey' im Guardian schrieb eine Kommentatorin, sie sei seit über 15 Jahren in der Fetisch-/BDSM-Szene unterwegs und niemals, nicht ein einziges Mal, sei ihr dort jemand begegnet, der versucht habe, einen Menschen, der nicht von sich aus Zustimmung, Interesse oder zumindest Neugier signalisiert habe, zu solchen Praktiken zu bekehren bzw. dazu zu manipulieren. Wer so etwas täte, betriebe nichts anderes als Missbrauch.
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