Donnerstag, 9. Juli 2020

Dumm, naiv oder beides?


Der Verkauf von Waren und Dienstleistungen funktioniert nicht selten über eine Illusion. Wem das nicht bewusst ist, dem ist schwierig zu helfen. Gab hier am Ort mal einen Fahrradhändler, der war ein prima Techniker und auch immer nett und irre großzügig, aber leider überhaupt kein Geschäftsmann. Neuen Bremszug einbauen? Ach komm, mach ich mal eben, fünf Minuten. Geld? Lass' mal stecken, ist schon in Ordnung. Birne fürs Frontlicht? Hier, nimm mit, passt schon. Bei fünf Besuchen hat man vielleicht einmal bezahlt. Zwar sehr nett, wie gesagt, aber eine schlechte Idee, weil Kleinvieh auf Dauer auch Mist macht. Zumal ich ja zahlungsfähig und -willig war. Ende vom Lied: Der Laden war bald insolvent.

Die freundliche Buchhändlerin mit ihrem kuscheligen Laden, die immer so tolle Lesetipps parat hat und meine Vorlieben so gut kennt, macht das in erster Linie ja nicht, weil ich ein so hammermäßig netter Kerl bin und sie unbedingt nett zu mir sein, sondern weil sie am Ende des Tages mein Geld will. Geld verdienen zu wollen ist zunächst mal nichts Schlechtes oder Unmoralisches. Im Gegenteil: anders wäre schlecht. Viele 'kleine Läden' scheitern auch deswegen, weil sie, siehe oben, mit falschen Prämissen antreten. Das Persönliche über das Finanzielle stellen. Dergleichen sollte einem bewusst sein, dann kann man damit umgehen und vernünftige Entscheidungen treffen.

Aber die Illusion funktioniert. Erst recht im Netz. Nicht nur der Berufsstand der 'Influencer' lebt davon, teils sehr gut, sondern ein Großteil der Digitalindustrie. Seit deren Anfängen inszenieren deren Pioniere, die über das wertvollste Herrschaftswissen der Welt verfügen, sich als patente, unpolitische Machertypen, als verstrubbelt-tapsige Nerds, die zwar in kurzer Zeit absurd reich geworden sind, deren wahres und einziges Trachten aber immer nur darin besteht, die Welt ein wenig besser zu machen.

Und so ist wieder einmal das Erstaunen groß, wenn etwa Facebook diversen flammenden Aufrufen, die schlimmsten Folgen seines Tuns zumindest einzudämmen, eher halbherzig bis so gar nicht nachkommt.

Ja potztausend!

Mal ganz ehrlich:

Wie dumm bzw. naiv kann man eigentlich sein?

Facebook wird sein Verhalten auch in Zukunft nicht ändern und den Eiertanz zum Sankt-Nimmerleinstag weitertreiben. Weil offensichtlich genügend Leute es immer noch nicht kapiert haben oder kapieren wollen: Nicht das Bereitstellen einer Kommunikationsplattform, sondern Handel mit und Vermarktung von Daten ist Geschäftszweck von Facebook. Wäre das anders, dann wäre der Dienst kostenpflichtig oder es gäbe ein Optionsmodell (umsonst mit Werbung, werbefrei und einige Extras nur gegen cash).

Natürlich erzählt Mark Zuckerberg immer wieder treuherzig, Facebooks höchstes, ja hehrstes Ziel sei es, Menschen dabei zu helfen, sich zu vernetzen und die Welt so zu einem besseren Ort zu machen. Und erweckt dabei den Eindruck, er sei im Prinzip immer noch 'Zuck', der Dude, der damals auf der Uni mit ein paar anderen Dudes eine Flirt-Software zusammengetackert hat und mehr so versehentlich superreich geworden ist. (So wie auch der noch absurd reichere Jeff Bezos immer wieder gern die Geschichte zum Besten gibt, wie er einst mit seiner damaligen Freundin und ein paar Kumpels Tag und Nacht aus einer Garage in Seattle Bücher verschickt hat.) Die bittere Wahrheit: Zuckerberg ist ein eher ungebildeter, radikallibertärer Studienabbrecher, dem alles jenseits seines Silicon Valley-Horizonts gepflegt am Arsch vorbeigeht.

"Sie vertrauen mir, diese Idioten." (Mark Zuckerberg)

Das Problem ist ja nicht, dass einer wie Zuckerberg solche Erklärungen abgibt. Ist aus seiner Sicht nur logisch. Das Problem ist, dass offenbar immer noch genügend gibt, die keine Investoren sind und auf den Blödsinn reinfallen.

"Von allen Social-Media-Multimilliardären dürfte Marc Zuckerberg der Skrupelloseste [...] sein. Er kennt keine moralischen Grenzen, kooperiert mit Trump, ließ schon im 2016ner Wahlkampf zu, daß (vermutliche russische) Bots auf Facebook massiv die Republikaner unterstützen. […] Daher war er derjenige, der sich gar nicht geneigt [sah], gegen Trumps gefährliche Hetze vorzugehen. Bürgerrechtler beißen sich an Zuckerberg die Zähne aus." (Tammo Oxhoft).

So viel zum Thema bessere Welt. Facebook hat sich einst sogar gerühmt damit, aktiv dazu beizutragen, dass ganze Staaten ins Chaos gesunken sind, etwa im Rahmen des 'Arabischen Frühlings'. Inzwischen ist man da ruhiger geworden. Auch über die Rolle, die Facebook beim Völkermord an den Rohingya in Myanmar nach Ansicht von UN-Beobachtern gespielt hat, hält man sich eher bedeckt. Lieber zeigt man, was für ein toller Arbeitgeber man ist, der seinen Mitarbeitern Kickertische und veganes Futter spendiert. Noch lieber bläst man sich zu Helden der Freiheit auf. Einer Freiheit übrigens, die unter anderem bei weiblichen Brüsten sehr schnell an ihre Grenzen stößt, man will schließlich keine prüden Kunden vergrätzen.

Man kennt derlei Logik aus diversen Hollywood-'Familien'filmen: Wenn da einer Gegner in Armeestärke niedermetzelt, ist das kein Problem und ab zwölf. Ist aber eine Zehntelsekunde lang eine halbnackte Frau zu sehen, dann ist das ein Skandalfilm und ab 18, mindestens. Besser nur in Begleitung der Eltern.

Natürlich ist man sich im Hause Facebook dieser Doppelmoral bewusst. So hat man Mitarbeitern im Dezember 2019 einen Chatbot zur Verfügung gestellt. Der sollte helfen, unangenehme Fragen von Familie und Verwandtschaft zu parieren, falls denen der Job des Sprösslings peinlich ist.

Und die ganzen tollen Initiativen zur Bekämpfung von Hass im Netz? Bitch, please! Facebook stinkt dermaßen vor Geld, dass es ihnen schlicht egal ist, als Zeichen des guten Willens eine weitere ranzige Fabriketage irgendwo in Berlin-Mitte zu mieten und 100 schlecht bezahlte Hipster mit abgebrochenem Studium da reinzusetzen, auf dass sie tagein, tagaus so gut es eben geht den widerwärtigsten Dreck aus den Netzen filtern. In den Niederlanden ist man bereits einen Schritt weiter.

Daher gibt es auch nur eine einzige Sprache, die Zuckerberg versteht. Erst als letztens mehr als 90 Großkonzerne angekündigt haben, die kalifornische Fake News- und Hatespeech-Butze fürderhin zu boykottieren, sei es, weil es sogar sie inzwischen ekelt, sich mit dem Laden gemein zu machen oder schlicht, weil sie um ihre Außenwirkung fürchten, scheint plötzlich Bewegung in die Sache zu kommen. Weil das die Kapitalgeber gar nicht gern sehen. Aber auch das dürfte auf lange Sicht kaum etwas bringen. Weil es nicht die Einnahmen sind, um die Facebook fürchtet. Die kommen laut eigener Auskuft größtenteils von kleinen und mittelgroßen Firmen. Es ist der Imageverlust bei Anlegern und potenziellen Kunden. Aber so was geht normalerweise wieder vorbei.

Ich wäre übrigens entzückt, sagen zu können, ich nutzte Facebook nicht. Tue ich auch nicht. Also nicht direkt. Ich müsste schon in direkt den Lauf einer geladenen Knarre schauen oder den kalten Stahl des Laufs einer geladenen Knarre im Nacken spüren, dass ich mich da registrierte, hier einen Button einbände oder mir das gar aufs Handy packte. Wie gesagt, ich wäre entzückt. Aber ich nutze WhatsApp, und das gehört Facebook. Eher unfreiwillig, aber ich nutze es.

Natürlich gibt es Alternativen. Wir leben bekanntlich nicht im Sozialismus und haben die freie Wahl.

Ein Umstieg auf Threema zum Beispiel (eine von zwei Apps übrigens, für die ich jemals Geld bezahlt habe) ist mit minimalsten Mühen verbunden und kaum eine Umstellung. Nur ist irgendwo immer einer, der sagt: "Och nööööö, wiesooooo denn? Voll doof. Ich bleib lieber bei Whatsdepp. Mich interessiert das alles nicht. Meine Daten sind eh nicht wichtig. Außerdem habe ich ja auch nichts zu verbergen." Sämtliche Versuche, solche Leute umzustimmen, sind bislang gescheitert. Im Privaten mag es eventuell noch funktionieren, so jemanden außen vor zu lassen. Nur ist inzwischen alles Mögliche über Whatsapp-Gruppen organisiert, etwa Elterngruppen. Also sind alle gezwungen, den Facebook-Ableger zumindest installiert zu haben.

Bei Facebook dürfte man sich natürlich auch dessen bewusst sein.




4 Kommentare :

  1. Hmm, ganz ehrlich? Was soll dieser Artikel?
    Neben viel Hetze und Verleumdung, habe ich hier wenig Substanz erkennen können. Am besten ist das Zitat von diesem "Tammo Oxhoft". Wer ist das? Und auf welcher Grundlage behauptet er sowas? Wo ist die Evidenz?

    Ich bin kein Facebook-Fan, bin da weder registriert noch sonst was, aber dieser Artikel hier könnte genauso auf Facebook stehen, so unreflektiert und wenig substanzlos, wie er ist.

    Es gibt an Facebook viel zu kritisieren. Hier habe ich keine sachliche Kritik gelesen, sondern irgendwelche Behauptungen, die nicht belegt sind. Und wenn Sie kein WhatsApp haben wollen, dann deinstallieren Sie es einfach. Anstatt sich hier billig zu echauffieren.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wow! Wenn man keinen Bock auf inhaltliche Auseinandersetzung hat, sabbelt man halt was von 'Hetze'. Keine Ahnung, wen Sie mit so was beeindrucken können, ich gehöre nicht dazu.

      Löschen
    2. Dann zeigen Sie mir mal den tollen Inhalt, ich seh nämlich keinen. Außer mal wieder was mit Trump, russische Bots, skrupelloser Facebook-Chef usw. Ich würde also behaupten, sie sabbeln eher. Kein Mensch zwingt Sie WhatsApp zu benutzen, auch nicht die russischen Bots eines Donald Trump. Also heulen Sie nicht rum.

      P.S. Irgendwas stimmt mit der Kommentarfunktion hier nicht. Manche Kommentare kommen durch, manche nicht.

      Löschen
    3. Ach, unbekannter Fremder, wissen Sie, Sie unterstellen mir Rumheulen, was ich mir nur mit Leseschwäche klinischen Ausmaßes erklären kann. Ihnen wird es ähnlich gehen, wenn ich Ihnen sage, dass ich Sie für einen kleinen Kläffer halte, der sich einfach mal bisschen dicketun will.
      Gibt so Diskussionen, die muss man nicht führen. Bye bye und schönen Tag noch.

      Löschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.