Sonntag, 20. November 2022

Ad astra


Seit 1953 leistet die bescheidene Heimatstadt sich eine Volkssternwarte, die dank des langjährigen Institutsleiters Joachim Herrmann 1966 erweitert wurde um ein Kleinplanetarium mit 8 Meter Kuppeldurchmesser und 75 Sitzplätzen. Als Herrmann 1996 in Pension ging, war von Schließung die Rede. Das konnte mit viel bürgerschaftlichem Engagement (Förderverein, Initiativkreis) abgewendet werden. Nach langer Durststrecke steigen seit einigen Jahren die Besucherzahlen wieder, es konnte eine weitere wissenschaftliche Mitarbeiterin eingestellt werden und 2017 wurde sogar ein neuer Erweiterungsbau realisiert.

Zuletzt war ich in den Achtzigern als Schüler im Planetarium. Haben wir damals öfter gemacht. Der Spaß kostete ermäßigt zwo Mark und war immer interessant. Herrmann verstand die Sternwarte in erster Linie als pädagogische Einrichtung und hielt alle Vorträge grundsätzlich live, nichts wurde vom Band abgespielt. Kürzlich geriet mir ein Programmflyer in die Finger. Ich war beeindruckt, was das Team um Burkhard Steinrücken da auf die Beine stellt und dachte: Warum nicht mal wieder ins Planetarium? Weil sich’s zu zwei leichter leidet, fragte ich Studienfreundin T., die als Lehrerin sich verdingt und immer auf der Suche ist nach interessanten Exkursionszielen.




Drei Euro kostet der Eintritt inzwischen. Schnäppchen. Bis auf den schicken Erweiterungsbau, der im wesentlichen einen barrierefreien Vortragsraum enthält, hat sich kaum etwas verändert seit damals. Nach wir vor wird bis auf Zwischenmusik nichts vom Band gespielt, sondern live vorgetragen. Frau Langener hat das wirklich hervorragend gemacht, kompetent, locker und witzig. Richtig faszinierend aber, wie analog das alles noch ist. Nichts ist computerisiert, alles funktioniert rein elektrisch und mechanisch. Kein digitales Gebeame, kein Multimediatrommelfeuer, keine Präsentationen und die Sternbilder werden jeweils mit Dias illustriert. Eine fast schon surreale Erfahrung in diesen durchdigitalisierten Zeiten.

Schade nur, dass die Teleskopkuppel gerade saniert wird und das anschließende Sternegucken per Fernrohr daher ausfallen musste. Werde ich noch einmal hin? Blöde Frage. Unbedingt!

Fun fact: Der abgebildete Projektor ist ein Skymaster ZKP 2 von 1985 aus dem Hause VEB Carl Zeiss Jena, der es damals irgendwie über die Mauer geschafft hat.










3 Kommentare :

  1. Guten Tag,
    die Sternenguckerei war in den Siebzigern ein typisches Nerd-Hobby. Da fuhr man auch schonmal mit dem Fahrrad von Solingen nach Remscheid zum Bismarckturm, weil die da ein uraltes Fernrohr besitzen und wir 2 Burschen abends das Teil für uns hatten (mit Aufsichtsperson natürlich).
    Ansonsten hätte ich noch das hier für dich: https://de.wikipedia.org/wiki/Galileum_Solingen
    Da kann man bequem mit dem Zug/S-Bahn hin.

    Gruß
    Jens

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  2. Schick! Mangels Sternwarte fahre ich gelegentlich auf den nächsten höheren Berg und schaue dort ein wenig in den Himmel - bei einem dieser Ausflüge habe ich die ISS gesehen. Ich meine mich aber zu erinnern, daß sie zu diesem Zeitpunkt auf sehr erdnahem Kurs und daher auch ohne Fernglas zu sehen war.
    Zu dem Thema paßt auch, daß das Arecibo-Teleskop nach seinem Einsturz nicht wieder aufgebaut wird. Sehr schade! (und wer jetzt grübelt, schaue sich James Bond Goldeneye an.
    Viel Spaß beim nächsten Besuch in der Sternwarte!

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    1. Danke, werd ich haben, denke ich.
      @Jens: Sieht interessant aus, nette Idee, das in einen alten Kugelspeicher einzubauen.

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