Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Montag, 24. Februar 2020
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (22)
Es gibt ja diverse Exemplare der Gattung Mann, die sich der allfälligen Feminisierung der Gesellschaft mutig entgegenstellen, indem sie nach außen demonstrieren, was für echte Männer sie sind. Nein, MÄNNA. Nee, MÖNNOH. Tragen rasputinhafte geplatzte Seegrasmatratzen am Kinn, die sie regelmäßig in Barbershops (wo nur MÖNNOH Zutritt haben) pflegen lassen und geben sich MÖNNLÖCHEN Hobbys hin. Sich großflächig tätowieren lassen. Barbecue. Essen im Stehen halbroh angebranntes, aus dem Internet heruntergeladenes Edelfleisch vom Grill. Dazu süppeln sie kennerisch Craftbeer aus kleinen Microbreweries. Überhopfte, gallenbittere Gewaltgesöffe, die kein mit durchschnittlichem Geschmackssinn ausgestatteter Mensch ohne Würgereiz durch den Hals kriegt.
Sonntag, 23. Februar 2020
Jenseits der Blogroll - 02/2020
Die Links und Fundstücke des Monats. Dominiert dieses Mal vor allem von den Ereignissen von Erfurt und Hanau. Quasi als Ausgleich gibt es auch viel Kultur.
Politik. Georg Seeßlen über Politik in Zeiten der Postdemokratie.
"In der Postdemokratie gehört der Erfolg offensichtlich nicht mehr jenen Personen und Organisationen, die am meisten moderierte und rationale Zustimmung in der Mitte erzielen, sondern jenen, die das Geschäft der Spaltung mit der größten Skrupellosigkeit betreiben."
Samstag, 22. Februar 2020
Tatäh!
Karneval ist Außenstehenden wie mir mitunter schwer zu vermitteln. Ein ehemaliger Arbeitskollege, der eine Zeitlang für die Colonia-Versicherung in Köln tätig war, erzählte mal, wie er auf eine Veranstaltung in einen öden Gemeindesaal in einem öden Vorort mitgeschleppt worden war. Als irgendwann dieser als Jungfrau verkleidete Mann in Begleitung von fünf dieser Zinnsoldaten reinmarschiert kam, sei der Saal förmlich explodiert. Alles habe sich selig schunkelnd in den Armen gelegen, teils mit Tränen in den Augen. Und er so: Hä? Hab ich was verpasst? Wäre mir vermutlich ähnlich gegangen.
Donnerstag, 20. Februar 2020
Tut nicht so überrascht!
Drecksfaschos. Jetzt hat Tobias Rathjen, einer dieser selbsternannten Abendlandsretter, in Hanau zehn Menschen getötet und sich selbst. Abgesehen davon, den trauernden Hinterbliebenen alles Mitgefühl auszusprechen, fällt einem nicht mehr viel ein, was man noch sagen könnte. Dieses inzwischen so routiniert wirkende Gedenken! Das Überraschtsein! Dabei hatte man das längst kommen sehen können, wenn man denn nur gewollt hätte. Seit dreißig Jahren, als in den neuen Ländern Nazis 'National Befreite Zonen' errichteten. Seit ungefähr zehn Jahren, als Rassismus salonfähig wurde. Seitdem die zunächst zu 'Döner-Morden' verharmloste NSU-Mordserie bekannt wurde. Halle. Lübcke. Warnzeichen gab es, massenhaft. Überraschend war da gar nichts.
Montag, 17. Februar 2020
Wahre Worte
"Wenn man sich mit Menschen über die Verteilung der Vermögen und Einkommen in Deutschland unterhält, klagen erst einmal viele darüber, wie ungerecht es in Deutschland doch zugeht. Wenn man mal etwas genauer nachfragt, kann man aber auch feststellen, dass einige Leute in Wirklichkeit gar kein Problem mit der Verteilung des Vermögens oder mit arm und reich haben, sondern dass sie in erster Linie ein Problem damit haben, dass sie auf der falschen Seite stehen. […] 140 Millionen abgegebene Lottotipps pro Woche sprechen m.E. für sich." (Ein Nutzer im SPON-Forum)
Samstag, 15. Februar 2020
Links, rechts, Hufeisen
"Die DDR und die Sowjetunion sind Schnee von vorgestern, und dabei sollte es auch bleiben. [...] Die Gräuel des Staatssozialismus des 20. Jahrhunderts sollten nicht dafür missbraucht werden, jede Kritik an den Problemen des heutigen Kapitalismus zum Verstummen zu bringen." (Kristen Ghodsee)
Groß ist ja seit dem Tag von Erfurt im bourgeoisen Preßwesen auch das Erstaunen darüber, dass die hirnlose Hufeisentheorie vielleicht doch nicht so das hammermäßige politische Universal-Welterklärungsmodell ist, so alles in allem. Wenn auch zähneknirschend muss man sich eingestehen, dass ein Bodo Ramelow, obschon Mitglied der Linken, während seiner Amtszeit nachweislich anderes im Schilde führte als Gulags und Mauern errichten, rote Fahnen hissen, Landwirtschaft kollektivieren, Staatsfeinde liquidieren, Geheimpolizeien aufbauen, Bürger in hässliche blaue Hemden zwingen oder gar, Horror of Horrors des deutschen Bildungsbürgers, das Gymnasium abzuschaffen.
Dienstag, 11. Februar 2020
Ronny des Monats - Februar 2020
Bei allem Rummel um die Ereignisse in Thüringen ist fast untergegangen, dass auch noch anderes Berichtenswertes geschehen ist in letzter Zeit. Wiewohl vermutlich nicht geplant, geriet dadurch das gerade in der Woche zuvor stattgefundene Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz in den Hintergrund. Was umso pikanter ist, als dass maßgebliche Teile der AfD, allen voran der Thüringische Franktionsvorsitzende, das als Teil eines angeblich krankhaften ‚Schuldkultes‘ gern zur Fußnote schrumpfen würden. Aber:
Samstag, 8. Februar 2020
Gespalten und verhöhnt
Sieben Thesen zu Thüringen
Da der ganze Qualm nun langsam sich verzieht, kann man sich vielleicht an einer nüchternen Analyse versuchen. Was genau ist da am Mittwoch in Erfurt eigentlich genau passiert? Passiert ist folgendes: CDU und FDP wollten in Thüringen um jeden Preis einen Ministerpräsidenten Ramelow verhindern, der im Land allgemein beliebt ist. Weil die eigenen Stimmen der Thüringer Knackwürste dazu nicht reichten, haben sie die AfD ins Boot geholt. Vermutlich von langer Hand geplant. Das hat allgemein zu so großer Empörung geführt, dass Union und Liberale hastig zurückruderten. Jetzt hat eine Forsa-Umfrage ergeben, dass der geniale Coup komplett nach hinten losgegangen ist. Satte Gewinne für die Linke (+ 10), leichte für SPD (+1) und Grüne (+2), Klatsche für CDU (-10) und FDP (-1, < 5%), nur plus 1 für die AfD. Ein Versuch der Einordnung in sieben Akten.
Donnerstag, 6. Februar 2020
Ein Tag mit Folgen
"Nur bleibt, auch wenn viele Leute den Vergleich mit 1933 satthaben, stehen: Die FDP hat in Thüringen den Tabubruch begangen. Das, was von demokratisch, tolerant, antifaschistisch gesinnten Menschen in Deutschland seit den Wahlen im vergangenen Jahr gefürchtet worden war, ist eingetreten." (Barbara Junge)
Es stellt sich zunehmend dringender die Frage, wieso Liberale und Konservative sich eigentlich so standhaft weigern, historische Parallelen zu erkennen, die mit Händen zu greifen sind, ja, jedem entsprechend Halbgebildeten förmlich ins Auge springen müssen? Dass es weiß Gott reicht, schon einmal einem Faschisten ins Amt geholfen zu haben, weil man fälschlicherweise glaubte, ihn locker kontrollieren, vulgo: An die Wand quetschen zu können.
Sonntag, 2. Februar 2020
Peripherie
Die auch durch mein Heimatsprengel führende Autobahn 2 trägt hier den inoffiziellen Namen 'Warschauer Allee'. Ein Teilstück davon, das zwischen dem Kreuz Oberhausen und der Ausfahrt Hamm-Uentrop nämlich, könnte man auch, analog zur 'Romantischen Straße' oder zur 'Deutschen Alpenstraße', problemlos in 'Deutsche Kohlekraftwerksstraße' umbenennen. An den Gestaden von Rhein-Herne- und Datteln-Hamm-Kanal liegt dort wie an einer Perlenschnur ein kohlegefeuerter Meiler neben dem anderen. Da denkt man sich als Hiesiger zuweilen: Wieso eigentlich das ganze Aufhebens um dieses Dattelner Kraftwerk? Darauf kommt es nun wirklich nicht mehr an. Und der Rest der Republik so: Datteln? Sind das nicht diese picksüßen Gnubbel, die man im Supermarkt bekommt?
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