Mittwoch, 20. April 2016

Rücksicht ja, Ehrfurcht je nach dem


Vor alten Menschen, heißt es, müsse man besonderen Respekt haben. Gut, ich finde es wichtig, unter anderem auf Menschen, denen das Alter bereits sichtlich zusetzt, besondere Rücksicht zu nehmen. Ihnen nach Möglichkeit einen Sitzplatz anbieten, sich im Supermarkt in der Schlange mit einer gewissen Langmut wappnen. Das hat etwas mit Zivilisiertheit zu tun und allgemein damit, dass durch solche kleinen Gesten das Leben einfach erträglicher wird. Außerdem weiß niemand, man selbst eingeschlossen, wann und wie es einen dereinst selbst erwischen wird und man selbst auf Freundlichkeit und Rücksicht der Mitmenschen angewiesen ist. Kann im Zweifel schneller gehen als man denkt. Vanitas. Memento mori and that jazz.

Sonntag, 17. April 2016

Verkloppt


Zum Sport: Als Fan von Borussia Dortmund tut man nach dem letzten Donnerstag gut daran, sich auf ein paar weniger spektakuläre Jahre einzustellen. Titel wird es bis auf weiteres keine geben, weil die Mannschaft wohl komplett neu aufgebaut werden muss.

Gegen Liverpool wollte Tuchel auf Nummer sicher gehen und ließ im Derby gegen Schalke etliche Leistungsträger auf der Bank. So kam der BVB über ein Remis nicht hinaus und verspielte damit die letzte theoretische Chance auf die Meisterschaft. Und dann kam die Nacht von Anfield, in der Jürgen Klopp demonstrierte, was ihn immer noch zu einem herausragenden Trainer macht: Seine Gabe, in einer Mannschaft und bei den Zuschauern nie geglaubte Energien freizusetzen, einem in allen Belangen überlegenen Gegner das eigene Spiel aufzuzwingen und magische Nächte zu schaffen, über die man noch in 50 Jahren spricht. Genau dafür ist man Fußballfan und dafür lieben sie ihn in Dortmund noch immer. Als Kloppo vorletzte Woche seine alte Wirkungsstätte zum Auswärtsspiel besuchte, reagierte die Vereinsführung ungewohnt humorlos und verschnupft auf die Liebesbekundungen der Fans. Ob man ahnte, was passieren könnte?

Freitag, 15. April 2016

Richtige Entscheidung


(Auch wenn das bedeutet, Frau Merkel und die CDU zu verteidigen.)

Die jetzt angesichts der Entscheidung der Bundesregierung, ein Strafverfahren gegen Jan Böhmermann wegen Verunglimpfung eines ausländischen Staatsoberhauptes zuzulassen, Schaum vor dem Mund haben, sollten in ihrem Furor ("unerträglicher Kotau!", meinte Frau Wagenknecht), vielleicht die Möglichkeit ins Auge fassen, es mit Rechtsstaat und Demokratie nicht allzu genau zu nehmen. Als juristischer Laie erlaube ich mir die Behauptung: Die Regierung hatte kaum eine andere Wahl. Weil es bei uns eben genau nicht zugeht wie bei Erdogan oder bei Berlusconi. Richtig gelesen, ich nehme Frau Merkel gegen Frau Wagenknecht in Schutz; den heutigen Tag also bitte rot im Kalender markieren und sämtliche diplomatischen Beziehungen abbrechen.

Dienstag, 12. April 2016

Ronny des Monats - April 2016


So, Herr Erdogan, Herr Böhmermann, jetzt gehen Sie mal kurz zur Seite! Es ist nämlich Zeit für die allmonatliche Ronny-Verleihung. Wenngleich der ganz große Kracher seit der letzten Verleihung ausgeblieben ist, war die Bewerberszene wieder einmal so fleißig, dass ich mich schweren Herzens durchringen musste, einige nicht in die engere Wahl zu nehmen. Cathleen Martin etwa. Die ist sächsische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft und hat die Faxen dicke. Weder kann sie verstehen, wieso alle immer so voll gemein auf der sächsischen Polizei herumhacken, noch wieso es ein Problem sein soll, dass sie das in einem Interview mit der 'Jungen Freiheit' äußerte. Die Frau ist in ihrem ganzen echten oder gespielten Nichtwissen inzwischen einfach zum kotzen durchschnittlich.

Sonntag, 10. April 2016

Vor Verehrern wird gewarnt


Als Harald Schmidt seine besten Zeiten hatte, war ich zwischen 20 und 30 und fand ihn genial. Ältere Generationen schüttelten nur verständnislos den Kopf. Wie man einen solchen Zyniker nur gut finden könnte, hieß es ein ums andere Mal. Für mich damals klarer Fall von Vergreisung, nix verstanden. 20 Jahre später geht es mir jetzt ähnlich mit Jan Böhmermann. Vor allem Zwanzig- bis Dreißigjährige finden ihn großartig. Ich habe ein, zwei mal versucht, seine Sendung bis zum Ende anzuschauen und fand es vor allem anstrengend. Klarer Fall von Vergreisung. Man tut aber gut daran, das nicht für den Untergang der Zivilisation as we know it zu halten, sondern für ziemlich normal. Das Alter.

Freitag, 8. April 2016

Großes Kino


Mo Asumang war mir vor Ewigkeiten einmal aufgefallen als Moderatorin der Sendung 'Liebe Sünde'. Eines dieser Formate aus der Frühzeit des Privatfernsehbooms über allerlei Sexuelles, das zumeist eine penetrante "Hach, was sind wir doch alle abgeklärt, urban und so erwaaachsen!"-Attitüde verströmte. Dann begegnete mir ihr Name letztens in einem Prospekt. Im örtlichen Multiplex wurde auf Einladung der Ortsgruppe der Linken ihr preisgekrönter Dokumentarfilm 'Die Arier' gezeigt, danach sollte es eine Diskussion mit ihr geben. Den Termin hatte ich mir - hihi! - rot im Kalender markiert, doch leider hatte mich kurz zuvor ein infamer Infekt auf die Couch gezwungen.

Dienstag, 5. April 2016

Peinliche Papiere


Den Journalisten, die jetzt die Panama Papers an die Öffentlichkeit gebracht haben, kann man handwerklich keinen Vorwurf machen. Sie haben offenbar einen Scoop im klassischsten Sinne des Wortes gelandet und scheinen dabei vielleicht nicht alles, aber doch wohl etliches richtig gemacht. Und machen gleich schon wieder alles falsch, indem sie diese Enthüllungen einseitig vor den Anti-Putin-Karren spannen. Es liegt mir fern, den Mann gegen irgendwas bzw. vor irgendwem in Schutz zu nehmen, aber die Vorstellung, dass Putin der finstere Mastermind der internationalen Finanzkriminalität sein soll, der bei weitem schlimmste Finger des 'guten' Westens hingegen der Fußballer Lionel Messi, ist schlicht grotesk.

Sonntag, 3. April 2016

Drama im Schwimmbad


Warum links zu sein manchmal wirklich nicht schön ist

Ähnlich öffentlichen Verkehrsmitteln, scheinen Schwimmbäder eine Art Mikrokosmos zu sein, in dem gesellschaftliche Entwicklungen sehr zugespitzt sichtbar werden. Schenkt man der taz Glauben, dann wird ein an sich simples Vorhaben wie das, schnöde eine Runde schwimmen zu gehen, mehr und mehr zur echten Herausforderung. So gab es Ende letzten Jahres kurzzeitig Unruhe, weil eine schwarze Trans* Person, äußerlich ein Mann, jedoch als Frau empfindend, von Angestellten aufgefordert wurde, die Damenumkleide zu verlassen. Das Personal, durchaus nicht völlig unsensibel oder unkooperativ, bot der Person an, ihre Garderobe in der Behindertenumkleide zu richten, dort sei Platz und niemand anders habe Zutritt. Woraufhin erst richtig Zoff war in der Bude, denn eine Trans* Person zu behandeln wie eine Behinderte, das geht nun wirklich gar nicht.

Mittwoch, 30. März 2016

Hüben und drüben


Für die britische Medienlandschaft gilt im Besonderen die alte Weisheit, dass wo viel Licht ist, auch viel Schatten ist. Die Tabloid- und Klatschpresse dort lässt nicht wenige der hiesigen Druckerzeugnisse aus diesem Sektor aussehen wie kritische Intellektuellenblätter. Dafür existiert dort andererseits eine Qualitätspresse, die diese Bezeichnung in Teilen durchaus verdient. Das liegt vor allem daran, dass es in Großbritannien ein Königshaus gibt. Das ist am ehesten das, was wir Obrigkeit nennen. Alle anderen, Abgeordnete, Minister, Polizisten, Bürgermeister etc., sind lediglich Angestellte der Bevölkerung, die vom Volk bezahlt werden, die auf Zeit gewisse Befugnisse verliehen bekommen und sich deswegen jederzeit und ohne zu murren kritischen Fragen zu stellen haben.

Sonntag, 27. März 2016

Ostereier


Ostern - Zeit für Fundstücke.

Kennen Sie dieses vage, aber doch irgendwie sichere Gefühl, wenn Dinge langsam ihren Zenit überschritten haben und es immer nur noch peinlicher wird? Zum Beispiel die Mode, Friseurgeschäften krampfhaft originelle Namen aus dem siebten Kreis der Wortspielhölle zu verpassen...