Das Framing, Naming und Blaming der vergangenen Jahrzehnte war insofern erfolgreich, als dass vielen als erstes faule, überversorgte Arbeitslose in den Sinn kommen, wenn irgendwo die Rede ist von 'ausuferndem Sozialstaat'. Dass Sozialstaat aber weit mehr ist als Arbeitslosengeld, fällt regelmäßig unter den Tisch, und man hat den Verdacht, nein, man kann kaum anders als zu denken: Das soll auch so sein.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
Donnerstag, 18. Januar 2024
Sozialstaats-Blamegame
Das Framing, Naming und Blaming der vergangenen Jahrzehnte war insofern erfolgreich, als dass vielen als erstes faule, überversorgte Arbeitslose in den Sinn kommen, wenn irgendwo die Rede ist von 'ausuferndem Sozialstaat'. Dass Sozialstaat aber weit mehr ist als Arbeitslosengeld, fällt regelmäßig unter den Tisch, und man hat den Verdacht, nein, man kann kaum anders als zu denken: Das soll auch so sein.
Sonntag, 14. Januar 2024
Vermischtes und Zeugs (LXXIII)
"Es gibt drei Dinge, die sich nicht vereinen lassen: Intelligenz, Anständigkeit und Nationalsozialismus. Man kann intelligent und Nazi sein. Dann ist man nicht anständig. Man kann anständig und Nazi sein. Dann ist man nicht intelligent. Und man kann anständig und intelligent sein. Dann ist man kein Nazi." (Gerhard Bronner)
Peter Sloterdijk war lange Mitglied des Vereins Deutsche Sprache e.V. Nachdem nun ruchbar wurde, dass VDS-Vorständin Silke Schröder bei der Wannseekonferenz 2.0 zugegen war, kündigte er seine Mitgliedschaft umgehend. Das ist natürlich zu begrüßen. Trotzdem: Ist dem Mann tatsächlich erst jetzt aufgefallen, dass der Laden eine Ansammlung überwiegend reaktionärer, teils rechtsoffener Ewiggestriger ist, deren Vorstandsmitglied Schröder regelmäßig für den AfD-nahen ‚Deutschland-Kurier‘ schreibt? Ein echter Blitzmerker, will mir scheinen.
Freitag, 12. Januar 2024
Ronny des Monats - Sonderausgabe
"Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen." (Primo Levi)
Dieses Mal, liebe Lesende, ein Novum. Es gibt keine Top 5, keine warmen Worte zur Einleitung und auch keinen Ehrenronny. Das ist praktischerweise gar nicht nötig, denn was sich da in Potsdam in Schlagdistanz des Wannsees im handlichen Tagungsformat getroffen hat, nimmt einem viel an Recherchearbeit ab. Dank der Recherche von correctiv.org wissen wir, was für eine Geisterbahn aus Rechten, Ganzrechten und Nazis mit einem österreichischen Faschohipster und Führer der 'Identitären Bewegung' als Hauptreferenten dort über das beriet, was nach einer Machtergreifung mit dem Land passieren soll. Im Kern geht es um Errichtung eines völkischen Ethnostaates mittels Massendeportationen.
Montag, 8. Januar 2024
Bauern und Bonzen
"Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) hat im Sommer zwei interessante Zahlen veröffentlicht. Die erste: Das durchschnittliche Einkommen in der Landwirtschaft ist im Wirtschaftsjahr 2021/2022 um mehr als 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 gab es nach Angaben des Deutschen Bauernverbands sogar ein Plus von 45 Prozent. Die zweite interessante Zahl des BZL: Fast die Hälfte der Einkommen in der Landwirtschaft stammen aus öffentlichen Geldern.“ (Markus Becker)
Damit ist eigentlich schon alles gesagt, sollte man meinen. Man könnte noch ergänzen: Bauern jammern, wenn die Ernte schlecht war, weil dann die Erträge niedrig sind, und wenn die Ernte gut war, jammern sie auch, weil dann die Preise im Keller sind. Ansonsten: Zu hell, zu dunkel, zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken. Und: Bauern bekommen schon ab dem fünften Lebensjahr zu kleine Schuhe angezogen, damit sie beizeiten lernen zu jammern und zu klagen. Sicher, auch für andere (Klein-)Unternehmer ist das Glas grundsätzlich immer halbleer, alles wird immer schlimmer, es lohnt sich ja eigentlich kaum mehr, das alles. Man ist quasi dauerhaft am Bettelstab. Und schuld sind 'Die da oben'. Höre ich seit Jahrzehnten. Alles immer schlimmer, da können der dickste Benz und der modernste Fuhrpark vor der Tür stehen.
Damit ist eigentlich schon alles gesagt, sollte man meinen. Man könnte noch ergänzen: Bauern jammern, wenn die Ernte schlecht war, weil dann die Erträge niedrig sind, und wenn die Ernte gut war, jammern sie auch, weil dann die Preise im Keller sind. Ansonsten: Zu hell, zu dunkel, zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken. Und: Bauern bekommen schon ab dem fünften Lebensjahr zu kleine Schuhe angezogen, damit sie beizeiten lernen zu jammern und zu klagen. Sicher, auch für andere (Klein-)Unternehmer ist das Glas grundsätzlich immer halbleer, alles wird immer schlimmer, es lohnt sich ja eigentlich kaum mehr, das alles. Man ist quasi dauerhaft am Bettelstab. Und schuld sind 'Die da oben'. Höre ich seit Jahrzehnten. Alles immer schlimmer, da können der dickste Benz und der modernste Fuhrpark vor der Tür stehen.
Samstag, 6. Januar 2024
Schätzelein
In Essen habe ich von 1990 bis 1996 studiert. Wiewohl die Stadt mit nie Heimat geworden ist, hängen doch einige Erinnerungen dort. Außerdem fiel mir ein, dass ich den zu recht berühmten Domschatz bloß ein Mal und sehr flüchtig in Augenschein genommen habe. Da ich ein paar Tage frei hatte, und es am Freitag zur Abwechslung mal nicht pausenlos schüttete wie aus Eimern, bot sich eine kleine Reise in die Vergangenheit an. Drei liebe Menschen, mit denen ich schon lange zu tun habe, wollten sich anschließen. Die Vorzeichen für einen netten, anregenden Tag standen also gut.
Donnerstag, 4. Januar 2024
Vermischtes und Zeugs (LXXII)
In letzter Zeit liest man immer öfter die Frage: Was wären Sie lieber, Boomer oder GenZ? Entschuldigung, wie war das? Natürlich GenZ! Beim Aufstehen knackt es nicht überall, man fühlt sich auf Partys nicht schon um 23 Uhr todmüde, man muss nicht andauernd zum Arzt und nicht täglich Tabletten nehmen, benötigt noch keinen teuren Zahnersatz, muss als Digital Native keinen jungen Rotzlöffel um Hilfe bitten, wenn das Internet nicht geht, sondern kann das selbst, man verträgt noch Alkohol und auch die Knie zwicken nicht beim Treppensteigen. Dafür muss man sich mit nervenden Alten rumärgern und kriegt später keine Rente. Alles eine Frage der Prioritäten.
Sonntag, 31. Dezember 2023
2023 - abgehakt
Das Jahr neigt sich schon wieder und wie zu jedem Jahresabschluss, liebe Lesende, hier die Übersicht über die meistgeklickten Beiträge dieses Jahres. Ich spare mir hier Bemerkungen darüber, was für ein verrücktes Jahr das wieder war etc., denn dann bestünde die Gefahr, dass das ausufert.
Donnerstag, 28. Dezember 2023
Wahre Worte (72)
Heute: Peter Unfried über das Ende einer Ära
"Die Bundesrepublik ist am Ende - in ihren Routinen des Regierens und Denkens. Die entscheidenden Dinge, auf denen Deutschland und die EU aufgebaut waren, funktionieren nicht mehr oder sind bedroht: der billige amerikanische Schutz, die billige russische Energie, der reich machende chinesische Markt. [...] Und jede Menge davon abgeleitete Dinge und Gedanken sind auch nicht mehr hilfreich, etwa der bequeme und egoistische Pazifismus, der als Weltläufigkeit getarnte Germanozentrismus, die weitgehende Ignoranz gegenüber den bedrohten planetarischen Lebensgrundlagen, den Grundlagen des mehrheitlichen Wohlstands und des im Vergleich beträchtlichen Sozialstaats." (taz, 23. Dezember 2023)
Freitag, 22. Dezember 2023
Jenseits der Blogroll - 12/2023
"Wenn die stille Zeit vorbei ist, dann wird es auch wieder ruhiger." (Karl Valentin)
Einer aktuellen Umfrage zufolge glauben 40 Prozent der Deutschen, dass Sie ihre Meinung nicht frei äußern könnten. Aha. Was mich wirklich ärgert ist, dass ich anscheinend die Zeit irgendwie verpennt haben muss, als jeder alles immer und überall sagen durfte, ohne dafür irgendwie kritisiert zu werden oder sich gar Widerspruch gefallen lassen zu müssen. Alle anderen weißen alten Männer scheinen sich zu erinnern, aber mir will es einfach nicht gelingen. 2023 könnte durchaus als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem Deutschland, seit jeher das Land der Unentspannten, endgültig durchgedreht ist und in Wehleidigkeit ersäuft.
Dienstag, 19. Dezember 2023
Glühwhine
Unter jenen, die sich für mit Geschmack gesegnet halten, herrscht in diesen vorweihnachtlichen Zeiten quasi Konsens: Glühwein geht gar nicht. Picksüßes gepanschtes Zeugs, das in einer Liga kickt mit -- oleee ole-olee-oleeee!!! -- aus dem Eimer eingenommenem Sangria am Ballermann. Nun gut, da es offenbar langsam langweilig wird, sich alle Jahre wieder an Konsumterror, Firmenweihnachtsfeiern und Ohrenfolter wie 'Last Christmas' abzuarbeiten, ist heuer halt verstärkt Gevatter Glühwein dran.
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