Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Sonntag, 6. Oktober 2019
Argh!
Nein, werte taz, dass der "Fund einer neuen hominiden Spezies" (Lea Ebeling), der meinetwegen "als eine der wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahre" (Ebeling, a.a.O.) gilt, bedeutet noch lange nicht, dass deswegen gleich "die Evolutionsgeschichte in Frage" (Ebeling, a.a.O.) gestellt ist. Unter anderem solcher Sensations-Quatsch führt dazu, dass immer mehr Menschen allen möglichen Mist glauben. Oder Wissenschaft gleich für eine einzige Übung in Beliebigkeit halten.
Freitag, 4. Oktober 2019
Wutbürgerliche Küche
Bin kein Arzt, aber vielleicht sind es ja wirklich die Hormone, wie der letztens hier bereits lobend erwähnte Ulli Hannemann meint. Wenn pubertierende Monster austicken, pflegen kluge, verständige Erwachsene, die sich einen Rest an Langmut bewahrt haben, bevor sie irren Blickes zur Pumpgun greifen zu sagen: Machste nix. Das schwierige Alter. Sie meinen das nicht böse. Die Hormone! Auch bei Frauen, deren Vermehrungsfähigkeit altersbedingt endet, verweist man bei eventuellen klimakterischen Überspanntheiten auf den sich wandelnden Hormonhaushalt. Wieso sollte das bei alternden Männern anders sein? Anders ist allenfalls, dass es über die männlichen Wechseljahre keine laufenden Regalkilometer an Ratgeberliteratur gibt. Die Symptome indes sind unübersehbar:
Mittwoch, 2. Oktober 2019
Letzte Dinge, neue Welt
Oper, das war für mich noch mehr etwas für Scheintote als die sonstige so genannte 'klassische' oder E-Musik. Auch als ich letztere schon dank des großen Lenny Bernstein längst für mich entdeckt hatte. So faszinierend ich es fand, was Orchester trieben, das affektierte, schrille Gesinge konnte mir gestohlen bleiben. In die Oper gingen Menschen, die wichtig tun und repräsentieren wollten. Adabeis. Reiche, juwelenbehangene Witwen in teuren Pelzmänteln, die sich für den Opernabend mitunter, so war zu hören, einen halb so alten schwulen Herrn als Begleitung mieteten. Sah gut aus, konnte geistvoll parlieren übers Gehörte und baggerte nach der Vorstellung garantiert nicht rum.
Montag, 30. September 2019
Yo!
Gesehen auf einer Tür in einer Schule hier in der Gegend (es war früh am Morgen und ich noch nicht ganz auf Ballhöhe, bitte den unschönen Lichtreflex zu entschuldigen). Ich hatte immer gedacht, 'Trainingsraum' (so eine Art moderner Karzer, den man aber nicht mehr so nennen darf, dafür mit pädagogischer Betreuung) wäre nicht mehr zu toppen.
Sonntag, 29. September 2019
Die Deppendekade
Die älteren werden sich erinnern: Vor einiger Zeit habe ich hier davor gewarnt, die Achtzigerjahre unnötig zu glorifizieren. Man sollte eh vorsichtig sein mit Nostalgie. Die ist eine mindestens genau so schlechte Ratgeberin wie Wut oder Angst. Von einem Spielentwickler las ich die Tage das folgende, nicht unkluge Diktum: "Der Satz, dass Videospiele früher besser waren, bedeutet eigentlich: Mein Leben war früher einfacher." Jetzt sind die Neunziger dran. Seit knapp 20 Jahren sind sie vorbei, daher werden sie jetzt wieder ausgebuddelt. Revival! Retro! Vintage! Heititei! Nun ja, wer glaubt, in der Kreativbranche sich schimpfenden Branche ginge es tatsächlich kreativ zu, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.
Mittwoch, 25. September 2019
In die Lehrermangel genommen
Kann natürlich sein, dass ich mich täusche, aber in Deutschland scheint es mitunter einen Hang zu geben, exakt das Gegenteil von dem zu tun, was rational und vernünftig wäre.
Viele amerikanische Unternehmen haben das seit Urzeiten kapiert und perfektioniert: Der wahre Segen liegt nicht im Verkaufen allein, sondern vor allem auch im Beschwerdemanagement. Klug ist es daher, die besten, talentiertesten Verkäufer nicht nur ins glamoröse Scheinwerferlicht der Verkaufsräume zu stellen, sondern sie, ordentlich geschult und bezahlt, versteht sich, Reklamationen bearbeiten zu lassen. In deutschen Unternehmen dagegen, in 'traditionellen' zumal, scheint Reklamationsabwicklung immer noch eine Strafarbeit für Unbegabte zu sein, die irgendwelchen Mist gebaut haben.
Sonntag, 22. September 2019
Jenseits der Blogroll - 09/2019
Klima und Beleidigungen, das sind offenbar die großen Themen der letzten Tage. Gerade bei letzterem habe mich, unabhängig von der Frage, ob und inwieweit die streikenden Schulkinder recht haben oder nicht, zunehmend den Eindruck, es mit einem Generationskonflikt zu tun zu haben und fühle mich in die frühen Achtziger versetzt, als die Öko- und Friedensbewegung und damit auch die frisch gegründeten Grünen ihren ersten Höhenflug erlebten. Auch diese jungen Leute durften sich damals die bescheidwisserische Schulmeisterei alter Säcke anhören und sich Spinner nennen lassen. Das Ergebnis erleben wir gerade.
Freitag, 20. September 2019
Schimpf und Schande
Das Urteil des Landgerichts Berlin in Sachen der üblen Beleidigungen gegen Renate Künast dürfe nicht missverstanden werden als ein "Freibrief, jetzt im Internet richtig loszupoltern", wie Udo Vetter warnt. Na ja, im Internet vielleicht, man weiß es nicht, aber in der offline-Welt definitiv. So kann kann man sich schnell mal 20 Tagessätze à 40 Euro einhandeln, wenn man einen AfD-Abgeordneten als "Nazi" bezeichnet. Einer adligen AfD-Torte eine selbige zu verpassen, in Form eines staatsanwaltlichen Strafbefehls ebenfalls. Als eine 23jährige Studentin dagegen Einspruch einlegte, wurde sie vom Amtsgericht Kiel zu einer Geldstrafe in Höhe von 150 Euro verurteilt, da der Tortenwurf eine Beleidigung darstelle. Sie verzichtete darauf und trat stattdessen eine zweiwöchige Haftstrafe an.
Dienstag, 17. September 2019
Bauhaus-TV
Zugleich Fluch und Segen des Bauhauses, dessen Gründung sich heuer zum hundertsten Male jährt, ist der hohe Wiedererkennungswert nicht weniger Objekte. So kann dank des Bauhauses jeder Wichtigmann ohne größere Ahnung von Kunst und Architektur beim Anblick eines viereckigen weiß gestrichenen Kastens mit Flachdach oder von Möbeln, in denen Stahlrohr verbaut ist, sich dicketun mit der kennerhaften Bemerkung: "Ah, Bauhaus - ein absoluter Klassiker!". Und sich damit den Anstrich eines sich halbwegs auf der Höhe der Moderne bewegenden Kunstsinnigen verleihen.
Samstag, 14. September 2019
Kinderspiel
Es hilft nichts, wieder einmal muss über ein Genderthema geredet werden. Jetzt hat der amerikanische Spielemagnat Hasbro als jüngste seiner gefühlt 250.000 Varianten des Klassikers 'Monopoly' eine gegenderte Version herausgebracht. Bei 'Miss Monopoly' erhalten Spielerinnen qua Geschlecht automatisch ein paar Euros mehr, wenn sie über 'Los' gehen. Damit, wie der Hersteller sich erhofft, "die Gender-Pay-Gap-Debatte [...] in die Konversationen beim Spieleabend einfließt." Aha. Das meinen die nicht ernst, oder? Das ist doch ein Spaß! Da hat doch die komplette Marketingabteilung von Hasbro einen durchgezogen, ein paar Linien Nasenata geschnorchelt und einen Wettbewerb veranstaltet, wem wohl die dämlichste Monopoly-Variation einfällt, mit der sich trotzdem noch Geld verdienen lässt. Kann gar nicht anders sein.
Abonnieren
Posts
(
Atom
)