Samstag, 8. April 2017

Und ich so: Ups


Mit der Tatsache, überall nur noch von Marketing- und Werbesprech umgeben zu sein, weil mittlerweile so ziemlich alles, vom Trinkwasser über Schulen und Mobiltelefone bis hin zu intimen Beziehungen, Warencharakter hat und es nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, bis auch Atmen was kostet, habe ich mich irgendwie abgefunden. Also nicht in dem Sinne, dass ich damit einverstanden bin, sondern, dass dauernd dagegen ankämpfen zu wollen, vergebliche Liebesmüh' und somit vergeudete Energie wäre. Es bringt schließlich auch nicht viel, gegen schlechtes Wetter ankämpfen zu wollen. Schon Brecht wusste, auch der Hass auf die Niedrigkeit verzerrt die Züge. Hin und wieder aber, da stutze ich dann doch. Und denke mir so: Moment mal. Meinen die das jetzt wirklich ernst?

Mittwoch, 5. April 2017

Warum wir und nicht die?


Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man am Ende mit mehr Fragen als Antworten zurückbleibt, und wenn die Fragen einen noch eine Weile beschäftigen. So betrachtet, muss die gestrige Ausgabe der 'Anstalt' (Mediathek), die sich mit dem schamlosen Ausverkauf des Volkseigentums befasste, sehr gut gewesen sein. Wie kommt es, frage ich mich noch heute, dass die Deutschen sich von Schröder und Genossen sozialstaatlich, vor allem bei der Rente, derart über den Leisten haben ziehen lassen? Und wie kann es sein, dass die Entwicklung bei der Rente im Nachbarland Österreich so gänzlich anders verlaufen ist?

Montag, 3. April 2017

Fake Food


Das Treiben eines global agierenden Klopsebraters gehört zu den Dingen, die mir normalerweise irgendwo vorbeigehen. Ich mache mir nichts aus deren Sortiment, weswegen links liegen lassen der Sache in der Regel den besten Dienst erweist. Manchmal aber, da kann man nicht anders, als doch ein Stück seiner Aufmerksamkeit abzuzweigen. Etwa, wenn eine einzige Mitnehm-Tüte des Ladens einen Mief verbreitet, der einen ganzen Personenwagen der Bahn unbenutzbar macht, weil der Mensch bekanntlich weghören, wegsehen, leider aber nicht wegriechen kann. Oder wenn deren Werber einem mit einer unter dem voll ironischen Rubrum 'Wahrheit' firmierenden Schnurre kommen, die zuletzt vor etwa 10 Jahren noch mäßig originell war. Auf Kifferpartys und in Kreisen, die noch kein Internet hatten und auch sonst nicht viel mitbekamen.

Freitag, 31. März 2017

Unterste Schublade


Die Tage ein Anruf beim notwendigen Übel, a.k.a. Versicherungsmann. Ein nicht ganz billiges Fahrrad galt es gegen Diebstahl zu versichern. Ich bin da gebranntes Kind. Von Kind auf nämlich haben mich, wie viele andere, Fahrräder durchs Leben begleitet. Meist waren das eher Solala-Räder, manchmal nicht. Mein letztes Nicht-Solala-Rad hatte ich als Student. Ein Crossbike, Modell Giant Custom Lite. Von einem Teil des Betrages gekauft, den mir Oma selig hinterlassen hatte. Nach gerade einem halben Jahr fand ich gegen Mitternacht das nicht billige Schloss, das ich eigens dazu besorgt hatte, durchgeflext auf der Straße vor der Kneipe vor, das Rad war weg. Als ich pflichtschuldig Anzeige gegen unbekannt erstattete, meinte der freundliche Polizeibeamte, es handele sich vermutlich um professionelle Banden, wahrscheinlich aus Osteuropa, die auf Bestellung arbeiteten. Und versuchte dabei, so unrassistisch wie möglich zu wirken.

Mittwoch, 29. März 2017

Bruchbude ohne Halbgötter


Die momentan in der ARD laufende und in der Mediathek abrufbare Miniserie 'Charité' lässt sich durchaus mit Gewinn anschauen. Das kam einigermaßen überraschend für mich, da Produktionen des notorischen Geschichtsverkitschers Nico Hoffmann selten Gutes ahnen lassen und dem historisch Beschlagenen bisweilen die Magenschleimhaut in Falten zu schlagen vermögen. Im Falle von Charité aber sind Verklärungs- und Rührseligkeitsquote angenehm niedrig. Was vor allem daran liegt, dass die Drehbuchautorinnen Dorothee Schön und Sabine Thor-Wiedemann ihr historisches Handwerk verstehen. Bloß nichts beschönigen oder gar verklären, so schienen sie sich auf die Fahnen geschrieben zu haben. Und so ist ihre Charité Anno 1888 eine dreckstarrende Bruchbude, die jeden Hygienebeauftragten vermutlich auf der Stelle selbst zum Patienten machen würde.

Sonntag, 26. März 2017

Kein Scherz


Du ahnst, du wirst langsam alt, wenn Humor immer öfter die Wirklichkeit einholt. Oder umgekehrt. Etwa, wenn du in einem Sketch fast wortgetreu die Diskussion wiederfindest, die sich paar Tage nach der letzten Silvesterparty um die Kosten entspann:

Samstag, 25. März 2017

#Shaming allerorten


"Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel." (Kurt Tucholsky 1919)

"Die deutsche Humorlandschaft ist wie eine Allee von Stromkästen in Berlin-Mitte: Irgendeiner ist immer angepisst." (Micky Beisenherz 2017)

Sicher, die paranoide Wahrnehmung, als Otto Normalmensch auf Schritt und Tritt von einer linksgrünen Gedanken- und Wörterpolizei umstellt zu sein, die wegen eines jeden falschen Wortes, egal aus welchem Grund und in welchem Zusammenhang geäußert, auf Hexenjagd geht, ist normalerweise heillos überzogener Blödsinn. Wer sich auch nur kursorisch durch so genannte Soziale Netzwerke, Kommentarspalten und anderes klickt, erkennt leicht, wie problemlos es möglich ist, so ziemlich jeden rassistischen, misogynen oder sonstwie menschenfeindlichen Dreck zu kübeln, ohne etwas befürchten zu müssen deswegen. Außer natürlich, man stellt sich dabei ganz besonders extrablöd an.

Dienstag, 21. März 2017

Der blinde Fleck


"... und wenn jemand Ihnen sagt, er kenne keine unfähigen Lehrer, dann kennt er aus einem ganz bestimmten Grund keine." (Volker Pispers, 2002)

Lehrer standen schon lange vor Gigi Schröders Diktum von den 'Faulen Säcken' in dem Ruf, überbezahlte, unkündbare, jammernde Halbtagsjobber mit fünfzig Tagen Urlaub zu sein, die aus Ratlosigkeit zwei halbe Fächer studiert haben, weil's für ein richtiges nicht reichte in der Runkel. Das deckt sich nur wenig mit meinen Erfahrungen der letzten 10, 15 Jahre, während derer ich immer wieder an und mit Schulen zu tun hatte und habe. Die allermeisten Lehrer, die mir da begegnet sind, waren bzw. sind freundliche, positive, engagierte Leute, die ihren Job gern machen, für ihre Schüler da sind, mindestens die halben Ferien an der Schule verbringen oder über Korrekturen hängen und dabei Wochenstundenzahlen schieben, die jeden Tarifangestellten im öffentlichen Dienst auf die Barrikaden treiben würden.

Sonntag, 19. März 2017

Goodebye, Chuck!


Ob Chuck Berry (1926-2017) den Rock 'n Roll erfunden hat? Keine Ahnung. Aber es dürfte defintiv niemanden auf der Welt geben, der irgendwie mal von Rock 'n Roll, aber nie das Intro zu Johnny B. Goode gehört hat. Und die beste, da originellste Hommage an den Großen Duckwalker ist und bleibt die aus Robert Zemeckis 'Zurück in die Zukunft' von 1985.  Ich weiß bis heute nicht, wie lange ich damals gebraucht habe, um das Grinsen aus meinem Gesicht zu kriegen. Go, Johnny go...

Samstag, 18. März 2017

Ist Heidis nomen omen?


Gleichermaßen faszinierend wie erschreckend, wie einen so ein Smartphone, dessen Display vorgestern morgen spontan und sehr überraschend entschied, den Dienst zu quittieren und die schnelle Anschaffung, vor allem aber das Einrichten eines neuen Geräts einen in Beschlag nehmen können. Erst recht, wenn man wie ich in grenzenloser Starrköpfigkeit entschieden hat, dass Google nicht allzuviele Daten bekommen sollte. Ich sag mal so: Es geht, das Migrieren. Vieles ist von Hand machbar. Aber man muss sich schon arg reinfuchsen und sollte sich nichts weiter vornehmen. Migrieren aber ist das Stichwort. Eigentlich wollte ich schon vorgestern etwas zu Frau Hetzer geschrieben haben. Komme aus genannten Gründen aber erst heute dazu.